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PAPIER-ZEITUNG Nr. II Antrieb von Papiermaschinen Zu Nrn. 8, 14 und 15 Ich kann aus eigener Erfahrung berichten, daß »The Reeves variable speed transmission« sich im Betriebe bewährt hat. Ich habe im Sommer 1902 in Menasha, Wis., mit dem Reeves vorübergehend gearbeitet und später auch in den östlichen Reeves gehört. Daß man aber auch mit den einfachsten Mitteln große Aenderungen der Geschwindig keit unter Vermeidung von Stufenscheiben und Wechsel rädern erzielen kann, beweist folgende Anordnung: I und II sind konische Holztrommeln von 1500 und 700 mm Durch messer, auf denen der Riemen gekreuzt läuft. Der Antrieb erfolgt von der mit Welle a direkt gekuppelten Dampf maschine, die 125 Touren in der Minute (mit 12 pCt. Verstell barkeit) macht. Die Seilscheibe b treibt die konstante Trans mission, zumTeil von einem (nicht skizzierten) Decken-Vorgelege. Die Seilscheibe e gibt den variablen Antrieb. Die Papiergeschwindigkeit kann von 21 bis 109 m ohne Abstellen verändert werden. Q. Holländer Schluß zu Nr. 17 II. Umfangsgeschwindigkeit der Walze lieber die zur Erzielung bester Mahlergebnisse erforder liche Umfangsgeschwindigkeit der Walze gehen die Ansichten der Fachleute auseinander. Meist arbeitet man mit einer Um fangsgeschwindigkeit von 300 bis 500 m in der Minute. Bei geringerer Geschwindigkeit kommt wohl das Verstopfen der Grundwerke weniger vor, doch ist auch die Arbeitsleistung geringer, weil der Schlag der Walzenmesser nicht genügend auf das Mahlgut einwirken kann. Auch hier kommt es indes in der Hauptsache darauf an, welche Rohstoffe meistens ver arbeitet werden, und welche Eigenschaften die hergestellten Papiere haben müssen. Der Fabrikant kann sich leicht die Gewißheit verschaffen, welche Umdrehungszahl der Walzen für seine Verhältnisse die meisten Vorteile bietet, wenn er mit verschiedenen Umdrehungszahlen Versuche anstellt, was sich in den meisten Fabriken leicht ausführen läßt. Wenn er dann den Kraftverbrauch feststellt und die verschiedenen Mahl ergebnisse vergleicht und prüft, so wird er bald das Richtige gefunden haben. 12. Große Walzen Hat man sich möglichst große und gut eingerichtete Mahl fläche geschaffen und den Schlag der Walzenmesser durch die günstigste Umdrehungszahl der Walze geregelt, so kommt es darauf an, den Stoff auch in genügender Menge der Arbeits fläche zuzuführen. Dieses Ziel können wir nur durch lebhaften Zug des Holländers erreichen, weil der gute Zug die starke Eintragung der zu verarbeitenden Rohstoffe ermöglicht. In der Erreichung dieses Zieles hat man in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht, und es ist noch fortwährend das Bestreben der Techniker, hier noch Besseres und Voll- kommneres zu erreichen. Durch Anwendung großer und breiter Walzen mit geräumigen Transportzellen und durch das Einbauen von Stofftreibern verschiedenster Form und An ordnung, sowie durch passende Aenderung älterer und Bildung neuer Tröge hat man es schon jetzt dahin gebracht, daß man mit derart starker Eintragung arbeiten kann, wie man es früher kaum für möglich gehalten hätte. Man baut jetzt Holländer, deren Eintragung man in dem Maße steigern und verdicken kann, daß der Stoff an der Ausgangsseite während der Arbeit 60 bis 70 cm höher steht als an der Eingangsseite. Bei so starker Eintragung müssen die Fasern gleichsam bündelweise auf die Arbeitsfläche gelangen. Weil sich stets eine große Menge Fasern auf der Mahlfläche befinden, werden die Einzel fasern geschont und können die Messer der Mahlvorrichtung nicht schneiden, sondern müssen die Fasern quetschen, reiben, aufsprengen und in der Längsrichtung spalten. Der Schlag der Walzenmesser bewirkt hier keine Verkürzung der Fasern, diese behalten ihre volle Länge und werden nur aufgeschlossen und geschmeidig gemacht. Um festzustellen, ob die Einrichtung hoher und breiter Walzen mit großen Förderzellen oder die Anlage von Stoff treibern bei der Verarbeitung der vorliegenden Rohstoffe vor zuziehen ist, muß man sowohl den Kraftverbrauch als auch die Mahlergebnisse beider Einrichtungen in Rechnung ziehen. Namentlich ist die Qualität der Papiere, welche mit jeder der erwähnten Einrichtungen aus den gleichen Rohstoffen erzielt werden, für den Wert der Mahlvorrichtung maßgebend. Große und breite Walzen erfordern sowohl zum Mahlen als auch zur Fortbewegung des Stoffs mehr Triebkraft als kleine und schmale Walzen, jedoch tauchen große Walzen bei starker Eintragung an der Eingangsseite nicht tief in den Stoff. Bei jeder Hol länderwalze steigert sich die zur Fortbewegung des Stoffs er forderliche Kraft, wenn die Eintragung schwächer ist, und ein mit Wasser gefüllter Holländer benötigt im Betrieb viel mehr Kraft, als ein mit Stoff geladener. Je dünner die Masse ist, desto höher steigt sie während der Arbeit an der Eingangsseite. Es füllen sich dann nicht allein eine größere Anzahl Zellen mit dem vorhandenen Stoff, sondern die Zellen nehmen bei dünnflüssiger Eintragung auch eine größere Menge Stoff auf, während sie bei starker Ein tragung in geringerer Anzahl und nur zumTeil gefüllt werden können, weil die Verdickung der Masse das rasche Eindringen des Stoffs in die Walzenzellen verhindert. Daher erfordern große Walzen bei starker Eintragung nicht wesentlich mehr Kraft zur Fortbewegung des Stoffs, als bedeutend kleinere Walzen bei schwacher Eintragung. Zum Heben, Mahlen und Bürsten des Stoffs gebrauchen große Walzen aber mehr Kraft als kleine, weil der Hebelarm vom Mittelpunkt der Walze bis zum äußersten Ende der Messer bei großen Walzen größer ist. Man führt an, daß dieser Mehrverbrauch an Kraft zum Teil dadurch ausgeglichen werde, daß größere Walzen erheblich langsamer laufen können, und daher die Reibung in den Lagern geringer werde. Große Walzen haben den Vorteil, daß man unbedenklich breitere Grundwerke verwenden kann, indem die Walzenmesser beim Verlassen dieser Grundwerke noch die Neigung und Lage haben, fördernd auf die Fortbewegung des Stoffs einzuwirken, wenn die Höhe und Form des Sattels und des Troges im richtigen Verhältnis zur Größe und Lage der Walze stehen. Durch eingehende Beobachtungen und Versuche hat man in den letzten Jahren die Vorteile, welche richtig gelagerte große Walzen bei entsprechender Bildung des Sattels und des Troges bieten, immer mehr kennen und schätzen gelernt. Man baut jetzt Holländerwalzen, die einen Durchmesser von 150 bis 200 cm haben. Vor kurzem sah ich noch beim Besuche einer Maschinenfabrik zwei prachtvolle mit Bronzemessern aus gestattete Walzen, die Durchmesser von 140 und 160 cm hatten und für eine Feinpapierfabrik bestimmt waren. Die gute Her stellung großer Walzen ist indes mit manchen Schwierigkeiten verbunden und bedarf großer Umsicht und Erfahrung. Diese Walzen müssen äußerst solide gebaut, genau rund abgedreht und eingeschliffen werden, damit sie ruhig und ohne Schlag laufen. Die geringste Ungleichmäßigkeit äußert sich bei großen Walzen viel eher als bei kleinen durch Schlagen und unruhigen Gang, wodurch mangelhafte Arbeitsleistungen entstehen, und sich die Walze auf ihrer Achse verschieben und selbst Aus brechen der Messer durch Zwischenlagen und vollständige Zerstörung der Walze eintreten kann. Daher soll man große Holländerwalzen nur aus Maschinenfabriken beziehen, die im Bau dieser Einrichtung die nötige Uebung und Erfahrung be sitzen. 13. Stofftreiber Auch durch Einbauen von Stofftreibern bei kleinen Walzen werden vorzügliche Ergebnisse erzielt. Die ersten mit beson deren Vorrichtungen zum Treiben des Stoffs versehenen Hol länder wurden von dem französischen Ingenieur Debie erbaut, und solche Holländer wurden auch in einigen deutschen Fabriken aufgestellt. Sie fanden indes wenig Beifall, wohl meist aus dem Grunde, daß der Stofftreiber im Verhältnis zur Walze zu groß genommen war. Die Walze konnte nämlich den jedesmal zugeführten Stoff nicht aufnehmen und verarbeiten, weshalb die überschüssige Masse seitlich in den Trog zurück- geführt werden mußte. Auch war es umständlich, den Stoff treiber und die Haube zu reinigen, und bei Stoff- und Farben wechsel kamen öfters Verunreinigungen vor. Nachdem beim Karger-Holländer der Stofftreiber in anderer Form angewendet wurde, hat man dieser Einrichtung mehr Beachtung geschenkt und baut jetzt verschiedenartig aus geführte Stofftreiber, welche sowohl bei älteren als auch bei der Union Gutes vom