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Nr. 4 PAPIER-ZEITUNG 113 0. Pester. Beispiele eingesetzt, um den herrschenden Geschmack Stimmung mit dem in den Bild 2 Bild 3 THE GIRLS' SCHOOL. CHIGWELL ON THURSDAT. OCTOBER 24, AT V f CARRIAGES AT 10:15 f M Darmstadt und rufen: Die Zeit ist da! PROGRAMME OF CONCERT IN AID OF THE WORKMAN’S HALL deutschen Druckwerk. Dem deutschen Fachmanne blieben aber die guten alten Verfahren unbekannt und wurden von ihm erst als amerikanische Neuheiten bereit willig aufgenommen. Zu einem dieser Verfahren gehörtauch der Blei - Verstärker von Eder & Toth. Daran aber, daß dieses vorzügliche Ver stärkungsverfahren in Deutschland nicht angewandt wurde, sind die Erfinder selbst schuld. Sie geben die Lösung etwas zu stark an, und Eder schreibt darüber, daß dieses intensive Verstärkungsverfahren die feinsten Striche zudeckt. Dies trifft zu und auch nicht. Die meisten Photographen sind gewöhnt, länger zu exponieren als nötig. Die Folge davon ist, daß die feinen Linien sogar vom Kupfer-Verstärker schon überlegt werden und deshalb schlecht kopieren oder gar ausbleiben. Diese Negative müssen dann retuschiert werden, das verteuert dem Klischee-Fabrikanten Amerikanische, deutsche, englische Drucksachen In den folgenden Zeilen soll nicht der Kampf auf dem Weltmärkte zwischen den führenden Handels- und Produktions staaten Deutschland, England und Amerika behandelt werden. Ich möchte lediglich versuchen, die gegenwärtige Geschmacks- richtung im Buchdruck der genannten Länder zu betrachten. Es ist noch nicht lange her, da stürzte man sich mit einem Eifer, der einer besseren Sache würdig gewesen wäre, auf die englische Arbeitsweise, die bei uns wesentlich zur Entwicklung der freien Richtung beigetragen hat. Die englische Satzweise hat sieh bis heute in ihrer Heimat nicht geändert, denn eine umfangreiche Sammlung englischer Akzidenzen aus jüngster Zeit zeigt das gleiche Aussehen wie früher entstandene Ar beiten. Bemerkenswert ist die harmonische Farbengebung, die im Gesamteindruck leicht süßlich wirkt; verbunden ist damit eine zierliche, doch charakterlose, oft überladene Ornamentation, wobei man sich nicht scheut, Ornamente der verschiedensten Zeiten und Linienspielereien auf einer Arbeit zusammenzu bringen. Dieser Standpunkt kann bei uns wohl als über wunden gelten, ebenso verwenden wir auf einer Arbeit, sei es die gewöhnlichste? nicht mehr die verschiedensten Schriften, was man auch heute noch auf englischen Arbeiten ausnahmslos sieht. Auf den Druck wird allgemein große Sorgfalt verwendet, trotzdem übt die englische Akzidenz nicht den Reiz aus, den die Wahl guter eigenartiger Papiere und diesen angepaßter Druck, frische Farbenzusammenstellungen und vollendete Satz anordnung den amerikanischen Druckerzeugnissen verleihen. Der amerikanische Setzer geht ganz andere Wege als sein eng lischer und deutscher Kollege. Auf allen Gebieten jenseits des Ozeans emanzipieren sich die schaffenden Kräfte; auch der Setzer hat sich auf eigene Füße gestellt. Freilich kann man nicht von ausschließlicher Aufnahme der neuen Grundsätze sprechen, was vielleicht darin begründet ist, daß dort wie in keinem anderen Lande die verschiedensten Nationen vertreten sind. Ein ziemlich zutreffendes Bild von dem Stand der Dinge gibt ein Aufsatz »Gegenwart und Zukunft der Graphik« in der Wiener »Graphischen Revue«; es heißt da: Man baut in Amerika nichts mehr mühsam zusammen, biegt nicht mehr Linien zu Spiralen. Schilderungen, die uns den amerikanischen Buchdruckereibetrieb vorführen, besagen, daß die Akzidenz in unserem Sinne dort schon ganz dem »Engraver«, also dem Zeichner und der Aetzanstalt, zum Opfer gefallen sei. Hier ist mit Akzidenz fälschlich die technische Künstelei bezeichnet; nur die komplizierten Sätze sind weggefallen, Akzidenzen hat man selbstverständlich noch, nur liegt die Stärke des Setzers in der Schrift. Der Verfasser fordert, daß der Typograph sich bestreben müsse, die Herstellung der Druckplatten immer mehr nach eigenen Entwürfen (Tonplattenschnitt) zu übernehmen; das ist wohlgemeint, aber nicht durchführbar und auch nicht erwünscht. Die zeichnerische Durchbildung unseres Gehilfen standes ist so bescheiden, daß von einer ersprießlichen zeich nerischen Tätigkeit nicht gesprochen werden kann. Nach diesen allgemeinen Bemerkungen seien einige charakteristische Blei-Verstärkung von Glas-Negativen Man nennt die Amerikaner praktische Leute. Dies hat auch eine gewisse Berechtigung. Nicht, daß der Amerikaner gescheiter wäre als der Europäer, aber er versteht das zu benutzen, was der Europäer übersieht. Wenn man ein ameri kanisches Negativ ansieht, das für Strichätzung, Photolitho- oder Photoxylographie bestimmt ist, so muß man sich wundern, wie der amerikanische Photograph nach einem Original mit grauen Strichen auf vielleicht gelblichem Papier ein Negativ zustande bringt, das an Schärfe, Glasklarheit und tiefschwarzer Deckung nichts zu wünschen übrig läßt. Das gleiche Negativ könnte der Europäer mit derselben Leichtigkeit fertig bringen, wenn er etwas mehr in die Bücher und in die Fachzeitschriften sehen wollte. Es gibt auf praktischem Gebiete keine ameri kanische Erfindung, die nicht bereits in Europa in sehr be kannten Druckwerken publiziert worden wäre. Ich war s. Zt. ein begeisterter Anhänger des Amerikanismus. Bei meinen Studien, welche mir auch das Durehlesen älterer Lehrbücher zur Pflicht machten, stieß ich hie und da auf Verfahren und Rezepte, die ich drüben als amerikanische Erfindungen kennen gelernt habe, und war überrascht über die treffende Ueberein englischen Arbeit. Beispiel 2 zeigt amerikanische Grundsätze. Ein charakteristisches Beispiel für die im großen und ganzen in Deutschland noch übliche Manier ist Beispiel 3. Bedeutungs los ist die Art der Arbeit. Grundsätze, die man als richtig erkannt hat, sollen bei jeder Arbeit angewendet werden, wie man auch die alten Regeln über Schriftenwahl, Zeilenfall, Sperrung in der gewohnten Form überall anzuwenden sucht. In Deutschland herrscht vollständige Klarheit über die Ziele und Wege, doch lassen eigentlich nur die Arbeiten einiger Fachvereinigungen und weniger Druckereien — hoch gerechnet ein Dutzend — das Bestreben erkennen, den neuen Grund sätzen Geltung zu verschaffen; im übrigen macht sieh ein Dilettantismus breit, der vielen die Freude am Berufe verleidet. Der Zusammenschluß aller Fachvereinigungen läßt deshalb das beste erhoffen; es fehlte bloß an einer gegenseitigen Aus sprache und Verallgemeinerung fortschrittlicher Forderungen. Das Wesen der Bestrebungen zur Verbesserung des Satzes besteht darin, vor allem den Zweck zu betonen, sparsam mit Schmuck zu sein, gute Arbeit in echtem Material zu liefern bei möglichst schlichter Formengebung. Ein weiteres Kenn zeichen der modernen Richtung ist, daß sie den alten über lieferten Kram und den Schnörkel über Bord wirft. Man kann diesen allgemeinen Forderungen im Buchdruck heute so ent sprechen, wie es besser niemals möglich sein wird. Wir wählen die dem Zweck entsprechende Schrift und versuchen durch deren Anordnung auf den Leser einzuwirken. Wir haben einen neuen Stil, er braucht nur gepflegt zu werden, und wenn die Erwerbsverhältnisse nicht gar so traurig wären, so könnten wir frohlocken wie seinerzeit die Künstlerschaft in Dr.Lövinsohn&Co. Farben-Fabrik Berlin-Friedrichsfelde fabriciren schwarze und bunte Farben c^irnisse, 'IPalzenmasse and garantiert saschechte Farbec und empfehlen ab besondere Spezialitäten Autotypiedruckfarben und ee Farben für den Dreifarbendruck. Buch-, Stein, Licht-, Blech-, Kupfer- und Kopirdruck, obengenannten Ländern zu kennzeichnen. Nur wer sich be müht. die Arbeitsmethoden fremder Länder zu studieren, wird einen Blick für den tatsächlichen Wert seiner eigenen Arbeiten haben. Beispiel 1 ist die Reproduktion einer charakteristisch unnützerweise die Arbeit und nimmt ihm den ohnehin geringen Gewinn weg, bevor die Arbeit nur richtig angefangen wurde, denn der Retuscheur ist eine Arbeits kraft, fiir die der Besteller nicht bezahlt. Ist der Retuscheur obendrein nicht tüchtig und gewandt, dann hat auch noch der