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Nr. 25 PAPIER-ZEITUNG 899 Papierfabrikation in Dänemark Maglemölle Papierfabrik Anfang der 70er Jahre waren die Firmen Drewsen & Söhne und M. Drewsen & Sohn Dänemarks einzige Papierfabrikanten von Bedeutung. Um die Aufträge in angemessener Zeit aus führen zu können, mußten sie trotz des Papierzolls ihren Bedarf teilweise aus dem Auslande decken. Deshalb gründeten eine Anzahl großer Kopenhagener Papierverbraucher, an ihrer Spitze die Verlagsbuchhändler F. Hegel (in Firma Gyldendal’sche Buchhandlung) und C. A. Reitzel sowie die Buchdruckerei besitzer J. H. Schultz und H. H. Thiele (deren Firmen noch heute bestehen mit Ausnahme von Reitzels Verlag, der mit dem Gyldendal’ sehen verschmolzen ist) eine Aktiengesellschaft, um eine neue Papierfabrik anzulegen, deren Leitung dem cand. pharm. Tvede, deren Bau dem Ingenieur-Obersten Petersen übertragen wurde. Nach dem Vorbild einer österreichischen Papierfabrik, die diese Herren auf einer Studienreise 1872/73 besichtigt hatten, wurde die neue Papierfabrik an Stelle der kleinen, idyllischen, halb verfallenen Wassermühle Magle mölle bei Neestved an der Susaa angelegt. Erst zwei Jahre darauf, am 2. März 1875, konnte sie eröffnet werden, und die Leitung durch einen Apotheker und einen Ingenieur-Offizier, denen die technischen und praktischen Fachkenntnisse fehlten, war für das Unternehmen nicht günstig. Zudem war inzwischen eine scharfe Konkurrenz erstanden: H. Sibbern, ein Sohn des bekannten dänischen Philosophen, früher an der Silkeborger Papierfabrik angestellt, hatte, mit seiner Bewerbung um die Leitung von Maglemölle abgewiesen, die Akt.-Ges. Dallum Papierfabrik gegründet. Von dem Patriotismus der Fünen und vom ersten Bankinstitut Fünens, Fyens Diskontokasse, unter stützt, begann er den Bau in der Nähe von Odense und wurde damit dank seiner Tüchtigkeit und Erfahrung lange vor Voll endung der Maglemölle fertig. Die Produktion dieser beiden Papierfabriken überstieg den Bedarf erheblich: Das erste Jahr, 1876, schloß für Maglemölle mit einem Verlust von 180000 Kronen ab. Da trat an die Stelle Tvedes ein junger tüchtiger polytechnischer Kandidat, Fr. Buhl. Dennoch brachte jedes Jahr ein Defizit. Erst 1880 besserte sich die Lage ein wenig, indem man mit den Kredi toren ein Abkommen traf, ohne sich indes aus der Abhängig keit von den Hauptgläubigern, den Banken, freimachen zu können. Inzwischen hatte unter dem Einfluß der neuen Rohstoffe, Zellstoff und Holzschliff, die Papierfabrikation andere Wege eingeschlagen. Diese Rohstoffe wurden von Jahr zu Jahr billiger, und man konnte daraus Papier, freilich auf Kosten der Qualität, billiger als bis dahin herstellen. Verschärfte das schon die Konkurrenz der Fabriken untereinander, so steigerte sich obendrein ihre Produktion, da sowohl Dallum wie Magle mölle, um die Betriebsunkosten zu verringern, je eine zweite kleinere Papiermaschine aufstellten. Das Ende des Kampfes wäre wohl der Ruin fast aller dänischen Papierfabriken ge wesen, wenn sie nicht mit einer Ausnahme im Frühjahr 1889 zu einer großen Aktiengesellschaft »De forenede Papirfäbrikker« vereinigt worden wären. Hiermit war viel erreicht, und das Mißtrauen, welchem die Vereinigung beim Publikum anfangs begegnete, erwies sich als unbegründet: die Papierpreise sind nicht gestiegen, viel mehr seit der Uebernahme aller Fabriken wesentlich gefallen, während die Erzeugnisse besser wurden. Die Möglichkeit zur Spezialisierung, die in dem kleinen Lande mit beschränktem Absatzgebiet, zumal bei starker Konkurrenz, fehlte, war nun gegeben. Bei ihrer Gründung sollte die Maglemühle hauptsächlich die von den Verlegern und großen Druckereien benötigten Papiere aus Lumpen und Stroh herstellen. Im Laufe der Zeit war sie aber immer mehr dazu übergegangen, Pack- und farbige Papiere zu erzeugen. Unter den »Vereinigten Papierfabriken« vollzog sich diese Wandlung endgiltig. Die bis 1889 rund 13 000 Pfund täglich betragende Produktions kraft wurde gehoben, und der Maglemölle die Gesamt erzeugung von Zeitungs-, Pack- und farbigen Papieren über wiesen. Holzschliff und Zellulose teils skandinavischen, teils inländischen Ursprungs wurden ihre einzigen Rohstoffe. Ende 1894 brannte die Hälfte ihres Betriebes nieder, aber mit großer Schnelligkeit und Energie errichtete die Gesell schaft an derselben Stelle eine neue Fabrik und stattete sie mit Maschinen aus, die doppelt so viel leisten als die früheren. 1898 wurde eine ganz neue Einrichtung zur Herstellung von dünnen, einseitig glatten Papieren hinzugefügt, und 1900 kam eine sehr große schnellaufende Papiermaschine zu den zwei vorhandenen hinzu. Das Papier zu allen Zeitungen des Landes wird in dieser Anlage erzeugt. Der jährliche Kohlenverbrauch der Fabrik beträgt 20 Mil lionen Pfund. Das in der Au (Susaa) vorhandene Wasser reicht im Sommer gewöhnlich nicht einmal zum Betriebe einer einzigen Turbine aus, die Wasserkraft spielt also eine sehr untergeordnete Rolle. Die Fabrik ist mit Dampfkraft versehen, die etwa 1000—1200 PS leistet. Sie wird seit 1901 von cand. polyt. H. Hjort geleitet, der schon als ganz junger Mann in den Dienst der Verein. Papierfabriken getreten ist. Unter ihm wurde der Hafen Karrebeeksminde so ausgebaggert, daß er große Dampfer aufnehmen kann. Diese werden in Schuten gelöscht, die von kleinen Dampfern durch die Au bis zur Fabrik hinaufgeschleppt werden, wo mit Hilfe von Dampfkrähnen die Ladung schnell an Land gebracht wird. Ferner ist die Fabrik mit der Bahnstation Neestved durch einen Schienenstrang ver bunden. Wohl täglich empfängt die Papierfabrik gegen 10 Eisen bahnwaggon Güter verschiedener Art. Sie beschäftigt 290 Be amte und Arbeiter, deren Löhne zusammen etwa 300 000 Kronen jährlich ausmachen. (Nach Dansk Bogtrykker-Tidende) Trockenzylinder für Papiermaschinen Laut französischem Patent Nr. 328 134 vom 6. November 1902 hat ein Herr Deguercy Zylinder zum Trocknen von Papier und dergl. erfunden, die so eingerichtet sind, daß man in ihr Inneres durch Verteilungsröhren brennbares Gas in regelbarer Menge einführt und zur V erbrennung bringt. Nebenstehendes Bild zeigt schematisch einen solchen Zylinder. Da die Trockenzylinder - Wan dungen bei Gasheizung keinen Druck auszu halten haben, so kann man den Durchmesser der Zylinder beliebig groß, z. B. auch so groß machen, daß die Papierbahn nach Pas sieren dieses einen Zylinders genügend trocken ist. Diese Art des Trocknens soll sehr sparsam sein. Der Aus ¬ zug der Patentschrift in der »Papeterie« gibt keine nähere Erklärung über Einzelheiten. Da es beim Trocknen von Papier nicht nur auf Billigkeit sondern auch darauf ankommt, daß das Papier nicht überhitzt wird, so dürfte sich dafür Gasheizung nicht so gut eignen wie Dampfheizung, denn bei dieser gibt das Einhalten des richtigen Dampfdrucks Gewähr gegen Ueberhitzung. Papier-Einfuhr nach Kuba Die neuesten Aenderungen des kubanischen Zolltarifs, vergl. Nr. 13 Seite 472, haben denjenigen Kaufleuten, die Papier nach dieser Insel liefern, viel Verdruß bereitet. Verwirrung und Unsicherheit waren lange Zeit so groß, daß das Geschäft stockte. Vorläufig wurde lediglich Packpapier durch die schwankende Tarifpolitik der Kubaner in Mitleidenschaft ge zogen. Der Zoll darauf wurde um 30 pCt. erhöht. Ameri kanische Fachblätter melden, daß dieser Zuschlag im Verein mit dem bestehenden Zoll amerikanisches Packpapier vom kubanischen Markt ausschließen wird, obwohl amerikanische Ware infolge eines Sonderabkommens einen 20 prozentigen Nachlaß vom Zoll genießt. An den billigen Packpapieren, welche in Kuba meist gebraucht werden, sei nur so geringer Nutzen erzielbar, daß die erfolgte Zollerhöhung den Nutzen ausschließe. Obwohl auf die anderen Sorten der Zoll nicht erhöht wurde, so hat doch das Geschäft durch die Unsicherheit gelitten. Alles nach Kuba eingeführte Papier, mit Ausnahme von Rotationsdruckpapier, zahlt Zoll. Die Kubaner kaufen mit Vorliebe sehr dünnes Zeitungspapier in Rollen, und da die amerikanischen Fabriken derartige Papiere nur zu er höhtem Preis herstellen, so liegt das Zeitungspapier-Geschäft