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Nr. 6 PAPIER-ZEITUNG 183 Mahlsteine. Die Zunahme dieses Gleitens, d. h. der Bewegung der einen Mahlfläche gegen die andere, von Null bis zum Höchst maß am Rand des Steins erinnert an die Wirkung wagerechter Mahlsteine, die am Umfang den höchsten Grad erreicht. Die Wirkung des Kollergangs, soweit sie auf diesem Gleiten be ruht, ist also eine A.rt Mahlen. Die Anhäufungen des Stoffs im Trog zeigen, wo das Gleiten stattfindet. Schlußbemerkungen des Verfassers: Die Wirkung des Kollergangs ist dadurch so tiefgreifend, daß das ganze Gewicht des Steins auf einer Berührungslinie wirkt. Der Kraftbedarf des Kollerganges wechselt sehr bedeutend nach der Menge der Eintragung, nach der Art des Stoffes und nach der Geschwindigkeit. Läuft die Maschine leer, und sind alle Lager und sonstigen Maschinenteile in Ordnung, so wird sehr wenig Kraft verbraucht. Am zweckmäßigsten sind Kollergänge mit granitenen Läufern und granitenen Bodenplatten. Die Oberfläche der granitenen Läufersteine sollte rauh oder mit V-förmigen Riefen behauen, auch die Bodenplatte soll gerieft sein. Dadurch wird das Rutschen der Steine leichter vermieden. Die Umdrehungs geschwindigkeit des Kollergangs soll nicht zu niedrig sein, man richte sich dabei nach dem Mahlgut. Auch braucht jeder Rohstoff andere Mengen Wasser zum Befeuchten. Ein Vorteil des Kollergangs ist, daß er Stoff von durchaus gleichmäßigem Wassergehalt herstellt. Eiserne Bodensteine und Läufer neigen sehr zum Rutschen. Dies kann vermindert werden, indem man die Oberfläche rauh macht. Nur mit großer Mühe kann man aber bei eisernen Kollergängen Abnutzung durch Rost sowie Verunreinigung des Stoffes durch Rost verhüten. Es empfiehlt sich, hierfür dem Stoff etwas Alkali hinzuzusetzen. Kollergänge mit beweglicher Pfanne und stehenden Steinen werden als Färb- und Tonmühlen vielfach benutzt und be währen sich auch für kurzfaserige Papierstoffe sehr gut. Eiserne Läufer eignen sich auch gut zur Herstellung von Alkalizellstoff, und ich habe sie hierfür wiederholt benutzt. Alkali erhält die Oberfläche glänzend und verhindert die Rost bildung. Obige Ausführungen meiner Schüler enthalten einen schein baren Widerspruch, indem einerseits gesagt wird, daß der Kollergang schmierigen Stoff herstellt und anderseits, daß das aus Kollerstoff hergestellte Papier spezifisch leicht sei. Die erste Wirkung wird allgemein zugestanden, die zweite häufig bezweifelt. In Wirklichkeit wird das Schmierigwerden des Stoffs dadurch gefördert, daß man ihn alkalisch hält, und spe zifisch leichtes Papier wird erhalten, wenn man dem Kollerstoff mälig saure Reaktion verleiht, etwa durch Zugabe von geringen Mengen schwefelsaurer Tonerde kurz vor dem Leeren. Ich fasse meine Ansicht über den Kollergang in Folgen dem zusammen: Er ist nützlich zum Verarbeiten von Altpapier, wenn es gilt Papier von geringem spezifischem Gewicht her zustellen, und verdankt dies seiner eigentümlich stampfenden Wirkung auf die Fasern. Ferner ist er nützlich zum Zermahlen von Altpapier, das bedeutende Mengen von Erde enthält, denn er hilft diese Erde im Stoff zurückhalten. Er neigt auch dazu, den Stoff aus Altpapier schmierig zu machen und zwar umso mehr, je länger eine Eintragung im Kollergang bearbeitet wird. Ein englisches Handelsblatt gegen die deutschen Papierverarbeiter Die englische »Commercial Intelligence« wütet gegen deutsche Papierwarenfabrikanten, und ihre Aeußerung wird von englischen Papierfachblättern abgedruckt. Der Aufsatz hat in Uebersetzung folgenden Inhalt: Rumänien Obwohl Papier britischer Herkunft sehr gefragt wird, ist doch auch der deutsche Pirat auf diesem Gebiete an der Arbeit und hat während der letzten paar Jahre sich bemüht, auf diesem Markt mit guten oder schlechten Mitteln mitzubieten. Er hat das englische Schreibpapier beinahe eingeholt, besonders in Bezug auf bessere kaufmännische Sorten, indem er genau oder zum mindesten sehr ähnlich die Zeichen britischer Fabrikanten auf Papier von bedeutend geringerem Wert nachahmte. Der gewöhnliche Käufer bemerkt dies nicht und bezahlt den bisherigen Preis. Der Händler aber steckt erhöhten Nutzen ein, indem er Ware zweiter und dritter Güte als solche englischer Her- kunft verkauft. Dasselbe gilt für feine und Luxus-Briefpapiere. Jeder Papierhändler, sei er Heide oder Jude, zeigt Päcke und Schachteln von Briefpapier als englische Ware vor, und jeder, der nicht englisch kann, mag durch die Ueberschriften solcher Schachteln getäuscht "'erden, wie z. B. folgende: Goods Notepaper and Enveloppes Ivori Notepapper Real Englisch Paper The Original Antik. Nicht nur deutsche Fabrikanten üben diesen Betrug, sondern auch rumänische, die Papierausstattungen herstellen. Das einzige Mittel für britische Häuser, dem entgegenzuarbeiten, besteht darin, daß sie Muster und Größe ihrer Papiere fortwährend wechseln und deren Nachahmung so viel als möglich erschweren. Es ist begreiflich, wenn die Engländer es schmerzlich empfinden, daß ihnen von Deutschen und Oesterreichern der Papiermarkt im Ausland mit Erfolg streitig gemacht wird. Die Aeußerung ist jedoch leider insofern berechtigt, als viele österreichische und deutsche Fabrikanten ihren Erzeugnissen durch die erwähnten und andere englische Bezeichnungen den Anschein geben, als seien sie englischer Herkunft. Die Firmen, welche ihre Ware unter falscher Flagge verkaufen,. begehen Verrat am Vaterland und schädigen sich selbst, denn sie be stärken die Käufer in dem Wahn, daß gute Ware nur aus England (oder Frankreich) komme. Das britische Gesetz, wonach deutsche Ware bei der Einfuhr als made in Germang bezeichnet sein muß, hat den Engländern gezeigt, daß unsere Erzeugnisse gut und billig sind und hat dort den Verkauf unter falschem Namen unmöglich gemacht. In vielen andern Ländern, z. B. Rumänien, ist es jedoch beim Alten geblieben. Es gibt glücklicherweise deutsche Häuser im Papierfach (vergl. Nr. 96 von 1903 Seite 3453), die sich nicht dazu her geben, ihre Ware anders als unter eigenem Namen und mit deutlicher Herkunfts-Bezeichnung zu verkaufen, und sie sind durch strenges Festhalten an diesem Grundsatz groß geworden. Die schweren Kämpfe, mit denen sie sich ihren Weg bahnten, haben zu einem Erfolg geführt, der sich auf anderm Wege schwerlich erzielen läßt. Häuser wie A. W. Faber, Henckel in Solingen wären nie mals Welthäuser geworden, wenn nicht jedes aus ihren Fabriken hervorgehende Stück ihren Ruf verbreitet hätte. Die deutsche Papier-Industrie, sowohl Erzeugung wie Ver arbeitung, ist jeder andern ebenbürtig, in vielen Punkten über legen und kann sich auch unter eigenem Namen ihren Platz auf dem Weltmarkt erobern. Wer seiner guten Ware den Anschein fremder Herkunft gibt, nützt damit nur dem Ausland, schädigt aber sein Vaterland und sich selbst! Aussprache erwünscht. Gut deutsch Glücklicherweise merkt man jetzt infolge der jahrelangen Bemühungen der Freunde einer reinen deutschen Sprache, daß die leidigen entbehrlichen Fremdwörter allmälig ausgemerzt werden. Nicht nur in Büchern, auch im geschäftlichen Ver kehr wendet man immer mehr die guten deutschen Ausdrücke an. Man muß natürlich Geduld haben und nicht mit einem Male zuviel verlangen. Dagegen aber macht sich leider im kaufmännischen schrift lichen Verkehr immer noch eine Unsitte breit, die sobald wohl kaum auszurotten ist. Es ist dies die Verballhornung guter deutscher Worte, und die krampfhafte Sucht nach neuen Aus drücken. Manche Kaufleute und Briefschreiber sind geradezu verliebt in diese seit langem Gebrauch leider in vielen Kon toren heimatsberechtigten Wortungetüme und Redewendungen und würden lieber auf das ganze Briefschreiben verzichten, wenn sie ihre Geistesprodukte nicht mit derartigen Blüten ver zieren dürften. Im nachfolgenden sollen nun einige dieser kaufmännischen »Fachausdrücke« aufgeführt werden. »Tätigung eines Abschlusses« — warum nicht »Be tätigung«? »Am angenähertsten« — warum sagt man nicht »am nächsten«? »In Entgegensehung« — kann man nicht ebensogut sagen »ich sehe Ihrer Antwort entgegen«? »Abgeschwommen« (eine Schiffsladung) — denkt man nicht unwillkürlich daran, daß dieselbe über Bord geworfen und fort geschwommen ist? Wie schön klingt dagegen »das Schiff oder die Ladung ist abgegangen«! »Den Falten Ihres Geehrten entnahm ich« — welchen Falten denn? Es ist doch genau so klar und deutlich, wenn man sagt: »ich entnahm Ihrem werten Schreiben«. »Auskehren« (den Betrag einer Sache), auch »ausschütten«. Diese beiden Ausdrücke sind besonders im Bankwesen beliebt,