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716 PAPIER-ZEITUNG Nr. 20 Aus Amerika. Die ungewöhnliche Kälte dauert in den Ver einigten Staaten immer noch an, die Wasserläufe sind großen teils zu Eis erstarrt, es fehlt an Wasserkraft und Holz und infolgedessen an Zeitungspapier, welches zu 21/2 cents für das englische Pfund (231/8 Pfennig das Kilo) kaum erhältlich ist. Es wird auch befürchtet, daß die ungeheuren überall ange häuften Schneemassen bei plötzlichem Eintritt wärmerer Tempera tur verheerende Ueberschwemmungen verursachen werden. Buchhaltung für Papierfabriken Zu Frage 5059 in Nr. 17 Die amerikanische Buchführung gestattet nicht die Ein richtung genügend zahlreicher General-Konten, ohne daß die Register zu unhandlich würden. Sie führt auch stets Ver wirrung herbei, besonders wenn man über mehrere Zweige eines Geschäfts oder von Zweigniederlassungen eines Unter nehmens Rechenschaft haben will. Die anfragende Papierfabrik sollte ihre Bücher in folgender Weise einrichten: Die Werte der Inventur werden eingeteilt in 1. Immobilien, 2. Maschinen und Geräte, 3. Vorräte, 4. Fertige Waren, 5. Bankkonto, 6. Kontokorrent, 7. Kasse, 8. Wert papiere, 9. Geschäfts-Unkosten, 10. Gewinn und Verlust, 11. Kapital. Bei solcher Einrichtung ergeben die Konten 1 und 2 das festgelegte Kapital, die Konten 3, 4, 5, 6, 7, 8 das verfügbare flüssige Kapital, und Konten 9, 10, 11 die Ergeb nisse der Geschäfts- oder Handelstätigkeit. Die genannten Generalkonten sind unbedingt notwendig, sie allein werden das Journal schon sehr anschwellen lassen. Die Einteilung genügt aber nur, wenn der Betrieb einem Be sitzer gehört. Tritt an seine Stelle irgend eine Gesellschaft, wie sie auch heißen möge, so werden weitere Konten nötig. Es ist nötig, außer den angegebenen Konten auch statistische Bücher zu führen, welche genaue Auskunft geben über den Umfang der Waren-Erzeugung, die Mengen der ein laufenden Rohstoffe, die Filze, Siebe, Kohle, Arbeitslohn, Transportkosten, Schmiermittel usw., damit der Inhaber die Selbstkosten berechnen kann. Dies wäre nicht möglich, ohne für jeden dieser Gegenstände ein besonderes Konto einzu- richten, und die amerikanische Buchführung gestattet dies nicht. Wenn man ein Kontokorrent einriehtet, welches alle Kreditoren und Debitoren der Firma aufnimmt, gelangt man sehr schnell zu einem Ueberblick über den jeweiligen Stand des Geschäfts, indem man auf einem losen Blatt die End-Er gebnisse der Generalkonten und dieses Kontokorrents zu sammenrechnet. Wenn die Bücher genau geführt und auf den Tag ergänzt sind, ist dies Verfahren ebenso einfach wie die amerikanische Buchführung. Es gibt Betriebe, die außer dem gesetzlich vorgeschriebenen Journal nur zwei Hauptbücher führen: eines für die Konten aller Kunden und Lieferanten, das andere für die General- Konten. Das letztere wird mitunter als Geheimbuch be zeichnet, weil nur der Buchhalter und der Geschäftsherr es benutzen dürfen. L. G., Buchhalter Geschäftskniff der Besteller. Abgabe von Angeboten. Vom Main Die in Nr. 18 Seite 452 vorgeschlagene Art, Angebote zu machen, hat einen sehr großen Nachteil. Wenn man für Pöstchen von 300 und 500 Stück Drucksachen ungewöhnlich hohe Preise ansetzt, so er weckt das Angebot, mit dem der Konkurrenten verglichen, sofort einen ungünstigen Eindruck. (Es ist leider zur Regel geworden, daß stets mehrere Angebote eingeholt werden.) Viel richtiger finde ich es, dem Anfragenden auseinanderzusetzen, daß sich solche Kleinig keiten im Verhältnis viel teurer stellen und je nach Lage des Falls ein Mindestquantum vorzuschlagen. Kann der Kunde die verlangte Menge trotzdem nicht gebrauchen, so wird er sich schon entsprechend äußern. Auch gebe ich, je nach den Umständen, kein Angebot für aufsteigende Mengen ab, sondern begnüge mich mit dem Hinweise, daß größere Mengen entsprechend billiger kommen. Ich habe mit diesem Verfahren verhältnismäßig günstige Ergebnisse bei Kassen kontrollblöcken erzielt, einer Ware, bei der gewiß jeder Pfennig her- ausgedrückt wird. Die Ansicht des Einsenders, daß der gewandte Reisende den Be darf eines Hauses auf den ersten Blick abschätzen kann, geht ent schieden zu weit, so wenig wie man allein nach dem äußeren Ein druck sein Urteil über die Kreditwürdigkeit einer Firma abgeben darf. Gerade der kleinliche, vorsichtige Besteller macht in dieser Hinsicht einen günstigeren Eindruck als der leichthin schnell Kaufende. Mein früherer Prinzipal, ein Herr von altem Schlage, pflegte diese Ansicht durch den Satz auszudrücken: »Lumpen haben immer Bedarf«. Da von Angeboten die Rede ist, gebe ich einige Anregungen für Mustersendungen. Man lege sich für Angebote Vordrucke mit sehr sorgfältig zusammengestelltem Reklametext zu; es empfiehlt sich, keine großen Mengen anzufertigen, dafür aber, sowie man etwas Neues, Zugkräftiges hat, Neudruck vorzunehmen. Diese Vordrucke müssen auch einzelne Bedingungen enthalten, um spätere Streitfragen möglichst auszuschließen, z. B.: »Lithographiesteine bleiben ' mein Eigentum, auch wenn sie bezahlt sind, da nur die Gravierungskosten berechnet werden.« »Beträge unter 20 M. sind netto ohne jeden Porto- oder Skonto-Abzug einzusenden.« »Erfüllungsort für Zahlung Y.« »Für meine Angebote bezügl. Lieferungen gelten die Verkaufs- Bedingungen des Vereins Deutscher Papierfabrikanten.« »Sendungen erfolgen, wenn Frankopreise vereinbart sind, stets unfrankiert unter Gutschrift der Frachtvorlage« usw. usw. Man setze nur Notwendiges auf die Vordrucke, da jeder beab sichtigte Druck auf die Kundschaft Gegendruck erzeugt. Man sollte stets angeben, welche Lieferzeit man nötig hat, da die Kunden hiervon oft keinen Begriff haben. Mustersendungen an Zwischenhändler sollten stets doppelt sein, die einen mit Firmen zeichen und Preisen, die andern ohne jede Bezeichnung. Sämtliche schriftlichen Angebote müssen in ein besonderes Buch übersichtlich eingetragen werden, auch die mündlichen Angebote sollten stets notiert werden. Man achte darauf, ob der Kunde Sachkenntnisse hat oder nicht. Man kann dies aus der Anfrage beurteilen. Den Nichtfachmann muß man derart aufklären, daß Mißverständnisse möglichst vermieden werden, aber man hüte sich vor »zu viel Aufklärung«. Auch kann es nie schaden, wenn man sich über den Verwendungszweck der Ware Klarheit schafft; gerade dadurch können viele Irrtümer vermieden und dem Besteller Winke gegeben werden, die ihm wertvoller sein können als ein niedriger Preis. Durch sorgfältige, gediegene Bedienung suche man sich das un umschränkte Vertrauen der Kundschaft zu erwerben. Mißverständ nisse lassen sich zwar mitunter nicht vermeiden, aber jedes Mißver ständnis birgt die Gefahr, einen Kunden für immer zu verlieren, also einen Verlust zu erleiden, den man nicht mehr einbringen kann.- R. Der Buchdruck und seine Beziehungen zum Papier- Handel Am Donnerstag, 3. März, sprach Herr Redakteur Gustav Könitzer im Belehrungskursus des Papi er-Vereins Berlin und Provinz Brandenburg über dieses Thema. Der Redner gab seinen Hörern zuerst einen kurzen Abriß über die Erfindung und Entwicklung des Buchdrucks von Gutenberg bis heute, dann beschrieb er die Ausbildung des Lehrlings zum Setzer und zum Drucker und erläuterte die technischen Hilfsmittel des Buchdrucks von der Kelterpresse Gutenbergs bis zur sechsfachen Rotations-Maschine und zur Zeilengießmaschine. Ein Stück Satz, eine gegossene Zeile und eine Matrize der Monoline-Setzmaschine wurden den Hörern vorgezeigt. Von der Schrift ging der Redner auf den Bilderdruck über und konnte dabei auf die große Sammlung vorzüglicher bunter und einfarbiger Drucke verweisen, die er im Saale aus gestellt hatte. Die Anfertigung der Druckplatten nach den photomecha nischen Verfahren, die Behandlung in der Druckpresse vor dem Druck und die Schwierigkeiten des Druckes, das Farbehalten und Zusammenpassen der Farben beim Buntdruck wurden erwähnt und betont, daß die außerordentlichen Fortschritte im Vielfarbendruck nur durch besondere Maschinen, besondere Farben und endlich auch be sondere gut vorgeriehtete Illustrationspapiere möglich seien. Leider sind die Buchdrucker in der Beurteilung des Papiers in der Mehrzahl recht unerfahren, trotzdem es für sie not wendig wäre, recht gründliche Kenntnisse der Papierfabrikation und der Papierveredlung zu besitzen. Diese Unsicherheit auf Seiten der Buchdrucker wird erhöht durch die Mannigfaltigkeit der Papiermuster, die von den Fabrikanten oder Großhändlern mit beliebigen Namen und Nummern bezeichnet werden. Da her ist es erklärlich, daß sowohl Nummern wie Namen sich wiederholen und Verwirrung anrichten. In dieser Beziehung wäre eine Nachahmung der Einrichtung wünschenswert, welche die Londoner Papierhändler-Gilde getroffen hat. Dort wird jede Papiersorte bei ihrem Erscheinen in ein Register ein getragen, das von einem Beamten allein verwaltet wird. Das Papier erhält dort eine Nummer, unter der es fortan im Handel erhältlich ist. Der Kleinhandel mit Papier kann übrigens viel zur Ausbreitung des Druckes tun, indem er die Kunden auf Schreibpapiere mit sorgfältig und geschmackvoll ausgestattetem Druck aufmerksam macht und zu deren Bestellung anregt. Mit dem Wunsch, daß Papierhandel und Buchdruck auch in Zukunft blühen und sich kräftig entwickeln mögen, schloß der un gewöhnlich inhaltreiche Vortrag.