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Holländer Fortsetzung statt Schluß zu Nr. 16 9. Starkes Einträgen des Stoffs Der gute Zug des Holländers bewirkt nicht allein raschere und gleichmäßigere Verarbeitung des Stoffs dadurch, daß ein lebhafterer Stoffumlauf erzielt wird, und daß kein Festsetzen des Stoffs am Boden des Troges stattfindet, sondern man er reicht dadurch auch besseren Stoff, weil man in einen gut ziehenden Holländer den Stoff dicker eintragen kann. Schon beim Halbzeugmahlen soll man die Hadern mög lichst stark eintragen, wenn man aus den Halbstoffen feste und starke Papiere erzeugen und dabei nur geringen Stoffverlust haben will. Man ist vielfach der Ansicht, daß sich die Ent faserung der Hadern beim Halbzeugmahlen durch den Scheren schnitt der Walzen- und Grundwerksmesser vollziehe. Man stellt die Anzahl der Schnitte fest, welche die umlaufenden Walzenmesser hervorbringen sollen, und stellt eingehende Versuche an, welcher Winkel bei der Schrägstellung der Grundwerksmesser die günstigsten Mahlergebnisse hervorzu bringen geeignet ist. Auch stellt man Proben und Berech nungen an, um den Druck der Walze während der Arbeit zu ermitteln und dessen Einfluß auf die Arbeitsleistung der Halb zeugholländer zu bestimmen. Obgleich diese Proben und Berechnungen wertvoll und lehrreich sind, und bei der Herstellung mancher Halbstoffe das Schneiden der Walzenmesser und die Anwendung eines hohen Flächendrucks geboten ist. so muß sich doch die Entfaserung der Hadern in der Hauptsache durch den Schlag, das Schaben und Zerren der Walzenmesser vollziehen, wenn man guten Halbstoff mit geringem Faserverlust erhalten will. Man kann dieses Ziel erreichen, wenn man die Hadern möglichst stark einträgt und übermäßig starkes Senken der Walze vermeidet. Bei dieser Arbeitsweise befindet sich stets soviel Hadernstoff auf der Mahlfläche, daß die Walze nicht mit dem Grundwerk in Berührung kommt, folglich auch keinen Scherenschnitt her vorbringen kann. Scherenschnitt kann nur bei dünner Ein tragung der Hadern und bei scharf geschliffenen Messern von Walze oder Grundwerk stattfinden und ist erforderlich, wenn man weiche und saugfähige Papiere, wie Löschpapier oder Pergamentrohstoff, herstellen will. Wenn man die Halbstoffasern, welche bei dünner Ein tragung und mit scharfem Geschirr gemahlen sind, im Mikro skop mit den durch vorsichtiges Mahlen bei starker Eintragung erzielten Fasern aus gleichem Rohstoff vergleicht, so findet man, daß die ersteren glatt und starr und mit kurz ab gebrochenen und zerschnittenen Faserstücken gemischt sind. Die durch vorsichtiges Mahlen erhaltenen Fasern haben dagegen meist ihre volle natürliche Länge behalten und sind teilweise an den Enden gespalten und ausgefranzt oder in der Längsrichtung in feine Spaltungen zerlegt. Man kann dieses Ergebnis bei Hadernstoffen zum Teil schon im Halbzeug-Holländer erzielen, aber es ist in noch viel höherem Maße geboten dieses Ziel bei der Verarbeitung der Faserstoffe im Ganzzeug-Holländer anzustreben. Zu diesem Zweck muß man auch hier für möglichst starke Eintragung des Stoffes Sorge tragen. Weil aber der Rohstoff, welchen der Ganzzeug Holländer zu verarbeiten hat, schon beim An fang der Mahlung meist aus Einzelfasern besteht, so läßt er sich viel schwerer in größerer Menge auf dem Grundwerk fest halten als der aus vielen Faserbündeln bestehende Stoff, welchen der Halbzeug-Holländer zu verarbeiten hat. Um nun das Schneiden der Messer und die Verkürzung der Fasern im Ganzzeug-Holländer möglichst zu vermeiden, und um die zur Erzielung guter Papiere notwendigen feinsten Faserspaltungen sowie die erforderliche Geschmeidigkeit und Verfilzungsfähig keit der Fasern zu erreichen, muß man dafür sorgen, daß sich stets möglichst viel Stoff auf der Mahlfläche befindet, und der Stoff die erforderliche Bearbeitung durch die umlaufenden Walzenmesser erfährt. 10. Arbeitsfläche Zur Erzielung höchster Leistungsfähigkeit müssen beim Ganzzeug-Holländer Zusammenwirken: 1. große wirksame Arbeitsfläche, 2. richtige Umfangsgeschwindigkeit der Walze, 3, lebhafte Stoffbewegung, welche starke Eintragung er möglicht. Man hat die Arbeitsfläche durch Vergrößerung und ver mehrte Anzahl sowie durch besondere Einrichtungen der Grundwerke wirksamer zu machen versucht. Beim Vergrößern der Mahlfläche ist man auf den hierfür verfügbaren Raum beschränkt und darf nicht zu weit gehen, weil sonst der Stoff umlauf nachteilig beeinflußt wird. Bei der Anwendung großer Radialgrundwerke sowie beim Anbringen mehrerer Grund werke tritt leicht mangelhafter Zug des Holländers ein, be sonders wenn die Walzen im Verhältnis zu klein genommen werden. Bei ungenügendem Walzendurchmesser haben die Schienen der Walze schon beim Verlassen des Grundwerks, d. h. der vergrößerten Mahlfläche, die Neigung, den Stoff nach oben gegen die Haube zu werfen, wodurch dann, wie früher erwähnt, die Walze nicht mehr fördernd auf die Stoff bewegung einwirken kann. Man hat diesem Uebelstande da durch abzuhelfen versucht, daß man in die Haube regulierbare Schieber einbaute. Diese verhinderten auch zum Teil, daß der Stoff wieder von der Walze erfaßt wurde, waren aber beim Einträgen mancher Rohstoffe hinderlich, besonders wenn die Arbeiter das Regulieren der Schieber versäumten. Auch setzte sich hier manchmal Stoff fest, welcher sich nur mühsam ent- entfernen ließ und manchmal bei Stoff- und Farbenwechsel Verunreinigungen ergab, weshalb diese Einrichtung keinen Beifall fand. Außer durch Vergrößerung hat man die Arbeitsfläche auch durch besondere Form, Stellung und Anordnung der Walzen- und Grundwerksmesser wirksamer zu machen versucht. Fort während finden noch Proben und Versuche statt, indem man dickere oder dünnere Messer aus verschiedenem Material in der verschiedensten Alt und Weise zusammenstellt und im Betriebe erprobt. Da die Verhältnisse fast für jede Fabrik anders liegen, muß jeder Fabrikant Versuche anstellen, bis er das für seine Bedürfnisse am besten Passende gefunden hat. Durch ein Grundwerk lassen sich umso bessere Ergebnisse erzielen, je mehr und besser es den Stoff bei der Arbeit fest halten und dadurch der Wirkung der Walzenmesser aussetzeo kann. Dieses Festhalten und dadurch den besten Stoff erzielt man durch möglichst geringe Schrägstellung der Grundwerks messer. Dabei hat man aber nicht allein zu befürchten, daß die Walzenmesser bei etwaigem Auffliegen der Walze in das Grundwerk eingreifen und dieses aus seiner Lagerung heraus reißen, sondern man hat auch rasche Abnutzung der Vorder kanten der Messer und Verstopfen der Grundwerke zu ge wärtigen. Letzterer Uebelstand ist ungemein lästig und bringt den größten Schaden. Der Stoff setzt sich zwischen den Messern derart fest und wird durch den Schlag der Walzen messer so verhärtet, daß das Grundwerk wie ein Block mit glattpolierter Oberfläche erscheint. Das Mahlgut muß dann über diese glatte Fläche hinweggleiten, und dadurch vermindert sich die Arbeitsleistung wesentlich. Bei geringer Schräg stellung kommt auch Umbiegen und Ausbrechen der Walzen- und Grundwerksmesser leicht vor, weshalb es geboten ist, dickere Messer zu verwenden. Durch größere Schrägstellung der Grundwerksmesser kann man die Abrundung der Vorderkanten der Schienen sowie das Umbiegen und Ausbrechen der dünnen Messer vermindern oder gar vermeiden. Auch das Verstopfen der Zwischenräume der Messer wird dadurch vermindert und tritt bei starker Schräg stellung überhaupt nicht ein. Starke Schrägstellung hat indes den Nachteil, daß der Stoff bei der Arbeit nicht genügend festgehalten, sondern zu großem Teil durch die umlaufenden Walzenmesser längs der Schneidekante zur Ausgangsseite der Mahlfläche geschoben wird. Daß dem so ist, beweist der Umstand, daß man bei starker Schrägstellung selbst unter Anwendung dünner Messer und wohl erhaltener Schneiden der Vorderkante dieser Messer keine vermehrte und verbesserte Arbeitsleistung erzielen kann. Man hat die Nachteile der großen Schrägstellung durch die Anwendung geknickter oder ungleich verteilter Messer zu ver meiden gesucht, doch tritt bei diesen Einrichtungen wieder manchmal Verstopfung der Zwischenräume der Walzenmesser ein, sodaß die guten Wirkungen dieser Anordnung ganz oder teilweise verloren gehen. Bei Verarbeitung der meisten Rohstoffe wird eine Dicke der Walzenmesser von 6 mm und der Grundwerksmesser von 5 mm bei einer Schrägstellung von 10 bis 15° die besten Dienste leisten, weil dann die Messer bei guter Ausführung genügend stark und widerstandsfähig sind und den Stoff auf dem Grundwerk festhalten. Auch das Zusetzen der Zwischen räume der Grundwerksmesser tritt bei obiger Schrägstellung nicht so leicht und stark ein. In den meisten Fällen werden die Zwischenlagen der Grundwerksmesser 8 bis 10 mm stark genommen. Engere Zwischenräume begünstigen das Ver stopfen der Grundwerke und sind daher nicht zu empfehlen,