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Nr. 18 PAPIER-ZEITUNG 639 neueren Holländern angebracht werden. Bei guter Ausführung und richtiger Lagerung haben die neueren Stofftreiber viele Vorteile, sie bewirken recht lebhaften Zug der Masse, gestatten daher starke Eintragung. Als Nachteile dieser Einrichtungen führt man an, daß sie sowie ihr Antrieb beim Einträgen der Stoffe, beim Leimen usw. im Wege stehen und auch unschönes Aussehen haben. Auch hängen sich zuweilen bei langem Halbstoff Faserbündel und Stoffetzen an den Stofftreiber, bis weilen setzt sich auch der Stoff beim Einträgen im Raume zwischen Stofftreiber und Walze fest und läßt sich von dort schwer entfernen. Als gemeinsamen Nachteil der Stofftreiber und der großen Förderzellen führt man an, daß sie ungemahlenen Stoff zur Ausgangsseite der Mahlfläche befördern müßten, weil der Stoff in die Walzenzellen befördert werde, wo er keine Mahlung er fahren könne. Obgleich diese Einwände unter Umständen ihre Berechtigung haben können, so darf man nicht aus dem Auge, verlieren, daß bei jedem Holländer ein Teil des Stoffes sich zwischen den Walzenmessern befinden muß und ungemahlen bleibt, aber auf die Fortbewegung des Stoffs fördernd einwirkt. Bei den neuen Einrichtungen wird so starke Eintragung ermöglicht, daß dadurch auf alle Fälle die Zellen weniger gefüllt werden, daher dürfte der angeführte Nachteil bei den gewöhnlichen alten Holländern im gleichen Grad vor handen sein wie bei den neueren, welche mit Stofftreibern oder großen Transportzellen versehen sind. Namentlich der Stoff treiber treibt den Stoff nicht tiefer in die Walzenzellen, sondern bewirkt den besseren Stoffumlauf hauptsächlich dadurch, daß er den Stoff vor der Walze höher hebt, wodurch sich eine größere Anzahl Walzenzellen füllen, und sich bei deren Ent leerung der Stoffumlauf lebhafter gestaltet. Der Hauptvorzug beider Einrichtungen besteht darin, daß sie infolge der damit erzielten starken Eintragung stets eine große Menge Fasern zugleich auf die Mahlfläche befördern, wodurch der Stoff in größerer Menge und kürzerer Zeit ver arbeitet und dabei besser werden kann. Auch diesen Einrichtungen haften noch Mängel und Fehler an, und sie sind noch verbesserungsfällig. Unsere Holländer sind keine Automaten, sondern man muß es verstehen, mit ihnen zu arbeiten. Wie ein tüchtiger Musiker auch auf einem mittelmäßigen Instrumente seine Kunst zum Ausdruck bringen kann, so kann ein geübter und erfahrener Papiermacher auch meist mit unvollkommenen Maschinen gutes Papier herstellen, wogegen man mit den besten Mahlvorrichtungen und voll kommensten Maschinen den Stoff verderben kann, wenn man nicht die nötige Einsicht und das richtige Verständnis besitzt und es an der erforderlichen Aufmerksamkeit und Sorgfalt fehlen läßt, -i- Papierstoff aus Flachsstroh und Baumwollsamen-Abfall Vergl. Nr. 65 von 1903 Die englische Gesellschaft Flax Pulp Limited, eine Gründung der in New York bestehenden By-Products Paper Company, hatte zwei Vertrauensmänner nach Amerika gesandt, um die Unternehmungen der genannten amerikanischen Gesellschaft zu besichtigen. Die ihr gehörige neu erbaute Papierstoff-Fabrik in Niagara Falls arbeitet nach dem in der Papier-Zeitung wiederholt erwähnten French-Hickman’schen Patent und stellt aus Flachsstroh, d. h. aus den zur Flachsspinnerei unbrauch baren Teilen der Flachspflanze, Papierstoff her, der sich durch besonders vorteilhafte Eigenschaften auszeichnen soll. Nach dem Bericht, den die Vertrauensleute dieser Tage erstatteten, hat die genannte Fabrik die Anfangsschwierigkeiten über wunden und erzeugt jetzt guten Stoff in regelmäßigen Ladungen. Der Rohstoff wird aus den ausgedehnten Flachsfeldern von North Dakota geliefert. Mehrere dortige Pflanzungen sind mit besonderen Vorrichtungen zum Sammeln und Reinigen des Flachsstrohes versehen Es scheint aber, daß die Flachsstroh- Zufuhr nicht genüge, denn die Gesellschaft sucht Verbindungen mit Flachsstroh-Pflanzern in Kanada, Argentinien und Ostindien anzuknüpfen. Die englische Tochter-Gesellschaft will britische Landwirte zur Pflanzung von Flachs anregen, da neben dem Leinsamen auch das Stroh gut verwertbar sei. Ein zweites Gebiet der By-Products Paper Company ist die Herstellung von Papier aus Baumwollsamen-Abfällen. Sie hat mehrere Patente hierfür gekauft. Dieser Teil der Unter nehmung scheint aber noch nicht über die Versuche hinaus gekommen zu sein. Die englische Aktiengesellschaft Flax Pulp Limited soll auf Grund dieses Berichts geneigt sein, in der Nähe von Liver pool eine große Papierstoff-Fabrik zu errichten. * * In der preußischen höheren Fachschule für Textilindustrie in Sorau, N.-L., besteht eine Abteilung für Flachskultur, die mit einer kleinen Flachsbereitungsanstalt ausgestattet wird. Da man in neuerer Zeit Flacbsstroh als Rohstoff für die Papier-Fabrikation empfiehlt, so wäre es erwünscht, wenn die genannte Fachschule Versuche über die Verwendbarkeit von Flachsstroh zur Papier- Fabrikation machte oder Papierfabriken den dazu nötigen Roh stoff für Versuchszwecke zur Verfügung stellte. Maschinenpappen In mehreren Tageszeitungen erschienen Einsendungen, deren Inhalt ungefähr mit demjenigen des Eingesandt in Nr. 17 Seite 601 der Papier-Zeitung übereinstimmte, in denen aber die Norddeutsche Lederpappenfabriken Akt.-Ges. als diejenige Firma genannt wurde, welche die Einigung der Maschinenpappen- Fabrikanten vereitle. Diese Firma antwortete hierauf in einigen Tageszeitungen unter anderm folgendes: Der hervorragend günstigen Lage ihrer Werke wegen konnte es durchaus nicht im Interesse der Norddeutschen Lederpappenfabriken A.-G. liegen, dem vorgeschlagenen Syndikate ohne weiteres beizu treten. Im Laufe der Verhandlungen gewann es zeitweilig den An schein, als sei das Syndikat nur bestimmt, auf Kosten der Konsu menten die Erträgnisse einiger ungünstig gelegener und unter Ueber- lastung mit Lagerbeständen leidender Fabriken künstlich zu heben und so deren Sonderinteressen zu dienen. Nach Ankauf der Fabriken von F. Falch in Brieg sind von den z. Zt. in Norddeutschland arbei tenden 6 Kartonpappenmaschinen bereits drei in der Hand der Nord deutschen Lederpappenfabriken A.-G. vereinigt. Weshalb das größte Unternehmen dieser Branche den kleineren zu Liebe auf seine günstige Position verzichten soll, ist nicht erfindlich. Amerikanischer Schwefel Im Staat Louisiana betreibt die Union Sulphur Company ein Schwefel-Bergwerk, dessen Verkaufsstelle sich in Cleveland (Ohio) befindet. Mehrere Zellstoffabriken der westlichen Staaten beziehen ihren Schwefel von dort, und er soll den sizilianischen an Güte erreichen. Er bietet den Vorteil, daß man auf sichere Lieferung rechnen darf, während die ameri kanischen Verbraucher sizilianischen Schwefels häufig dadurch in Verlegenheit kommen, daß der rechtzeitig im Ein fuhrhafen angekommene Schwefel nicht ausgeladen werden darf. Schwefel aus Sizilien wird nämlich nur als Ballast für Südfrüchte verladen, und wenn im Einfuhrhafen große Kälte herrscht, dürfen die Südfrüchte wegen Frostgefahr nicht ausgeladen werden, bevor milderes Wetter eingetreten ist, und auch der Schwefel muß solange im Schiff bleiben. Rückgang der Papierpreise? Gera (Reuß), 25. Februar 1904 In Nr. 16 der Papier-Zeitung wird eines meiner letzten Rund schreiben einer Betrachtung unterzogen, die geeignet ist den Anschein zu erwecken, unlauterer Wettbewerb sei der Beweggrund für den Erlaß desselben gewesen. Nachdem die Papier-Zeitung erfreulicher Weise nicht hinter dem Schilde gehalten und meine Firma offen genannt hat, so möchte ich sie bitten, zumal ihr selbst bei der Erörterung meines Zirkulars ein Irrtum unterlaufen ist, folgendes zu veröffentlichen: Ich bin gerne bereit der Papier-Zeitung die Korrespondenz mit meinen Lieferanten zur Einsicht zu überlassen, aus der sie die Ueber- zeugung schöpfen kann, daß mir seit einiger Zeit (nicht erst seit Anfang Februar, wie die Papier-Zeitung berichtet) wesentlich billigere Offerten wie früher vorliegen. Ich wüßte nicht, was sich bei meinen Lieferanten für mich so günstig in die Wagschale legen sollte, falls nicht die Veranlassung dazu in einem allgemeinen Preisrückgang zu suchen wäre. Georg Schwöbbermeyer, Papierwarenfabrik Den Schluß obigen Briefes, worin Vermutungen über die Person und die Triebfeder des Einsenders aus Nr. 16 ausge sprochen sind, drucken wir nicht ab, weil nur Tatsachen und keine Vermutungen vor die Oeffentlichkeit gehören.