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566 -eJe- Nr. 16 Buchgewerbe Buchbinderei * • Buchdruck *** * * * Buchhandel 3 Eingesandte Werke finden Besprechung Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung Sachliche Mitteilungen finden kostenfreie Aufnahme * * - Steindruck Plakate Vor ungefähr acht Jahren machte sich in Deutschland eine allgemeine Bewegung zu Gunsten des künstlerischen Plakates bemerkbar. Plakat-Ausstellungen, Wettbewerbe, Vorträge be deutender Museums-Direktoren und Künstler fanden statt, die nicht ohne Widerhall in Zeitschriften und Tagesblättern blieben, ja selbst eine eigene Literatur über das Plakat wurde ge schaffen. Das Plakat gelangte in den Mittelpunkt des Inter esses nicht allein im Druckgewerbe, sondern auch beim großen Publikum und bei den ausführenden Künstlern. Auf letztere aber kam es insbesondere an, denn es war der Hauptzweck der Bewegung, den deutschen Künstler, der sich im allgemeinen für Herstellung von Plakat-Entwürfen zu gut dünkte, unter Hinweis auf seine französischen, belgischen, englischen Kol legen, für das Plakat zu gewinnen. Man wollte damit das Plakat zu einem Produkte künstlerischen Schaffens machen, ihm künstlerischen Wert verleihen, Besteller und Publikum sollten diesen Wert erkennen und schätzen. Was hat die damalige lobens- und beachtenswerte Be wegung erreicht, auf welchem Punkte stehen wir heute, und welchen Einfluß hat die Bewegung auf das Plakat-Geschäft ausgeübt? Das wichtigste Ergebnis war, daß es gelungen ist, den deutschen Künstler zu überzeugen, daß er auch an einem Plakate seine Kunst betätigen und beweisen könne, daß es eines Künstlers würdig ist, sich dieser Arbeit zu widmen. Seitdem haben wir Plakate, die von bewährten Künstlern ge schaffen und unterzeichnet sind, und das ist ein Erfolg. Vor angegangen war uns darin allerdings das Ausland, und so nimmt es auch nicht Wunder, wenn sich die Art der Plakate zunächst an diese Vorbilder anlehnte, und da wir uns mitten im Aufstreben der »Sezession« befanden, übte diese wesentlichen Einfluß auf die neuen Plakat-Schöpfungen aus. Mit wenig Ausnahmen hatte das Plakat bis dahin entweder aus einem mehr oder weniger schönen Chromobilde ernsten, rührenden oder humoristischen Inhalts oder aus einem dem Wachsfiguren kabinette entnommenen Frauenkopfe bestanden oder aus einer jener schönen Kompositionen, die der Lithograph mit Hilfe seiner »Allegorien und Embleme« so musterhaft zusammen stellte aus der entsprechenden allegorischen Figur, der Schutz marke umgeben von Emblemen, der Fabrik-Ansicht, einigen Attributen, z. B. Flasche und Gläser mit Faksimile-Etiketten und — einer Unmasse Text, womit allem man den Wünschen des Herrn Bestellers auf das Beste entsprochen zu haben hoffte. Das neue künstlerische Plakat sollte anders werden, und man predigte entsprechend den ausländischen Vorbildern: Fernwirkung, Flächenwirkung, starke Umrisse, wenig Text, möglichst nur eine Figur — das Ganze kein Bild, sondern ein Plakat, das man sehen und dessen Text man lesen kann, »selbst wenn man mit dem Schnellzuge daran vorbeifährt.« So kamen wir zu dem sogenannten »modernen« Plakat in flächiger Aus führung, und als sich diese Manier der deutschen Verhältnisse wegen nicht einbürgerte, weil uns die großen Mauerflächen, somit auch die Grundlage für große Fernwirkungen fehlen, gelangten wir zu dem, was unseren Zwecken am besten ent spricht: dem wirkungsvollen Innenplakat, bestehend aus einer stark hervortretenden, aber vollfarbig ausgeführten Figur mit ruhigem, möglichst einfarbigem Hintergründe und wenig, aber gut lesbarem Text. Das dürfen wir auch heute noch als das Ideal-Plakat für deutsche Verhältnisse betrachten, und es ist gut, daß wir es erreicht haben. Wirkung und Erfolg der Plakat-Bewegung waren auf das Publikum und insbesondere auf die Plakat bestellenden In dustriellen nicht minder groß. Das große Publikum begann sich für eine Sache zu interessieren, die es bisher als etwas Nebensächliches betrachtet, ja vielfach überhaupt kaum be achtet hatte. Groß und überraschend war der Erfolg, den die zwei ersten in Leipzig veranstalteten Wettbewerbe und Aus stellungen von Plakat-Entwürfen in dieser Beziehung hatten, sie wurden so stark vom großen Publikum besucht und mit so regem Interesse besichtigt, wie man es nie erwartet hätte. Insbesondere aber wurden die Ausstellungen auch von Be stellern besucht, und nach der Preisverteilung ging mancher preisgekrönte Entwurf in großer Auflage als Pionier für das künstlerische Plakat in die Welt. Der damalige Aufschwung der Industrie, namentlich die Glanzzeit der Fahrrad-Industrie mit ihrem großen Plakat-Bedarf kamen der Bewegung zu statten, und die Industriellen wetteiferten im Herausbringen guter Plakate oder zum mindesten besserer als früher, denn das unkünstlerische Plakat konnte ebenso wenig wie heute vollständig verdrängt werden. Man zeigte überall Interesse für die Entwicklung, abonnierte die über das Plakat entstandenen Zeitschriften und machte »moderne« Reklame. Sogar auch im Geldpunkt war man frei giebiger und zahlte für ein gutes Plakat auch gute Preise. Seitdem haben sich die Wogen der Begeisterung längst besänftigt, und man ist seit jener Zeit nicht merklich vorwärts gekommen, insbesondere nicht die Herren Besteller. Das »moderne« Plakat, das sie zum Teil, um die Mode mitzumachen, hier und da bestellten, findet in ihren Augen längst keine Gnade mehr, und man will meist vom »Jugendstil« nichts mehr wissen. Natürlich nicht ohne Ausnahmen, denn einige be deutende Firmen, welche viel Plakat-Reklame machen, haben sich seitdem zu höherer künstlerischer Anschauung erhoben. Es gibt nirgends so viel Rücksichtnehmerei wie beim Plakat. Ja, heißt es da, ich muß mich nach dem Geschmacke meiner Kundschaft richten, und diese richtet sich wieder nach dem der ihrigen. Das Neue, Gute, das doch auch erzieherisch wirken soll, hat aber bei der Menge noch nie Beifall gefunden, und so ist es auch nicht verwunderlich, wenn die besten künst lerischen Plakat-Leistungen auch heute noch — unverkäuflich sind. Hat doch eine sehr große Firma bei ihren Submissionen eine Volksabstimmung veranstaltet, d. h. Stubenmädchen und Köchinnen von der Straße heraufrufen und sich von jeder auf schreiben lassen, welcher Plakat-Entwurf ihr am besten ge falle! P. - Schluß folgt Japanischer Flächendruck Die Meisterschaft japanischer Maler, gegebene Flächen zu dekorieren, ist in andern Ländern unerreicht geblieben. Die ersten Künstler im westlichen Europa standen unter japa nischem Einfluß, aber / was sie zeichneten, wird von den Schöpfungen ihrer Lehrer weit übertroffen. In der Wahl der Motive, in Erfindungsgabe und in der Kunst, die Fläche mit einfachen Mitteln tausendfältig zu beleben, wird die feine Naturbeobachtung der Japaner uns immer vorbildlich sein. Eine klägliche Kopie japanischer Flächenkunst bot im Akzidenz satze die sogenannte Feinmanier, aber auch die heutige Buch- Ausstattung zeigt japanische Anklänge. Eine gute Gelegenheit, japanische Flächenmuster zu studieren, bieten japanische Papierschablonen, die von der Tee handlung Rex & Co. in Berlin, Leipzigerstraße 22, von 40 bis 150 Pf. das Stück in einigen tausend Nummern feilgeboten werden. Wer dort einige Stücke kauft, kann einen großen Posten durchsehen. Vielleicht gelingt es der Typographischen Gesellschaft hier und in anderen Städten, gegen die Gewähr eines bestimmten Absatzes oder gegen Erstattung der Kosten, Ausstellungen solcher Schablonen zu veranstalten, die nicht nur für Buchdrucker, sondern auch für alle, denen die Verzierung von Flächen obliegt, Interesse haben und Nutzen stiften würden. Der Wert der Schablonen liegt nicht nur in der Anregung die sie den Zeichnern von Flächenmustern bieten. Strebsame Akzidenzsetzer versuchen heute allerorten, dekorative Einzel heiten zu erfinden und in Tonplatten-Material zu schneiden, wozu ihnen die japanischen Muster Ideen bieten werden. Aul