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Nr. 2 PAPIER-ZEITUNG 45 Berliner Typographische Gesellschaft Das 24. Stiftungsfest der Gesellschaft wurde am Sonnabend, den 2. Januar, durch ein Familienfest im Buchgewerbesaal be gangen. Die Beteiligung hätte zahlreicher sein können, zumal die Feier völlig zwanglos und nicht mit erheblichen Unkosten für die Teilnehmer verbunden war. In einer längeren An sprache zog der Vorsitzende Herr Könitzer das Fazit der Tätigkeit der Gesellschaft im letzten Jahre und wies darauf hin, daß man ungeachtet des im Laufe der Jahre in ungeahntem Maße erweiterten Gebietes graphischer Tätigkeit in erster Linie die bei der Begründung des Vereins gesteckten Ziele im Auge behalten und Fernerliegendes nur nebenher zur Kenntnis ge nommen und behandelt habe. Eine einflußreiche Kritik an neu Geschaffenem zu üben, vermöge der einzelne Verein nicht, die Möglichkeit hierzu sei aber durch die gemeinsame Tätig keit der dem Bunde der Deutschen Typographischen Ver einigungen angesehlossenen Vereine gegeben. Für die Feier ihres diesjährigen Stiftungsfestes habe die Typographische Ge sellschaft vielfachen Wünschen entsprechend die zwanglose Form des Familienfestes gewählt: das nächste, das Jubiläums- Stiftungsfest werde größere Aufwendungen erfordern, dann werde auch der geeignetere Zeitpunkt sein, ausführlicher über die Arbeitstätigkeit der Gesellschaft zu berichten. — Weiter brachte das abwechslungsreiche Programm des Abends zahl reiche deklamatorische, Instrumental- und Gesangsvorträge, die mit lebhaftem Beifall entgegengenommen wurden. Aus dem Kreise der Mitglieder beteiligten sich in dankenswerter Weise an den Darbietungen die Herren Georg Erler durch den Vortrag eines Lustspiels von Ernst Wichert und Fr. Aulmann durch einige Piston-Solo-Vorträge. Nach der Kaffeepause, gegen 2 Uhr, begann der Tanz, der die Festteilnehmer noch einige Stunden in fröhlicher Stimmung zusammenhielt. Eine neue Setzmaschine? Der elsässische Pfarrer Burg tritt in dem »Volksboten« in Mollkirch allerlei Gerüchten betreffs seiner Setz maschine entgegen; sogar von Konkurs war gesprochen worden. Der Pfarrer sagt: »Diejenigen, die solche Gerüchte verbreiten, wissen von der Maschine selbst nichts, da der Zutritt zur Werkstatt allen ohne Ausnahme strengstens verboten ist. Den Fachleuten, die von Paris kommen oder von Paris schreiben und ihr Urteil über meine Setz maschine anderen mitteilen, ist die Ansicht meiner Maschine sicher nicht gestattet worden. Es freut mich heute mitteilen zu können, daß nicht Konkurs bevorsteht sondern die vollständige Herstellung der Maschine und zwar mit erhofftem Erfolg.« CI. Der Setzerausstand in Szatmär ist durch Vermittlung der Delegirten des Fachvereins der ungarischen Buchdrucker beigelegt worden. ( Vgl. Nr. 105 S. 3783.) Die Buchdruckereibesitzer haben den Lohntarif unterschrieben. K. (Pester Lloyd) Gründung eines Kunstgewerbe-Vereins in Barmen. In Barmen soll demnächst ein Kunstgewerbe-Verein und im Anschluß daran ein Kunstgewerbe-Museum gegründet werden. Ein unter dem Vorsitze des Oberbürgermeisters Dr. Lentze zusammengetretenes erstes Komitee beschloß, schon zu Ostern dieses Jahres die erste Ausstellung zu veranstalten, die aus hervorragenden Leistungen des modernen Kunst gewerbes und aus Sammlungen älterer kunstgewerblicher Erzeugnisse bestehen soll. Die anwesenden Herren zeichneten sofort eine Garantie summe. —t. Kündigung. Infolge Nichtanerkennung des Tarifes kündigten in der Firma Hugo Horn, Gravieranstalt und Zinkographie, L.-Reudnitz, sämtliche Graveure. K. (Leipz. Volksztg.) Folgen eines kriegsgerichtlichen Urteils. Dem »Börsenblatt für den deutschen Buchhandel« wird aus Wien geschrieben: Als die Militärrichter in Forbach den schriftstellernden Leutnant zu mehrmonatlicher Haft verurteilten und die gedruckten Exemplare seines Romans zur Vernichtung bestimmten, ahnten sie nicht, daß ihr Verdikt im Laufe der Begebenheiten einem Teile des österreichi schen Buchhandels lebhafte und rentable Tätigkeit verschaffen werde. Was in Braunschweig unterdrückt wurde, gewann in Wien neues Leben. »Aus einer kleinen Garnison« hat, wie es scheint, in den Meinen und großen Garnisonstädten Oesterreichs das Interesse von Militär und Zivil erregt. Die Wiener Kommissionäre wurden mit Telegrammen und mit telephonischen »empfohlenen« Aufträgen aus den Provinzstädten bestürmt. So stürmisch war der Bedarf, daß gleichzeitig in fünf Buchdruckereien und einigen Buchbindereien ge arbeitet wurde. Hält die Nachfrage eine Zeitlang an, so dürfte die Auflageziffer von »Jörn Uhl« bald erreicht sein. Büchertisch Der moderne Geschäftsbetrieb und seine Organisation. Dar- gestellt von Wilh, van den Daele. Mit zahlreichen Formularen. Muth’sehe Verlagshandlung in Stuttgart. Preis geheftet 4 M. 50 Pf., geb. 5 M. 50 Pf. Der moderne Geschäftsbetrieb ist nicht überall das, was er sein könnte: nämlich eine Maschine, die bei hoher Arbeitsleistung verhält nismäßig geringer Kraftzufuhr bedarf. Sowohl bei großen wie kleinen Betrieben wird häufig der Ertrag durch unsachgemäße Verwaltung be einträchtigt. Der Verfasser des Buches, welcher selbst einem fabrik mäßigen Betriebe vorsteht, ist bemüht, die Grundlagen für einen straffen, übersichtlichen Betrieb von Geschäften und Unternehmungen jeden Umfanges zu entwickeln. Von dem Grundsatz ausgehend, daß jede Haushaltung der Ordnung bedarf, beschreibt er in seinem Buch einen scharf umrissenen Arbeitsplan, sowohl für kleine und große Handelsgeschäfte wie für einen industriellen Großbetrieb. Durch Mare Gliederung auch der kleinsten Betriebe wird es möglich, die Arbeiten nach dem Grade ihrer Wichtigkeit in ein Schema einzu ordnen, welches die größtmögliche Gewähr dafür bietet, daß eine Arbeit durch die andere einesteils erfordert, andernteils auf ihre Richtigkeit geprüft wird. In diesem organischen Zusammenhänge des Ganzen und in der Möglichkeit, jederzeit mit verhältnismäßig geringem Aufwand einen genauen Nachweis des Ertrages oder der Kosten von jedem einzelnen Teil des Betriebes herausrechnen zu können, liegt der Wert eines solchen Systems. Das Buch ist gut ausgestattet. Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik für 1903. Unter Mitwirkung hervorragender Fachmänner, herausgegeben von Hofrat Dr. Josef Maria von Eder. 17. Jahrgang. Verlag von Wilhelm Knapp in Halle a. S. Preis geheftet 8 M. Der starke Oktavband bildet eine wahre Fundgrube für alle photo graphischen Berufszweige. In erster Linie wird die berufsmäßige Photographie und dann die Amateurphotographie behandelt. Letztere hat durch die ausgedehnte photographische Industrie auch große ge schäftliche Bedeutung, und das Jahrbuch entspricht den hieraus er wachsenden Anforderungen. Der weitaus größte Teil wird von Originalbeiträgen der ersten photographischen Fachleute und Forscher gefüllt. Darunter sind verschiedenene Arbeiten, die auch für Farben- drucker, besonders Dreifarbendrucker, sehr lehrreich sind. Karl Worel in Graz schreibt über direkte Photographie in natürlichen Farben, Dr. J. Husnik über den Fortschritt im Dreifarbendruck, K. Hazura in Wien über Farblacke und Druckfirnisse, L. Tschörner beschreibt einige neue Rasterkassetten, Kopierrahmen, säurebeständige Metall spiegel usw. zur Herstellung von Autotypien. Unter der Ueberschrift »Tiefdruckschnellpressen« hat W. Unger, Wien, die auch in der Papier- Zeitung beschriebene Johnston-Presse, die Waite-Patent-Stahlstich presse und eine französische Tiefdruckschnellpresse für Platten von 88 X 56 cm Größe eingehend geschildert und abgebildet. Der Jahres bericht über die Fortschritte der Photographie und Reproduktions technik ist sehr reichhaltig und umfassend; er bietet viele auch mit Bildern versehene Aufsätze, die sich u. a. auch mit dem Tief-, Flach- und Hochdruck beschäftigen. Deutsche und österreichische Patent verzeichnisse, Literaturnachweis, Sachregister und ein reicher Anhang von Illustrationsbeilagen bilden den weiteren Inhalt. Cantor Lectures on Paper Manufacture von Julius Hübner, Direktor der Färberei-, Druckerei- und Papiermacher-Abteilung an der Municipal School of Technology in Manchester, London, gedruckt bei W. Trounce, 10 Gough Square, Fleet Street, E. C. Herr Julius Hübner hielt im Februar 1903 in London vier Vor träge über Papierfabrikation. Solche Vorträge »Cantor Lectures« werden von der Gesellschaft für die Ermunterung der Künste, Ge werbe und des Handels alljährlich veranstaltet. Der auf dem Ge biet des Fachunterrichts wohlangesehene Vortragende gab seinen Hörern, wie der auf 46 Groß-Oktavseiten gedruckte Text beweist, in gedrängter Kürze ein zutreffendes und übersichtliches Bild der Papierfabrikation. Der erste Vortrag behandelt die Geschichte der Papiermacherei und die Natur des Zellstoffs, dieser Grundlage allen Papiers vom botanischen und chemischen Standpunkt, und ging dann zu den Rohstoffen der Papierfabrikation, zum Kochen, Waschen, Dreschen der Lumpen und zum Bleichen des Halbstoffs über. Die zur Er läuterung der Maschinen vorgeführten Abbildungen werden im Buch in guten Verkleinerungen gebracht. Der zweite Vortrag befaßt sich mit der Herstellung von Papierstoffen aus den Rohpflanzen Esparto, Stroh, Manila, Jute und Fichtenholz. Der dritte behandelt das Fertig stellen des Papierstoffs für die Papiermaschine, also das Ganzstoff- Mahlen, -Leimen, -Beschweren, -Färben. Der vierte Vortrag beschreibt die verschiedenen Arten von Papiermaschinen, die Ausrüstung des Papiers, dessen Prüfung und zum Schluß die für die Municipal School of Technology in Manchester beschafften Einrichtungen zur Her stellung von Papier im Kleinen für Lehr- uhd Versuchszwecke. Diese Abbildungen haben besonderen Wert, da diese Versuchsanlage die vollständigste in ihrer Art ist und für Papiermacher-Fachschulen vor bildlich sein dürfte. Der Verfasser hat uns in liebenswürdigster Weise diese Abbildungen zur Verfügung gestellt, und wir werden sie ge legentlich abdrucken. Der vorliegende Abdruck der Vorträge eignet sich vortrefflich für diejenigen Kenner der englischen Sprache, die sich über den heutigen Stand der Papierfabrikation in großen Zügen unterrichten, oder die einen Vortrag über diesen Gegenstand vor Laien halten wollen.