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490 Nr 14 Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung Sachliche Mitteilungen finden kostenfreie Aufnahme Buchgewerbe Buchbinderei * • Buchdruck *** * * Steindruck * * * Buchhandel XXX8XXXXXXX Eingesandte Werke finden Besprechung Berliner Typographische Gesellschaft In der Sitzung vom 9. Februar, welche von Herrn Könitzer geleitet wurde, erfolgte die Aufnahme des Herrn F. Sierakowski, Urbanstraße 36, als Mitglied. Der Vorsitzende berichtete, daß sich in Lübeck und Zittau neuerdings typographische Gesell schaften gebildet haben und machte die Mitglieder auf die im Wintersemester noch stattfindenden Führungen durch die Ber liner Museen aufmerksam; Meldungen hierzu sind an Herrn Könitzer zu richten. Weiter teilte er mit, daß er auf Einladung der Reiehsdruckerei namens der Gesellschaft die dort zur Schau gestellten Ausstellungsgegenstände für die Weltausstellung in St. Louis besichtigt habe und gab eine ausführliche Schilderung. Neu eingegangen waren zwei Schriftprobenhefte der Schrift gießerei Emil Gursch in Berlin, von denen das eine Reform- Ornamente und das andere moderne Groteskschriften, Monu ment und Skulptur, behandelt, ferner von der Farbenfabrik Michael Huber in München ein großes Kunstdruck-Plakat mit farbigen Bildern aus der Jugend, eine Anzahl Citochromien und andere Farbendrucke. Hierauf trat die Gesellschaft in die Fortsetzung der Ge neralversammlung ein, und der Kassierer Herr A. Stadthagen erstattete .den Kassenbericht für 1903, aus welchem hervprging, daß einschließlich eines Bestandes von 258 M. 2037 M. 46 Pf. vereinnahmt wurden, und am Jahresschluß ein Bestand von 329 M. 2 Pf. verblieb. Die Einziehung der Beiträge habe sich in letzter Zeit schwierig gestaltet, und es seien deshalb 184 M. Reste verblieben. Da der bisherige Kassenbote seine Tätig keit eingestellt habe, so werde ein neuer Modus für die Ein ziehung der Beiträge gefunden werden müssen; in der nächsten Sitzung würden die Mitglieder Gelegenheit haben, die Beiträge für das I. Quartal 1904 sowie die Reste aus dem Vorjahre zu bezahlen. Für die Kassenrevisoren berichtete Herr Filzhuth, bei der Revision sei alles in Ordnung gefunden worden, sodaß er Entlastung des Kassierers beantrage. Diese wird von der Versammlung vollzogen. Der Vorsitzende schließt hierauf die Generalversammlung, um zu der Arbeitssitzung überzugehen. Herr Erler erstattet das angekündigte Referat über das Professor Cohn’sche Buch: »Wie sollen Bücher und Zeitungen gedruckt werden?« Redner leitet seine Ausführungen mit der Bemerkung ein, daß er durch sein Referat den Hörern das Selbstlosen des interessanten und lehrreichen Buches nicht ersparen wolle, er könne im Gegenteil den Mitgliedern eigenes Studium des Buches nur dringend empfehlen, umsomehr, als es so gedruckt sei, daß man es auch gut lesen könne. Der Verfasser sei der hervorragendste Augenhygieniker unserer Zeit, der sich dieses Studium zur Lebensaufgabe gemacht und die Augen von etwa 50 000 Schulkindern der Stadt Breslau sowie von zahlreichen Studenten auf verschiedenen Universitäten auf Kurzsichtigkeit untersucht habe. Dabei habe sich gezeigt, daß die Verbreitung der Kurzsichtigkeit in höheren Schulen erheblich größer als in den Gemeindeschulen sei. Die Zahl der schlecht sehenden Schüler steigt von Sexta bis Prima von 10 auf 17 bis 35 pCt. Bemerkenswert ist. daß fast die Hälfte aller Schüler, im Freien untersucht, doppelte, und ein Drittel zwischen doppelter und dreifacher Sehschärfe zeigten, so daß die Allgemeinheit nicht hinter wilden Völkern in der Sehschärfe zurückbleibt. Die Untersuchungen bei den Studenten in Breslau ergaben 60 pCt. Kurzsichtige. Zur Untersuchung wurde die haken förmige Figur des E in verschiedenen Stellungen verwandt. Auch unser Kaiser hat sieh dahin geäußert, daß die Verbreitung der Kurzsichtigkeit erschreckend sei, und daß dagegen ein- geschritten werden müsse. Die Klagen über schlechten Bücherdruck sind alt. Bereits im Jahre 1746 erließ Kaiser Franz I. ein Patent, wonach bei Vermeidung der Kassation des Priviligii jeder Verleger und Drucker sich eines guten und weißen Papiers und lesbaren Buchsatzes bedienen solle. Auch die Frage, ob Fraktur- oder Antiquadruck besser für die Augen sei, hat die Geister schon lange beschäftigt. So hat Kant be reits im Jahre 1798 eine Schrift veröffentlicht über die »Vor sorge für die Augen in Hinsicht auf Druck und Papier der Bücher«, worin er sich gegen die Mode wendet, die Bücher nicht mit schwarzer sondern mit grauer Tinte (Farbe) zu drucken, und mit Lettern von schmalen Formen; auch eifert er gegen die Verwendung von lateinischer oder gar Kursiv schrift zum Bücherdruck. In letzterer Beziehung ist der be rühmte Arzt Hufeland anderer Ansicht. Dagegen findet auch er es unverzeihlich, »daß die Drucker häufig aus elender Ge winnsucht oder Bequemlichkeit es an der nötigen Farbe der Buchstaben fehlen lassen«. Er verlangt tief schwarze Buch staben auf weißem Papier. In Bezug auf die Größe der Schrift sagt Professor Cohn, daß Korpus der kleinste Grad sei, welcher bequem gelesen werden könne; hinsichtlich der Stärke der Buchstaben wünscht er, daß die Grundstriche 1/. mm stark sein müßten. Der Durchschuß soll die Stärke von l'/ 4 mm haben und der Ausschluß zwischen den einzelnen Worten — von Professor Cohn Approche genannt — bei Korpusschrift 3 mm. In Bezug auf die Frage, ob Fraktur oder Antiqua für das Auge dienlicher sei, spricht sich Professor Cohn für die Antiqua aus und gibt Hufeland Recht, welcher die deutsche Schrift eine verschnörkelte lateinische Mönchsschrift nannte. In einem weiteren Kapitel führt Professor Cohn aus, daß er sich zur Beurteilung des Drucks eines sogenannten Zeilen zählers bedient, indem er aus einem Kartonblatt ein Loch von der Größe eines Quadratzentimeters herausschneidet und diesen Karton auf die Druckschrift auflegt. Durch dieses Loch dürfen bei einer hygienisch richtig gewählten Schrift nicht mehr als zwei Zeilen einschließlich des Durchschusses zu sehen sein. In Bezug auf das Papier stellt er die Forderung, es dürfe nicht durcbscheinen und müsse möglichst weiße Farbe haben, die mit dem schwarzen Druck am besten kontrastiere. Ueber den anastatischen Druck bemerkt der Verfasser, daß kein Grund vorliege, in dieser Weise etwa hergestellte Schul bücher zu verbieten. Das Kapitel über Papier und Schwärze ist von Dr. Rüben- kamp, dem technischen Direktor der Farbenfabrik von Gleits mann in Dresden verfaßt und von besonderem Wert für den Techniker. Er sagt, schwarze Farben können als Metallfarben und Farbenlacke aus Kupfer- und Eisensalzen, aus Blau holzextrakt, Anilinchlorid usw. hergestellt werden; sie sind aber meist nicht rein schwarz und drucken sich schlecht. Die mineralischen und vegetabilischen Farben, Knochenkohle, Elfenbeinschwarz, Rebenschwarz usw. finden nur im Stahl- und Kupferdruck Verwendung, weil hier eine schwere, zähe Farbe verlangt wird. Für die übrigen graphischen Gewerbe kommt nur der Ruß in Betracht. Der gewöhnliche Ruß ist durch Flugasche, Kohlenstaub und andere Verbrennungs- Produkte stark verunreinigt, der als Farbrohstoff dienende aber ist fast chemisch reiner Kohlenstoff; er ist unbedingt wider standsfähig gegen Licht und Luft und bleicht nicht aus, greift auch weder Papier noch Druckform an. Im letzten Kapitel behandelt Professor Cohn die Regierungsverordnungen über den Druck der Bücher ausführlich und erwähnt dabei, daß die städtische Schuldeputation zu Berlin unter dem Vorsitz des Stadtschulrats Gerstenberg nach dem Referat des Sanitätsrats Dr. Hartmann den Beschluß gefaßt habe, nur diejenigen Bücher in den Berliner Schulen zuzulassen, die den von ihm an gegebenen Maßen entsprechen. Er schließt das interessante Buch mit dem Ausspruch: »Fort mit jedem Buch und mit jeder Zeitung, in welcher mehr als zwei Zeilen im Quadratzentimeter sichtbar sind!« Der Referent knüpfte an diese Ausführungen noch zahlreiche persönliche Bemerkungen vom Standpunkte des Buchdruckers und wies darauf hin, daß die Forderungen Professor Cohns wohl berechtigt seien, aber in der Praxis doch nicht überall zur Anwendung kommen könnten, zumal viele Bücher, z. B. Lexika und andere Nachschlagewerke nicht ge-