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Nr. 21 PAPIER-ZEITUNG 755 Uebersichtlichkeit des Journals bei. Soll die monatliche Ueber- tragung der Ein- und Ausgangszettel des Papierlagers vor sich gehen, so lassen sich diese bequem nach den Nummern des Papier- Journals zurecht legen, und die ganze Arbeit erfordert nur die halbe Zeit, als wenn aus einer Kladde die einzelnen Papiernummern der Reihenfolge des Journals entsprechend ausgezogen werden müßten. Empfehlenswert ist es, das Papier-Journal als sogenanntes »fliegendes« Konto anzulegen; dann lassen sich leicht, wenn der vorgesehene Raum ausgenutzt ist, weitere lose Blätter einschieben. Sollte einmal ein Zettel verloren gehen, so kann vor der monat lichen Uebertragung durch Kontrolle der fortlaufend numerierten Zettel in der Kladde festgestellt werden, ob der betreffende Auftrag schon erledigt ist oder nicht. Im Journal muß in der ersten Rubrik der Monat vermerkt werden, in der zweiten die Nummer des Eingangs- und des Ausgangszettels, dann die Zahl der empfangenen Bogen; in der Mittel-Kolonne ist zu vermerken, wozu dieselben verbraucht sind und rechts der Preis für tausend, sowie die Zahl der ausgelieferten Bogen. Hierdurch läßt sich jederzeit, zuzüglich des in dem betreffenden Monat eingegangenen oder ausgelieferten Papiers nachweisen, wie groß der Lagerbestand buchgemäß sein muß. Bei Aufnahme der Jahres-Inventur ergibt der Saldo zwischen Eingang und Ausgang beim Jahresschluß den Bestand. Um die sich stets ergebenden Reste besonders zu verzeichnen, empfiehlt sich die Anlage eines kleinen Bücheichens, welches beim Ausschreiben kleiner Druckaufträge- zu Rate gezogen wird. H. Sch. Briefe eines St. Louis-Reisenden Unterwegs zwischen St. Louis und New York, 24. Februar 1904 Im Pullman-Car einen Bericht für die Papier-Zeitung ab zufassen, dürfte doch zu den Ausnahmen gehören. Das Schreiben muß dabei neu gelernt und der Gedankengang einer ganz be sonderen Dressur unterworfen werden. Ich habe die Aus stellungsverhältnisse mit gütiger Unterstützung ■ des Herrn Reichskommissars v. Lewald nach Möglichkeit studiert. Alles, was die Propaganda über die Weltausstellung verkündet hat, bleibt hinter der Wirklichkeit zurück. Der Gesamteindruck der terrassenförmig angelegten Gebäude ist überwältigend. Ich habe 3 Stunden gebraucht, um unter kundiger Führung alle Ge bäude zu durchwandern. In der Regel sind die Einzelgebäude etwa 150 m breit und 250 m lang, bei einer Höhe von etwa 30 m. Der Anstrich der auch im Innern weißen Hallen wurde durch Kalkspritzen bewirkt, denn der Pinsel wäre hier macht los gewesen. Die deutsche Buchgewerbe-Ausstellung ist im »Liberal Art Building« sehr gut untergebracht, denn weit und geräumig, übersichtlich in allen Teilen, bietet dieses Gebäude den Teilnehmern eine sehr vornehme Heimstätte. Diese Abteilung nimmt ausnahmsweise auch die Maschinen-Ausstellung von Jagenberg in Düsseldorf und jene des Kempewerks in Nürn berg auf. Sonst sind die Maschinen sämtlich in der gewaltigen Maschinenhalle, die etwa 30000 qm Bodenfläche deckt, unter gebracht. Hier befindet sieh auch die Riesen-Kraft- und Licht station, die einzige Anlage, welche fertig ist. Vor Juni ist an ein Fertigwerden der Ausstellung nicht zu denken, und die Deutschen werden unter den Fertigen die Ersten sein. Die Preisjury beginnt ihre Tätigkeit erst am 1. September. Diese Umstände veranlassen mich auch, die Rückreise anzutreten und den Versand der Güter meiner Firma erst Ende März vorzunehmen, denn die wertvollen Gegenstände können garnicht lange genug zurückgehalten werden, sofern nicht Montagen notwendig sind, und das ist bei unsern Arbeits maschinen nicht der Fall. Ich habe darüber mit dem Güter inspektor der Ausstellung ausführlich gesprochen, und dieser liebenswürdige Herr, ein Deutscher, der seit 30 Jahren im Dienste der Railway-Company steht, versicherte mir, daß die Auslieferung der Stückgüter mit einem Contractor fest geregelt sei, und der Eisenbahndienst auch während der Ausstellung in der Ausstellungs-Station selbst aufrecht gehalten werde. So bald der Waggonverkehr — 36 000 Waggons seien jetzt schon angemeldet — beendigt ist, beginnt die Auslieferung der Stück güter, welche für 6 Cents die 100 Pfund direkt in die Abteilung des Ausstellers geschafft werden. Die deutschen Aussteller wollen sich daher nicht beunruhigen, sich auch nicht von den Speditions-Agenten treiben lassen. Die Güter-Auslieferung ruht in sicheren Händen, und alle Warnungen, unter welchen auch wir in Nürnberg zu leiden hatten, können energisch zurückgewiesen werden. Wer mit dem Versand von Aus stellungs-Stückgut sicher gehen will, der adressiere seine Sen dungen direkt an das »Bureau of Expedition Universal-Expo- sition 1904 St. Louis, U. S. A.« mit Angabe seines Ausstellungs platzes. Ich mache es von Nürnberg aus in dieser Weise und denke mit diesem Hinweise den deutschen Ausstellern einen guten Dienst zu erweisen. Soweit das Geschäftliche. Ueber den Gesamteindruck der nordamerikanischen Druckereiverhältnisse hoffe ich von zu Hause näher berichten zu können. Ich habe viele Betriebe in New York und St. Louis besucht und kann nur bemerken, daß mir selbst die größten Zeitungsdruckereien nicht imponierten, Ob in einem deutschen Großbetriebe 12 oder in einem ameri kanischen 15—18 Rotationsmaschinen stehen, das bleibt sieh im Effekt ganz gleich: Maschine ist alles! Nur das Geschrei ist größer. Luftiger, heller und freundlicher sind auf alle Fälle die deutschen Großbetriebe, von der Reinlichkeit zu schweigen. Uebrigens füge ich noch bei, daß ich »als deutscher Maschinen fabrikant« zweimal »interviewt« wurde, und eine Zeitung einen großen Artikel brachte über diesen »ersten deutschen Maschinen fabrikanten, welcher zu Studienzwecken nach St. Louis ge kommen sei.« Die andere Zeitung berichtete das Wunder mit zehn Zeilen. Die Leser der Papier-Zeitung können daraus er sehen, wie schnell und wie billig man in Amerika eine be rühmte Person werden kann. Im übrigen wurde ich in allen Betrieben sehr freundlich aufgenommen und kann nicht Worte genug finden, meinen Dank auszudrücken für die Herzlichkeit, welche mir besonders in den deutschen Geschäften entgegen gebracht wurde. Besonders gefällig erwies sich Herr Manager Gummersbach von der Herder’schen Buchhandlung; das Mutter haus befindet sich in Freiburg i. Baden, das Geschäft in St. Louis ist sehr bedeutend und umfangreich. Der deutsch katholische und der deutsch-lutherische Verlag ist in St. Louis überhaupt großartig, der Verkehr der Herren unter sich durchaus nicht zugeknöpft. Jedenfalls waren alle Herren von gleicher Liebenswürdigkeit, und deutsche Besucher der Aus stellung, welche mit Glaubensgenossen Verkehr suchen, werden hier immer freundliche Aufnahme finden. Ich sage den Herren noch auf diesem Wege meinen herzlichsten Dank. Carl Kempe sen. aus Nürnberg Terralith. Holzzement-Dach Ich beabsichtige, meinen Druck-Maschinen-Saal mit einem Terralith- Fußboden belegen zu lassen; es handelt sich dabei um eine Fläche von 800 qm. Kann mir einer meiner Herren Kollegen sagen, welche Erfahrungen er mit diesem Material gemacht hat? Insbesondere interessiert es mich zu wissen, ob ein älterer, ausgetretener Fußboden der ersten Etage, welcher auf Holzbalken liegt, eine genügende Unter lage für den Terralithboden bietet. Der Holzboden federt leicht, und die Maschinen vibrieren etwas. Hört dieses bei dem aufgelegten Terralithboden auf, oder können im Laufe der Zeit Risse entstehen, so namentlich auch dann, wenn z. B. Maschinen aufgestellt oder auf dem Bodenbelag translocirt werden. Ich beabsichtige ferner in der zweiten Etage meines Druckerei- Gebäudes unter einem Holzzementdach einen neuen Setzersaal ein zurichten und diesen von oben zu belichten. Kann mir einer meiner Herren Kollegen sagen, welche Art von Dachfenstern sich für diesen Zweck am besten eignet? Brichdruckerei-Besitzer Aussprache erbeten. Schriftleitung. Setzmaschinenfabriken oder Satzfabriken? Das Tarifamt der deutschen Buchdrucker berichtet über Verhand lungen mit den Setzmaschinen-Fabriken, welche vom Tarifamt ersucht waren, 1. bezüglich der Ausbildung von Maschinensetzern sowohl innerhalb als außerhalb der Fabrik die tariflichen Vorschriften gelten zu lassen, und 2. davon Abstand zu nehmen, sich aus Maschinen fabriken zu Satzfabriken herauszubilden. Die infolgedessen mit den Fabriken bis in die letzten Tage ge führten Verhandlungen haben zu folgender Verständigung geführt: 1. »Mergenthaler« und »Typograph« haben den Vorschlag des Tarifamtes, den Tarif anzuerkennen, abgelehnt, ebenso das Verlangen, die von der Fabrik zur Ausbildung eingestellten Gehilfen nach vier Wochen der Lehrzeit tariflich zu entlohnen. Dagegen haben sich beide Fabriken bereit erklärt, ihre Setzerschulen mehr und mehr zu verkleinern und die von ihnen zur Ausbildung Eingestellten nur noch während vier Wochen anzulernen. 2. Die »Monoline« hat sich durch Anerkennung des Buchdrucker-Tarifs verpflichtet, die von der Fabrik zur Ausbildung an der Maschine herangezogenen Setzer während der Dauer ihrer Lehrzeit mit dem tariflichen Minimum zu entschädigen, wie dies bisher schön der Fall war. 8. Sämtliche Fabriken übernehmen die Verpflichtung, ihre Instrukteure anzuweisen, dafür besorgt zu sein, daß nur gelernte Buchdrucker an der Maschine Verwendung finden. Ausgeschlossen hiervon soll die Ausbildung eines Mechanikers sein, dem die Instandhaltung und Reinigung der Maschinen, der Matrizen usw., das Umschmelzen des Metalles, Nachlegen der Metallblöcke in den Gießkessel usw. obliege. Ebenso behalten sie sich vor, den Prinzipal oder ein in der betreffenden Druckerei tätiges Familien mitglied desselben mit der Instruktion und Handhabung der Maschine