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PAPIER-ZEITUNG Nr. 21 rertraut zu machen, also solche Personen, die nicht als Setzer fungieren sollen. 4. Die Herstellung von zum Druck zu verwendenden Satz werden die Fabriken nur für Käufer ihrer Maschinen, und nur dann übernehmen, wenn es sich um Lieferung von Probesatz oder um eine Aushilfsleistung bei nicht rechtzeitig zu liefernden Maschinen handelt. In solchem Falle sollen die mit der Herstellung des Satzes beschäftigten Maschinensetzer nach den Bestimmungen des § 34 des Tarifs entlohnt werden. Gut deutsch! Die Abfertigung der Bemerkungen aus der »Steglitzer Werkstatt« in Nr. 101 hätte noch vollständiger sein können, und zwar durch Ein gehen auf die Sprache, das Deutsch in den vom Mitarbeiter der Papier-Zeitung geprüften Mustern. Warum sollen kaufmännische Leute nicht gutes Deutsch schreiben? oder, anders gesagt, warum mutet ihnen die »St. W.« zu, so überaus schlechtes Deutsch zu schreiben und zu unterschreiben, wie gleich das erste Muster zeigt? Um die Loddrigkeit, wie Ihr Kritiker es nennt, am sprachlichen Inhalt des Musters darzulegen, habe ich im beigefügten Ausschnitt aus 101 die Fehler einmal angemerkt und gezählt. »Zucht und Ord nung« findet sich nicht darin. 2 ii [ 2 ii I) j ti m ‘ Fabrif von Farben) für Buch- 1d Stein- druc sowie für alle übrigen graphischen Zweige, Bronzefarben und Blattmetalle. BERLIN S., 1 2 3 4 ) RITTERSTR. 30b Fernsprech-Qnschlusz: Amt IV, 90.4)9141. P. T. 5 6 7 ) Mit Gegenwärtigent gestatte ic mir 0 ) Jhnen die ergebene Mitteilung zu machen, das ic meine Bureait-) und Fabrif- räume mit dem 1. April a. c. 8 ) nac KOTTBUSER 9 * * ) UFER 30 verlege, und bitte ich10) Sie, sämtliche Korrespondenzen) 11. f. w. von diesem Sage an gefäüigft an bie 12 ) neue Adresse richten zu wollen. Jhrem geschätzten ferneren Wohlwollen halte ic mic bestens empfohlen ud zeichne hochachtend13) Mar Mühjam.") 10. »Und bitte ich Sie« ist die schon so lange und oft, nicht bloß vom Sprachverein bekämpfte, fehlerhafte Form, die man die »Um kehrung nach und« nennt, und die sehr übel ist. 11. Statt »sämtliche Korrespondenzen« sollte es deutsch und zu gleich richtig heißen: »Ihre für mich bestimmten Briefe«; warum denn gleich »sämtliche«, das wäre doch hart und für die Post gar zu schwer. 12. Statt »die« neue Adresse sollte stehen: »meine« neue Adresse. 13. »Hochachtend« ist schlechtes, recht schlechtes Deutsch: es sollte stehen: »hochachtungsvoll«. 14. Hinter Namensunterschriften soll kein Punkt stehen, wie die Papier-Zeitung in Hunderten von Beispielen gezeigt hat. R. Eingänge. Denkschrift zum fünfzigjährigen Bestehen der Firmen Roßberg’sche Verlagsbuchhandlung, JRoßberg’sche Buchhandlung und Roßberg’sche Buchdruckerei in Leipzig. Ein Groß-Quartheft in vornehmer Ausstattung schildert das Wachstum und die all mähliche Ausdehnung der von Ludwig Roßberg im Jahre 1854 gegründeten Buchhandlung in Leipzig. Ein Bildnis des Be gründers dient anstelle des Titels, und der Text wird durch Bilder der Geschäftslokale aus früherer Zeit und der Gegen wart belebt. Das Heft ist in allen Teilen sorgsam ausgestattet und legt Zeugnis ab von dem gewissenhaften Betriebe eines langsam aber stetig gewachsenen Geschäfts. Holländischer Nachdruck. Auf die Klage einiger belgischer Verleger beim Gericht in Antwerpen ließ der Staatsanwalt eiue große Anzahl holländischer Nachdrucke, Nachbildungen künst lerischer Drucke, mit Beschlag belegen. Die belgischen Zei tungen bemerken dabei, es wäre an der Zeit, daß Holland wie die anderen Kulturstaaten der Berner Konvention beiträte und nicht weiter die Hand dazu böte, das fremdes künstlerisches und gewerbliches Urheberrecht planmä’ig von Unbefugten aus gebeutet werde. Buchgewerbe-Ausstellung in Stuttgart. Der Kunstgewerbeverein in Stuttgart beabsichtigt ein Sonderheft über Buchgewerbe mit besonderer Berücksichtigung Württembergs herauszugeben. Es wird Abbildungen in Holzschnitt, Lithographie, Kupfer- und Klischeedruck enthalten. Auch eine Ausstellung soll in den Monaten April oder Mai in vier Gruppen stattfinden. Ein technischer Teil soll die einzelnen Druck verfahren erläutern, weshalb drei kleine Druckpressen zur Vorführung der verschiedenen Druckverfahren Aufstellung finden sollen. Außer dem wird Herr Oberstudienrat Dr. Steiff als Oberbibliothekar der Landesbibliothek Wiegendrucke und frühe Typendrucke und Herr Max Seeger eine Auswahl seiner Sammlung historisch bedeutender Lithographien zur Verfügung stellen, wodurch die Entwicklung der Buchdruckerkunst verständlicher werden dürfte. Der zweite Teil wird Einzeldrucke der verschiedenen graphischen Techniken vorführen, vornehmlich künstlerische hervorragende Leistungen aus alter und neuerer Zeit. Der dritte Teil wird eine Ausstellung fertiger Bücher und Drucksachen bringen; dort werden namentlich Verlagsbuchhand lungen und Buchdruckereien ausstellen, und der vierte Teil wird sich mit dem Bucheinband befassen. Zur Auswahl geschmackvoller und technisch schwieriger Druckarbeiten ist auch eine Jury bestellt, -s- 1. Der Name Mühsam muß, da sein Träger keine Fabrik ist, sondern eine solche besitzt, im Genitiv stehen, »Mühsams« oder »Mühsam 8 « mus es heißen. 2. Die Bezeichnung der Fabrik ist ein schlimmes Durcheinander: Die Fabrik ist eine solche »von Druckfarben, Bronzefarben und Blatt metallen«, nicht eine solche »für graphische Zweige«. 3. Der Punkt hinter S gehört nicht dahin; die geographischen Be zeichnungen N, 0, S, W, NO, SW usw. sind nur Sinnbilder, nicht Abkürzungen; man sagt nicht »Berlin Süd«, sondern »Berlin Eß«. 4. Numero ist Latein, Nr. = Nummer muß es in einem deutschen Schriftstück heißen. 5. Was soll das zopfige »p. t.«? Weiß Dame Anna L. Plehn, die, der undeutschen, nämlich amerikanischen Weise nach »ahmend«, ihren zweiten Vornamen abkürzt, was das bedeutet? Ich bezweifle es. Es bedeutet: •»praemissis titulis* zu deutsch: »alle Titulaturen vorgesehen« und ist ein bloßer dicker, filziger Zopf, der nur verdient, abgehauen zu werden. 6. Zwischen »mir« und »Ihnen« ist ein Komma unerläßlich. 7. Statt »Bu re au« sollte, wie der Deutsche Sprachverein schon vor Jahren empfohlen hat, »Geschäfts« stehen. 8. Warum a. c. = anni currentis? Warum nicht d. J., zu deutsch »dieses Jahres«? Wiederum Zopf!! 9. »Kottbusser« Ufer, nicht »Kottbuser« Ufer muß es heißen; Berufung auf schlechte Beispiele auf Omnibussen entschuldigt nicht, wo so harte Vorwürfe wie die der »St. W.« erhoben werden. Die Endsilbe ns in »Kottbus« ist kurz, nicht so lang wie die Hauptsilbe in »Busen«. Die »St. W.« schreibt zweifellos für die Mehrzahlform von Freundin, Fürstin, Heldin: Freundinnen, Fürstinnen, Heldinnen. Büchertisch Die Pensions- und Hinterbliebenen-Versicherung der Privat angestellten im Deutschen Reich. Ein Vortrag von J. F. Schräer, Redakteur. Verlag der Zeitschrift »Der Privatbeamte« in Kempten. Preis 50 Pf. In dem Vortrag, der 19 Oktavseiten füllt, beschreibt der Verfasser, wie die staatliche Pensions-Versicherung der Privatbeamten dank dem Vorgehen Einzelner und von Vereinen immer mehr die Aufmerksam keit der Regierung und der Bevölkerung auf sich lenkt. Die Reden des Abgeordneten Sittart im deutschen Reichstag am 14. Februar 1901 und 18. Januar 1903 werden im Vortrag zum Teil wörtlich angeführt. Dann wird der von der österreichischen Regierung ausgearbeitete Gesetzentwurf zur Versicherung von Privatbeamten mitgeteilt, über die Tagung mehrerer Vereine von Privatbeamten am 1. März 1903 berichtet und die in dieser Tagung festgestellten Leitsätze abgedruckt. Der Vortrag schließt mit einem Aufruf an die Privatbeamten, sich der Bewegung anzuschließen und möglichst viele »Ortsvereine für staat liche Pensions-Versicherung der Privatbeamten« zu bilden. Als An lage ist der Text eines Aufrufes beigegeben, den die Förderer dieser Bewegung bei Veranstaltung von Versammlungen benutzen können und ein Entwurf von Satzungen mitgeteilt, den neugegründete Vereine verwenden können. Die dritte Anlage, betitelt »Aktions-Programm«, führt in kurzen Schlagworten die Ziele des Vereins vor und kann als Gerippe für Vorträge dienen, die in gründenden Versammlungen der Vereine gehalten werden sollten. Der bemerkenswerte Inhalt der Druckschrift hätte besseres Papier verdient.