Volltext Seite (XML)
Nr. 5 PAPIER-ZEITUNG 147 welche die Metallwarenfabrik verweigert hatte, da kein Preis vereinbart wurde. Das Gutachten der Handelskammer lautete: »Plakat-Entwürfe und -Skizzen sind nach Handelsgebrauch dann angemessen zu bezahlen, wenn der Ausführende sich nicht selbst zur Herstellung angeboten, sondern hierzu einen Auftrag erhalten hat. Dies gilt auch dann, wenn eine Preisvereinbarung für den Entwurf nicht stattgefunden hat; es gilt aber anderseits nur, wenn ein weiterer Auftrag zur Herstellung eines Plakats auf Grund des Entwurfs nicht erteilt worden ist. Hat sich der Ausführende zur Anfertigung des Entwurfs »ohne jede Verbindlichkeit« für den Besteller verpflichtet, so wird darin ge wöhnlich der Verzicht auf eine Vergütung erblickt. Indessen gilt ein solcher Verzicht nur für einen einmaligen Entwurf. Ließ sich die bestellende Firma nachdem noch einen zweiten und dritten Entwurf anfertigen, so konnte sie nicht annehmen, daß auch diese unentgeltlich sein sollten, falls der Hersteller sich nicht ausdrücklich auch bezüglich dieser Entwürfe zu kostenloser Ausführung verpflichtete. Druck auf rauhe Papiere Für Besuchskarten, Adreßkarten, Verlobungsbriefe u. dgl. verwendet man gern rauhe Papiere. Feinstrichige Schriften auf solchen so zart zum Ausdruck zu bringen, daß die Arbeit mit Lithographie wetteifern kann, ist der Wunsch jedes Buch druckers. Leider sehen die feinen Striche z. B. an Schreib schriften auf rauhem Grunde in der Regel verschmiert aus, während kräftige Partien noch nicht einmal decken. Hält man die feinen Striche aber in der Zurichtung schwach, so bleiben sie stellenweise fort oder sehen zerfressen aus. Das sicherste Mittel, hierbei tadellosen Druck zu erzielen, ist doppelter Druck, zunächst ohne, dann mit Farbe. Die Form wird für glattes Papier gleicher Stärke druckfertig zu gerichtet, dann stellt man die Walzen ab, säubert die Schrift gut und druckt einigemale leer, bis sich kein Schmutz mehr zeigt. Dann läßt man den rauhen Karton durchlaufen und achtet darauf, daß sich der Blinddruck auch in den feinsten Ausläufern der Schriften gut markiert. Man betrachte den Druck mit der Lupe! Ist die Auflage blind durchgedruckt, dann setzt man das ausgeschaltete Farbwerk wieder in Gang und druckt zum zweitenmale, nun mit Farbe. Bedingung ist eine sicher arbeitende Maschine und genaues Anlegen. Das Papier muß glatte Schnittkanten haben und darf nicht wellig liegen. Es muß in derselben Art und mit gleichem Druck gegen die Marken gebracht werden, möglichst von demselben Anleger, denn die leiseste Differenz be einträchtigt das Ergebnis. Es ist auch nicht gut, den einen Druck abends und den andern morgens vorzunehmen, weil sich Temperaturschwankungen durch schlechtes Passen be merkbar machen könnten. Werden diese Vorsichtsmaßregeln erfüllt, dann wird das Ergebnis überraschend sein. Beim zweiten Druck kann man die feinen Striche, nötigenfalls durch nochmaliges Nachgehen der Zurichtung, so zart halten wie auf hochglatt satiniertem Papier, während die vollen Striche satte Deckung zeigen. Das Verfahren, das ich hiermit preisgebe, eignet sich übrigens auch für den Druck auf weniger rauhen Papieren, z. B. Elfenbein-Karton. Durch erstmaligen Blinddruck werden die betroffenen Stellen noch stärker geglättet und besser ge eignet gemacht, feine Striche zart, dicke mit Kraft wieder zugeben. Das beste Papier ist außerdem ungleich in der Stärke der einzelnen Bogen, und in den Blättern werden sich oft Stellen finden, die den Druck nicht ganz tadellos erscheinen lassen. Alle diese Uebelstände werden durch vorhergehenden Blinddruck beseitigt. Die Mehrkosten des zweimaligen Druckes kommen bei den meist kleinen Auflagen kaum in Betracht. Drucksachen, die auf solche Weise im Aussehen erheblich gewinnen, kann man auch höher bewerten. Druckereien, die auf gute Arbeit halten, sind dadurch im Vorteil gegen Schleuderdrucker und können ihre Preise selbst machen, während diese sonst von der Kon kurrenz diktiert werden. H. Schluß des Buchdrucker-Streiks in Tessin. Die Vertreter der seit dem 22. Dezember v. Js. im Ausstande gewesenen Typographen, Arbeitersekretär Calame und Stautner, Sekretär des internationalen Typographenbundes, haben mit den Eigentümern der tessinischen Buchdruckereien ein provisorisches Uebereinkommen geschlossen, wonach der Arbeitstag auf 9 Stunden festgesetzt wird, und die Ver handlungen für die Ausarbeitung eines neuen Tarifes am 6. Januar beginnen werden. Die Streikenden haben die Arbeit wieder auf genommen. K. (Luzerner Tagbl.) Rotdruck in Buchtiteln Von F. Graph Welche Wandlungen der Titelsatz auch schon im Laufe der Zeiten durchgemacht hat, der alte Brauch, einzelne Zeilen durch Rotdruck auszuzeichnen, hat sich bis heute erhalten und bewährt. Man begegnet ihn nicht nur in Werken festlich heitern Inhalts, sondern auch in Preisverzeichnissen, Reklame heften usw. Leider wird aber oft des Guten zuviel getan. Denn man muß sich immer hübsch vor Augen halten, daß nicht beab sichtigt ist, einen Titel rot zu drucken, sondern nur, ihn durch ein lebhafteres Aussehen über die gewohnte schwarz-weiße Alltäglichkeit zu erheben. Der Haupttitel des Buches, niemals aber der Untertitel, kann auf solche Weise ausgezeichnet werden. Das Weitere hängt von der Größe der Schrift und der Seite ab. Ist die Hauptzeile aus großer voller Schrift gesetzt, so ist damit der Titel belebt genug. Hat man dagegen kleine lichte Schrift verwandt, so kann mit dem Rot etwas weiter gegangen werden, aber nicht bis zu untergeordneten Zeilen oder nebensächlichen Bemerkungen. In keinem Falle darf das Prädikat des Ver fassers, wie: »M. d. D. R.«, »Kgl. Univ.-Professor«, »Geh. Kom merzienrat« rot gedruckt werden. Zuviel Rot auf einem Titel stört alle Harmonie; es ist zuviel Farbe für ein Bild; es gleicht einer Landschaft, in welcher die Bäume zu beiden Seiten von der Sonne beschienen werden. Ein Titel, der sich von den erwähnten Mängeln freihält und vornehm wirkt, ist nachfolgend abgebildet. Die drei unter strichenen Zeilen sind im Original rot gedruckt. RÜCKBLICKE UND ERINNERUNGEN ANLÄSSLICH DES 25JAHRIGEN JUBILÄUMS HERAUSGEGEBEN VON DER BÜCH- UNI) KUNSTDRUCKEREI KNORR & HIRTH VERLAG DER MÜNCHNER NEUESTEN NACHRICHTEN Wappen MÜNCHEN 1900 DRUCK VON KNORR & HIRTH, G. M. B. H. Bei rein geschäftlichen Drucksachen, Preisverzeichnissen, Reklameheften und dergl. glauben die Besteller oft, gar nicht genug durch Rotdruck auszeichnen zu können. Wenn auch hier der gute typografische Geschmack nicht allein den Aus schlag gibt, so muß doch der Besteller im eigenen Interesse darauf aufmerksam gemacht werden, daß, wo zuviel aus gezeichnet wird, sich nichts recht hervorhebt. Bei dieser Gelegenheit sei erwähnt, daß man immer noch rotgedruckte Initiale im gleichen Schriftgrade wie die folgenden schwarzen Buchstaben sieht. Da die rotgedruckten Buchstaben in diesem Falle kleiner erscheinen wie die mit ihnen ver bundenen schwarzen, wird das Aussehen des Ganzen da durch gestört. Man muß erstere stets um einen Grad größer nehmen. Entwicklung der Schrift. Die in Nr. 102 auf Seite 3679 ab- gedruckte erste Schriftprobe ist die Type -»Romanisch«., die von J. G. Scheiter & Giesecke in Leipzig geschnitten ist und auch dort gegossen wird.