Volltext Seite (XML)
562 PAPIER-ZEITUNG Nr. 16 ■wartet wird, und die meisten Papierfabriken mit Aufträgen zur Zeit gut versehen sind. In den letzten Tagen hat ein hervorragender und geachteter Papierfabrikant allen schwedischen Erzeugern von Zeitungspapier ge meinschaftliche Erhöhung der Preise für Zeitungspapier vorgeschlagen, sowohl zur Ausfuhr wie für den inländischen Verbrauch. Dieser zur rechten Zeit gemachte Vorschlag dürfte bei sämtlichen Erzeugern im Lande Zustimmung finden. (Nach Svensk Pappers Tindning) Wie die »Gothenbuger Handels-Zeitung« berichtet, hielten am 11. Februar die skandinavischen Holzschliff-Exporteure in Hamburg eine Versammlung ab, um über die Marktlage zu beraten, die sich in folge des Krieges und der dadurch veranlaßten größeren Nachfrage für Papier geändert hat. ' F. Papiermacher und -Verarbeiter In dem Geschäftsbericht des Vereins Deutscher Zellstoffr Fabrikanten, den der Generalsekretär Dr. Graf von Brockdorff erstattete, wird über die Eisenacher Vorgänge berichtet. Die Mitteilung schließt mit folgendem Wunsche, der gewiß allseitig geteilt wird und auch in unserer Nr. 14 schon zum Ausdruck kam: Wir geben der Hoffnung Ausdruck, daß sich die heiß entflammten Leidenschaften endlich wieder beruhigen möchten und daß es bald gelingen möge, zwischen den aufeinander angewiesenen und in vielen Punkten durch gemeinsame Interessen eng verbundenen Industrie zweigen, der Papier- und der Papierstoff-Industrie einerseits und der Papierverarbeitungs-Industrie anderseits, ein friedliches Verhältnis her zustellen. Verein Deutscher Zellstoff-Fabrikanten Der Geschäftsbericht des Vereins über das Jahr 1903, im Auftrage des Vorstandes erstattet vom Generalsekretär Dr. Graf von Brockdorff, ist dieser Tage erschienen. Er schildert auf 29 Oktavseiten die Tätigkeit des Vereins. Zu den nützlichsten Einrichtungen des Vereins gehören die allmonatlichen statisti schen Mitteilungen der Mitglieder über Erzeugung, Versand, Vorräte, Holzverbrauch usw., die vom Geschäftsführer bearbeitet werden, und von deren Gesamt-Ergebnis (nicht aber von den Einzelziffern) er die Mitglieder unterrichtet. Der Verein empfiehlt auch ferneres genaues Ausfüllen der Fragebogen und Festhalten an den bisherigen Verkaufsbedingungen. Die Ge schäftsstelle war auch in diesem Jahre bemüht, die Interessen ( der Vereins-Mitglieder in Zolltarif-Angelegenheiten zu vertreten, j Der Berichterstatter erwähnt dann in oben wiedergegebenem f Sinne die sogen. Eisenacher Vorgänge. Ausführliche Ratschläge ! werden über die Feuer-Versicherung von Zellstoffabriken erteilt, und dann die Tätigkeit des Vereins betreffend Tarifierung von Papier und Sicherheitsvorschriften für Trockenzylinder usw. geschildert. Hierüber sowie über die Stellungnahme des Vereins zur Ueberwachung der Dampffässer, zum Verein für Wasserversorgung und zur Arbeitszeit an Sonn- und Festtagen wurden die Leser der Papier-Zeitung durch die Versammlungs- Berichte unterrichtet. Das Verzeichnis der Vorstands- und Vereinsmitglieder beschließt das für jedes Mitglied lehr reiche Buch. Dem Abschnitt »Allgemeine Wirtschaftslage« entnehmen wir Folgendes: Für die deutsche Zellstoff-Industrie hat das Jahr 1908 nicht alle Erwartungen erfüllt, aber doch eine Besserung gebracht. Die Läger in den Zellstoff-Fabriken haben bei im ganzen steigender Erzeugung von Monat zu Monat abgenommen und sind zu Ende des Jahres fast unter normalen Stand gesunken. Von einem befriedigenden Preis stand konnte während des größten Teiles des Jahres nicht gesprochen werden; erst in den letzten Monaten haben auch die Zellstoffpreise anzuziehen begonnen und zeigen gegenwärtig eine feste Haltung. Der Handel in Zellstoff mit dem Ausland weist im abgelaufenen Jahre eine Zunahme der Einfuhr um rund 55 000 dz auf, bei einem gleichzeitigen Rückgang der Ausfuhr um und 90 000 dz; im ganzen betrug die Einfuhr rund 275 000 dz, die Ausfuhr rund 665 000 dz. Die ausländische Konkurrenz hat sich vielfach auch in diesem Jahre wieder recht drückend fühlbar gemacht, wenn allerdings auch nicht in dem verheerenden Maße wie in den vorhergangenen Jahren; die Bestrebungen, die sich im Ausland, namentlich in Skandinavien und Qesterreich-Ungarn, zur Erhöhung der Zellstoffpreise geltend gemacht haben, mögen hierzu beigetragen haben. Das Bedürfnis der deutschen Zellstoff-Industrie nach höheren Zöllen ist dadurch aber keineswegs geringer geworden, und so ist denn auch sie im höchsten Grade daran interessiert, daß bald neue Handelsverträge mit einem erhöhten Zoll schutze für Zellstoff, wie ihn der neue Zolltarif vorsieht, in Kraft treten. Wenn es nach Inkrafttreten des neuen Zolltarifs gelingen sollte, die Zellstoffpreise endlich auf eine, -wenn auch mäßige, so doch wenigstens nutzbringende Höhe zu heben, so müßte dies namentlich auch für die deutsche Forstwirtschaft von segensreichem Einflüsse sein; würde unsere Industrie doch dann eher in der Lage sein, ihren Rohstoff »Holz« höher zu bezahlen; heute muß sie stets mit allen Mitteln danach streben, das Holz so billig als nur irgend möglich ein zukaufen, da sie sonst außer Stande ist, gegenüber dem ausländischen Wettbewerb nur halbwegs zu bestehen. Holländer Fortsetzung zu Nr. 15 6. Bürsten des Stoffs Vielfach wird der Wert, welchen das in richtiger Weise ausgeführte Bürsten der Stoffe besitzt, unterschätzt, und dem Fabrikanten erwachsen oft große Nachteile, wenn seine An gestellten und Arbeiter hierin nicht die nötige Erfahrung be- | sitzen und nicht mit Sachkenntnis zu Werke gehen. Oft be merkte ich, daß eine Holländerleere unverhältnismäßig lange j laufen mußte, und daß der Arbeiter keinen Rat wußte, um die ! bei der Prüfung des Stoffs sich zeigenden Flocken und Faser verbindungen zu beseitigen. Wenn ich dann die Walze richtig ■ einstellte, so war der Stoff meist in 10 bis 15 Minuten klar, zeigte keine Spur von Flocken und konnte unbedenklich geleert werden. Die Flöckchen und feinen Faserverbindungen zeigen sich hauptsächlich bei der Verarbeitung sehr fester Hanf- und Leinenstoffe sowie beim Auflösen fester, hart geleimter und stark satinierter Papierabfälle. Sie lassen sich durch Mahlen, also durch wirkliche Berührung von Walze und Grundwerk, nie ganz entfernen sondern schlüpfen in die Zellen der Walzen und gelangen unberührt zur Ausgangsseite des Stoffs. Hebt man nun die Walze so weit, daß eben nur für diese Flöckchen ein Durchgang geschaffen wird, so werden sie von der Walze erfaßt und auf der Mahlfläche fast augenblick lich aufgelöst, vorausgesetzt, daß das Grundwerk genau zur Walze paßt. Ist dies nicht der Fall, so bürstet die Walze an jenen Stellen nicht, wo ihre Entfernung vom Grundwerk zu groß ist, oder wo das Grundwerk die Walze berührt. Hieraus geht nun klar hervor, wie wichtig es ist, daß man die Grund werke genau zur Walze einlegt. Nach meiner Erfahrung wird im allgemeinen dem Bürsten der Ganzstoffe viel zu wenig Beachtung geschenkt, der Stoff wird oft zu stark gemahlen und verkürzt. Um gut geschlossenes Papier herzustellen ist es nicht immer notwendig den Stoff kurz zu mahlen. Wenn vom Holländermüller klares, gut geschlossenes Papier verlangt wird, so mahlt er häufig den Stoff möglichst kurz, weil er hierdurch bessere Durchsicht des Papiers zu erreichen glaubt. In der Regel kann man jedoch schöne Durchsicht des Papiers auch bei bedeutend längerem Stoff erzielen, wenn dieser gleich mäßig gemahlen, gut geschmeidig und flockenfrei ist. Wenn das Mahlzeug, d. h. Halbzeug- und Ganzzeugholländer, in gutem Zustande gehalten wird, und Angestellte wie Arbeiter bei der Verarbeitung der Rohstoffe mit Einsicht und Ver ständnis zu Werke gehen, können vielfach selbst aus geringen Rohstoffen und mit weniger Aufwand an Zeit und Kraft bessere, namentlich festere Papiere hergestellt werden, als wenn man gute Rohstoffe ohne Nachdenken und Aufmerksamkeit ver arbeitet. 7. Steinmahlzeug Daß man durch nur leichte Berührung von Walze und Grundwerk, also durch mehr oder weniger energisches Bürsten, genügende Mahlung der Rohstoffe erzielen kann, beweisen die Erfolge der mit Steinmahlzeug versehenen Holländer. Bei dieser Holländereinrichtung kann von wirklichem Mahlen, wie dies bei den mit Stahl- oder Bronzemessern versehenen Holländern geübt wird, keine Rede sein, weil sonst rasche Abnutzung der Steine und Verunreinigung des Stoffs erfolgen müßte. Die rauhe poröse Fläche der aus Basaltlavastein her gestellten Grundwerke hält den Stoff fest, während die Walze bei leichter Berührung des Grundwerks die Auflösung der Faserverbindungen und das Ausziehen der' Einzelfasern be wirkt und diese Fasern durch die Reibung geschmeidig macht. Schon vor ungefähr 20 Jahren habe ich mit Grundwerken aus Lavastein gearbeitet, und diese Einrichtung ergab guten und schmierigen Stoff bei langer, wohl erhaltener Faser. Weil aber Walzen mit Stahlmessern benutzt wurden, nutzten sich diese Grundwerke zu rasch ab, und die Wiederherstellung der eingemeißelten Rippen war sehr lästig und umständlich, denn damals besaßen die Steinhauer in der Bearbeitung dieser Stein art keine genügende Uebung und Erfahrung. Wenn sich nicht im Laufe der Zeit die Abnutzung der Rillen in Walze und Grundwerk störend bemerkbar macht, und sich die Steinwalzen auch dauerhaft erweisen, so müssen damit versehene Holländer besonders bei der Verarbeitung von Strohstoff, Esparto und Holzzellstoff gute Dienste leisten.