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868 PAPIER-ZEITUNG Nr. 24 Kalenderschau Ein Hamburger Kalender für das Buchgewerbe, 1904, erschien kürzlich, etwas spät im Jahre, bei der Schriftgießerei Genzsch & Heyse in Hamburg. Es ist ein Oktavheft aus gelb lichem Papier und trägt auf dem Umschlag einen schwarzen Adler mit dem hamburgi- Wappen im Brustschilde und Gießlöffel und G. H. - Matrizen in den Klauen. Dieses hübsche Sinnbild hat die Gießerei mit aus drücklicher Erlaubnis des hamburgischen Senats auf ihren Kalender gesetzt. Den Ent wurf lieferte Otto Hupp, dessen Arbeiten auch alle Textseiten des Kalenders in breiter bunter Borde verzieren. Die in Schwarz druck hierneben abgedruckten Proben dieser Otto Hupp-Ornamente geben dem Leser einen Begriff von der Art der Zeichnungen, aber ihre Wirkung ist mit den lebhaften wie in Tuschmanier angewendeten Farben auf dem starken gelben Papier bedeutend größer. Der Text ist aus der schmalen Neu deutsch gesetzt, er macht einen sehr feinen, einheitlichen Eindruck. Der Inhalt des Ka lenders umfaßt außer dem Kalendarium und geringen kalendarischen Angaben Empfeh lungen und Proben der Schriften von Genzsch & Heyse, und am Schlüsse des Kalenders weist die Firma darauf hin. daß sie seit 70 Jahren besteht, indem sie Probezeilen der nach und nach erschienenen Originalschriften abdruckt. Es ist eine stattliche Reihe schöner Schriften, die da aufgeführt werden. Maschning & Kantorouncz in Berlin S, Gneisenaustraße 41, bildeten den Kalender zur Schreibunterlage aus. Die Pappunter lage mißt 28x43 cm; sie trägt Leinenecken, in denen 12 große Blätter Löschpapier lös bar befestigt sind. Diese Blätter sind mit je einem Monatskalendarium bedruckt und tragen außerdem Reklamen für die Druckerei und Buchbinderei der Firma. Der Druck ist zweifarbig und zeigt die neuesten Schriften, das Kalendarium wurde so angelegt, daß bei jedem Tagesdatum Raum für Notizen frei blieb, den man auf dem stark saugenden Löschpapier aber nur mit Bleistift beschreiben kann. Die Unterlage wird sich im täglichen Gebrauch als nützlich und angenehm er weisen. Der Abreißkalender von August Fomm, Maschinenfabrik in Leipzig - Reudnitz, bietet eine Arbeitsprobe der Prägemaschinen der Firma. Die außerordentlich tiefe und scharfe Prägung im Verein mit verschiedenfarbiger Bronze gibt dem schön entworfenen Rück seitenbilde das Aussehen einer Arbeit in Stein und Bronze. Druck und Prägung wurden auf der Farbdruckpresse »Fomm« in der Buchbinderei von H. Fikentseher in. Leipzig hergestellt, die Gravur der Platte lieferte die Gravier-Anstalt Rudolf Fomm in Leipzig. Die Firma Papelerta Galli in Montevideo in Uruguay, Papier- und Schreibwaren-Großhandlung, sandte uns einen gut ausge statteten Monats-Abreißkalender, der zugleich eine recht ge schickte Anpreisung der von der Firma angebotenen Schreib waren enthält. In dem für handschriftliche Eintragungen frei gelassenen Raum sind die empfohlenen Gegenstände abgebildet. Sie wurden mit einem ganz hellen Blau gedruckt und machen die Schrift darüber nicht unleserlich, trotzdem können sie nicht übersehen werden. Ein Anhang von mehreren Blättern hinter dem Kalendarium bringt einige statistische Angaben aus der Republik Uruguay nebst einigen Bildern. Diese letzteren sehen nicht besonders gut aus, der Druck von Autotypien macht dort in Südamerika wahrscheinlich bedeutend größere Schwierigkeiten, weil alle Erfordernisse dazu erst eingeführt werden müssen. Eingänge. Die Firma L. Schwann, Graphische Kunstanstalt in Düsseldorf, sandte ihrer Kundschaft zwei größere Druck sachen. Es sind zwei vornehm ausgestattete Mappen in Quartformat, von denen die erste »Die neuzeitliche Druckaus stattung im Dienste der Industrie« behandelt und eine stattliche Sammlung ausgeführter Druckarbeiten enthält, welche größtenteils im Auftrage der Industrie angefertigt sind. Einige von den Blättern sind aber auch der Reklame für die eigene Firma ge widmet. Da die Blätter für die Mappe sorgfältig ausgewählt wurden, versteht sich von selbst, daß sie gut ausgeführt sind und die Firma empfehlen. Immerhin fällt auch bei Berück sichtigung dieses Umstandes die außerordentliche Mannigfaltig keit und der häufige Schmuck der Arbeiten durch Original- Zeichnungen auf. Die zweite Mappe enthält Proben der Reproduklions-Anstalt L. Schwann. Diese Kupfer- und Zink- Aetzungen nach allen möglichen Vorlagen sowohl für Maschinen- wie Landschaftsbilder oder technische Zeich nungen sind technisch hervorragend und werden diesem Zweige der Firma ebenfalls die verdiente Anerkennung ein tragen. Auszeichnung. Der Kaiser hat der Firma Julius Sittenfeld, Buch druckerei und Verlagshandlung in Berlin, die preußische Staatsmedaille mit der Inschrift »Für gewerbliche Leistungen« in Gold verliehen, Neben ihren zahlreichen Arbeiten für Reichs- und Staatsbehörden hat sich die Buchdruckerei Julius Sittenfeld durch Illustrationsdruck und künstlerisch vornehme Buchausstattung einen geachteten Namen er worben. Von besonders bemerkenswerten »Werken, die in jüngster Zeit aus der Officin hervorgegangen sind, nennen wir die »Festschrifte der Firma nebst den dazu gehörigen »Illustrationsproben«, sowie die Sonderausgabe der »Berliner Architekturwelt«: das »Melchior Lechter- Heft«. In beiden Büchern vereinigt sich große technische Vollkommen heit mit feinem Verständnis für die Aufgaben moderner Buch druckkunst. Ausstellungs-Zeitung. Wie in Nr. 18 berichtet, wurde der Druck der Ausstellungs-Zeitung und des Kataloges für die in Breslau vor bereitete Ausstellung für Handwerk und Kunstgewerbe der Firma August Scherl in Berlin übertragen. In berechtigtem Aerger hierüber äußerten bereits verschiedene Breslauer Zeitungen, daß solche Arbeiten in erster Linie für schlesische, besonders Breslauer Drucker da seien. Die Firma August Scherl erklärte dann, daß sie beide Drucksachen in Breslau werde herstellen lassen, aber eine Versammlung des Breslauer Buchdruckergehilfen-Vereins nahm, wie der »Bote aus dem Riesengebirge« berichtet, trotzdem die folgende Resolution an: Die Versammlung mißbilligt entschieden die Vergebung der zur Schlesischen Handwerks- und Kunstgewerbe-Ausstellung in Breslau nötigen Druckarbeiten durch die Breslauer Handwerkskammer an eine Berliner Firma. Die Erklärung jener Firma, sie werde die Arbeiten in Breslau herstellen lassen, ändert die Sachlage nicht. Es bedurfte bei der Vergebung der Drucksachen an Breslauer Buchdruckereien nicht der Vermittlung durch eine Berliner Firma, welcher hierbei doch der resultierende Gewinn zum größten Teile zufallen würde, und die außerdem, wie verlautet, diese Arbeiten durch Berliner Personal in Breslau herstellen lassen will. Die Versammlung protestiert gegen diese, die Interessen der heimischen Industrie schädigenden Maßnahmen der Handwerkskammer zu Breslau, die doch eine Vereinigung zur Hebung des Handwerks, in erster Reihe des heimischen, sein soll, und gibt der Erwartung Ausdruck, daß die Handwerkskammer diesen Ver trag rückgängig machen wird. K. Büchertisch Europäisches Tapeten Adreßbuch, VIII. Auflage. Zusammen- gestellt und herausgegeben von der Verlagsanstalt Alexander Koch in Darmstadt. Preis in Leinen gebunden 6 M. Dieses Adreßbuch bringt nach Städten alphabetisch geordnet zunächst die deutschen Tapeten-Fabriken und dann die deutschen Tapeten-Handlungen. In ähnlicher Weise werden die Tapeten- Fabriken und -Handlungen der anderen wichtigeren europäischen Staaten aufgezählt. Bei jeder Firma ist reichlich freier Platz für Be merkungen gelassen. Das Buch ist das einzige für sein Gebiet und wird für Firmen, die mit dem Tapetenfach in Verbindung stehen, nützlich sein. Der Verleger versichert, daß die Angaben zuverlässig sind. Der Text umfaßt 264 Klein-Oktavseiten, daran schließen sich Anzeigen. Da ein solches Nachschlagebuch häufig in die Hand ge nommen werden muß, wäre es erwünscht, daß der Verleger für die nächste Auflage holzschliffreies Papier verwenden möge.