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Nr. 6 PAPIER-ZEITUNG 185 Erfolg von Zeitungs-Anzeigen Der Londoner Times - Verlag kaufte vor 6 Jahren ein englisches Konversations-Lexikon Encyclopädia Britannien, ein vorzügliches Werk, von dem schon 10000 Exemplare ver kauft waren. Die Times empfahl dasselbe nicht nur im eigenen Blatt, sondern in allen verbreiteten Tages- und Wochenblättern fortwährend in solcher Weise, daß die vor züglich abgefaßten Anzeigen wieder und wieder gelesen werden mußten. Sie bot das Werk gegen Teilzahlung so an, daß der Käufer nur 21 M., den Preis eines Bandes, zu er legen hatte, dafür aber sofort alle 35 Bände erhielt, wenn er sich verpflichtete, in jedem der 26 folgenden Monate ebenso viel zu zahlen. Durch Aufwand von 6 Millionen M. für An zeigen gelang es ihr, den beispiellosen Umsatz von 35 Millionen Mark zu erzielen. Mit Annahme und Ausführung der ein gehenden Bestellungen waren 475 Angestellte beschäftigt. Jetzt werden die 35 Bände nur noch zum normalen Preis von 57 Pfund Sterl. (1150 M.) abgegeben. Ansichtskartenhandel in Postämtern Ich war gestern im Hauptpostamt Bochum und sah zu meinem nicht geringen Erstaunen, daß an einem Schalter mit der Aufschrift »Briefmarken« eine Dame schwunghaften Handel mit Neujahrspost karten, Genrekarten und Stadtansichtkarten betrieb. Der Schalter war von Menschen umlagert, die Karten kauften. Ist ein Kaiserl. Postamt berechtigt, einen Schalter an Privatpersonen zu vermieten? Ich be greife nicht, daß die Bochumer Papierhändler sich diese Konkurrenz gefallen lassen. Ein Gelsenkirchener Papierhändler Aehnliche Beschwerden wurden bereits wiederholt an dieser Stelle sowie in Fachvereinen der Papierhändler laut. Die Postverwaltung erwiderte hierauf stets, daß sie den Ver kauf von Waren der Privat-Industrie in amtlichen Räumen nur zulasse, wenn ein Bedürfnis des Publikums dafür vorliegt. In folge von Einwendungen der am gleichen Ort oder in der Nähe des Postamts ihr Geschäft betreibenden Papierhändler wurde auch unseres Wissens an einigen Orten der Verkauf in den Schalterräumen eingestellt. Verhängen und Blenden der Schaufenster Der Detaillisten-Verband von Rheinland und Westfalen hatte im März v. Js. eine Eingabe betreffs Aufhebung der Verordnung über das Verhängen und Blenden der Schaufenster an Sonn- und Festtagen an den Oberpräsidenten von Westfalen gerichtet. Die Antwort auf diese Eingabe ist kürzlich eingelaufen und lautet: »Die an den Minister des Innern gerichtete Eingabe vom 5. März d. Js. betreffend Aufhebung der Absätze 1 und 2 des § 6 der Provinzial- Polizeiverordnung über die äußere Heilighaltung der Sonn- und Feier tage vom 24. Juli 1897, 7. Juli 1898, 17. März 1903 ist von den be teiligten Herren Ministern an mich zur Prüfung und Entscheidung abgegeben worden. Nachdem diese Prüfung stattgefunden hat, er öffne ich dem Vorstande folgendes: Wenn ich auch das Gewicht der dortseits für die Beseitigung der Vorschrift über das Verhängen der Schaufenster angeführten Gründe nicht verkenne, so darf auf der anderen Seite nicht außer Betracht gelassen werden, daß weite Kreise der Bevölkerung an der Aufhebung dieser Bestimmung Anstoß nehmen würden. Unter diesen Umständen und da in mehreren Provinzen der Monarchie gleiche und zum Teil sogar noch schärfere Vorschriften in Geltung sind, sehe ich . mich jedenfalls zur Zeit nicht in der Lage, dem Anträge des Vorstandes stattzugeben.« —t. Schleuderpreise eines Warenhauses. Ein Leser aus Dessau sendet uns die Weihnachts-Preisliste eines dortigen Waren hauses, worin neben Zigarren, Wirtschaftsgegenständen, Kinder wagen usw. auch »Visiten-, Glückwunsch- und Neujahrskarten« angeboten werden. Glückwunsch- und Neujahrskarten kosten auf superfeinem, farbigen Karton gedruckt, sortiert in 6 Farben, inclusive passender weisser Couverts: mit Aufdruck des Namens, auf Wunsch auch der Standesbezeichnung 25 Stück 75 Pfg. 1 Mit Namensaufdruck 50 » 120 „ > werden unter 25 Stück pro Nummer 100 „ 180 „ ) nicht abgegeben ohne Namens- und Standesbezeichnungs-Aufdruck 10 Stück inclusive Couverts 15 Pfennige. Die etwa 10X15 cm großen Glückwunsch- und Neujahrs karten sind im Preisbuch abgebildet. Der dafür geforderte Preis läßt vermuten, daß das Warenhaus diese Karten ohne Nutzen, lediglich als Lockmittel verkauft. Die Druckereien und Papierwarenhandlungen in Dessau werden durch solches Vorgehen sehr geschädigt. Sie sollten versuchen, durch ihre Berufs-Vereine zu erwirken, daß keine Druckerei für jenes Warenhaus. Lohnarbeit übernimmt, solange es die Drucksachen in solcher Weise anbietet. Sonntagsruhe in den Papiergeschäften. Die Besitzer sämtlicher größeren Papiergeschäfte in Prag haben auf Ansuchen ihrer Be diensteten beschlossen, die ganzjährige Sonntagsruhe einzuführen. K. (Bohemia, Prag) Probenschau Unter dieser Ueberschrift werden alle von Beziehern der Papier-Zeitung eingesandten Muster von Erzeugnissen des Papier- und Schreibwaren- Faches, die Neues oder Bemerkenswertes bieten, kostenfrei beschrieben. Ansichtspostkarten mit Stadtbildern aus Berlin, Köln und Düsseldorf von Alfred Schulze, Berlin C 19, Wallstr. 17/18. Die vielen verschiedenartigen Bilder aus Berlin und seiner näheren Umgebung, aus Potsdam usw. sind gleichmäßig schön ge arbeitet. Die Bilder beruhen auf photographischer Grundlage und sind wahrscheinlich durch Verbindung von photolitho graphischem Farbendruck und Rasterätzung entstanden. In folge der vollen Farben sehen die Häuser auf einzelnen Karten etwas bunt aus. Diese Kleinigkeiten kommen aber der vorteil haften Gesamtwirkung gegenüber kaum in Betracht. Die Karten haben neben überraschend großer Auswahl der Bilder den Vorzug photographischer Treue, gehoben durch die Lebendig keit der farbigen Darstellung. Kaisertafelkarten von Ernst Karl von' Linsingen, Papier ausstattungs-Fabrik in Hannover. Die neuen Muster dieser Firma beschränken sich auf eine Karte, die sowohl auf weißem Karton mit braunem Druck und wie auf gelblichem Karton mit blaugrünem Druck erhältlich ist. Die Doppelkarte hat 27% 12 cm Größe, und trägt auf der ersten Seite ein Bild des Kaisers, umrahmt von den Wappen der preußischen Provinzen und beschirmt von dem Reichsadler. Eichen-Gerank bildet den Grund und erweitert sich in der unteren Hälfte zu einer zarten Umrandung der Schreibfläche. Sowohl Entwurf wie technische Ausführung dieses Aufdruckes sind künstlerisch und vornehm. Der Druck von einer tiefgeätzten Kupferplatte gibt der Karte im Verein mit dem körnigen Karton sehr feines Gepräge und läßt sie als würdigen Tafelschmuck bei jeder nationalen oder monarchischen Feier erscheinen. Lichtdi'uckpostkarten von Paul Lustig’s Filiale in Görlitz. Wir erhielten drei Serien von Ansichtskarten, von denen »Klein Teddy«, hübsche Bilder eines kleinen Knaben, »Der kleine Photograph«,: Gruppenbilder von Kindern und »Der blinde Passagier«, Szenen aus dem gleichnamigen Lustspiel von O. Blumenthal und G. Kadelburg enthält. Sämtliche Bilder nach photographischen Aufnahmen nach dem Leben gefertigt, sind scharf und plastisch. Auch die Auf- nahmen auf der Bühne, die nur durch Anwendung von Blitz licht ermöglicht wurden, sind der Mehrzahl nach befriedigend ausgefallen. Auf diesen Karten ist der der Szene entsprechende Text unter das Bildgedruckt. Lichtdruckpostkarten der Dietz’schen Hofbuchdruckerei in Coburg. Verschiedene Serien schwarzer Lichtdrucke nach leben den Originalen photographisch abgebildet, werden von der Verlegerin als Pariser Neuheiten bezeichnet. Die Namen der einzelnen Serien kennzeichnen deren Inhalt ziemlich genau: die Serie..»die Balldiva- stellt eine recht hübsche, auffallend ge putzte Dame in verschiedenen Stellungen, dar; »Kokettchen« sind .Brustbilder' einer stark entblößten Schönen, welche die Wirkung ihrer schmachtenden Augen zu erproben scheint; »das kleine Modell« zeigt eine Malerin mit ihrem Modell, einem etwa 4jährigen Mädchen. Beide benehmen sich etwas geziert, aber vielleicht gibt die Geziertheit ihnen den stärksten Reiz. Die gelungenste Serie »der Feinschmecker« zeigt einen mit dem Genuß von Austern beschäftigten jungen Mann, der seinem Namen-Feinschmecker Ehre macht, denn er scheint mit allen Sinnen zu genießen, während er ißt. Die technische Ausführung der Bilder ist gut.