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640 PAPIER-ZEITUNG Nr. 18 Verband deutscher Dachpappenfabrikanten, E. V. Der Verband hielt seine sehr zahlreich besuchte General versammlung unter Vorsitz des Herrn Stephan Mattar aus Wiesbaden am 24. und 25. Februar in Berlin ab. Unter anderm wurde beschlossen, bei der Regierung zu beantragen, daß die Qualität der Dachpappe bei Submissionen usw. nach der Stärke der Rohpappe beurteilt werde. Normen für den zulässigen Wassergehalt des Gasteers wurden besprochen, und man beschloß, eine Untersuchungsstelle für alle, insbesondere neuen Erzeugnisse der Dachpappen-, Teer- und Asphalt-Industrie einzurichten. Die Versammlung nahm einen Vortrag des Herrn Direktor Schweigert aus Calbe über die Fortschritte in der Her stellung der Dachpappe hinsichtlich der maschinellen Fabrikations einrichtungen entgegen und besuchte am folgenden Tage die Werke der Firma Reh & Co., Asphaltgesellschaft San Valentino, in Berlin-Charlottenburg, sowie die Charlottenburger Gasanstalt. Die Mitgliederzahl des Verbandes ist im verflossenen Jahre von 96 auf 130 gestiegen. Ein Festmahl abends im »Kaiserhof« gab der Versammlung einen allseitig befriedigenden Abschluß. Baumgummi Der Chemiker R. Greig Smith in Sydney, Australien, ver öffentlicht im »Journal of the Society of Chemical Industry« die Ergebnisse seiner Untersuchungen darüber, welche Um stände gewisse Bäume veranlassen, klebrige Flüssigkeiten aus zuscheiden, die nach dem Erhärten gesammelt werden und als verschiedene Gummiarten in den Handel kommen. Nach seinen Untersuchungen gelangen durch kleine Oeffnungen in der Rinde der Bäume verschiedene Bakterien in den Baumsaft, die diesen zur Ausscheidung von Gummi veranlassen. Genannter Forscher hat mehrere derartige Bakterienarten näher studiert, darunter Bacterium acaciae, Bacterium metarabinum, Bacterium pararabinum und Dematium pullulans. Bakterium acaciae dürfte der wichtigste Erreger sein, und je nachdem die eine oder andere Bakterienart im Baumsaft überwiegt, erhält das Gummi verschiedene Eigenschaften. Der Forscher nimmt an, daß man durch künstliches Impfen mit Reinkulturen dieser Bakterien auch aus einheimischen Baumarten gewerblich ver wertbares Gummi in bedeutenden Mengen gewinnen könnte. Papier-Sonder-Erzeugnisse und deren Verwendung Am 25. Februar hielt Herr Ernst Kuhn im Belehrungskursus des Papier-Vereins Berlin und Provinz Brandenburg einen Vortrag über obiges Thema. Redner hatte, um seinen Zuhörern nach Möglichkeit die beschriebenen Papiere zeigen zu können, eine mannigfaltige Sammlung von Proben zur Stelle gebracht, die während des Vortrages unter den Hörern von Hand zu Hand gingen. Der Vortrag umfaßte nur solche Papiere, die bei dem Papierhändler gekauft und verkauft werden. Als Sonder erzeugnisse betrachtet Redner Papiere, die nach ihrer Fertig stellung auf der Papiermaschine noch besondere Bearbeitung für irgend einen Zweck erfahren. Er erwähnte die mannig fachen Glanzkartons, die in der Industrie als Knopfkartons und Musterkarten massenhaft Verwendung finden. Die Herstellung solcher Papiere wurde beschrieben und Proben verschiedener Sorten herumgereicht. Bunte gestrichene Kartons, gespritzte wolkige Papiere, mit Streublumen bedruckte feine Muster für Geschäfts- und Empfehlungskarten wurden ebenfalls beschrieben und Proben davon dargeboten. Dann ging Redner auf die mit Gewebe verstärkten Papiere über, welche u. a. für die Her stellung von Stoffwäsche und zu Verpackungszwecken benutzt werden. Zur Anfertigung von Druckbildern metallener Gegen stände wählt man Papiere, die auf galvanischem Wege mit einer Metallschicht belegt sind. Diese Papiere nehmen, je stärker die Metallhaut ist, desto mehr den Charakter und das Verhalten einer Metallplatte an. Als Muster wurde das ge druckte Bild einer Uhr auf weißglänzendem Metallpapier ge zeigt, welches sehr plastisch und einem wirklichen email glänzenden Zifferblatt täuschend ähnlich war. Mit Holzfournier beklebte Papiere wurden gezeigt, die zum Teil mit amerikani schen und australischen Hölzern hergestellt waren. Dann kam das große Gebiet der Abziehbilder an die Reihe. Die außer ordentlich vielseitige Verwendung solcher Steindrucke in vielen verschiedenen Industrien wurde ziemlich eingehend be schrieben. Die Anwendung der Abziehbilder in der kerami- schen Industrie zeigte Redner an einigen Stücken Porzellan, die mittels Abziehbilder verziert waren und nach einem neuen Verfahren der Firma Ad. Engel unter die Glasur kommen, wodurch sie vor Abnützung geschützt sind. Nach einer kurzen Pause ging Redner auf die verschiedenen Paus- und Lichtpaus papiere über, deren Herstellung er beschrieb und deren An wendung und praktischen Wert er an zahlreichen im Saal aus gehängten fertigen Lichtpausen erläuterte. Die Zuhörer folgten den Ausführungen mit regem Inter esse und spendeten dem Redner am Schlüsse seines Vortrages lebhafte Anerkennung. Schaufenster-Ausstattung Wie bereits mitgeteilt, wird in Frankfurt a. M. auf Ver anlassung der Gesellschaft für ästhetische Kultur demnächst ein Schaufenster-Wettbewerb stattfinden. Gewissermaßen als Einleitung hierzu hielt der Direktor des dortigen Kunstgewerbe- Museums Herr Dr. v. Trenkwald am 30. Januar einen Vortrag über die moderne Ausgestaltung der Schaufenster-Dekoration. Die Frankfurter Zeitung berichtet darüber wie folgt: Das Schaufenster ist zu einem bedeutenden Kulturfaktor geworden, es lebt mit uns, es feiert die Feste mit uns. Während die Plakatkunst seit einigen Jahren einen Aufschwung genommen hat, ist für die künstlerische Ausgestaltung der Schaufenster bis jetzt wenig geschehen. Als Hauptgrundsatz für das Ausstellen von Waren muß gelten: Nicht zuviel ausstellen! Von diesem Grundsatz kann und muß allerdings bei einzelnen Artikeln abgewichen werden; auch zur Weihnachtszeit kann man eine Ausnahme zulassen. Es genügt nicht, daß möglichst klar und übersichtlich ausgestellt wird, die spezifischen Eigenschaften der Gegenstände müssen zur Geltung kommen. Hierbei ist auf den Hintergrund Rücksicht zu nehmen. Auch darf das Material der Waren nicht verleugnet werden. Man soll die Gegenstände in ihrer Ver wendung zeigen, dann wird die Ausstellung niemals unkünstlerisch wirken. Der Phantasie bleibt deshalb dennoch ein weiter Spielraum. Lichteffekte sind durchaus angebracht. Der Grundsatz bei der Schau- fensterdekoration soll, wie auch im sonstigen kaufmännischen Leben sein: Ehrlichkeit, Einfachheit, Zweckmäßigkeit. Für Farben lassen, sich schwer Regeln aufstellen, hier entscheidet der persönliche Geschmack. Wie bei Plakaten sollen auch beim Schaufenster die Farben in die Ferne wirken, daher sind große Flächen notwendig. Der Dekorateur kann von den großen Plakatkünstlern lernen. Am sichersten geht man, wenn man in einer Farbe dekoriert. Wählt man mehrere Farben, dann muß man von einer Grundfarbe ausgehen, von der die anderen Farben sich abheben. Bei Zusammenstellung der Gegenstände muß man darauf achten, daß das Wertvollere sich von dem weniger Wert vollen heraushebt. Uebersichtlichkeit der Anordnung ist ein un bedingtes Erfordernis. Der Redner ging dann noch auf verschiedene Einzelheiten ein, ohne diese erschöpfen zu wollen.. So auf die Frage, ob Spiegel angewendet werden sollen. Seitlich angebrachte Spiegel sind zu empfehlen, rückwärts angebrachte nicht immer. Als praktisch sind drehbare Gestelle anzusehen. Die Beleuchtungsapparate sollen nicht sichtbar sein. Zurückliegende Schaufenster, die durch schwere Steinpilaster verdeckt werden, sind zu verwerfen, man baut in neuerer Zeit erkerartig heraustretende Schaufenster, die viele Vorzüge haben. Wer sehen will, ob die angeführten Gesichtspunkte richtig sind, der möge sich bei dem Wettbewerb beteiligen, zu dem schon über hundert Firmen sich angemeldet haben. CI. Schulhefte in Preußen. Die von der Stadtschuldeputation in Königsberg, Preußen, für die ihr unterstellten Volks-, Bürger- und Mittelschulen erlassenen Normal-Bestimmungen sind nunmehr von der Königlichen Regierung daselbst be stätigt und treten am 1. April in Kraft. Zugleich hat die König!. Regierung besondere »Normalbestimmungen über die Beschaffenheit der Hefte in den Volks- und Mittelschulen des Regierungsbezirks Königsberg« erlassen. Sie treten gleichfalls mit dem 1. April in Kraft. (Königsb. Hartung’sche Ztg.) Der Verein der Schreibwarenhändler für Magdeburg und Umgegend hielt dieser Tage eine gut besuchte Versammlung ab. Herr Schneider meister Liebrecht sprach über die im Schneidergewerbe eingeführten schwarzen Listen. Nach den mit Beifall aufgenommenen Aus führungen des Redners wurde die Einführung des Mahnverfahrens nur mit schwarzer Liste, mit vorläufigem Ausschluß der Klage, be schlossen. Darauf berichtete der Vorsitzende, Herr Seidel, über die Konferenz, die drei Mitglieder des Vorstandes mit Herrn Stadtschul rat Platen über die bevorstehende Aenderung von Schreib- und Zeichenmaterialien hatten. Herr Platen habe erklärt, daß die Schulbehörde noch keine Verfügungen seitens der Regierung erhalten habe; sollte noch ein Erlaß über Abänderungen vor Ostern bei dem Magistrat eingehen, so werde die Einführung bis Ostern 1905 ver schoben werden. Dann wurde die Frage des 8 Uhr-Ladenschlusses von Herrn Seidel erörtert, die von den Zweigvereinen der Handlungs- Gehilfenverbände auf die Tagesordnung gesetzt ist. Die Versammlung spricht sich gegen Einführung des 8 Uhr-Ladenschlusses für das