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154 PAPIER-ZEITUNG Nr. 5 Papier-Außenhandel Oesterreich-Ungarns 1902 Nach dem Jahresberichte der k. k. Permanenzkommission für Handelswerte stellte sich der Außenhandelsverkehr in Papierhalbstoffen, Papier und Papierwaren während der letzten fünf Jahre folgender maßen: Menge in Doppelzer 1898 1899 1900 Papierhalbstoffe 80 400 36 757 34 012 Papier und Pappendeckel .... 54 952 55 328 63 406 Papierwaren 22 757 30182 35 521 Die Steigerung der Ausfuhr setzt sich hauptsächlich zusammen aus der Mehrausfuhr von Holzstoffdeckeln (+ 15 580 dz), von geglättetem Packpapier (+ 84 075 dz), sowie von ungeleimtem Druckpapier (— 10 746 dz). Die Ausfuhr geht nach allen europäischen Staaten, nach Egypten, Britisch-Indien, Japan und China, nach Nord- und Süd amerika und Australien. Einfuhr: tnern Wert in Tausenden von Kronen 1901 1902 1898 1899 1900 1901 1902 65 917 39 684 988 1 188 1 182 2 085 1 074 71 369 88 616 4 970 5 488 6 271 7 263 7 758 29 779 83 907 14 760 16 987 18 098 17 699 18 522 zusammen . . 108109 122 267 182 989 167 065 157 207 20 718 23 608 25 551 27 047 27 354 Papierhalbstoffe Papier und Pappendeckel . . . Papierwaren . 890 251 . 521685 . 37 202 385 101 599 985 89 103 491 350 420 398 737 760 680 820 36 707 85 926 Ausfuhr: 446 656 10 008 698 851 20 204 41 543 .6 364 10 489 22 372 6 794 14 217 28790 5 910 11867 24 810 5 980 11 121 25 990 6 819 zusammen . 949 138 1 024 189 1 265 817 1 087 144 1 187 050 36 576 89 605 48 917 42 607 43 980 Der Außenhandel mit Papierhalbstoffen war für die österreichische Halbstoff-Fabrikation im Berichtsjahre im Vergleiche mit dem Vor jahre recht günstig. Während die Einfuhr beträchtlich zurück gegangen und speziell die Einfuhr von Zellstoff, gebleicht und un gebleicht, auf ungefähr die Hälfte jener des Vorjahres gesunken ist, hat sich die Ausfuhr beträchtlich gesteigert und dem im Jahre 1900 erreichten bisherigen Maximum der Ausfuhr wieder genähert. Freilich waren die Preise, der allgemeinen Geschäftslage entsprechend, recht gedrückt — die Handelswerte mußten fast bei allen Artikeln dieser Warengruppe ermäßigt werden — und der im Ausfuhrgeschäfte erzielte Nutzen war nur bescheiden. Die Ausfuhr dieser Halbfabrikate betrug im Jahre 1902 mehr als das Zehnfache der Einfuhr, und es wurden von diesen Stoffen aus Oesterreich etwa 400 000 dz mehr aus- als eingeführt. Die Hauptabnehmer waren Frankreich, Italien und Deutschland, aber auch Rumänien und Rußland bezogen ansehnliche Mengen; letzteres hatte auch einen verhältnismäßig stärkeren Anteil an der österreichischen Ausfuhr von geschliffenem Holzstoff. Frankreich war Abnehmer von über 138 000 dz, Italien von mehr als 111000 dz dieser Halbstoffe. Es ist leicht begreiflich, daß diese Staaten bei dem Mangel an Wasserkräften und an zur Papierstoff-Fabrikation geeigneten Holz arten so kolossale Mengen von Holzstoffen (zumeist Zellstoff) für ihre Papierfabrikation einführen müssen. Der Bezug von Zellstoff aus Schweden, der sich im Vorjahre auffällig bemerkbar machte, ist gleich jenem aus Nordamerika sehr zurückgegangen, doch hatten die ge nannten Staaten auch im Berichtsjahre den größten Anteil an der Einfuhr. Auch die Bilanz des Außenhandelsverkehrs der Gruppe Papier- und Pappendeckel hat sich besonders hinsichtlich der umgesetzten Mengen günstiger als im Vorjahre gestaltet, obwohl die Einfuhr die aufsteigende Richtung der Vorjahre beibehalten hat und die des Jahres 1901 um etwa 12 000 dz überragt. Die Ausfuhr zeigt eine etwa zehnprozentige Steigerung; leider muß konstatiert werden, daß dieser Erfolg nur unter sehr ungünstigen Preisverhältnissen möglich und der Ertrag aus dem Ausfuhrgeschäfte sehr bescheiden war. Es mußten daher auch die Handelswerte bei einer Reihe von Positionen niedriger als im Vorjahre bemessen werden. Bei der un günstigen Konjunktur auf dem Papiermarkte und der vorhandenen Ueberproduktion ist es aber außerordentlich wichtig, daß die heimische Papierfabrikation für jenen Teil ihrer Produktion, der durch den in ländischen Verbrauch nicht aufgenommen wird, Absatz auf dem Welt märkte findet. Die Zunahme der Einfuhr ist im wesentlichen auf den stärkeren Bezug von Teer- und Steinpappen und von geglättetem Packpapier zurückzuführen. Der weitaus größte Teil dieser Einfuhr findet äus dem Deutschen Reiche statt, wo die Papierfabrikanten in der Lage sind, sich das Rohmaterial (Holz), welches in Oesterreich reichlich genug vorhanden ist, infolge großer Frachtbegünstigungen billiger zu beschaffen als die österreichischen Fabrikanten, sodaß es, wenn man noch die günstigeren Arbeits- und Steuerverhältnisse der deutschen Konkurrenz in Betracht zieht, erklärlich ist, wenn dieselbe gegen die österreichische Erzeugung anzukämpfen vermag. Hervorzuheben ist die gegen das Vorjahr beträchtlich gestiegene Einfuhr von Strohpappen, welche in Deutschland, und zwar speziell in der Elbegegend, aus überaus billigem Stroh erzeugt werden und auf dem billigen Wasserwege bei leichter Ueberwindung des geringen Zolles nach Oesterreich Eingang finden. Durch diese Einfuhr von allerdings schlechter aber wesentlich billigerer Ware werden die ohne hin schon spärlich vertretenen Strohpappenfabriken Oesterreichs in ihrem Bestände gefährdet. Aehnlich verhält es sich mit grauer oder Schrenzpappe und Teer- und Steinpappen, welch letztere eine 50 pro- zentige Steigerung der Einfuhr aufweisen. Schwarze Teerpappen wurden aus Deutschland namentlich im Grenzverkehr in etwas größerer Menge bezogen als im Vorjahre. Betreffs der Position Glanz- und Lederpappe ist zu bemerken, daß Lederpappe,, das ist fein satinierter brauner Deckel, nicht zur Einfuhr gelangt, sondern lediglich Glanzpäppe, während in der Ausfuhr gewiß Lederpappen enthalten sind. Die hauptsächlich nach Indien, Deutschland, der Türkei und Egypten gerichtete Ausfuhr von (jeglättetem Packpapier ist von 159 773 dz im Vorjahre auf 193 848 dz gestiegen; ungeleimtes Druck papier, dessen Ausfuhr sich auf 116 041 dz hob, wurde vornehmlich nach der - Türkei, Britisch-Indien, Japan und Egypten abgesetzt. Die Ausfuhr von Schreibpapier dürfte annähernd auf gleicher Höhe geblieben sein wie im Vorjahre, wenn auch die in der Statistik an gegebene Ziffer (91918 dz) gegen die des Vorjahres (104 243 dz) wesentlich zurücksteht. Es darf nämlich nicht übersehen werden, daß bei der Position ^Papier, nicht besonders benanntes«, unter welcher zweifellos auch Schreibpapiere zur Nachweisung gelangen, die Ausfuhr weit höher als im Jahre 1901 angegeben erscheint. Es ist jedoch nicht zu leugnen, daß die deutschen Papierfabrikanten im Berichtsjahre die Ausfuhr nach allen außereuropäischen, Papier konsumierenden Ländern, wie auch nach dem Oriente, nach Rumänien und Bulgarien forciert und Ausfuhrgebiete, in welchen öster reichische Papiere, insbesondere Schreibpapiere bereits gut eingeführt waren, durch abnorme Unterbietungen an sich gerissen haben. Bei der dritten Gruppe, den Papierwaren (einschließlich Former arbeiten), überragt die Ausfuhr die Einfuhr nur der Menge nach; die Wertbilanz ergibt dagegen ein Passivum von 11,7 Millionen Kronen, für welches die Einfuhr von Waren der Position ^Andere Luxus papeterien, Etiketten und Vignetten in verschiedenen Farben« mit einem Handelswerte von 14,2 Millionen Kronen ausschlaggebend ist. Noch nimmt die Einfuhr von Ansichtskarten, die einen Haupt bestandteil der unter dieser Position auszewiesenen Waren bilden, fortgesetzt zu. Daß diese zumeist aus Deutschland erfolgende Einfuhr sehr einschränkend auf den Verbrauch anderer Luxuspapiere wirkt, wurde in diesen Berichten wiederholt erwähnt. Mit Ausnahme von Zigarettenpapier in Bücheln, für welches der Handelswert der Ausfuhr auf 105 Kronen von 110 Kronen imVorjahre zu ermäßigen war, ergab sich bei dieser Warengruppe keine Veran lassung zu einer Abänderung der Handelswerte, denn auf die Preise der Papierwaren ist es kaum von Einfluß, wenn die Preise der zu verarbeitenden Papiere etwas steigen oder fallen, vielmehr sind hier die Kosten für die weitere Verarbeitung des Papiers maßgebend. Die auffallende Erhöhung der Ausfuhrziffer der Position xFormer- arbeiten aus Steinpappe, Asphalt oder ähnlichen Stoffen« beruht darauf, daß die hierher gehörigen Kohlenelektroden früher unter der statisti schen Ausfuhrnummer 1084 a angemeldet wurden, obwohl unter letztere nur die elektrischen Beleuchtungszwecken dienenden Kohlen fallen. Die Ausfuhr von Spielkarten, bei welcher im Vorjahre eine be merkenswerte Zunahme zu konstatieren war, ist im Berichtsjahre wieder fast auf das Niveau des Jahres 1900 zurückgegangen; die Spielkartenausfuhr betrifft zu zwei Dritteln ganz billige, von Triester Fabriken nach Britisch-Indien gelieferte Qualitäten. Während die Einfuhr von Papierwaren hauptsächlich aus Deutsch land, dann auch aus Frankreich, England, der Schweiz und Italien erfolgt, richtet sich die Ausfuhr nach allen Staaten der Erde. Die Einfuhr von chemischen Papieren erscheint im Jahre 1902 um etwa 230 dz geringer ausgewiesen als im Vorjahre. Die Einfuhr aus den Vereinigten Staaten von Amerika, welche im Vorjahre 295 dz betrug, ist im Berichtsjahre entfallen, weil es sich herausgestellt hat, daß die betreffenden Artikel als Papierwaren der Zolltarifnummer 195 zu verzollen sind; die Ausfuhr chemischer Papiere weicht von der des Vorjahres um nur um I dz ab. Die Einfuhr von »Lumpen und andern Abfällen zur Papierfabrikation« ist neuerlich gestiegen; doch muß hervorgehoben werden, daß das ausgewiesene Quantum (117 893 dz) keineswegs ausschließlich für die Papierfabrikation gedient hat; ein ansehnlicher Teil desselben fand Verwendung in’der Kunstwollfabrikation. Die Handelswerte der ein geführten Hadern sind je nach der Herkunft derselben sehr ver schieden. Während die aus Frankreich, England, den Niederlanden usw. zur Einfuhr gelangenden Hadern einen Wert bis 70 Kr. per dz haben, kommt jenen aus der Türkei, Serbien, Griechenland usw. nur ein Wert von etwa) 20 Kr. per dz zu. Im allgemeinen sei noch bemerkt, daß "das Jahr 1902 für die österreichische Papier - Industrie sehr wenig günstig war. Das immer stärker werdend« Angebot drückt nachhaltig auf die Papier-