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erforderliche Menge abzuwiegen, aufzulösen und durch ein Sieb dem Stoff zuzuteilen. Da aber der Preis der teigförmigen Chromfarbe ziemlich hoch ist, ziehen manche Fabriken vor, ihre Chromfarbe aus chromsaurem Kali und Bleizucker selbst herzustellen. In der Regel nimmt man 1 kg chromsaures Kali auf 4 kg essigsaures Blei (Bleizucker). Jeder dieser Stoffe ■wird für sich aufgelöst und dann in größeren Bottichen ge mischt, wodurch man schwefelgelbe Farblösung erhält. Für mehr rötliche, goldgelbe Farbe nimmt man entweder weniger Bleizucker oder statt desselben salpetersaures Blei. Man findet in vielen Fabriken je einen Bottich mit Chromfarbe von grünlich-schwefelgelbem und rötlich-gelbem, orangefarbigem Ton. Diese Einrichtung bietet manche Vorteile, weil die Farben stets in größerer Menge zur Verfügung sind. Diese Art der Herstellung und Aufbewahrung von Chromfarben hat indessen den Uebelstand, daß die Farbe infolge ihrer Schwere rasch zu Boden sinkt und Vor dem Gebrauch gründlich und sorgsam aufgerührt werden muß. Wenn die Arbeiter dieses Aufrühren versäumen oder nachlässig ausführen, kann dadurch großer Schaden entstehen und bedeutende Farbschwankung verursacht werden. In der Regel kommt dies während der Nacht vor, und man kann dann am Morgen eine ganze Muster karte verschiedener Färbungen bei dem nachts gearbeiteten Papier bewundern. Am billigsten und sichersten ist es, wenn man die Chrom farbe für jede Holländerleere gesondert herstellt und die Lösung dem Stoff direkt zuteilt. Auch ist es zu empfehlen, daß man stets nur eine Art Chromfarbe bereitet und zwar die jenige, welche einen schwefelgelben Farbton ergibt und im Verhältnis von 1 kg chromsaures Kali auf 4 kg Bleizucker er zielt wird. Mit dieser Chromfarbe kann man jeden Farbton von grünlich-schwefelgelb bis zu Gold-Orange genau und sicher herstellen, wenn man zur Erzielung der grünlich-gelben Farben etwas Pariserblau und zu den rötlich-gelben und Orangefarben etwas gelblich Crocen-Scharlach oder Anilin- Orange zusetzt. Selbstredend müssen diese Farbzusätze in dünnen Lösungen stets bereit stehen, damit sie rasch zur Hand sind und genau abgemessen werden können. Zur Bereitung der Chromfarbe braucht man drei Hand bütten und heißes Wasser. In einer Bütte löst man das Kali auf und in der andern den Bleizucker, indem man fortwährend umrührt und sich mittels des Rührholzes überzeugt, daß jeder Stoff vollständig aufgelöst ist. Man gießt das gelöste Chrom kali in die bereitstehende dritte Bütte und muß nun die Blei zuckerlösung rasch in einem Guß unter Umrühren dem Kali zuteilen. Gießt man den Bleizucker zu langsam ein, so wird die Chromfarbe rötlicher, weil ein Teil des Chromkali sich schon mit einem Teil Bleizucker verbunden hat, ehe der Rest hinzukam. Will man die Stoffe langsam mischen, so muß man dieselben vorher erkalten lassen, was aber meistens zu lange dauert, wenn man den Farbstoff sofort gebrauchen muß. Man wird finden, daß dieses Verfahren billig und sicher ist, wenn es gut ausgeführt wird, nur muß man sich hüten, die Bütten und deren Rührhölzer zu verwechseln. Wenn man gut auf paßt, und die Stoffe vor dem Zusammengießen gut gelöst sind, so kann man stets auf gleichmäßige Farbe rechnen. Die gelöste Farbe wird nun sofort in den Holländer ge geben, wobei man dieselbe durch ein Sieb filtriert. Man er hält bei diesem Verfahren gleichmäßige Oberfläche und gut deckende Ausfärbung der Papiere. Die im Handel vorkommenden Erdfarben können auch manchmal mit Vorteil zum Färben der Papierstoffe benutzt werden, weil sie billig und lichtecht sind und gut deckende Farbtöne ergeben. Auch hat man beim Gebrauch der Erd farben keine Umstände, weil sie, genau abgewogen, in warmem Wasser gelöst und durch ein Sieb dem Stoff im Holländer zugeteilt werden können. Bei Auswahl dieser Farben kommt besonders der Umstand in Betracht, daß die Erdfarben den Aschengehalt der Papiere vermehren und da her deren Festigkeit beeinträchtigen. Bei Verwendung von Erdfarben muß man für beschwerte Papiere den Zusatz der übrigen Füllstoffe im Verhältnis zu der Farbmenge verringern, weil sonst der Aschengehalt der Papiere zu hoch wird. Da die Erdfarben sehr wenig ausgiebig sind, bieten sie dem Papiermaeher heutzutage in der Regel keinen Vorteil und werden nur noch für wenige Papiersorten gebraucht. Doch sind dieselben in vielen Fabriken nie ganz entbehrlich und leisten recht gute Dienste, wenn es sich um die Her stellung lichtechter grauer oder hellbrauner Papiere handelt. Man sollte aber zu braunen und grauen Papieren niemals die vorkommenden braunen Erdfarben verwenden, sondern lieber mit den schwarzen, roten und gelben Farben arbeiten, weil diese viel ausgiebiger sind, und man jeden hellbraunen oder hellgrauen Farbton damit erzielen kann. Nur unter besonderen Umständen sollte man überhaupt mehr als 5 kg Erdfarbe für 100 kg Papier verwenden und bei dunklen Farbtönen lieber den Stoff mit andern Farbstoffen auffärben, wenn nicht be stimmte Gründe den Gebrauch der Erdfarben bedingen. In Rücksicht auf den Preis arbeitet man bei beschwerten Papieren meist viel billiger mit Chinaclay und Anilinfarben als mit größerer Menge Erdfarbe, muß aber in jedem einzelnen Falle in Rechnung ziehen, welche Ansprüche an die Festigkeit, Lichtbeständigkeit und anderen Eigenschaften der Papiere ge stellt werden. In den meisten Fällen wird es genügen, wenn eine Fabrik drei Arten von Erdfarbe in Vorrat hält, haupt sächlich Frankfurter Schwarz, Englisch Rot und Goldoker. Letztere Farbe ist, ihrer Reinheit und Ausgiebigkeit wegen, andern billigen Okersorten vorzuziehen. Ueberhaupt kommt es bei den Erdfarben hauptsächlich auf Reinheit der Ware an, und man muß wohl zusehen, daß sie keinen Sand und harte Teile und vor allem keine feinen Kohleteilchen enthalten, weil sich namentlich letztere, trotz vorsichtigen Filtrierens, oft nicht entfernen lassen und sich im Papier sehr störend be merkbar machen. Ebenso wie es vorteilhaft ist, sich bei der Verwendung von Erdfarben auf möglichst wenig Sorten zu beschränken, empfiehlt es sich, sowohl von Anilin- als den übrigen Farben, nicht mehr Sorten einzuführen, als man unbedingt nötig hat. Von Anilinfarben genügen in den meisten Fällen: Eosin, Crocein-Scharlach, Rhodamin, Reinblau, Viktoria- oder Malachitgrün, Auramin, Metanilgelb und Orange. Für Pack papier und satte Farben müssen auch immer Fuchsin und Methyl violett vorhanden sein. Wenn Papier von besonderer neuer Farbe verlangt wird, tut man gut, sich unter Einsendung eines Musters dieser Papiersorte an die Farbenfabrik zu wenden, mit der man in Verbindung steht. Man darf es aber nicht unterlassen, ihr genau mitzuteilen, welche Ansprüche an die Festigkeit und Lichtbeständigkeit des Papiers gemacht und welche Rohstoffe dazu verwendet werden sollen. Mittels dieser Angaben wird die Farbenfabrik meist in der Lage sein, nicht allein die passenden Farben anzuweisen, sondern auch ungefähr die für 100 kg Papier benötigte Menge Farbstoff aufzugeben. Man spart auf diese Weise kostspielige Versuche in der eigenen Fabrik und kommt rasch und gut zurecht, weil die Farbenfabriken große Erfahrung in dieser Beziehung besitzen, da sie fast täglich derartige Anfragen be antworten. Von den übrigen Farbstoffen kommen außer Chromgelb noch Ultramarin und Pariserblau in Betracht, die für viele Papiere gebraucht werden und namentlich zum Tönen weißer Papiere dienen. Für leicht gelbliche Papiere bedient man sich meistens einer Lösung von Chromfarbe, die man am besten nach der oben beschriebenen Weise jeden Tag frisch herstellt, und die für eine Holländerleere erforderliche Menge jedesmal genau abmißt, nachdem man die Farbe sorgsam aufgerührt hat. Zur Erzielung rötlicher Abtönung der .gelblichen sowie auch der weißen und bläulichen Färbungen nimmt man in der Regel Crocein-Scharlach, welches man dann auch in einem Eimer in gelöstem Zustande vorrätig hält,' um die jedesmal zu einer Holländerleere erforderliche Menge genau abmessen zu können. Mit 50 g Crocein-Scharlach auf 10 1 Wasser erhält man passende Farblösung. Vielfach muß man auch Pariserblau zum Tönen benutzen, und die Farbe muß dann vorher in warmem Wasser gelöst und filtriert werden. Man bezieht Pariserblau meistens in Pulverform und darf das zur Auflösung dienende Wasser nur in einer Wärme von 50 bis 60° nehmen. Auch ist darauf zu achten, daß das Wasser nicht alkalisch ist, weil es sonst der Qualität und Ausgiebigkeit der Farbe schadet. Manchmal läßt sich das pulverförmige Pariserblau schlecht auf lösen, und viele Fabriken ziehen deshalb vor, es in Teigform zu beziehen. Ich habe aber wiederholt bemerkt, daß die Teig farbe meist nicht die frische und klare Ausfärbung der Papiere ergibt, wie die pulverförmige. Pariserblau und' Chromgelb geben hübsche, gut deckende und lichtechte grüne Farben, und man kann damit jeden Farb ton bis dunkelgrün erzielen, nur wird die hochgrüne Farbe dann verhältnismäßig teuer. Man sollte deshalb deren Kosten stets vorher genau berechnen., besonders wenn das Papier hohen Aschengehalt erhalten soll, wodurch dann viel mehr