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Nr. 16 PAPIER-ZEITUNG 563 8. Walze und Sattel Um gute Mahlung und gleichmäßigen Stoff zu erzielen, ist es erforderlich, daß der Holländer guten Zug hat. Der Stoff ist umso rascher fertig gemahlen und erhält umso bessere Eigenschaften, je häufiger er die Mahlfläche in einer gegebenen Zeit passiert. Zur Erreichung guten Zuges hat man viele Ver suche angestellt und verschiedene Mittel vorgeschlagen. In der Hauptsache haben sich hierzu zwei Mittel bewährt: Erstens richtete man die Walzen und die Zwischenräume der Messer so ein, daß der Stoff besser fortbewegt wurde, zweitens baute man besondere Einrichtungen zum Treiben des Stoffs ein und machte dadurch dessen Umlauf von der Walze unabhängiger. Will man lebhaften Stoffumlauf durch die Walze bewirken, so muß man deren Höhe und Breite in richtigem Verhältnis, zum Holländertrog wählen. Bei fast sämtlichen älteren Holländern ist schon auf den Zug des Stoffs dadurch Rücksicht genommen, daß man den Teil des Troges, welcher die Walze enthält, breiter gewählt hat als dessen jenseits der Mittelwand liegenden Teil. In den letzten Jahren ist man einen Schritt weiter ge gangen und baut jetzt Walzen, welche wesentlich breiter sind und selbst die doppelte Breite des Kanals besitzen, worin sich der Stoff fortbewegt. Man erreicht dies dadurch, daß man die Walzen am äußersten Ende des Troges lagert, oder durch Ver breiterung des Troges dort, wo sich die Walze befindet. In letzterem Fall ist der Trog vor und hinter der Walze seitlich ausgebuchtet. Durch diese Anordnung und die größere Breite der Walze erzielt man vergrößerte Mahlfläche und lebhaften Umlauf des Stoffs, weil dieser in größerer Menge von der Walze erfaßt und weiterbefördert werden kann. Auch eine größere Höhe der Walze gibt besseren Zug, weil bei größerem Walzendurchmesser die Schienen der Walze an der Ausgangs seite den Stoff über die Sattelspitze in den Trog befördern und infolge der geneigten Lage, welche sie während der Arbeit hier noch haben, die Masse vorwärtsschieben und treiben können. Bei kleinem Walzendurchmesser haben die Schienen der Walze an der Spitze des Sattels schon eine fast wage rechte Lage erreicht und müssen folglich den Stoff in die Höhe und gegen die Haube schleudern, von wo er entweder über die Sattelspitze in den Trog gelangt oder auf die Walze zurück fällt und wieder zur Eingangsseite zurückgelangt, wodurch sich der Zug wesentlich vermindert. Bei ungünstiger Form und Höhe des Sattels sowie bei ungenügender Höhe und unrichtiger Lage der Walze wird hier manchmal eine große Menge Kraft vergeudet und dennoch kein guter Zug des Stoffs erzielt. Vor einiger Zeit hatte ich ein schlagendes Beispiel und den offenbaren Beweis dafür, daß hier mehr Kraft verschwendet wird und größere Nachteile entstehen, als man gewöhnlich annimmt. Bei einem älteren Holländer zeigte sich seit einigen Tagen verminderter Zug, auch war der Stoff manchmal unrein und voll Flocken. Der Holländer wurde abgestellt, und es zeigte sich, daß Walze und Grundwerk in gutem Zustande waren. Auch am oberen Teile des Sattels war nichts wahrzu nehmen. Der Sattel war aus Holzblöcken zusammengestellt und mit einer 5 mm dicken Kupferplatte bekleidet. Nachdem man die Walze entfernt hatte, zeigte es sich, daß die Kupfer bekleidung des Sattels in der Mitte vollständig verschwunden war. Die Kupferplatte war oben und unten sowie an beiden Seiten noch fast völlig in ihrer ganzen Stärke erhalten ge blieben, während in der Mitte ein großer Teil des unter der Platte liegenden Holzes frei lag. Man kann sich leicht vor stellen, welcher Kraftaufwand gebraucht wurde, um diese Kupferplatte durch die Reibung des Stoffes zu zerstören. In diesem Falle halten die Messer der Walze den Stoff beim Verlassen des Grundwerks stets gegen die Mitte des Sattels geschleudert, von wo er durch nachfolgenden Stoff nach oben getrieben und über die Sattelspitze befördert wurde. Hier kann viel Kraft erspart werden, wenn die Walzen messer die richtige Stellung haben, und ihre Schleuderkraft infolge entsprechender Form des Sattels der Fortbewegung des Stoffs zugute kommt. In der Regel sind bei älteren Holländern die Walzen zu klein genommen und zu niedrig gelagert. Auch ist die Sattelspitze unrichtig geformt und der Walze zu nahe gerückt. Bei genügend großem Walzendurehmesser kann man die Sattelspitze unbedenklich 25 bis 30 cm von der Walze ent fernt halten. Man kann dann die Lage der Walze und die Form des Sattels in der Weise gestalten, daß die Walzen messer treibend und fördernd auf die Fortbewegung des Stoffs einwirken müssen. Es ist sehr zu empfehlen zur Bekleidung der inneren Seite des Sattels möglichst glattes Material, am besten Glas- oder Porzellanplatten, zu verwenden, damit der Stoff rasch weggleiten kann und der saugenden Wirkung der geleerten oberen Walzenmesser entzogen wird. Um dieses An saugen des Stoffs zu vermeiden, muß man für Luftzutritt in der Haube in geeigneter Weise Sorge tragen. —i—■ Schluß folgt Papier-Beutel Mehl und Zucker werden seit mehr als 30 Jahren in Amerika bis zu 25 Pfund in Beuteln aus kräftigem Manilahanf- Papier versandt. Diese Art der Verpackung verbreitet sich immer mehr, weil es an den auch dazu benützten alten Fässern fehlt. Neuerdings werden aus gleichem Grunde auch Kleinholz, Holzkohle und Koks in Papier-Beuteln verkauft. Große Holz- Handlungen liefern Beutel voll Kleinholz zum Feuer anmachen für 5 Cents (20 Pf.) Die Käufer nehmen diese Waren gern in Papier-Beuteln, weil sie dabei sicher auf volles Gewicht rechnen können. Rückgang der Papierpreise?? Aus Gera Es ist Ihnen doch sicherlich bekannt, daß erfreulicherweise die Papierpreise im Steigen begriffen sind. Was sagen Sie nun dazu, wenn ein Papierhändler anfangs dieses Monats (Februar) ein Zirkular wie das einliegende erläßt! Der an und für sich notleidenden Papier industrie wird durch solche Elemente doch nur Schaden zugefügt! R. Der obigem Brief beigelegten Drucksache der Firma Georg Schwöbbermeyer iu Gera, Reuß, entnehmen wir folgendes: In Fachkreisen der Papierbranche ist es wohl kein Geheimnis mehr, daß sich seit einiger Zeit auf dem gesamten Gebiete des Papier- und Papierwaren-Marktes ein gewisser Rückgang der Preise fühlbar macht. Wenn Ihnen auch von Seiten meiner Konkurrenz hierüber noch keine Mitteilung geworden ist, so möchte ich Ihnen doch, beseelt von dem Prinzip: »Meine werten Geschäftsfreunde stets aufs Billigste zu bedienen«, diese Aufklärung nicht vorenthalten, mit der gleichzeitigen Bitte, Ihren Bedarf bei mir jetzt decken zu wollen, zumal ich meine sämtlichen Preise auf Papiere und Papierwaren, der Lage entsprechend, bedeutend reduziert habe. § 1 des Gesetzes über den unlauteren Wettbewerb sagt unter Anderm: »Wer in Bekanntmachungen, die für einen größeren Kreis von Personen bestimmt sind, über geschäftliche Verhältnisse unrichtige Angaben tatsächlicher Art macht, die geeignet sind, den Schein eines besonders günstigen Angebots hervorzurufen, kann auf Unterlassung der unrichtigen Angaben in Anspruch genommen werden.« Obwohl es offenkundig ist, daß Anfang Februar keine rückläufige Richtung der Papier preise herrschte, so würde es doch schwerlich gelingen, eine Verurteilung der Firma S. auf Grund des genannten Paragraphen herbeizuführen, da sich die Firma auf ihren guten Glauben berufen würde und man ihr das Gegenteil kaum beweisen könnte. Bedauerlich ist aber, daß sie im Kundenkreis unrichtige An sichten verbreitet, die dem gesamten Fach zum Schaden ge reichen. Schleuderei Vom Main Oft erzählt die Kundschaft von billigen Angeboten der Mitbewerber, manchmal kann man solche Schleuderpreise auch schwarz auf weiß sehen. Leider können es die wenigsten Geschäftsleute über sich ge winnen, gelegentlich auf einen Auftrag zu verzichten. Der Besteller bietet versuchsweise ein paar Mark weniger; zum Schlüsse wird der Auftrag zu einem jämmerlichen Preise angenommen, und man macht sich selbst weiß, »daß man jetzt mit dem Manne ins Geschäft ge kommen ist«. Man bedenkt nicht, daß einem Kunden viel schwerer zu verkaufen ist, wenn er herausgefunden hat, daß sich der Lieferant drücken läßt. Eine Ursache der Schleuderei liegt darin, daß viele Verkäufer aus dem Stegreife Preise machen und erst dann genau kalkulieren, wenn die Bestellung bereits endgütig angenommen ist. Meiner Meinung nach ist es grundfalsch, eine größere Kalkulation im Beisein des Käufers aufzustellen; man hat zu Hause mehr Ruhe und Gelegenheit, die Berechnung genau auszuarbeiten und nachzuprüfen. Jüngst wurde mir von einem Xer Hause ein außerordentlich günstiges Angebot auf Filzpappe gemacht; ich gab sofort einen Auf trag, der nach mehrmaliger Anmahnung geliefert wurde. Bald darauf ist der billige Mann in Konkurs geraten, und mein Spediteur verliert dabei einen größeren Betrag für vorgelegte Fracht. Der angebliche »Fabrikant« hatte nämlich von einer rheinischen Fabrik die Sendung direkt hierher schicken lassen und den Spediteur angewiesen, mir die