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.0 9. Buchgewerbe Buchdruck * * * Buchbinderei * * *** Steindruck * * * Buchhandel Eingesandte Werke finden Besprechung Nr. 57 Sachliche Mitteilungen finden kostenfreie Aufnahme 2107 Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung Beziehen von Büchern. Von Th. Herzog Das Beziehen von Büchern ist weit davon entfernt, eine künstlerische Tätigkeit einzuschließen, aber sie würde nach dieser Richtung hin unendlich viel gewinnen, wenn man sich etwas mehr künstlerischen Gefühls und des nötigen Verständ nisses für die Sache befleißigen wollte. Das uns zur Ver fügung stehende Material gestattet dies, denn wir haben neben einer allerdings großen Menge vollständig unbrauchbarer Ueberzugstoffe — hierzu gehören alle hochglänzenden, stark gerippten oder geprägten Papiere — eine Anzahl wirklich schöner und geeigneter Materialien, welche die Möglichkeit zu einem künstlerisch-farbigen Schaffen gewähren. Leider haben wir erst eine schlimme Krankheit zu beseitigen, die allgemein unter dem Namen Farbenblindheit bekannt ist, und für welche wir nur ein Mittel kennen — Sehen lernen. Erst wenn wir sehen können, werden wir fähig sein, die uns umgebenden Schön heiten zu verwerten. Das einzige, was man sich allen falls leistet, ist ein wenig unverstandene »Grau-in-Graumalerei«, verkehrte Farbenstellung, wenn man koloristisch wirken will, oder ein nichtssagendes Quodlibet, wenn man sich garnicht mehr auskennt. Der Glanz des Papieres soll dann die ganze Sache herausreißen. Je mehr Glanz, um so schöner das Aus sehen, denkt der Gute und übersieht dabei ganz, daß es im modernen Buchgewerbe, gleich dem übrigen Kunstgewerbe überhaupt, keine glänzenden Flächen gibt. Um sich von der Geschmacklosigkeit einer glänzenden Fläche gegenüber einer matten zu überzeugen, genügt es, abwechselnd ein Stück mattes Papier und ein Stück hochglänzendes, möglichst von einer Färbung, neben ein annähernd gleich großes Stück Kalbleder, Saffian oder Leinen zu halten, um die Verschiedenartigkeit der Wirkungen beider zu beobachten. Wer hiernach noch ferner seiner Gewohnheit, glänzendes Papier zu verwenden, treu bleiben will, der soll in Gottes Namen seinen Stiefel weiter schustern, ihm kann nicht mehr geholfen werden. Doch sollte er dann wenigstens konsequent sein, und auch zu Rücken und Ecken glänzende Bezugsstoffe verwenden oder in Ermangelung solcher, die Lackflasche darüber hinweggießen. Also matte Bezüge von frischer, kräftiger Farbentönung, nur nichts Süßliches; gerippte oder geprägte Stoffe sind eben falls von Buchbezügen auszuschließen. Ein Fehler ist es, den Deckelbezug so groß zuzuschneiden, daß er auf Rücken und Ecken um Fingerbreite übergreift. Der übergreifende Teil verbindet sich nicht mit dem andern Stoff und unterliegt schnellerer Abnützung, sehr zum Nachteil des Aussehen der Bücher. Will man eine bessere Verbindung beider Stoffe herbeiführen, so muß man den unteren Stoff kratzen, den oberen gut mit abgekühltem nicht heißem Leim anschmieren und gut mit dem Falzbein anreiben. Das erfordert aber wieder Aufenthalt, und es ist daher richtiger, das Ueberflüssige mit einem Messerschnitt zu beseitigen. Bei Halblederbänden tritt die Gefahr des Nichtklebens weniger scharf auf, schon weil das teuere Material zu größerer Spar samkeit zwingt, und Loder auch sonst weit eher eine Ver bindung mit andern Stoffen eingeht. Dennoch wird der ordent liche Buchbinder auch hier bemüht sein, alle beim Einledern entstehenden Unregelmäßigkeiten zu beseitigen. Leider geht man hier ebenfalls nicht gründlich genug zu Werke, indem man die Unregelmäßigkeit durch Wegschärfen zu beseitigen trachtet, was meist nur unvollkommen vor sich geht. Denn durch das Schärfen werden wohl grobe Unregelmäßigkeiten be seitigt, aber es treten eine Anzahl kleinere, die sogenannten Schärfeschnitte an ihre Stelle, die dann nicht minder unschön aussehen. Das einzig Richtige ist, alle Ungehörigkeiten mit dem Messer glatt wegzuschneiden, wobei man nur darauf zu achten hat, daß das Messer in schräger Haltung am Lineal entlang geführt wird, und daß bei dieser Arbeit der Buch rücken immer nach rechts liegt. An die durch die schräge Messerhaltung entstandene Facette wird der Bezug angeschoben Selbstverständlich muß er diese vollkommen verdecken, ohne aber auf die Oberfläche des Leders überzugreifen. Die Folge dieses einfachen Handgriffes, der sich viel schneller ausführen als beschreiben läßt, ist ein tadellos glatter Aufzug. Ein beliebter Trick der Großbuchbindereien, die nichts weniger als schönen Unregelmäßigkeiten zu beseitigen, besteht darin, die Lederkanten in der Vergoldepresse mittels geheizter Platte niederzupressen. Doch wird das nur stets ein Notbehelf sein, weil dadurch die Unregelmäßigkeiten nicht beseitigt, sondern nur verringert werden. Buchbinders Sorgenkinder sind die Ecken. Bald sind sie zu groß, bald zu klein, bald lassen sie hier Blöße erkennen, bald dort eine unbekleidete Stelle durchblicken. Immer anders, als der arme geplagte Buchbinder berechnet hat. Deshalb haben ganz besondere Schlaumeier das Mittel ersonnen, die Ecken des Bezugs auszuschneiden. Selbst fachgewerbliche Lehrbücher regi strieren diesen Unsinn. Der einzig richtige Eckenabschnitt ist wiederum eine richtig voraussetzt. Denn nur auf diese Weise ist es möglich, jederzeit ein genaues Passen von Ecke und Ueberzug zu er zielen. Eine weitere Unannehmlichkeit beim Beziehen ist das auf fällige Rollen mancher Bezugspapiere beim Anschmieren, was schon manches Stück Papier gekostet hat. Ein wirksames Gegen mittel gibt es nicht. Anfeuchten der Rückseite mit Wasser ist noch das einzige, womit man dem Rollen einigermaßen be gegnen kann. Auch dem Besten kann es passieren, daß sich einmal eine hohle Stelle in einem der Bezüge bildet, namentlich im Hoch sommer, wenn der Leim schnell trocknet. Um diese zu beseitigen empfiehlt sich in vielen Fällen Anfeuchten der Papierfläche und nachheriges kräftiges Anpressen, natürlich unter Beob achtung der notwendigsten Vorsichtsmaßregeln. Wenn unter der hohlen Stelle Leim war, so wird er nunmehr seine Schuldigkeit tun, war keiner darunter, so wird die Stelle wohl straff angedrückt sein, aber kleben wird sie trotzdem nicht. Wenn sie groß ist, herunter mit dem Bezug und einen andern an seine Stelle. Das ist das Beste. Erfolgreicher Ausstand. Die Buchdrucker von Valencia, Spanien, haben nach kurzem Streik einen einheitlichen Zeilenpreis für die Setzer, sowie einen geregelten Tarif für die Maschinenarbeiter durchgesetzt. Auch in den übrigen größeren Städten Spaniens streben die Buchdrucker derartige Abmachungen mit den Unternehmern an. K. (Leipz. Volksztg.)