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2428 PAPIER-ZEITUNG Nr. 65 Briefkasten Anonyme Anfragen bleiben unberäoksiolitlgi Antwort erfolgt ohne Gewähr. Kostenfrei nur wenn Abdruck ohne Namen gestattet Papier aus Bambus, Bananen und dergl. Aus Brasilien , 5653. Frage: Da hier eine Papierfabrik gebaut werden soll, welche aus Bambus, Bananen und anderen faserhaltigen Pflanzen bessere Packpapiere und eventuell auch andere Sorten erzeugen soll, so erlaube ich mir die Anfrage, ob sich diese Rohstoffe leicht zu Papier verarbeiten lassen, oder ob hierzu eine besondere Kraft, welche die genaue Verarbeitung dieser Rohstoffe kennt, notwendig ist? Kann eine dortige Maschinenfabrik genaue Angabe hierüber geben und die notwendigen Maschinen zur Papier- und Pappenfabrikatin liefern, sodaß, wenn die Maschinen angeschafft und aufgestellt sind, ohne längeres Experimentieren sofort marktfähiges Papier erzeugt werden kann? Sollte es einem intelligenten Maschinentechniker niet t möglich sein, dort in einigen Monaten sich die zur Fabrikation nötigen Kenntnisse anzueignen ? Antwort: Der verdiente tüchtige Erfinder und Vater der Fabrikation von Papier aus Esparto- und Alfagras, der ver storbene Engländer Routledge, hat vor vielen Jahren mit großem Kapital auf der Insel Jamaika Bambus-Pflanzungen an gelegt und den jungen Bambus in einer dafür erbauten Fabrik in Papierstoff umgewandelt. Das Unternehmen ist trotz der darauf verwandten Sachkenntnis und Mühe zugrunde ge gangen, und das darin angelegte Kapital wurde verloren. Aehnliche in New York und an anderen Orten gemachte Ver suche haben das gleiche Schicksal erfahren. (Hofmann’s Handbuch der Papierfabrikation Seite 1641.) Ob aus Bananen schon Papier in großem Maßstab gemacht worden ist, wissen wir nicht. Aus allen Faserstoffen läßt sich Papier erzeugen — aber nur aus wenigen mit Vorteil — wie in Hofmann’s Handbuch der Papierfabrikation (Verlag der Papier-Zeitung, Preis 60 M.) Seite 1645 ausgeführt ist. Jeden falls sind dazu kostspielige und mühselige Versuche nötig, und es gibt keinen Techniker oder Masehinenfabrikanten, der ohne solche Vorstudien und Versuche die dazu nötigen Einrichtungen angeben oder liefern könnte. Intelligente junge Leute müssen Jahrzehnte in Schulen und Fabriken auf ihre Ausbildung verwenden und werden erst durch vieljährige Erfahrung tüchtige Papiermacher. Diese Erfahrung läßt sich durch keinerlei Studium ersetzen, und auch der intelligenteste Ingenieur kann in wenig Monaten keine solche Kenntnis der Papiermacherei erlangen, die ihn zu er folgreicher selbständiger Arbeit befähigen würde.' Holzschliff-Erkennungsmittel 5654. Frage:’Wir bitten Sie, uns das Mittel zu nennen, welches vielfach im Gebrauch ist, um zu erkennen, ob ein Druckpapier holz haltig ist oder nicht. Wir erinnern uns, daß es auch in der Papier- Zeitung angezeigt war, finden jedoch die Anzeige nicht mehr. Antwort: Die in der Papier-Zeitung auch jetzt noch stän- dig angezeigten Mittel sind Dr. Wurster’s Di-Lösung und des selben Chemikers Di-Papier. Die Verwendung beider Mittel beruht darauf, daß mit der Lösung oder mit dem befeuchteten Papier in Berührung gebrachtes Papier sich rot färbt, wenn es Holzschliff enthält, andernfalls aber die Farbe unverändert bleibt. Mann kann auch eine Lösung von Phloroglucin mit verdünnter Salzsäure verwenden, läuft aber dann Gefahr, daß die Salzsäure die Farbe des Papiers zersetzt und dadurch Täuschungen über den Holzschliffgehalt hervorruft, ferner daß die Salzsäure das Muster an der betupften Stelle zerstört. Die Bezugsquelle der Dr. Wurster’schen Erkennungsmittel wurde zuletzt in Nr. 61 an gezeigt. Strohpappe 5655. Frage: 1. Auf welche Art und Weise und womit sind 11/2 mm starke Strohpappen durch und durch, also im Stoff, schwarz zu färben? 2. Wie sind diese Strohpappen zu leimen, damit sie fest und hart werden sowie die Aufsaugfähigkeit möglichst verlieren? 3. Welcher Klebstoff eignet sich für zuverlässige Strohpappen- Klebung? Gewöhnlich hierzu verwendetes Kartoffelmehl reicht nicht aus. Antwort eines Mitarbeiters': 1. — 3. Um Strohpappen im Stoff, d. h. im Holländer schwarz zu färben, hat sich Frankfurter Schwarz gut bewährt. Um diese Farbe an die Faser zu binden und zugleich die Pappe fest und hart herzustellen, setze man dem Stoff im Hol länder Kollodin zu, wie in Nr. 3 der Papier-Zeitung von 1903 unter »Pappen-Fabrikation« beschrieben. Ein zuverlässiger und billiger Klebstoff für Strohpappen ist flüssiges Natron-Wasserglas. G. L. Strohpapiere Aus Rußland 5656. Frage: Gibt es ein Mittel, um der gewöhnlich mit Kalk gekochten Strohmasse auf billige Art die gelb-grüne Farbe zu entziehen, um dadurch zu ermöglichen, ein größeres Quantum derselben zu grauem Packpapier zu verwenden? Ich habe dem mit Kalk gekochten Stroh nach dem Auswaschen Schwefelsäure zugesetzt und dadurch wohl eine andere Färbung (gelb lich-grau) erzielt, doch war dies im Falle nachherigen ungenügenden Auswaschens verderblich für das Holländergeschirr. Antwort eines Fachmannes: Die »Färbung« von gekochtem, gelbem Stroh mit Schwefel säure ist durchaus zu verwerfen. Die Faser wird durch Schwefelsäure viel zu stark angegriffen und erhält die gelblich graue Farbe nur dadurch, daß sie »verbrannt« ist. Mit dieser Behandlung muß, abgesehen von den anderen Nachteilen, un geheurer Stoffverlust verbunden sein, denn es ist eine bekannte Tatsache, daß die mehr oder minder bräunliche Färbung der im Handel vorkommenden Schwefelsäure von organischen Stoffen herrührt, die damit in Berührung gekommen und darin aufgelöst sind. Der Uebelstand, daß bei der falschen Behand lung des Stoffes mit Schwefelsäure das Holländergeschirr an gegriffen wird, könnte zum Teil dadurch gehoben werden, daß statt des langwierigen Auswaschens die Säure einfach durch Zusatz von Kalk schnell neutralisiert wird. Dadurch fällt schwefelsaurer Kalk (Gips) aus, der an den Fasern haftet und vielleicht einen Teil des entstandenen Stoffverlustes wieder einbringt. Da das mit Kalk gekochte Stroh wegen der noch vorhan denen Inkrusten nur zu den geringsten Packpapieren Ver wendung finden kann, so dürfte es sich empfehlen, es einfach vorher mit Blauholzextrakt und Eisenvitriol grau, mit Eisen vitriol braun oder mit Anilinfarben zu färben und dann den anderen Stoffen zuzusetzen. Will man Stroh zu besseren Pack papieren verwenden, so muß man es statt mit Kalk, mit Aetz- natron kochen. (Siehe auch Hofmanns Handbuch der Papier fabrikation Seiten 462 und 1091.) Verkauf unter falschen Angaben? 5657. Frage: Ich kaufte einen Artikel zu 16 M. die 1000 von einem Fabrikanten, der auch an Verbraucher liefert. Auf meine Frage, zu welchem Preis dies geschehe, nannte er mir 25 M. Dieser Preis schien mir etwas hoch, weshalb ich zu 22 M. anbot, mußte aber wiederholt hören, daß ich zu teuer damit sei, bis mir dieser Tage ein Zirkular des betreffenden Fabrikanten zu Gesicht kam, worin er 1000 zu 18 M., 2000 zu 15 M. anbietet, also billiger als er mir verkaufte. Muß ich den Preis von 16 M. anerkennen, nachdem mir betreffs des Verkaufs an Verbraucher falsche Angaben gemacht wurden, sodaß ich nur mit Verlust absetzen könnte? Die Faktura datiert vom 30. Mai 1904, in der kurzen Zwischenzeit kann also wohl kaum ein derartiger Preis rückgang eingetreten sein. Antwort: Nach § 242 BGB. ist der Schuldner verpflichtet, die Leistung so zu bewirken, wie Treu und Glauben mit Rücksicht auf die Verkehrssitte es erfordern. Wenn somit be wiesen werden kann, daß der Verkäufer bezüglich seines Verkaufs an Verbraucher falsche Angaben gemacht hat, die den Fragesteller zum Kauf veranlaßten, so kann er den Kauf rückgängig machen. Die Angaben waren aber nur falsch, wenn der Verkäufer zur Zeit des Verkaufs an den Fragesteller oder kurz nachher an Verbraucher billiger angeboten oder ge liefert hatte als von ihm zugesichert war. Ob im vorliegenden Fall nach Treu und Glauben und Verkehrssitte gebandelt war, kann nur auf Grund der Kenntnis aller Verhältnisse vom Gericht entschieden werden. Heute Nacht verschied nach langen schweren Leiden in Nauheim unser langjähriger Geschäftsführer Herr Camillo Grosse Wir verlieren in dem Verewigten einen geschätzten und verdienstvollen Mitarbeiter, welcher sich durch seine Treue und Tüchtigkeit und durch seinen liebenswürdigen Charakter ein dauerndes, ehrenvolles Andenken bei uns gesichert hat. [161467 Stettin, 10. August 1904 Die Inhaberinnen der Firma F. M. Lenzner Verantwortlicher Schriftleiter Siegmund Ferenczi, Friedenau. Zuschriften nur an Papier-Zeitung, Berlin W 9, erbeten. Druck von A. W. Hayn's Erben, Berlin SW, Zimmer-Straße 29