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674 PAPIER-ZEITUNG Nr. 19 Papierstoffkocher Dieser Kocher, für den Thomas W. Mc Farland in Chicago, Staat Illinois, das amerikanische Patent Nr. 741 530 erhielt, dient zum Verarbeiten von Baumwollsamenhüllen, Flachsstengeln, Hanf und dergl. Faserstoffen zu Papierstoff. Die Erfindung bezweckt hauptsächlich lebhaften Umlauf der Kochlauge und der zu verarbeitenden Faserstoffe innerhalb des Kochers. Die Abbildung stellt einen senkrechten Durchschnitt des Kochers dar. Das zylindrische Kochergehäuse 1 ist oben mit einem Deckel 2 versehen, der die Beschickungsöffnung 3 ver schließt. Unterhalb dieser Beschickungsöffnung ist ein Sprüh rohr 4 angeordnet, aus welchem Lauge auf die eingeführten Rohstoffe rieselt. Dieses Sprührohr 4 steht durch das seit wärts des Kochers abwärts laufende!-,Rohr 5 und den Rohr stutzen 7 mit der Zentrifugalpumpe 8 in Verbindung, welche die Kochlauge durch das Rohr 9, 10 aus dem unteren Teil des Kochers absaugt und durch das genannte Rohr 5 und das Sprührohr-4 am oberen Ende des Kochers wieder einführt. Die Pumpe 8 steht außerdem durch die Rohrstutzen 18 und 22 mit dem untersten, in der Achsen rieh tung gelegenen Punkte des Kochers in Verbindung und drückt einen Teil der durch Rohr .9, 10 abgesaugten Lauge an dieser Stelle wieder in den Kocher hinein. Der Raum 12, aus dem die Pumpe 8 die Lauge absaugt, ist durch einen siebförmig durchlochten Metallkegel 11 von dem übrigen Kocherinhalt getrennt, sodaß die Faserstoffe nicht in diesen Raum gelangen und die Pumpe nicht ver stopfen können. In der Mitte des Kochers ist ein an beiden Enden offener Zylinder 14 mittels des Ringes 15 und der Stangen 16 aufgehängt. Innerhalb dieses Zylinders ist die Heizschlange 26 für die Kochlauge angeordnet, deren Enden 27 und 28 die Kocherwandung durchdringen. Innerhalb des Zylinders 14 findet durch die Erwärmung der Kochlauge ein starker Auftrieb statt, der sich mit dem durch die Pumpe 8 veranlaßten Auftrieb vereinigt und einen lebhaften Umlauf der (Kochlauge und der Faserstoffe über den oberen Rand des Zylinders 14 hinweg und sodann an der Kocherwandung ab wärts, wie die Pfeile andeuten, bewirkt. Ueber das obere Ende des Zylinders 14 ist ein Rohr 29 geschoben, welches mittels Haken 30 an Ketten 31 hängt und durch einen Haspel 32, 35 gehoben und gesenkt werden kann, um den Zylinder 14 zu verlängern oder zu verkürzen. Damit der Raum zwischen dem unteren Zylinderrand und dem Kegel 11 sich nicht ver stopfe, ist ein Rührarm 19 vorgesehen, der gegebenenfalls mit I Fingern 25 ausgestattet sein und mittels Stiftrades 23 und Kette 24 angetrieben werden kann. Ist die Kochung beendet, so erfolgt die Entleerung nach Oeffncn des Ventils 37 durch den Rohrstutzen 38, der sich an den Stutzen 22 am unteren Ende des Kochers seitlich anschließt. Buntpapier-Fabrikation Lederpapier aus farbgetränktem Rohpapier In meinem Buche über Buntpapier-Fabrikation, Seiten 166/67, befinden sich Lederpapier-Muster, zu welchen weißes Rohpapier mit Anilinfarblösung durehfärbt wurde. Die Maschinenfabrik A. Koebig in Radebeul hatte s. Zt. für einen Apparat Patent erworben, der unter der Streichmaschine angebracht werden und das Durchfarben besorgen soll. Das vom Koebig’schen Apparat kommende, durchgefärbte Papier soll sofort einen zweiten Strich erhalten, wenn es die gewöhnliche Farben- Auftragevorrichtung in seinem weiteren Laufe passiert, sodaß nur noch nötig wäre einen Lacküberstrich zu geben. Obgleich mit diesem Verfahren für den Fabrikanten großer Vorteil verbunden ist, will es sich nicht recht einführen, und soweit ich entnehmen konnte, liegt die Ursache nur daran, daß die vorher gemachten Versuche von Hand nicht gelungen sind. Um der Sache etwas näher zu kommen, mache ich alle Herren, welche Versuche in dieser Richtung vornehmen wollen, darauf aufmerksam, daß man gut geleimtes Streichpapier nicht ohne weiteres mit in Wasser gelöstem Anilinfarbstoff durch färben kann, daß man vielmehr der Lösung Stoffe beimischen muß, welche rasches Eindringen solcher Farblösungen ins Papier ermöglichen. Die geeignetsten Stoffe scheinen mir Ochsengalle, denaturierter Spiritus und Natron zu sein, und von Anilinfärbstoffen alle alkalibeständigen. Um z. B. weißes Papier blau durchzufärben, würde man 2 kg Alkaliblau und 1 kg Alkaliviolett 0 in 50 1 Wasser lösen, dazu würde man eine Lösung aus 6,5 kg Natron in 101 Wasser, 6 kg Ochsengalle, 6 kg denatur. Spiritus mischen oder (weniger rötlich) 2 kg Alkaliblau in 60 1 Wasser, 21/2 kg kalzin. Soda in 10 1 Wasser, 4 1 denatur. Spiritus, 4—5 1 Ochsengalle. Schwarz: 2 kg Nigrosin in 50 1 Wasser, 2‘/2 bis 3 kg kalzin. Soda in 20—25 1 Wasser, 4 1 denatur. Spiritus, 4—5 1 Ochsengalle. Rot: 2 kg Ponceau 3 oder Baumwollscharlach, echt rot, für dunkel Maroon und dergl. in 60 1 Wasser gelöst, 2'/a—3 kg Natron in 10 1 Wasser, 4 1 denatur. Spiritus, 4—5 1 Ochsengalle. Auf diese und ähnliche Weise lassen sich alle Farben er zeugen, wenn man nur darauf achtet, daß die angewandten Anilinfarbstoffe alkalibeständig sind. Will man. daß nur ein gewisser Teil des Farbstoffes in oder durch das Papier dringen und das übrige auf der Vorderseite liegen bleiben soll, wie bei Muster 2 auf Seite 166 meines Buches, so braucht man der Durchfärbemischung nur etwas Zuckermelassc beizumischen. Ich erkläre die Wirkung der Melasse so, daß diese entweder mit einem geringen Teil des Farbstoffs ins Papier dringt, oder was wahrscheinlicher ist —, daß sie einen beträchtlichen Teil des Farbstoffs absorbirt, und die übrigen dünneren Bestandteile der Durchfärbemischung mit dem Rest des Farbstoffes das Papier um so schneller durch dringen. Auf alle Fälle bildet der auf der Oberfläche des Papieres zurückgebliebene Farbstoff eine so dichte Decke, daß man dem unmittelbar darauf folgenden zweiten Auftrag keinen oder nur sehr wenig weiteren Farbstoff zuzusetzen braucht. Zu diesem zweiten Auftrag eignet sich LFLeim (Seite 248 meines Buches) sowie sogen, verdünnter Skytogenleim ebensogut wie dünner Lederleim oder Kaseinlösung. Derartige Lederpapiere, welche ohne jeden Zusatz von Körperfarbe und infolgedessen mit sehr wenig Leim hergestellt sind, werden viel geschmeidiger als die auf andere Art her gestellten. Die lederartige Geschmeidigkeit läßt sich noch er höhen, wenn man den Schellack- oder Kaseinlack-Ueberstrich mit etwas Ricinusölseife (Seite 164 meines Buches) mischt, ff. Weichelt