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114 PAPIER-ZEITUNG Nr. 4 Graveur Arbeit mit der Retusche, und schließlich nimmt der Besteller das Klischee mit Recht nicht an, weil eben die Original-Treue fehlt. Früher verlangten die deutschen Zinkätzungsanstalten tief schwarze Zeichnung auf möglichst hochsatiniertem Papier oder Karton. Das hat sich geändert. Eine Anstalt, die nicht fähig ist, eine Bleistiftzeichnung auf gekörntem blauem Papier tadel los in gewöhnlicher Zinkätzung zu liefern, ist nicht mit bewerbungsfähig. Der Blei-Verstärker ermöglicht eben bei Anwendung von Blendenfiltern bei der Aufnahme Manches, was sonst unmöglich schien. Während der Eder’sche Bl ei-Verstärker fast unterexponierte Aufnahme verlangt, läßt mein Rezept einen gewissen Spiel raum in der Aufnahmezeit zu und ergibt dadurch stets gute Negative, die keiner Retusche bedürfen. in mehreren Serien zeigt durch seine Anwendungen, die zu allen Schriften, sowohl Grasset-Antiqua wie Neudeutsch, zu Blockschrift und alter Schwabacher aber auch zu zarten Karten schriften passen, die Verwendbarkeit der Ornamente. Ihr Vor zug liegt in ihrer Einfachheit: es sind einfache Strichzeichnungen von Ranken mit Blättern, Blumen und Früchten, die sich be quem in jede Form fügen lassen. Durch die Möglichkeit auch die kleineren Stücke in zwei Farben zu drucken und durch die geringe Stückzahl der einzelnen Serien, die einen ver hältnismäßig niedrigen Preis der Serien ergibt, ist dieser moderne Zierat praktisch. Rekordheft von H. Berthold A.-G. Berlin und Bauer & Co. in Stuttgart. Die »Rekord« ist eine wirkungsvolle Pinselkursiv, die schmaler läuft als die Reklameschrift Herkules derselben Gießerei, dabei aber fast ebenso massig wirkt. In dem »Rekord- Das Rezept lautet: ( Destilliertes Wasser 1000 Teile 1. Lösung: < Bleinitrat 30 „ I Rotes Blutlaugensalz 50 „ Nach erfolgter Auflösung der Salze wird die Lösung filtriert und das gekupferte und gesilberte Negativ — man kann diese Operation bei einfachen Aufnahmen unterlassen — darin so lange gebadet, bis es durch Bildung von Ferrocyanblei und Ferrocyansilber gleichmäßig gelblichweiß erscheint. Nun wäscht man so lange, bis der gelbliche Ton verschwindet, und die Deckung ein reineres Weiß angenommen hat, was in 2—3 Minuten der Fall ist. Jetzt legt man das Negativ in eine filtrierte Lösung von: ( Destilliertem Wasser 1000 Teile 2. Lösung: j Kaliumbichromal 100 „ I Aetzammoniak 100 „ Durch Bildung von Bleichromat (Chromblei) wird die Deckung intensiv gelb. Nunmehr wird kurz gewaschen und das Negativ mit einer 3. Lösung: 20 prozentigen Lösung von Natriumsulfid (Schwefelnatrium) übergossen, wodurch es starke schwarze Färbung erhält. Ueberexponierte Negative, deren feine Striche überlegt sind, können durch Jodcyan-Abschwächer gerettet werden, indem man nach der Kupferverstärkung zuerst folgende Jod lösung aufgießt: ( Destilliertes Wasser 100 Teile 4. Lösung: । Jodkalium 6 „ I Jod 4 „ die Platte gut wäscht, und mit 1 prozentiger Cyankaliumlösung das Negativ solange durch Aufgießen auf die verschleierten Striche behandelt, bis diese klar werden. Der Blei-Verstärker kann auch für Autotypien mit Vorteil angewandt werden. C. Fleck Schriftprobenheft von Benjamin Krebs Nachfolger in Frank furt a. M. Ein dünnes Quartheft in Kartonumschlag enthält Proben einer neuen Schreibschrift, die von der Gießerei »Ideal-Schreibschrift« genannt wurde. Es ist eine schöne, flüssige Schrift, die durch angenehme Breite bei den Ge meinen, durch einfache klare Formen bei den Versalien gut wirkt. Der Schnitt ist genau und so zart, daß die Schrift mit äußerster Sorgfalt behandelt werden muß, wenn sie einige Auflagen aushalten soll. Dies ist aber das allgemeine Schicksal der Schreibschriften, die gewöhnlich ein Gegenstand fortwährenden Aergers für den Besitzer oder Leiter einer Akzidenzdruckei bilden. Die »Ideal« ist in sieben Graden ge schnitten, bietet also dem Buchdrucker genügend Auswahl. Die Vorprobe einer neuen eigenartigen Mediaeval-Kursiv nennt sich »Ridingerschritt«. Sie ist eine zeitgemäße Nach bildung der von dem Maler und Kupferstecher Ridinger auf seinen Stichen angewandten Schrift und nähert sich etwas den kanzleimäßig verzierten Kalligraphen-Schriften, bleibt aber durchweg deutlich. Für Akzidenzarbeiten, Zirkulare und überall dort, wo der Buchdruck mit der gravierten Schrift des Lithographen in Wettbewerb treten muß, wird die Ridinger- schrift willkommen sein. Eine lichte »Kartengotisch«, eine Anzeigenschrift »Reform« und eine Sammlung sehr gefälliger, schmiegsamer »Victoria-Ornamente« bilden den weiteren Inhalt. Moderner Zierat von Genzsch & Heyse in Hamburg. Ein Heft mit ein- und zweifarbig ausgeführten Pflanzenornamenten, Blankenheim 25 Menwalde Bheinhausen 63 Jfoheniinden deumünster komotau heidienheim Stuten Munthester Men heft« sind neun Grade abgedruckt. Vorstehende Zeilen aus Cicero, Text und Doppelmittel zeigen den Schnitt, und die An wendungen in Anzeigenbeispielen beweisen, daß die Schrift den Vorzug großer Auffälligkeit besitzt, wenn man Anzeigen daraus setzt. Das gilt aber für jede fette Schrift, wie die Anzeigenschriften »Herold, Carola Grotesk, Herkules« dartun. Die Anwendungs beispiele des »Rekordheftes« sind so abgefaßt und zusammen gestellt, daß die hervorzuhebende fette Schrift allein in der Um gebung weit kleinerer gewöhnlicher Fraktur oder Antiqua steht. In der Praxis werden sich die Anzeigen nur sehr selten solcher gestalt setzen lassen, weil der Besteller meistens entgegengesetzte Wünsche hat und solche auch durchsetzt. Eine andere Neuheit der Firma sind die im gleichen Heft abgedruckten Inserat- Ecken aus Messing, die zum Teil durch kräftige schwarze Flächen, zum Teil durch eigenartige Formen und große Mannig faltigkeit das bei der Anzeige nötige Aufsehen erregen. Das Heft ist recht zweckmäßig und wirkungsvoll ausgestattet. Die Budhard’sche Gießerei in Offenbach a. M. sandte uns Probeblätter von der neugeschnittenen Halbfetten Walthari, die eine willkommene Ergänzung zu dieser schönen Schrift bildet. Beistehende Zeilen zeigen beide Schriften, die zu den schönsten neue ¬ ren deutschen Schriftschnitten gehören. Eine weitere Neu heit derselben Gießerei ist ein Bild des jetzi gen Papstes nach einer Zeichnung von J. V. Cissarz und ein Bild des päpstlichen Wappens in zwei Ausfüh rungen nach Zeichnungen von Prof. Ad. Hildebrandt. Während Papst Pius X auf allen photo graphischen und künstlerischen Bildnissen lie- as der Jnhalt der bildenden Künste nicht nur auf Bilder, BildsäulenundPrunkbauten beschränkt ift, liegt dem ge bildeten Deutschen meilenfern. Soreit er künftlerische Bildung hat, ift sie ein toter Schatz.Siehilftihmnicht,seinRauszugeftal- ten, feine Wohnung einzurichten, an feinen Anzug die Forderung des eschmackes zu erheben. Dod) heute läuft ein TDann, der äfthetische Ansprche an feine Umgebung und Erscheinung (teilt, efahr, nicht nur für leichtsinnig, fondern fogar für unaufrichtig und unzuverläffig zu gelten. Wer heute den Deutschen betrügen rill, muf die Daske der Ungeschlachtheit, Derbheit und Unge pflegtheit annehmen. Alfred Lichtnark benswürdig und vornehm aussieht, hat die saubere Linien zeichnung in Holzschnittmanier einen fremden, beinahe düsteren Ausdruck. Trotzdem ist das Bild bedeutend künstlerischer als die vielen nach flauen Photographien angefertigten Bildnisse hochgestellter Personen. 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