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Nr 15 PAPIER-ZEITUNG 529 Die Schriftgießerei Emil Gursch, Messinglinienfabrik in Berlin SW., veröffentlichte vor kurzem ein Oktav-Probenheft mit Abdrücken von zwei neuen Grotesk-Garnituren, Monument und Skulptur, zu denen auch je eine halbfette Garnitur ge schnitten wurden. Die fünfte Schrift ist eine lichte Skulptur, die mit der halbfetten zusammen eine wirkungsvolle Zweifarben schrift ergibt. Beide Schriften haben ausgesprochenen Grotesk charakter, die Monument entspricht in ihren Rundungen der gewohnten Form, •während die Skulptur durch die ungleich mäßigen Rundungen und die willkürlichere Form der Ver salien mehr modernes Aussehen erhalten hat. Beide Schriften eignen sich durch Zartheit und bestimmte Form gut als Kartensehriften sowie für andere Akzidenzen. Die beiden halbfetten Garnituren sind als Auszeichnungen zu den ersten Serien, aber auch als selbständige Titelschriften Monument Köln Reisekarte von Deutschland und Frankreich Bonn Zöllner Grundriß der Erdkunde Bunsen Kohlen Münden Zensur halbfette Monument Entwickelung und Fortschritte des Bauhandwerks Reichsbank Kursbericht Handelsbörse Schauspiel Restaurant Skulptur Verwaltung Steuerbehörde 26 Einkommen Reichspostamt Marienheim Jubiläumsfeier Siebenbürgen Nordstern Pest Germania halbfette Skulptur Heitere Lieder Romane und Novellen Frohe Stunden Meisterwerke monumentaler Baukunst Kolumbien Südamerika lichte Skulptur Basgl Buchdruckerkunst Mata Lehrbbuchh 83 Bernsgnn bei farbigen Arbeiten und Akzidenzen gut verwendbar. Unter den Anwendungen findet sich auch ein Beispiel einer Geschäftskarte, die ganz aus der halbfetten Skulptur gesetzt und mit Ausnahme einiger feiner Linien schwarz ge druckt wurde. Dieser Versuch erscheint nicht nachahmens wert. Dagegen sehen andere Beispiele mit einer roten Zeile gut und wirkungsvoll aus. Das Probenheft enthält außerdem einige religiöse Vignetten, die der Mehrzahl nach für katholische Drucksachen bestimmt sind. Unter dem Namen Reform-Orna mente wird eine Sammlung eigenartiger kräftiger Linien- Verzierungen angeboten, die dem derzeitigen Geschmack gut entsprechen. Sie sind außerordentlich einfach in der Zeichnung und ermöglichen mannigfache Zusammensetzungen. Als Er gänzung dazu dienen die größeren und auch in der Zeichnung reichhaltigeren Dekorativen Vignetten. Der Umschlag des Heftes aus weißem Karton zeigt gefällige Prägung im Charakter der Reform-Ornamente. Der Druck des ganzen Heftes wurde auf einer Victoria von Rockstroh & Schneider Nachf. A.-G. in der Hausdruckerei der Gießerei ausgeführt. Ausstellung. Im Berliner Buchgewerbesaal ist gegenwärtig u. a. eine interessante Sammlung von Drucksachen aus der »Steglitzer Werkstatt« ausgestellt. Während bisher immer' nur einzelne Arbeiten aus ge nannter Werkstatt in der Fachpresse einer Kritik unterzogen wurden, gewährt diese Ausstellung einen Ueberblick über die bisher von der Steglitzer Werkstatt gelieferten Arbeiten. S. Eine Ausstellung für Buchausstattung veranstaltet der Kunstgewerbe- Verein zu Elberfeld im Monat März. Der Museumsverein hat seine Räume für die Ausstellung bereitwilligst zur Verfügung gestellt. Wie verlautet, wird die Ausstellung wahrscheinlich die gesamte Ent wicklung der Buchausstattung im 19. Jahrhundert zur Darstellung bringen. —t. Journalisten - Vereinigung. Vor einigen Wochen ist in Stuttgart eine größere Anzahl von Redakteuren, Journalisten, Schriftstellern und Verlegern zusammen getreten, um für Württemberg und das Fürsten tum Hohenzollern eine Berufs-Vereinigung zu schaffen. Die zu dieser Vereinsgründung gewählte Kommission hat nun die Vorarbeiten be endet, und eine konstituierende Versammlung wird demnächst ein berufen werden, -s- Ausstellung für Schulhygiene. Der Internationale Kongreß für Schul hygiene, der in den Tagen vom 4. bis 9. April d. Js. in Nürnberg ver sammelt sein wird, wird dort zu gleicher Zeit auch eine Ausstellung einschlägiger Werke, Vorrichtungen und Gegenstände veranstalten. Aussperrung der Buchbindergehilfen in Kopenhagen. Der Zentralverein der Buchbindermeister in den dänischen Provinzen hielt am 14. Fe bruar in Odense auf Fünen eine außerordentliche Generalversammlung ab. Es waren 14 der größten dänischen Provinzstädte vertreten. Fast einstimmig wurde der Verhandlungsausschuß bevollmächtigt, so schnell wie es geschehen könne, jedoch mit Innehaltung der 14tägigen Kündigungsfrist, alle Gesellen, die Mitglieder des Buchbinderverbandes in Dänemark sind, auszusperren. F. (Vergl. Nr. 14 S. 493.) Kalenderschau Das Artistische Institut Orell Füssli in Zürich fertigte einen Plakatkalender mit einem lebensgroßen Kinderkopf in buntem Steindruck. Die Herstellung dieses sehr plastischen Bildes geschah mit Hilfe der Photolithographie, indem wahrscheinlich eine Photographie nach dem Leben als Original diente, nach welchem dann ein buntes lebensvolles Bild hergestellt wurde. Der Monats-Abreißkalender wurde auf dem untersten Viertel des Blattes mittels Drahtheftung befestigt, sodaß der ganze Kalender mehr einem kleinen, sorgfältig ausgeführten Plakat ähnlich sieht. Einen ähnlichen Eindruck macht der Kalender der Kunstanstalt A. Trüb & Cie. in Aarau und Lausanne. Auf einem 50X25 cm großen Blatte nimmt eine phantastische Komposition, das Meeresufer mit einer Fischernixe darstellend, den größten Raum ein. Dieser lithographische Buntdruck in einer passend gewählten Umrandung ist recht hübsch. Der Monats-Abreißkalender am unteren Rande ist aber auch hier so klein ausgefallen, daß er wie ein Anhängsel aussieht. J. J. Wagner & Cie. in Zürich zeigen auf einem ähnlich eingerichteten Kalender Prägedruck, indem aus dem farbigen Grund des Kartonblattos ein Rankenwerk weiß hochgeprägt wurde. Als Hauptschmuck dient diesem Kalender eine Auto typie nach dem Bilde des Matterhorn aus der Sammlung »Mono«, die derselbe Verlag herausgibt. Zwar ist auch bei diesem Kalender der Monats-Abreißblock möglichst klein gewählt, aber man hat doch bei der Gestaltung des Ornaments auf ihn Rücksicht genommen, sodaß er nicht entfernt werden kann ohne eine Lücke zu hinterlassen. Büchertisch Kunstgarten, Zeitschrift für soziale Kunstpflege. Erscheint 14tägig. Herausgeber C. Kulbe, Groß-Lichterfelde bei Berlin. Preis des Heftes 40 Pf., vierteljährlich 1 M. 50 Pf. Die kürzlich erschienene Nr. 11 dieser Zeitschrift enthält im Text die Fortsetzung eines Vortrages über die Entwicklung des Schul zeichnens von dem Zeichenlehrer K. Zahn; einen Bericht über ein illustriertes Handbuch des modernen Zeichen- und Kunstunterrichts, eine Beschreibung der Amelang’schen Lehrmittel-Ausstellung in Char lottenburg und mannigfache Nachrichten. Die Bilder des Heftes sind mit großer Sorgfalt ausgewählt. Neben Zeichnungen von Hans Thoma, Wilhelm Stumpf und W. Tiemann sind Gegenstände aus der Amelang- sehen Lehrmittelhandlung abgebildet. Auch die Druckausstattung des Blattes ist verbessert, indem zu dem Konturdruck auf der ersten Seite noch eine Tonplatte verwendet wurde, sodaß die dort abgedruckte Strichzeichnung wie ein Helldunkelschnitt aussieht.