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durch stärkere Erhitzung der Trockenzylinder den Mangel an Oberfläche auszugleichen. Genügende Zahl von Trockenzylindern ist aber nicht nur Grundbedingung für möglichst vollkommene Ausnützung des Dampfes, sondern auch für Erzeugung guten Papiers. Durch rasche Trocknung bei hoher Temperatur wird das Papier brüchig, wellig, schlecht, geleimt usw., während alle Anstrengungen darauf gerichtet sind, gerade das Gegenteil zu erreichen. Von jeder Maschine wird im Lauf der Jahre höhere Ausbeute verlangt als beim Bau in Aussicht genommen war, und wenn sich der Trockner nicht leicht vergrößern läßt, so kann dies nur durch Erhöhung der Temperatur iu den Zylindern mit direktem Dampf, also auf Rosten der Güte des Papiers, erzielt werden. Durch die große in Amerika übliche Zahl von Trocken- Zylindern (20 bis 26 von 4 Fuß Durchmesser), und Verwendung beliebig langer baumwollener Trockenfilze wird es möglich, alle Zylinder mit gleicher Geschwindigkeit laufen zu lassen, also mit einem einzigen Antrieb zu versehen. Filztrockner, die bei den kurzen europäischen Wollfilzen unentbehrlich sind, können bei den langen amerikanischen Baumwollfilzen wegfallen und der ganze Trockner viel ein facher werden. Seitdem ich all dies in meinem Handbuch der Papierfabrikation dargelegt habe, sind in Europa viele, in Deutschland einige, amerikanische Papiermaschinen auf gestellt worden, und unsere Maschinenfabriken haben nach denselben Grundsätzen gleichwertige Konstruktionen aus geführt. Obwohl diese Papiermaschinen allen Erwartungen ent sprochen haben, hat sich die Bauart nicht verbreitet, unsere Papiermacher sind im Großen und Ganzen bei dem herkömm lichen System geblieben. Jede der zwei bis vier Gruppen eines Trockners besteht aus einigen großen Trockenzylindern mit Filztrockner, endlosem Wollfilz und eigenem Antrieb, und der ganze Trockner erfordert dadurch erheblich mehr Auf merksamkeit als die lange Doppelreihe gleicher amerikanischer Trockenzylinder. Unsere Fabrikanten und Arbeiter sind je doch mit dieser Gruppen-Anordnung vertraut und glauben auch mit wollenen Filzen bessere Ergebnisse zu erzielen als mit baumwollenen. Hierzu kommt, daß endlose Wollfilze in Europa erheblich besser und billiger als in Amerika geliefert werden, während baumwollene in den Ver. Staaten besser und billiger sind als bei uns. Obwohl auch deutsche Webereien baum wollene Trockenfilze nach amerikanischer Art liefern, finden es unsere Papierfabrikanten vorteilhafter, die Filze für ihre amerikanischen Maschinen aus den Vereinigten Staaten zu be ziehen. Man darf zwar annehmen, daß sich dies Verhältnis ändern würde, wenn in Europa großer Bedarf für baumwollene Trockentücher einträte, aber einstweilen stellt sich, wie mir versichert wird, die Ausgabe für Wollfilze bei deutschen Papiermaschinen nicht höher als für baumwollene. Der höhere Preis der Wollfilze wird dadurch ausgeglichen, daß sie viel länger halten als baumwollene und dem Papier vielleicht bessere Oberfläche geben. Wenn die reihenartige Aufstellung der Trockenzylinder anstelle der gruppenförmigen bei uns zur Regel würde, so wäre damit der wichtigste Schritt zu größeren Leistungen der Papiermaschinen und zweckmäßigem Antrieb mit voller Aus nützung des Dampfes geschehen. Dieser Umschwung könnte dadurch erheblich gefördert werden, daß die Filzfabrikanten lange viele Trockenzylinder umfassende Wollfilze lieferten, oder daß die inländische Herstellung baumwollener Trocken tücher verbessert und billiger würde. Die Art des Antriebs der Papiermaschinen wird wesentlich von der Bauart der Trockner beeinflußt, diese muß daher bei Erwägungen darüber mit berücksichtigt werden. Es wäre sehr erwünscht, wenn erfahrene Papiertechniker und Maschinenbauer dadurch zur Klärung der hier auf geworfenen Fragen beitragen wollten, daß sie ihre Beob achtungen und Ergebnisse mit elektrischem Antrieb gegen über Dampfmaschinen und Trocknung mit Abdampf mitteilen wollten. Zeichnungen und Beschreibungen- von Anlagen der erwähnten Art und von Einrichtungen zur Veränderung der Geschwindigkeit sowie zahlenmäßige Betriebs-Ergebnisse wären besonders willkommen. Carl Hofmann Der neue österreichische Levantetarif und der Ausnahmetarif für Papier und Pappe Der neue Levantetarif der österreichischen Eisenbahnen, der am 1. Dezember 1903 in Wirksamkeit trat, ist auch für die deutschen Papierfabriken wichtig, weil dieser für Papier und Pappe nach 40 Hafenplätzen der Levante feste Frachtsätze und für Wagenladungen von mindestens 5 Tonnen wesentlich er mäßigte Ausnahmetarifsätze gebracht hat. In die regulären Tarife sind sogar mehrere baierische Stationen, wie: Franzens bad, Eger, Furth i. W., Eisenstein, Passau, Simbach und Salz burg, und laut Verordnung vom 5. Dezember 1903 auch die Stationen Baireuth, Hof, Lichtenfels, München und Nürnberg einbezogen; und in die Ausnahmetarife wurden auch mehrere für Papierfabriken wichtige Stationen der böhmisch-sächsischen Grenze aufgenommen. I. Reguläre Frachtsätze. Papier und Pappe wurden in Klasse 8 der Güterklassifikation eingereiht, die sowohl den Wert als auch den Raum der Frachtgüter berücksichtigt. Die gesamte Klassifikation kennt nur 12 Klassen, während der alte Levantetarif deren 24 hatte. Infolge dieser Verminderung kamen die verschiedenartigsten Industrie-Erzeugnisse in eine Klasse. So gehören Bleizucker, Zement- und Betonwaren, Zellulose in gepreßten Ballen, Schiefertafeln usw. ebenfalls in die Klasse 8. Es heißt in der alphabetisch geordneten Güter- Klassifikation wörtlich: Papier aller Art, auch Glas-, Sand-, Schmirgel-Papier usw., sowie Tüten Kl. 8 Pappe aller Art, auch Rohdachpappe „8 Pappe, gemeine, in Ballen „4 Daß Pappe in Ballen zur Klasse 4 gehört, ist darin be gründet, daß sie in dieser Verpackungsform geringen Raum einnimmt. 2. Ausnahmetarif. Der Ausnahmetarif VI, der nur bei Ladungen von mindestens 5000 kg Anwendung findet, umfaßt fast sämtliche 93 Eisenbahn-Stationen der österreichischen Papierfabrikation. Der Wortlaut dieses Ausnahmetarifs ist folgender; A) Papier, und zwar: a) Papier aller Art, auch Strohpapier, Buntpapier und Pack papier aller Art, ferner Zigarettenpapier in Bogen, sowie geklebte, auch bedruckte Tüten (Säcke) aus Packpapier; b) Papier, bedruckt oder rastriert (Drucksorten), auch Schul schreibhefte; c) Kartonpapier, nicht weiter verarbeitet als: Elfenbein-, Bristol- und Holzpackkartonpapier weiß oder gefärbt, d. i. mittels Kaschiermaschine durch Zusammenkleben zweier oder mehrerer Bogen hergestelltes Kartonpapier; dann Duplexkartonpapier, doppelfarbig. B) Pappe (Pappendeckel), auch zu Kartonnage- und andern Zwecken vorgerichtet, auch bedruckt. Um wieviel diese Ausnahmetarifsätze billiger sind als die regulären Klassensätze, zeigt folgende Tabelle für 7 Stationen, die dem deutschen Ausfuhrgebiet zunächst liegen. Bei Frachtzahlung für mindestens 5000 kg per Frachtbrief und Wagen. Ueber Triest seewärts Ausnahmetarif VI Reguläre Tarif- kl-asse 8 von: Centimes für je 100 kg Centimes für je 100 kg Arnau Hohenelbe Komotau . Saaz Trautenau . Prag Wien (Matzleinsdorf) . . . . Diese Sätze gelten für Levante: 465 465 429 411 465 394 382 nachfolgende 4C 474 485 455 459 474 478 452 Hafenplätze der Argostoli (Cephalonia), Brala, Burgas, Calamata, Candia, Oanea, Catakolon, Cavalla, Cerigo, Cesm, Chios, Corfu, Dar danellen, Dedeagatsch, Galatz, Gallipoli, Konstanza (Küstendje), Konstantinopel, Lagos, Mitilene, Odessa, Parga, Patras, Piraeus, Port Lagos, Prevesa, Retymnia, Rhodus, Kodosto, Salahora, Salonik, Samos (Vathy), Santa Maura, Smyrna, Sulina, Syra, Varna, Volo und Zante. Bei folgenden Stationen wird außerdem eine Anstoß- oder Zuschlagsgebühr von 100 Centimes für je 100 kg berechnet: Alexandrette, Alexandrien, Batum, Beirut, Caifa, Jaffa, Ineboli, Kerasounda, Larnaca, Latakia, Limasol, Mersina, Port Said, Rize, Samsun, Trapezunt und Tripolis in Syrien. Dr. E n.