Volltext Seite (XML)
2, .C Buchgewerbe Buchbinderei * * Buchdruck *** * * * Buchhandel *** Steindruck Eingesandte Werke linden Besprechung Nr, 66 Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung 2434 • Sachliche Mitteilungen finden kostenfreie Aufnahme Karl B. Lorck Am 29. August begeht in Leipzig Herr Karl B. Lorck seinen 90. Geburtstag. Von der jüngeren Generation wenig gekannt, werden die älteren Angehörigen des graphischen und des Buchgewerbes sich an diesem Tage gern des Lebensganges und der Verdienste erinnern, welche der Jubilar sich während seines arbeitsreichen Lebens um das Buchgewerbe erworben hat. Im Jahre 1814 in Kopenhagen als der Sohn eines Marine- Offiziers geboren, wandte sich Lorck nach Beendigung seiner Studien der Buchdruckerei und dem Buchhandel zu und be stand eine praktische Lehre als Setzer. Zu weiterer Ausbildung kam er nach Leipzig, er wurde zunächst Volontär und im Jahre 1837 Teilhaber von J. J. Weber. Das Sozietätsverhältnis wurde 1845 aufgelöst; Weber behielt die »Illustrierte Zeitung« und Lorck übernahm den übrigen Teil des Verlages und be gründete ein eigenes Geschäft unter der Firma »Karl B. Lorck«. Im Jahre 1856 übernahm er die durch den Druck orientalischer Werke und die Herstellung von Typen für Hieroglyphen be kannte Nieß’sche Buchdruckerei und Schriftgießerei und wurde in demselben Jahre zum dänischen General-Konsul für das Königreich Sachsen ernannt. Im Jahre 1868 verkaufte er die Druckerei ah Drugulin, welcher sie unter der Firma W. Dru- gulin weiterführte. Lorck gründete 1869 das im vornehmen Stil gehaltene Fachblatt »Annalen der Typographie«, das für eine nationale Organisation der deutschen Prinzipale eintrat und zur Gründung des »Deutschen Buchdruck er-Vereins« führte. Das Blatt wurde Organ des Vereins, Lorck selbst übernahm die Geschäfte desselben als Sekretär und entfaltete eine un- gemein fördernde Tätigkeit für die Entwicklung des Vereins. Unberechtigte Angriffe eines Fachschriftstellers veranlaßten ihn später, dieses Amt niederzulegen. Auch fernerhin hat er sich in den Dienst der gemeinnützigen Bestrebungen im Buch druckgewerbe gestellt. Vorübergehend nur übernahm er eine artistische Anstalt, die er zu einem umfangreichen Kunst- und kunstgewerblichen Geschäft entwickelte. Daneben entfaltete er eifrige schriftstellerische Tätigkeit auf dem Gebiete der graphischen Literatur: Die Herstellung von Druckwerken, praktische Winke für Autoren und Buchhändler (1868); Die graphischen Künste auf der Ausstellung in Wien (1874); Die Druckkunst und der Buchhandel in Leipzig durch vier Jahr hunderte (1879); Geschichte des Vereins der Buchhändler zu Leipzig von 1833—1882 (1883); Handbuch der Geschichte der Buchdruckerkunst; die Zukunft des Buchgewerbes in Leipzig (1884). Die letztgenannte Denkschrift führte zur Gründung des Zentral-Vereins für das gesamte Buchgewerbe und hat damit den Anstoß gegeben zur Errichtung des Buchgewerbe- Museums und zur Förderung des buchgewerblichen Unter richtswesens in Leipzig. So ist Lorcks Leben und Wirken von großem Einfluß auf die Entwicklung des deutschen Buch gewerbes geworden und an seinem 90. Geburtstag werden die Vertreter des deutschen Buch- und Druckgewerbes seiner in dankbarer Anerkennung gedenken. Schweizerdegen vor, weil er, je nach Bedarf, am Kasten oder an der Maschine arbeiten könne, und auch aus diesem Grunde verdiene der Doppelberuf dieses Kollegen gerade heutzutage besondere Beachtung. Diese Ausführungen enthalten ein Körnchen Wahrheit, entsprechen aber den tatsächlichen Verhältnissen nicht In Wirklichkeit wird der Schweizerdegen heute im allgemeinen — und meist mit vollem Recht — als eine minderwertige Arbeitskraft angesehen, er kann weder richtig setzen noch ordentlich drucken. Die Arbeitsnachweise der großen Städte, in denen sich diese unter den beschränktesten Betriebsver hältnissen hauptsächlich in der Provinz ausgebildeten Arbeits kräfte nach Beendigung der Lehrzeit zusammonfinden, haben die traurigsten Erfahrungen damit gemacht, und bessere Druckereien haben eine begründete Abneigung gegen die An stellung solcher Arbeitskräfte, »die sowohl setzen als drucken können«. So lange solche Leute ihre Tätigkeit in kleineren Druckereien ausüben, wo schon der Mangel an geeignetem Schriftmaterial eine bessere Ausstattung der Drucksachen ver hindert, das Konzertprogramm die bemerkenswerteste Akzidenz darstellt, und die Qualität des Druckes sich nicht über den sogenannten Kommisdruck erhebt, mögen die Schweizer degen an ihrem Platze sein und ihr in recht bescheidenen Grenzen gehaltenes Dasein zur eigenen Zufriedenheit fristen. Im übrigen sind die Anforderungen an den brauchbaren Setzer sowohl wie an den Drucker heute so hoch, daß nur besonders begabte und unter den günstigsten Verhältnissen ausgebildete Arbeitskräfte eines der beiden Gebiete, den Satz oder den Druck, genügend beherrschen. Im Gegenteil, die Teilung der Arbeit auch im Buchdruck ist soweit fortgeschritten, daß die gesuchtesten Leute — abgesehen von den Betriebsleitern, von denen eine vielseitigere Fachbildung verlangt wird — die Spezialisten sind, die entweder als Werksetzer über be sondere Sprachkenntnisse verfügen, im mathematischen, Tabellen- oder Notensatz gut bewandert sind, oder als Drucker den Akzidenz-, Illustrations- oder Farbendruck oder aber das Rotationsmaschinenwesen zu ihrer Spezialität gewählt haben. Der erwähnte Aufsatz ist demnach geeignet, falsche Vor stellungen bei den jungen Leuten, die sich dem Buchdrucker- Beruf gewidmet haben, zu erwecken. Dies ist umso bedauer licher, als die Schweizerdegen auch bei ihresgleichen im all gemeinen nicht als vollgiltige Kollegen angesehen werden. In den größeren Städten, wo das Lehrlingswesen von fachlichen Korporationen beaufsichtigt wird, verlangt man von dep Setzerlehrling ebenso wie von dem Druckerlehrling eine vier jährige Lehrzeit, und bei der Gehilfenprüfung wird der Aus gelernte, nach Absolvierung einer derart bemessenen Lehrzeit, nur als Setzer oder Drucker geprüft. Es wird deshalb bei mangelhafter Ausbildung eines Schweizerdegens keine Rück sicht darauf genommen, daß der Prüfling vielleicht auch in einem zweiten Fache einigermaßen ausgebildet ist. Ausbildung von Schweizerdegen In einem Fachblatt wurde vor kurzem bemerkt, der Schweizerdegen habe weniger als ein einseitig ausgebildeter Setzer oder Drucker Konditionslosigkeit zu fürchten, auch sei erfahrungsgemäß niemand für die verantwortungsvolle aber auch angesehene und gut dotierte Stellung eines Faktors oder Geschäftsleiters besser geeignet als ein Schweizerdegen. Es sei ein Irrtum, zu glauben, daß der Schweizerdegen nur in kleineren Provinzdruckereien vegetieren könne. Er verdanke seine Grundlage in der Regel einem kleinen Geschäft, dessen Inhaber meist auch ein strebsamer Schweizerdegen gewesen sei, und mittlere und selbst größerere Offizinen ziehen bei sonst gleichwertigen Bewerbern in der Regel einen tüchtigen Berichte aus Typographischen Gesellschaften Bromberg. Graphischer Verein. In der Sitzung vom 7. August wurde Herr Damm mit großer Mehrheit zum Vorsitzenden ge wählt. Hierauf ergriff Herr Rudat aus Posen das Wort zu seinem Vortrage über die Universal-Schriftlinie. Er erklärte die Vorzüge einer gleichmäßigen Schriftlinie für den Buch drucker und bedauerte die auseinandergehenden Beschlüsse der einzelnen Fach Organisationen, welche teils der Hamburger Universallinie, teils dem Berliner System, teils dem von Scheiter & Giesecke zustimmten. Die endgültige Einigung werde hoffentlich der Universal-Schriftlinie von Genzsch & Heyse zum Siege verhelfen. Zwischen dem Referenten und der Versammlung entwickelte sich eine klärende Aussprache, in welcher die Universal-Schriftlinie allgemein als erstrebens-