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Das Farbwerk der Phönixpresse Kalenderschau Das neue Modell der Phönixpresse von Scheiter & Giesecke ist so eingerichtet, daß man sämtliche Reibewalzen, ebenso wie alle Auf tragwalzen im Augenblick abheben kann. Bild 1 zeigt den Walzen stuhl für die Reibe- Bild 1 walzen, in Bild 2 ist er abgehoben und wird in dieser Stellung durch einen in die Pressen wand einfallenden Stift gehalten, Bild 3 zeigt ihn mit der Presse fest verbunden. Letz teres bewirkt ebenfalls der Fallstift, der hier, wie im andern Falle, in eine dafür vorge sehene Bohrung in der Wand getreten ist und dort festsitzend den Stuhl in der jeweils gewünschten Lage sichert. Bild 2 läßt auch die Abstellbarkeit der Auftragwalzen erkennen. Durch Drehen des über dem Walzenwagen sichtbaren Doppelhebels legen sich die sichelförmigen Ausläufer des selben gegen einen [ähnlich geformten Hebel am Wagen selbst und drücken dadurch die Walzenlager nach vorn. In Bild 2 sind also alle Walzen abgestützt, sodaß sie weder sich untereinander, noch die Farbezylinder berühren, in Bild 3 sind alle Walzen in gebrauchs fertiger Stellung. Infolge dieser Einrichtung genügen bei der Phönix Modell 1904 zwei Handgriffe, um alle Walzen vollkommen abzuheben. Ehe sich der Drucker an anderen Pressen überlegt, ob der Aufenthalt so lang sein werde, daß die Walzen abgehoben werden müßten, oder nicht, hat sein an der neuen Phönix stehender Kollege die Abstellung schon bewirkt. Jeder Maschinenmeister weiß, was dies namentlich an heißen Sommertagen zu bedeuten hat. Der Walzenstuhl ist auch im ganzen mit allen Walzen abnehmbar. Wenn die Walzen bei großen Auflagen und warmem Wetter weich werden, hebt man sie mit dem Stuhl heraus und legt einen anderen Satz Walzen ein. Auch bei Farbenwechsel und für das Waschen der Zylinder usw. ist dies sehr bequem. Die Auftragswalzenlager liegen in abgestützter Stellung, wie aus Bild 2 zu ersehen, so weit vorn, daß man die Walzen einfach herausheben kann. Bisher mußte man die Lager erst mit dem Finger herausziehen und festhalten, jetzt liegen die Walzen »zum Weg nehmen« da. Aus einer kleinen Garnison. Die Staatsanwaltschaft beim Land gericht I in Berlin macht darauf aufmerksam, daß dieses vom Leut nant Bilse verfaßte, in Deutschland verbotene Buch jetzt aus Oester reich unter Decktiteln eingeführt wird, z. B. seitens der Buchhandlung Hahn & Goldmann in Wien in gelben Umschlägen, betitelt: »Ivanhoe, Historischer Roman von Walter Scott, Wien, Globusverlag«, g. Gebrüder Grunert in Berlin haben ebenso wie in früheren Jahren einen Wandkalender hergestellt, dessen Schwerpunkt im Satz liegt. Das verwendete Material von Scheiter & Giesecke sieht, wahrscheinlich durch die Bronze mit roter Umrahmung, schwerer als bei anderen Anwendungen aus; der Raum zwischen dem Kalendarium und der Einfassung ist aber groß genug, um beides zur Geltung kommen zu lassen. Ueberschrift und Firmazeile sind hellgrau mit Bronzekontur gedruckt und wirken beide entschieden zu leicht und unbedeutend, trotz ihrer zweck entsprechend gewählten Größe. Die Satzarbeit und technische Durchführung ist sehr sorgsam. Das Zirkular, welches den Kalender begleitete, ist aus einer der neudeutschen Schriften gesetzt und mit geringem Farbenaufwand sehr wirkungsvoll. Der Kalender der Buchdruckerei W. Seitz in München, ein Wochen-Abreißkalender in bescheidener, praktischer Ausstattung mit zweifarbigem Druck, hat wohltuende Einfachheit. Die bei gelegte Glückwunschkarte dagegen zeichnet sich durch feinen Buntdruck aus. Auf der ersten Seite trägt die auf grauen Karton gedruckte Doppelkarte nur den Glückwunsch aber ohne die Unterschrift. Klappt man die Karte auf, so zeigt sich ein Gutenberg-Bildnis im Rahmen eines gotischen Fensters, welches in seinem unteren Viertel die Firma der Buchdruckerei von Franz Xaver Seitz in München trägt. Steinlein bat den Entwurf zu der Karte geliefert. Die drucktechnische Aus führung in sechs Farben ist sehr sorgfältig. Die Vereinigten Kunstanstalten A.-G. in Kaufbeuren und München haben einen sehr hübsch und gefällig ausgestatteten Wochen- Abreißkalender gefertigt. Im Gegensatz zu anderen Kalendern weist die Rückwand nur geringe Ornamentierung auf. Der Block hat dafür desto prächtigeren Schmuck in verschiedenen fein ausgeführten Bilddrucken erhalten. Die Decke bildet ein schöner Farbenlichtdruck, in dem Block verteilt finden sich ein Dreifarbendruck, ein einfarbiger Lichtdruck und ein Chromodruck, die als Proben der Leistungsfähigkeit wohl ge eignet sind, der Firma neue Freunde zu werben. Abgesehen von dieser auf Reklame abzielenden Ausstattung, ist der Kalender auch im Gebrauch praktisch. Die Berliner Musikalien-Druckerei, G. m. b. H., in Charlotten burg, Wallstraße 22, sandte ihren Kunden einen Monats-Abreiß kalender mit recht eigenartiger Rückwand. Durch das Bild eines laut rufenden Menschen soll das Wesen der Reklame gekennzeichnet werden. Auf den Monatszetteln sind der Jahreszeit entsprechende Aufforderungen zu Kauf oder Be stellung angebracht. Z. B. heißt es im Januar: »Verlangen Sie unsere Frühlingslieder«, im Februar: »Bestellen Sie jetzt Auto- graphien für Konzerthefte« usw. Solche Ermahnungen an die Kundschaft zur rechten Zeit gerichtet, können die besten Wirkungen auf den Geschäftsgang haben. L. Schwann, Hofbuchhandlung und Druckerei in Düsseldorf hat seinen Wandkalender auf zwei Blätter verteilt, die nur durch eine gemeinsame Schnuröse mit einander verbunden sind. Zum Satz ist die Eckmannsehrift verwandt, der Druck ist zwei farbig. Gebrüder Gotthel ft in Kassel sandten uns einen Wochen- Notizkalender, der auf einer kräftigen Papprückwand mit ge fälligem Buntdruck zwei Blocke trägt. Der eine von diesen trägt auf jedem Blatt den Vordruck für eine Woche, während der andere weißes Schreibpapier für Vermerke umfaßt. Die Farben sind fein gegen einander abgestimmt, die Ausstattung ist zweckentsprechend, und die Rückwand trägt auf der Hinter seite ein Kalendarium. Die Aklien-Gesellschaft Aristophot in Taucha bei Leipzig bot ihren Geschäftsfreunden eine hübsche Arbeitsprobe in Form der Rückwand zu einem Abreißkalender. Diese Rückwand hat die ungewöhnliche Größe von 63X30 cm und ist ein auf Pappe aufgezogener photographischer Bilddruck. In einer gelungenen modernen Umrahmung ist im oberen Teile dieses Blattes ein hübscher Frauenkopf-dargestellt; darunter finden sich Ansichten der drei Fabrikanlagen der Firma; in der Mitte ungefähr ist der Abreißblock befestigt. Der photographische Druck ist gleichmäßig schön sowohl in den hellen wie den dunklen Teilen ausgefallen, und zum Schutze gegen Beschädigungen ist die ganze Fläche mit glashellem Lacküberzug bedeckt.