Volltext Seite (XML)
Nr. 59 PAPIER-ZEITUNG 2185 Probe und „führte aus, daß seit dem Erscheinen der Eckmann- Schrift nebst Schmuck noch kein Künstler so Bedeutendes auf diesem Gebiet geschaffen habe, wie Professor Behrens. Die Probe sei die Leistung eines reifen und selbständigen Künstlers, der ohne Koketterie und Nachgiebigkeit, ja mit tüchtigem Selbstbewußtsein sein Werk jahrelanger Arbeit vor uns auf stellt. Durch gemeinsames Arbeiten des Künstlers mit der Schriftgießerei war es möglich, eine allen Anforderungen ent sprechende künstlerische Schrift zu schaffen. Ueber das Ent werfen einer neuen Schrift sagt Professor Behrens in seiner Einleitung zu dem Probeheft, daß der Versuch, eine Schrift künstlerisch zu gestalten, immer wieder gelehrt, habe, wie jede Abweichung vom Altgewohnten, täglich Gebrauchten auf Kosten der Leserlichkeit gehe. Eine neue Schrift erfinden wollen, hieße darum, eine neue Schreibweise erfinden, die erst gelernt werden müßte. Ein neuer Schriftcharakter kann sich nur organisch, fast unmerklich aus der Tradition heraus ent wickeln, nur im Einklang mit der Neugestaltung des geistigen und materiellen Stoffes der ganzen Zeit. Nur ein solcher Schriftcharakter wird von Bedeutung sein können und mehr sein als eine Spielerei. Nach Ansicht des Berichters wirke die Behrens-Schrift in ihrer schlanken und gefälligen Form ruhig und erfülle damit eine wichtige Anforderung des Buchdruckers und des lesenden Publikums. Die Schrift sei künstlerisch und wirke im Titelsatz dekorativ. Redner lobte auch die Initiale, den Schmuck, die Behrens- Linie sowie die Vignetten. Zum Schlüsse besprach er eine Drucksache aus Behrens-Material, deren Verfertiger des Guten zuviel getan hatte, indem er die Arbeit zu sehr mit Ornamenten und Linien überlud. Die anschließende Debatte war sehr rege, und man lobte allgemein die Behrens-Schrift und das Material. Durch freundliches Entgegenkommen seitens der Administration des Städel’schen Kunstinstituts wurde uns auf Ansuchen eine Besichtigung der Bibliothek und des Kupferstich-Kabinets ge stattet. Diese fand am Sonntag, 3. Juli, vormittags 10 Uhr, statt, und die Beiteiligung war sehr gut. Herr Assistent Flett vom genannten Institut, dem wir es hauptsächlich verdanken, daß uns die Einführung gestattet wurde, hatte die Führung übernommen und gab erläuternde Erklärungen. Es waren eine große Anzahl Bände und Kupferstiche alter und neuer Meister zur Ansicht ausgclegt, und man bekam Einblick in den wertvollen Schatz, den das Städel’sche Kunstinstitut birgt; es enthält über 100000 Kupferstiche usw. Ferner wurde für unsere Mitglieder an jedem Freitag Abend von 5—8 Uhr die Bibliothek und das Kupferstich-Kabinet geöffnet. Diese Vergünstigung ist ein großer Erfolg, da unseren Mitgliedern dadurch Gelegen heit geboten ist, die sehr reichhaltige und wertvolle Sammlung des Instituts zum persönlichen Studium zu benutzen. —r. Kalender Die in Nr. 55 von Hermann Hoffmann über »Kalender« gebrachten Ausführungen verdienen es, von jedem Kalender-Herausgeber zu eigenem Nutz und Frommen wohl beachtet und beherzigt zu werden, sie treffen den Nagel auf den Kopf. Ergänzend möchte ich jedoch auf eine praktische Neuerung auf dem Kalendergebiete hinweisen, das ist die Vereinigung der beiden verbreitetsten Kalenderarten, Tafelnotiz- und Abreißkalender, in einem Stück. Beide Kalender-Gattungen sind heutzutage für jedes Kontor unentbehrlich geworden, deshalb wird man in der Regel mit diesem kombinierten Kalender auf günstige Aufnahme rechnen können. Bei dem für 1904 gemachten Versuche konnte ich meist erwünschten Erfolg, vielfach ausgesprochene Zustimmung feststellen. Der Kalender ist nur etwa 23X81 cm groß und enthält bei ge schmackvoller moderner Ornamentierung den Tafelkalender, den etwa 7 x 10 cm großen Abreißblock und drei geräumige Felder für den Reklametext. Daß bei den bescheidenen Dimensionen der Tafel- Notizkalender in deutlicher Schriftgröße (Korpus) gehalten und mit breiter Notizenspalte versehen sein kann, ist durch Verteilung des Kalendariums auf zwei beiderseitig bedruckte, 14X19 cm große Kartonblätter ermöglicht. Die beiden Blätter lassen sich bequem um drehen und umwechseln. Dieser kombinierte Kalender ist allerdings geschützt, der Bezug stellt sich jedoch billiger als die Selbstherstellung komplizierter Drucke. Möglicherweise gestattet der Schutzinhaber (Karl Stöckigt in Saalfeld in Thür.) unter annehmbaren Bedingungen auch den Nachdruck. X. Geschwindigkeitsregler für Druckmaschinen Der Verfasser des gleichnamigen Aufsatzes in Nr. 58 S. 2148 teilt ergänzend mit, daß der »White Geschwindigkeits regler« von der Power and Speed Regulator Mfg. Company, Ltd., in Kalamazoo, Mich., U. S. A., hergestellt wird. Buchdrucker-Bezirkstag. Am 18. Juli versammelten sich in Sonders hausen die vereinigten Buchdruckergehilfen des Bezirks Erfurt mit den Kollegen aus Arnstadt, Ilmenau, Suhl und Sömmerda zu einem Be zirkstage. Aus dem Bericht des Vorsitzenden war zu entnehmen, daß die Geschäftslage im Buchdruckgewerbe seit dem letzten Berichts jahre wesentliche Besserung erfahren hat, und daß die Lohn- und Arbeitsverhältnisse im Allgemeinen dem deutschen Buchdrucker-Tarife gerecht werden. Zu Unterstützungszwecken an Kranke, Invaliden und Arbeitslose wurden im Berichtsjahre annähernd 6000M. gebraucht. Weiter wurde beantragt, gegen eine Arnstädter Buchdruckerei, deren Lehr lingszahl nicht im Verhältnis zur Gehilfenzahl steht, den Rechtsspruch der Handwerksksammer anzurufen. Zum Ort des nächsten Bezirks tags wurde Erfurt bestimmt. H. Verband der Lithographen und Steindrucken Am 18. Juli begann in Dresden die fünfte Generalversammlung des Verbandes. 67 Delegierte waren erschienen, außerdem ein Vertreter des österreichischen Bruder- Verbandes sowie die Vorsitzende des graphischen Hilfsarbeiter- Verbandes, Frau Paula Thiede. Seitens der Generalkommission war Herr Rob. Schmidt, vom Buchbinderverbande Herr Kloth zugegen. Den Vorsitz führten die Herren Sillier aus Berlin, Schuhmacher aus Leipzig und Eichenmüller aus Nürnberg. Laut dem von Herrn Sillier erstatteten Vorstandsbericht ist die Zahl der gewerkschaftlich Organisierten in den vom Verband vertretenen Berufen außerordent lich günstig, der Verband marschiert mit an der Spitze der gewerk schaftlichen Arbeiterbewegung. Die Mitgliederzahl betrug im April 1901 6412, im Februar 1904 10 007. Insgesamt sind von den 14 962 in den erwähnten Berufen Tätigen über 10 000 — das heißt 67 pCt. — organisiert. Vom 1. Januar 1901 bis 31. Dezember 1903 wurden 578 331 M. 57 Pf. vereinnahmt und 402 411 M. 28 Pf. verausgabt. Der Kassen bestand beträgt demnach 168 594 M. 89 Pf. An Reiseunterstützung wurden in dem genannten Zeiträume 48 390 M., an Arbeitslosenunter stützung 136 395 M., an Umzugskosten 13 120 M. an Unterstützung Gemaßregelter 10 024 M. gewährt. Der durchschnittliche Lohn beträgt wöchentlich bei 1747 Ohromolithographen 27 M. 80 Pf., 1209 Merkantil- Lithographen 27 M. 23 Pf, 1851 Maschinenmeistern 27 M. 11 Pf., 2647 Handpressendruckern 25 M. 74 Pf. und 926 Steinschleifern 18 M. 41 Pf. Es fanden von 1901 bis 1903 140 Ausstände statt; von zehn Abwehr streiks gingen nur drei zu Gunsten der Organisation aus; von sechs Angriffsstreiks fielen zwei teilweise und drei voll zu Gunsten der Arbeiter aus. g. Der Bund Deutscher Buchbinder-Innungen hält vom 23. bis 26. Juli in Dresden seinen Verbandstag ab. Der vor 25 Jahren gegründete Bund umfaßt jetzt 39 Innungen mit gegen 2000 selbständigen Meistern und erstreckt sich über ganz Deutschland. Sitz der Bundesleitung ist Berlin, drei Mitglieder des Vorstandes sind aus anderen Städten zu gewählt. Die Tagesordnung befaßt sich u, a. mit der Reglung des Lehrlingswesens, der neugegründeten Kunstschule für Buchbinder in Berlin, der Verleihung des Meisterprüfungsrechts an die Innungen, der Arbeitslosenversicherung usw. Der Verbandstag soll seinen Ab schluß in einem Dampfer-Ausflug nach der Bastei finden. (Dresdner Anzeiger) Büchertisch The Paper Maker’s Directory of all Nations 1904, heraus- gegeben von Dean & Son in London, 160A Fleet Street, Preis 10‘/ 3 Schilling. Dieses Adreßbuch ist in 13. Auflage erschienen. Wir haben frühere Auflagen wiederholt besprochen. Wesentliche Aenderungen sind uns in der neuen Ausgabe nicht aufgefallen. Das Buch bringt zunächst auf 134 Seiten in alphabetischer Reihenfolge die Papier- und Pappenfabrikanten von England, Schottland und Irland, sodann die Buntpapier-Fabrikanten des britischen Königreiches. Unter der alphabetischen Reihe der verschiedenen Papiersorten sind dann alle britischen Erzeuger dieser Sorten aufgeführt. In der alphabetischen Reihenfolge der britischen Grafschaften sind die dort befindlichen Papierfabriken aufgezählt. Auch die bedeutendsten Papiergroßhändler und Papierausstattungsfabrikanten, alle Papier- und Lumpenhändler, die Vertreter der britischen und ausländischen Papierfabriken in den Großstädten sind ausführlich aufgeführt, sodaß dieser Teil des Adreß buchs als reichhaltig und wertvoll bezeichnet werden kann. Seiten 137 bis 548 sind den Papierfabriken in den übrigen Staaten aller Welt teile gewidmet. Die Fabriken sind innerhalb jedes Staates in alpha betischer Folge der Firmen aufgeführt, und nach jeder solchen Auf zählung w'ird in alphabetischer Reihe der Erzeugnisse jede Fabrik genannt, welche das eine oder andere Erzeugnis fertigt. Da es über die meisten minder bedeutenden Papiererzeugungsländer keine neuen oder zuverlässigen Adreßbücher gibt, so dürften auch die Angaben dieses Buches hierüber nur zum Teil vollständig sein. Die Schreib weise der russischen Firmen, die merkwürdigerweise meist in deut scher Sprache aufgeführt sind, während der gesamte übrige Text eng lisch verfaßt ist, enthalten sehr viele Druckfehler, die wahrscheinlich daher rühren, daß der Bearbeiter dieses Teils mit der Bedeutung der russischen Schriftzüge nicht recht vertraut war. Trotz dieser kleinen Mängel ist ein solches internationales Adreßbuch als Notbehelf nützlich. Das Buch ist auf vorzügliches Papier gedruckt und in rotes mit Aluminiumprägung versehenes Leinen dauerhaft gebunden.