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Nr.7 PAPIER-ZEITUNG 225 Die Berufsgenossenschaften verhängen nicht nur Strafen bis zur Höhe von 1000 M. für die Zuwiderhandlungen gegen die Unfallverhütungsvorschriften, sondern können den Betriebs unternehmer außerdem für die an die verletzten Arbeiter zu zahlenden Entschädigungen regreßpflichtig machen, wie das in einzelnen Fällen bereits geschehen ist. Diese Angelegenheit verdient deshalb allgemeinere Beachtung. B. Streik der Leipziger Schriftgießer Eine der vom Streik betroffenen Firmen, die bisher noch keine ungelernten Arbeiter angenommen hatte, einigte sich aus eigenem Antrieb mit ihrem Personal dahin, 1. daß die Ausständigen die Arbeit unter Beibehaltung der bis herigen neunstündigen Arbeitszeit wieder aufnehmen, daß die Firma dagegen die strittige halbe Stunde vorläufig als Ueber- stunde bezahlt; 2. daß, sofern der Streik bis 1. April d. J. nicht entschieden sein sollte, die Firma mit diesem Zeitpunkte die 81/2stündige Arbeits zeit einführt, daß aber dagegen 8. beide Teile, sowohl die Firma wie die Schriftgießergehilfen, sich verpflichten, das schließliche Ergebnis des Streiks für sich als maßgebend anzuerkennen. Damit kann von einer einheitlichen Durchführung der von der Streikleitung aufgestellten Forderungen keine Rede mehr sein. In einer Gießerei mit etwa 25 Gehilfen wurden keinerlei Forderungen gestellt, sondern ruhig weitergearbeitet, in einer anderen mit etwa 100 Gehilfen wurden die Forderungen zurückgezogen und zu den alten Bedingungen weitergearbeitet, und nun kommt noch die erwähnte dritte Firma hinzu, bei welcher die bisherige Arbeitszeit gegen be sondere Vergütung ebenfalls beibebalten wird, und auch die übrigen Forderungen stillschweigend fallen gelassen wurden. Nur zwei Gießereien mit etwa 36 Gehilfen haben die Forderungen bewilligt, während bei drei Gießereien mit etwa 80—90 Gehilfen noch gestreikt wird. Diese Firmen haben aber in der Zwischenzeit etwa 60—70 neue Leute angelernt und können damit die eingehenden Aufträge prompt ausführen. Die Streikleiter suchen die Ausständigen über diese Sach lage hinwegzutäuschen und behaupten, die angenommenen Leute seien nicht zu gebrauchen, aber anderseits geben sie sich die größte Mühe, diese Leute durch Flugblätter und persönliche Einwirkungen zu be wegen, die Geschäfte zu verlassen und den Ausständigen die Plätze frei zu machen. Diese Bemühungen sind bisher meist erfolglos ge wesen. Der Streik wird in wenigen Monaten völlig überwunden sein. Die ausständigen Gehilfen forderten: 1. Verkürzung der täglichen Arbeitszeit von 9 auf 81/2 Stunden. Diese Forderung wurde von den Schriftgießereibesitzern ab gelehnt. 2. Erhöhung des Wochen-Mindestlohns im gewissen Gelde auf 27 M. 50 Pf. — Diese Forderung wurde bewilligt. 3. Festsetzung der Lehrlingsskala analog dem Deutschen Buch druckertarif. — Diese Forderung wurde bewilligt. 4. Verbot des Anlernens von Hilfsarbeitern als Gießer, Fertigmacher, Höhehobler, Höhenfraiser und Justierer. — Diese Forderung wurde mit der Maßgabe bewilligt, daß, so lange Schriftgießer gehilfen vorhanden sind, die sich zu den vorbezeichneten Ar beiten eignen, Hilfsarbeiter nicht angelernt werden sollen. Weiter wurde das Zugeständnis gemacht, daß im Falle solche Hilfs arbeiter angelernt werden müßten, diese mindestens ein Alter von 20 Jahren erreicht haben und dann nach Jahresfrist als volle Gehilfen angesehen und mindestens den unter Ziffer 2 festgesetzten Minimallohn erhalten oder nach dem bestehenden Tarif entlohnt werden müßten. Diese Zugeständnisse wurden von den Schriftgießereibesitzern auch in der zweiten Verhandlung aufrecht erhalten, g. (Leipziger Tageblatt) Deutsche Kunst-Photographien in St. Louis 1904. Durch be sondere Einladung des Reichskommissars für die Weltausstel lung in St. Louis 1904, Herrn Geheimrat Lewald, konnten Ver treter der Fachpresse bei Amsler & Ruthardt in Berlin, Behren straße, diejenigen deutschen Kunstphotographien besichtigen, welche in St. Louis zur Ausstellung gelangen sollen. Unter den Ausstellern waren fast alle Berufs-Photographen vertreten, die es auf photographischem Gebiete zu künstlerischer Voll endung gebracht haben. Weimer, Dührkoop, Erfurt zeigten Porträts, die wieder bewiesen, wie hoch diese Künstler über den handwerksmäßigen Photographen stehen. Von Amateuren lieferten Otto Scharf, Erhardt, Gusche, Hoffmeister und andere Bilder, bei denen man sich fragen mußte, wo die Malerei be ginnt und die Photographie aufhört. Wünschen wir diesen deutschen Photographien, daß sie den Vergleich mit den ameri kanischen nicht zu scheuen haben! J. N. Volksbibliotheken in Sachsen-Meiningen. Das Herzogi. Meiningensche Staatsministerium hat zu erkennen gegeben, daß es zur Verdrängung der Schundliteratur die Gründung von Ortsbibliotheken tatkräftig unter stützen und staatliche finanzielle Unterstützung befürworten werde. K. (Leipz. N. Nachr.) Büchertisch Mitteilungen aus dem Verein der Buchdruckerei- und Stein druckereibesitzer von Hannover und Linden, Hannover. Georg- straße 32. Diese Mitteilungen, die den tariftreuen Druckereien der Provinz Hannover, auf Wunsch auch anderen Druckereien, kostenfrei zügestellt werden, beschließen mit ihrer Nr. 21 vom 1. Januar ihren ersten Jahr gang. In einem Rückblick auf diesen stellt der herausgebende Verein fest, daß die Mitteilungen ihren Zweck erfüllt haben, man merke sogar schon, daß sich der Wettbewerb der Buchdruckereien in etwas mil deren Formen vollziehe, was man zum Teil den in der Vereins-Zeit schrift enthaltenen Mahnungen zuschreiben könne. Auch die Papier- Zeitung konnte aus den Mitteilungen im Laufe des vergangenen Jahres manches entnehmen, und die neueste Nummer ist wieder - recht lesenswert. Altfränkische Bilder 1904, mit erläuterndem Text von Dr. Theodor Henner. Herausgegeben und gedruckt in der Kgl. Universitäts-Druckerei von H. Stürtz in Würzburg. Preis 1 M. Der prächtig ausgestattete Kalender erscheint diesmal im zehnten Jahrgang. Sowohl die Zusammenstellung des Textes mit den Bildern, wie der mustergiltige Druck, der im Text durchweg vier farbig ist, verdienen rückhaltlose Anerkennung. Die Auswahl der zu beschreibenden Altertümer aus Franken: Gebäude, Skulpturen, Kirchen geräte, Möbel, Bücher usw., ist wie in früheren Jahrgängen weder nach Herkunftsorten noch nach kunstgeschichtlichen Zeitabschnitten getroffen; der Kalender bietet eine bunte Fülle von wertvollen Alter tümern aller Art. Um aber den Besitzern sämtlicher zehn Jahrgänge das Nachschlagen zu erleichtern, wurde dem Jahrgang 1904 ein Register beigegeben, welches ein Orts- und ein Sachen-Verzeichnis umfaßt. Der Umschlag trägt in diesem Jahre die prächtige Nach bildung eines alten Evangelienbuches aus der Universitätsbibliothek in Würzburg. Damen-Almanach, 38. Jahrgang für 1904. Verlag von Haude & Spener, Berlin. Preis 2 M. Das kleine Buch bietet das Wichtigste, was meist in einem Kalender gesucht wird, in zierlicher Form und Ausstattung. Der Einband aus roter, goldbedruckter Leinwand, eine kleine bunte Land schaft gegenüber dem Titel, Kalendernotizen, weiße Blätter mit einer halben Seite Raum für jeden Tag, Rechnungsblätter, Stammtafeln fürstlicher Personen und eine kleine Erzählung füllen die 250 Seiten des Duodezbändchens. Ein Bleistift und eine Besuchskartentasche ergänzen die Ausstattung des Damen-Almanachs, der sich vorzüglich als Geschenk eignet. Hoffmann’s Haushaltungsbuch für das Jahr 1904. 21. Jahrgang. Verlag von Julius Hoffmann in Stuttgart. Preis 2 M. Hoffmann’s Haushaltungsbuch bietet der Hausfrau die Möglichkeit, die Ausgaben eines ganzen Jahres laufend planmäßig aufzuschreiben und am Schlüsse des Jahres eine Zusammenstellung aller Monats summen sowie eine Gesamt-Abrechnung aufzustellen. Außerdem sind verschiedene Blätter mit Tabellen bedruckt, die zu haushälterischen Eintragungen anregen sollen. Das an dieser Stelle schon in früheren Jahrgängen besprochene Buch hat sehr gefällige Ausstattung und ein künstlerisches Titelblatt. Papiergewicht per Quadratmeter sämtlicher gangbarer Formate und Gewichte in Oesterreich-Ungarn. Verfasser Friedrich Wiener in Wien 1, Getreidemarkt 12. Dieses auf kräftiges Papier mit Gaze-Zwischenlage gedruckte Heft umfaßt außer dem Umschlag vier 25X39 cm große Seiten. Jede Seite enthält 2 Tabellen, sodaß im Ganzen 8 Tabellen vorhanden sind. In jeder Tabelle stehen links 34 übliche Formate (Breite und Länge) in Zentimetern, und rechts davon ist angegeben, wieviel Quadratmeter das Papier hat, wovon 1000 Bogen von dem links angegebenen Format die über jeder Rubrik angebrachte Zahl von Kilo wiegen. Das ge ringste Riesgewicht ist 5 kg, und von da geht es von Kilo zu Kilo bis 120 kg. Dieser Gewichtsspielraum ist in 8 Teile geteilt, damit die Tabellen übersichtlich und handlich bleiben. Zum Beispiel dienen be sondere Tabellen für die Riesgewichte von 5—15, 16—30, 31—45 kg usw. Im Druck sind die wichtigen Zahlen so gedruckt, daß sie leicht ins Auge fallen, und die Tabelle ist so vorzüglich ausgestattet, daß sie jahrelanger täglicher Benutzung widerstehen dürfte. Sie kostet beim Verfasser 1 Krone 50 Heller, frei durch die Post versandt 1 Krone 70 Heller. Obwohl es derartige Tabellen schon in ver schiedenen Ausgaben gibt, erinnern wir uns keiner so gut und hand lich ausgestatteten.