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792 PAPIER-ZEITUNG Nr. 22 75 Jahre Papierfabrik Die Hermanetzer Papierfabrik in Wort und Bild ist der Titel einer Festschrift, die aus Anlaß des 75jährigen Bestehens dieser Papierfabrik herausgegeben wurde. Sie ist von Herrn Direktor Josef Baudisch verfaßt, dem seit Jahren die tech nische Leitung dieser Fabrik obliegt. Hermanetz, in neuerer Zeit Hermänd genannt, liegt abseits von der Eisenhahn in der Nähe der oberungarischen Bergstadt Neusohl (Beszterczebänya). 1829 wurde dort durch den Neusobler Buchhändler Franz Leicht eine Papiermühle errichtet. Nach vielen Besitz änderungen und Erweiterungen ging sie 1866 in den Besitz der Herren Stadler und Hüttner über, deren Bildnisse der Schrift vorangesetzt sind. Seit 1899 sind die Herren Johann, Heinrich und Bruno Hüttner Alleininhaber der Fabrik. In großen, wollgelungenen Abbildungen und durch sachkundige Beschreibung wird der Leser durch die verschiedenen Teile der Papierfabrik, einer der größten Ungarns, geführt. Wir sehen die Jacobsdorfer, Ulmankaer und Unter-Hermanetzer Holzschleifereien und dann die Hauptfabrik in Hermanetz in allen ihren Teilen und erfahren, daß die Holzschleifereien mit 850 Wasser-Pferdestärken 3 Millionen Kilogramm Holzschliff erzeugen, und da’ die zwei Papiermaschinen jährlich rund 5 Millionen Kilogramm feine und mittelfeine Papiere her stellen. 4 0 Dämpf- und 1800 Wasser-Pferdestärken, wovon 500 elektrisch übertragen werden, dienen zum Betrieb der Papierfabrik. Die Beschreibung der zahlreichen Wohlfahrts- Einrichtungen und zweier der Firma gehöriger Sägewerke be schließen diesen Teil der Festschrift. Sodann werden die von der Firma betriebene Kremnitzer Holzschleiferei und Papier fabrik, sowie die Budapester im eigenen Hause befindliche Papierniederlage durch Wort und Bild dargestellt. Die Fest schrift wird sowohl durch ihre gute Ausstattung wie durch ihren anregenden Inhalt den Beifall der Leser erlangen. Sie ist auf kräftiges, feines Papier gedruckt, das ebenso wie der zähe, mit seinem wolkigen Aussehen an Granit erinnernde dunkelbraune Umschlagkarton in der beschriebenen Fabrik erzeugt wurde. Verein Britischer Papierfabrikanten Am 25. Februar fand die Jahresversammlung dieses Vereins statt. Dem Jahresbericht des Geschäftsführers ent nehmen wir folgendes: Die Papier-Erzeugung von Groß- Britannien und Irland hat im letzten Jahrzehnt von 483 000 auf 750 000 zugenommen. In derselben Zeit stieg die Einfuhr von fremdem Papier und Pappe von rund 184 000 auf rund 321000 Tonnen. Die Zunahme der Einfuhr in 1903 betrug rund 40000 Tonnen. Die Zahl der Vereinsmitglieder beträgt 124. Die Vereinsausgaben haben im letzten Geschäftsjahr um 100 Lstr. abgenommen. Der Vorstand hat die einheimischen Filz- und Sieb-Fabrikanten aufgefordert, ihre Preise zu er mäßigen, da auswärtige Fabrikanten ihre Erzeugnisse billiger als sie auf den britischen Markt bringen. Eine Zahl der an gerufenen Fabrikanten folgten dieser Anregung, andere wiesen darauf hin, daß das einheimische Erzeugnis umso viel mehr wert sei, eis es mehr koste. Der Vorstand hat die üblichen Papierprüfungsmaschinen untersuchen lassen und empfahl zur Benutzung den Southworth-Prüfer zur gewöhnlichen Kontrolle des Papiers in der Fabrik, den Leunig- oder den Schopper-Prüfer für Laboratorium-Gebrauch und für solche Fälle, wo größer© Ge nauigkeit erforderlich ist. Der Vorstand hat den Mitgliedern empfohlen, ihre Arbeiter zu Vorschlägen für die Verbesserung des Betriebs anzuregen und gelungene Vorschlägd zu be lohnen. Der Verein hat den Behörden die Wünsche der Papierfabrikanfen betreffs der Abwassergesetzgebung mit geteilt. Die Papierfabrikanten sind vielen unberechtigten Vorschriften ausgesetzt, und damit die Aufsichtsbehörde besser unterrichtet werden könne, wäre es erwünscht, daß sie ihren Sitz nicht in der Hauptstadt habe, sondern daß sie dezentralisiert werde. Ferner sei es ein Unrecht, daß die Fabrikanten von den Anlagen zur Wasserreinigung Gebäude steuer entrichten müssen, obwohl sie diese Anlagen lediglich im öffentlichen Interesse bauen. Ueber den Beschluß der Versammlung in Bezug auf die zukünftige Zollpolitik Englands haben wir schon in Nr. 20 auf der Titelseite berichtet. Ein Festmahl mit vielen Tischreden bildete, wie üblich, den Schluß der Hauptversammlung. Wickelwalzen Vor einem halben Jahre bezog ich durch eine Maschinenfabrik einen neuen Trockenzylinder von 2‘/2 m Dm. mit Deutscher Presse zur Herstellung einseitig glatter Papiere. Da ich in der Hauptsache gewöhnliche maschinenglatte Papiere anfertige, so benutze ich die Presse vorläufig weniger. Die mit Wollfilz hergestellte Wickelwalze hat sich nicht besonders bewährt. Ich habe 10 Doppelwaggon einseitig glatte Papiere darüber angefertigt, und schon ist sie total verdorben und mußte abgesetzt werden. Der Filz hatte sich nach einer Seite herausgedrückt. Beim Abwickeln des Filzes stellt es sich heraus, daß er auf der Walze total angefault war. Die Maschinenfabrik sagte mir, daß der Filz, wenn die Walze nicht täglich gebraucht, in der Regel alle 3—4 Monate unbrauchbar würde. Dies scheint mir doch etwas sehr schnell zu gehen, und ich möchte Ihr Urteil über die Lebensdauer einer guten Wickelwalze hören. Papierfdbrikant Antwort eines Papierfabrikanten: Die Lebensdauer einer Wickelwalze hängt nicht allein von der Güte ihrer Anfertigung ab, sondern in erster Linie auch von ihrer Behandlung im Betriebe. Gut gemachte Wickel walzen halten bei fortwährendem Gebrauch wohl 3/4 bis 1 Jahr, mitunter noch länger. Allerdings wird cs während dieser Zeit nötig, die Walze abzudrehen. Einseitige (ungleiche) Anpressung der Wickelwalze an den Trockenzylinder, verkehrte Drehrichtung, zu wenig Feuchtung der Walze im Betriebe, nicht ununterbrochener Gebrauch der selben, beeinträchtigen ganz bedeutend die Lebensdauer auch einer gut gemachten Wickelwalze. Aus den mitgesandten Filzproben ist zu ersehen, daß zweierlei Filzqualitäten zu der Walze genommen wurden, was eine unegale Oberfläche der Walze nach sich ziehen kann; auch scheint der Filz nicht gegen Feuchtigkeit präpariert zu sein. Das Herausdrücken des Filzes ist die Folge des Abfaulens des Filzes am Grund der Walze, wodurch der Halt durch den eingelegten Bindfaden aufgehoben wurde. Wickelwalzen, die nicht fortwährend gebraucht werden, faulen leichter im Filze. Ein richtiges Urteil läßt sich jedoch nur durch Besichtigung der defekten Walze abgeben. (Nachträglich teilt Fragesteller mit, daß die Wickelwalze entgegengesetzt zur Wickelrichtung gelaufen ist. Sie wurde von der Maschinenfabrik montiert, und diese behauptet, daß dies auf den schnellen Verschleiß der Walze von keinem Ein fluß sei. Wie aus obiger Antwort hervorgeht, ist unser Sach verständiger anderer Ansicht. Schriftleitung') 24. Offizielle Papiermesse des Mitteldeutschen Papier-Industrie-Vereins Die vom 7. bis 12. März 1904 im 3. und 4. Stock des Leipziger Meßpalastes, Petersstr. 44, abgehaltene Frühjahrs messe war reicher beschickt als ihre Vorgängerinnen. Jedes Plätzchen in den ausgedehnten Räumen war belegt, jedoch waren keine bemerkenswerten Neuheiten zu finden. Die Auf führung der Aussteller und der Waren wäre in der Hauptsache eine Wiederholung der im Vorjahre veröffentlichten Liste. Die Postkarten herrschten vor, wie, schon seit Jahren, und die Papier-Ausstattung nahm größeren Raum ein als sonst, da sich einige größere Firmen beteiligten. Auch erste Firmen des Buntpapier- wie Geschäftsbücherfachs waren diesmal vertreten, sodaß man bedeutendes Wachsen der Papiermesse feststellen kann. Der Besuch war in den ersten drei Tagen sehr lebhaft, und die Aussteller erklärten sich sehr zufrieden, später flaute das Geschäft etwas ab. Nach den Wahrnehmungen auf der Messe ist die Geschäftstätigkeit wieder im Aufsteigen begriffen. Von ausländischen Einkäufern waren besonders russische zahl reich vertreten, der Krieg scheint also in Rußland die kauf männische Unternehmungslust nicht lahmgelegt zu haben.' Russisches Papier-Fachblatt St. Petersburg, Februar 1904 Gerne komme ich Ihrem Wunsche nach, über das hier seit Januar 1904 in russischer Sprache erscheinende Monatsblatt »Das Papierfach« zu berichten. Verleger ist der Verein der Papierfabrikanten Rußlands, Redakteur Herr N. A. Restzow, der auch in Fachkreisen des Auslandes bekannt ist, da er viele