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Nr. 10 PAPIER-ZEITUNG 337 Trockengehalts-Differenzen Mitteilung der Papierprüfungs-Anstalt Winkler in Leipzig Manche Empfänger von Papierfaserstoffen klagen über stete Differenzen, die sie wegen des Trockengehalts mit ihren Lieferanten haben, mögen diese Lumpenstoff, Stroh- oder Holz zellstoff oder Holzschliff erzeugen. Fast stets findet der Em pfänger mehr Wasser, kaum je mehr Stoff, als ihm berechnet wurde. Kleine Abweichungen werden stillschweigend geduldet. Nur bei bedeutendem Ausfall entschließt sich der Empfänger zur Beanstandung und Nachprüfung der Sendung durch un parteiische Sachverständige. Vom Stofflieferanten werden solche Nachprüfungen höchst ungern gesehen und möglichst verhindert, weil die Erfahrung gelehrt hat, daß diese in der Regel zu gleichen oder noch ungünstigeren Ergebnissen führten als von der reklamieren den Papierfabrik angegeben waren. Die Tatsache, daß die Befunde der Sachverständigen mit ihren Nachprüfungen oft ungünstiger für den Lieferanten aus- fallen als die der Stoffkäufer, erklärt sich durch die meist sehr primitiven und unzweckmäßigen Trockenapparate in Papier fabriken und durch die Hast, mit der oft Trocknungen für be endet erklärt werden, während der aufgewendeten Zeit angemessen die Proben kaum ganz trocken sein können. Selten wird das kon stante Gewicht dort einwandfrei ermittelt. Man will ja auch nicht gar so streng sein, weil sonst die fatalen Verhandlungen kein Ende hätten. Daß durch solche Nachsicht wesentliche Beträge verloren gehen, kommt erst denjenigen Fabrikanten zur vollen Erkenntnis, die gute Trockenapparate besitzen und den Trockenvorgang unter sachgemäßer Ueberwachung tat sächlich zu Ende führen. Fragt man nun nach der Ursache so häufiger Differenzen zwischen dem berechneten Trockengehalte und dem bei Sen dungsempfang ermittelten, so ist in der Regel ungleiche Stoff entnahme die Ursache. Wären die Unterschiede der ungleichen Befunde mäßig, so könnte annähernd richtige Stoffentnahme angenommen werden, wenn aber bei sorgfältiger Nachprüfung die ungünstigeren Prüfungsergebnisse des Käufers voll bestätigt werden, und sich gegenüber dem Rechnungsbeträge ein Minder wert von mehr als 5 pCt., sogar über lOpCt. herausstellt, so muß bei der Erstprüfung durch den Absender etwas nicht in Ordnung gewesen sein. Selten wird die Ursache zugestanden, mag sie in einem Schreib- oder Rechenfehler oder in un geeigneter Stoffentnahme liegen. Wir haben unsere Erfahrungen und Grundsätze, von denen wir annehmen, daß sie der Praxis entsprechen, in unserm 1902 herausgegebenen Buche: »Trockengehaltsbestimmungen«, welches demnächst mit vermehrtem Texte in 2. Auflage er scheint, niedergelegt und wollen hier nur ein Beispiel aus jüngster Zeit vortragen, um vielleicht eine Aussprache anzu bahnen. Nach weit entfernter Papierfabrik berufen, fand Verfasser einen Waggon unter Plombenverschluß an der Bahnstation der Fabrik uneröffnet vor. Das ermittelte Bruttogewicht war ge ringer als auf Abgangsstation festgestellt, also war Wasser ver dunstet, und der Trockengehalt mußte sonach, entsprechend der Faktura, mehr als die berechneten 70 pCt. lufttrocken be tragen. Ein Griff in die erste geöffnete Rolle ließ aber schon vermuten, daß viel geringerer Trockengehalt vorhanden war. 10 Rollen (von 265) wurden geöffnet und aus jeder 1/2 kg Stoff in Probestreifen von Länge der Rollenbreite (siehe Skizze 1) Skizze 1 Skizze 2 aus verschiedenen Lagen bis zum Innern der Rolle entnommen und sogleich feucht verwogen. Die Ergebnisse der Trocknung dieser Proben waren fol gende 10 Gewichtsziffern: Gramm 262,7, 257,6, 251,9, 250,2, 258, 267, 252,9, 261,2, 262,7, 254: im Mittel absolut trocken per kg: 515 g, also 51,5 pCt. Gemäß dem berechneten Trockengehalte von 70pCt. luft trocken, gleich 61,6 pCt. absolut trocken, hätten aber diese Proben durchschnittlich statt 260 g 308 g trocken wiegen müssen. Der gefundene mittlere absolute Trockengehalt von 51,5 pCt. entspricht 58,6 pCt. Lufttrockengehalt, der Unterschied betrug demnach 11,4 pCt., was auf eine Ladung von etwa 15 000 kg einen ansehnlichen Abzug rechtfertigt. Wie war solch ein Mißverhältnis zwischen Erstbefund und Nachprüfung möglich, da beide Bestimmungen von Sach kundigen ausgeführt wurden? Die Sendung selbst brachte einen Anhalt zur Erklärung. An einer ganzen Anzahl Rollen, die den Prüfungsvermerk eines Handelschemikers trugen, war inmitten der Rolle ein kleines viereckiges Loch sichtbar (siehe Skizze 2). Das Loch war etwa 5 cm im Geviert groß. Zweifel los hatte dieser Ausschnitt als einziges Material zur Bestimmung des Trockengehaltes gedient. Man kann schätzen, daß jedr Versuchsrolle etwa 40 g Stoff an dieser Stelle entnommen waren. Abgesehen von der geringen Menge Trocknungs material ist es sehr unwahrscheinlich, daß eine willkürlich aus der Rollenmite entnommene Probe ein annäherndes Durch schnittsmuster darstellt. Jeder Sachverständige muß wissen, daß die von der Entwässerungsmaschine entnommenen Rollen an einzelnen Stellen der Bahn verschiedenen Wassergehalt haben. Besonders die Ränder einer Bahn werden in der Regel viel weniger entfeuchtet als die Mitte, und schon aus diesem Grunde ist es unzulässig, ein Muster, welches als Durchschnitts muster gelten soll, nur aus der Mitte, also dem wahrscheinlich trockensten Teile zu entnehmen. Eine deutsche Papierstoff-Fabrik schrieb uns jüngst: »Be kanntlich sind bei einer Entwässerungsmascbine für Holzstoff die Ränder feuchter als die Mitte, und eine Probe hat nur dann Anspruch darauf eine »Durchschnittsprobe zu sein, wenn alle Teile der Bahn gleichmäßig vertreten sind.« Dasselbe dürfte auch für andere Stoffe als Holzschliff gelten. Zum mindesten hätte man daher auch aus den Rollenseiten in gleicher Weise Proben entnehmen müssen. Die mit dem Stanzeisen gezogenen Proben sind aber nur aus den äußeren, d. h. obersten Lagen genommen, die viel leichter austrocknen können als die inneren. Um dieser Quelle der Ungenauigkeit vorzubeugen, müßte man mit dem Stanzeisen bis zum Zentrum der Rolle eindringend Proben entnehmen. Jedoch sollte das Ausstanzen überhaupt nicht, angewandt werden, denn dabei wird die Rolls zusammen gedrückt, was zur Folge hat, daß ein Teil des im Stoff befind lichen Wassers aus den unter Druck stehenden Lagen in die daneben befindlichen, nicht gedrückten Rollenteile entweicht, wodurch die Genauigkeit der Probenahme leidet. Um all diesen Unsicherheiten zu entgehen, ist es am besten, Streifen aus der ganzen Rollenbreite aus verschiedenen Lagen nicht nur am Rande oder nur aus der Mitte zu nehmen, wie oben beschrieben und in unserm Buche ausgeführt ist. Dem Stofflieferanten dürfte es kaum mehr Mühe bereiten, wenn er sich einige Streifen in Rollenbreite zur Bestimmung des Wasser gehalts ausschneidet, als wenn er Proben durch Stanzeisen entnimmt. Seine Ermittelungen hätten dann eher Anspruch auf Geltung. Wohl gibt es Entwässerungspressen, deren Walzen derart nach der Mitte zu schwächer gearbeitet sind, daß die Ränder etwas energischeren Druck erhalten und somit trocknet werden als die Mitte der Stoffbahn. Hierbei liegt aber die Gefahr nahe, daß Proben, die nur der Mitte entnommen werden, feuchter sind als die Rolle im ganzen. So haben wir bei drei Sen dungen außer den üblichen Proben nebenbei aus weiteren 20 Rollen Proben nur der Mitte entnommen. Es ergab sich folgendes: Absoluter Trockengehalt, ermittelt a) nach normaler Streifen- ] b) an Ausschnitten aus der probe: Rollenmitte: 1. 51,56 pCt. 1.= 50,0 pCt. 2. 49,77 „ ■. 2. = 48,9 „ 3. 45,64 „ | 3. = 43,4 „ Beklebepapier Aus der Praxis der Buntpapier- und Kartonnagenfabrikation Zur Frage 4951 in Nr. 4 Es handelt sich bei dieser Frage ohne Zweifel um eine 'Art Buntpapier, welches durch Ueberstreichen von ziemlich durchlässigem weißem Rohpapier mit einer dünnen Anilinfarb lösung hergestellt wurde. Derart behandelte Papiere entfärben sich sehr leicht. Wenn z. B. auf die Farbseite nur ein Tropfen reinen Wassers fällt, so entsteht schon ein häßlicher Fleck. Wenn aber zum Aufkleben saurer Kleister verwendet oder frischer Kleister in dünner Lösung so stark aufgetragen wird, daß die Papiere durchschlagen, wodurch naturgemäß auch die Aufstrichfarbe aufgeweicht wird, so lokalisiert sich diese, ver schwindet zum Teil ganz und hinterläßt Flecke, die eine Ver wendbarkeit der damit hergestellten Kartonnagen usw. voll-