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72 PAPIER-ZEITUNG Nr. 3 Schaufenster-Ausstattung Von Bruno Wenzel, Inhaber einer Schule für Schaufenster-Dekoration in München, Landwehrstr. 57. Nachdruck von Text und Bildern verboten. Fortsetzung zu Nr. 1 Stoff oder Seidenpapier bezogen und darauf eine große Sonne befestigt, die aus Pappe angefertigt werden kann. Die weitere Anordnung ist aus Karneval-Artikeln aller Art zusammengesetzt, wie Bild 78 zeigt. 30. Karnevalfenster Für dieses Fenster fertige man zuerst ein Gerüst, wie Bild 77 zeigt, und stelle es in der Mitte des Fensters, Bild 78, zwischen Rückwand und Scheibe auf. Dann umwinde man dies Gerüst mit Kreppapier und behänge die senkrechten Stangen mit Masken und Kopfbedeckungen. Die Spitzen des Gerüstes werden durch Orden, Knallbonbons usw. überdeckt. Erfindung der Liniiermaschine 1803 Ein Mitarbeiter der »Münchener Zeitung« erinnert an die wenig bekannte Tatsache, daß der Mönch Sigmund Adam aus dem Prälatenkloster St. Zeno bei Reichenhall der erste war, der Papier mittels mechanischer Vorrichtungen fabrikmäßig liniierte. Vor seiner Zeit mußten alle Schreibhefte und Ge schäftsbücher von Hand liniiert werden. Adam befestigte an Stiften Drähte, die er einfärbte und auf Papier drückte. Später bezog er einen Holzrahmen reihenweise mit Klavierseiten, färbte diese mit einer farbegetränkten Filzwalze ein, legte Papier auf den Drahtrahmen und drückte es mit einer reinen Walze an. Auf diese Walze wurde sämtliches Sehulpapier für die Unterrichtsanstalt in St. Zeno hergestellt. 1803 kam Adam durch folgenden Zufall auf den Gedanken, das Papier mittels Rollen zu liniieren: eine Klavierdrahtspule, mit der er spielte, hatte Druckfarbe von seiner von Arbeit geschwärzten Hand aufgenommen und gab diese an ein Blatt weißen Papiers ab; durch den Anblick der hierbei entstandenen parallelen schwarzen Linien angeregt, baute Adam noch im selben Jahre eine Rollen- Liniiermaschine. Als gleichfalls im selben Jahre alle Klöster in Baiern aufgehoben wurden, übersiedelte Adam nach München, führte seine Maschine dortigen Schulmännern vor und richtete nach einigen Jahren eine Liniier-Anstalt ein, die bald nicht nur sämtliches Papier für den Schulheftbedarf der Münchener Schulen, sondern auch Notenpapier liniierte, das in großen Mengen nach dem Ausland ging. Bald wurde die neue Er Bild 78 findung nach entsprechender Ein richtung der Maschine auch zum Liniieren von Tabellen und Ge schäftsbüchern benutzt. Der Leder fabrikant N. Mayer in München soll der erste gewesen sein, der noch vor 1812 seine Geschäftsbücher bei Adam liniieren ließ, und bald war die Liniier-Anstalt für zahlreiche baierische und ausländische Häuser mit dem Liniieren von Geschäfts büchern tätig. Am 23. Juni 1817, nachdem sich die Liniiermaschine in 14jährigem Betriebe bewährt hatte, erhielt Adam von König Max Josef I. ein Privilegium auf 10 Jahre, das nach Ablauf um 5 Jahre ver längert wurde. Adam starb im Alter von 74 Jahren am 14. Juli 1849, und die »Münchener Zeitung« fordert die Stadt München auf, das Andenken des Erfinders in irgend einer geeigneten Weise der Nach welt zu erhalten. Einheitliche Größe der Brief- Umschläge? Seitens der Postverwaltung ist der Plan erwogen worden, Brief- Umschläge von einheitlicher Größe vorzuschreiben. Diese Maßregel wäre ein schwerer Schlag für die Papierwaren-Industrie. Das Gleich machen der Umschläge z. B. für Luxuspapiere würde den Absatz solcher Papiere ungünstig beein flussen, denn durch die wechseln Zwischen den beiden Spitzen der Seitennischen befestige man je einen Halbmond aus Gold- oder Silberpapier. Die Seiten spiegel können mittels Papiergirlanden oder kleiner Scherz artikel, welche man an farbige Bänder hängt, ausgeschmückt werden. In dem mittleren Bogen stellt man durch Kisten eine kleine Erhöhung her, auf welche ein Füllhorn mit Orden gestellt weiden kann. Die Orden bfeestigt man am besten auf Silber tarlatan oder Mull, das Podium selbst verziert man mit Fächern, Masken, Dominos usw. Der Hintergrund wird mit blauem den Formate werden die Käufer immer von Neuem angeregt, und die veränderte Ausstattung der Kassetten trägt dazu bei, den Verkauf solcher Papiere im In- und Auslande zu fördern. Bei gleichbleibender Größe der Papiere wären die Kombinationen von Papieren, Karten und Umschlägen zu einem ansehnlichen Ganzen bald erschöpft, und es käme dann nur noch auf die Papierqualität an, die der Käufer in der Regel nicht zu be urteilen weiß. Wir hoffen, daß vor Erlaß der beregten Ver ordnung nicht nur Handelskammern und kaufmännische Korporationen, sondern auch Papier-Fachvereine befragt werden,