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110 PAPIER-ZEITUNG Nr. 4 Zeichenwarenhandel der Schuldiener Der »Schutzverein Hallescher Papierhändler« richtete an die Stadtverordneten und an den Magistrat von Halle a. S. fol gende Eingabe, in der er wiederholt bittet, man möge dem Hausmann der dortigen Handwerkersehule den Verkauf jeder Art Waren (ausgeschriebener und nicht ausgeschriebener) streng untersagen und auch von der submissionsweisen Ausschreibung irgend einer Warengattung in Zukunft absehen. Den Gründen entnehmen wir folgendes: A. Ausgeschriebene Waren. Die Güte jeder Warengattung kann so genau festgestellt werden, daß Ausschreibung unnötig ist, zumal bei einer Ausschreibung immer nur ein einziges Geschäft berücksichtigt werden kann und alle anderen leer ausgehen! Es sind z. B. die Zeichenbogen ausgeschrieben worden. Wenn der Magistrat im Frühjahr zu Händen des Vorsitzenden des Schutzvereins und gleichzeitigen Vorsitzenden des Aufsichtsrates des Einkaufsvereins für Papier- und SeJureibwaren (E. G. m. b. H.) die Auf forderung zugehen läßt, Proben von Zeichenpapieren einzureichen, so werden wir solche von renommierten Fabriken einfordern und diese, versehen mit Nummer usw. der betreffenden Fabriken, einreichen. Hat nun die Prüfungskommission sich für eins dieser Papiere ent schieden, so würde der genannte Vorsitzende sofort durch Druck-Ver- vielfältigung allen Interessenten, auch den Nichtmitgliedern beider Vereinigungen, dies mitteilen, während der Magistrat nun ruhig den Händlern überlassen könnte, sich dies gewählte Papier zu beschaffen, woher sie wollen. Jede andere Sorte werde vom Schulleiter zurück gewiesen, da sie am Stempel kenntlich wäre. Genau so ist es mit den B. nicht ausgeschriebenen Materialien. Es genügen zum Beispiel folgende Angaben: Bleistifte: Fabrik, Nummer, Ladenpreis. Reißbretter: Größe, Holzart, Gewicht, zulässiger Höchstpreis. Winkel: Größe, Holzart. Schienen: Größe, Holzart, poliert oder nicht, ob geleimt oder ge schraubt und dergleichen. Reißzeuge: Inhalt, Metallart, Art der Spitzen, zulässiger Höchst preis. — Und so weiter. Wenn so die Art der Waren zeitig dem Verein genannt wird, der sie unparteiisch allen Händlern der Stadt mitteilt, falls die Behörde dies nicht selbst besorgen will, so hat der Magistrat und die Schulleitung keine Arbeit mit der Angelegenheit. Der Grund, daß die Schüler überteuert werden ist hinfällig, denn der zulässige Höchstpreis ist in der Handwerkerschule bei manchen Sachen durchaus nicht gering; und unsere Vereine werden der Schul leitung für völlig unbemittelte Schüler gern bis fast auf den Selbst kostenpreis entgegenkommen. Man versuche nur erst einmal, sich mit unsern Organisationen zu verständigen! Es wird stets von allen Behörden bis zu den Ministerien hinauf den Geschäftsleuten zugerufen: Organisiert Euch: Und wenn sie sich organisiert haben und volle Unparteilichkeit gegen Nichtmit glieder auf Ehrenwort versichern, dann beachtet man sie nicht. Wir bitten die Stadtverordneten, endlich einen Versuch mit unseren Organisationen zu machen. Als es sich darum handelte, unseren Einkaufsverein zur Steuer heranzuziehen, fand man ihn — man müßte ihn auch zu finden wissen, wenn es sich darum handelt, die Steuerkraft seiner Mitglieder zu erhalten. Der Hausmann, ohne Steuern, Lokalmiete, Beleuchtungs-Ausgaben, Lohnzahlung und Risiko, ist uns überlegen; es ist ein Unrecht, ihm einen so ausgedehnten Ver kauf zu gestatten. Bei der Aufnahme wird den Schülern gesagt, „Sie erhalten die nötigen Utensilien beim Haus mann“. Jüngst sollten in einer Klasse größere Reißbretter eingeführt werden (mit Winkel usw.). Da mußte jeder der 20 Schüler 6 M. 50 Pf. mitbringen, und der Haus- mann lieferte alles. Ist dieser Hausmann zu gering besoldet, so erhöhe man sein Ge halt ausreichend, damit jeder Bürger dazu beitrage; man überlasse aber diese Erhöhung seiner Einnahmen nicht allein den Papierhändlern! Probenschau Gebirgslandschaften, Verlag von Friedrich Marlin, Kunst handlung in Erfurt. Diesen Namen trägt eine Serie Künstlen- postkarten, die nach Aquarellen von Leonhard Steiner her gestellt wurde. Die Bilder bedecken die ganze Fläche der Karten, sie sind anscheinend in Vierfarbendruck ausgeführt und bestechen durch Schönheit und Farbenpracht. Der Maler | wählte ausschließlich das Hochgebirge mit seinen starken j Gegensätzen von Eis und Schnee und grünen Tälern, die nur spärlich hier und da menschliche Ansiedlungen tragen. Damit die Bilder nicht durch die Schrift des Absenders verunstaltet werden, ist auf der Adressenseite ein kleiner Raum für den Namen des Absenders durch Linienvordruck abgeteilt. Lichtdruck - Karton der Rheinischen Aktien-Gesellschaft für Papierfabrikation in Neuß a. Rh. Vorstehende Firma hat eine für die Empfänger sehr angenehme Art gewählt, um ihnen die Trefflichkeit des von ihr hergestellten Lichtdruck-Kartons vor Augen zu führen. Sie versandte nämlich an ihre Geschäfts freunde Anfang 1904 einen prächtig ausgestatteten Kalender, bestehend aus zwölf losen Monatsblättern. Diese 29 x 41 cm großen Blätter tragen Lichtdruckbilder nach Tuschzeichnungen von H. Kaufmann in München-Ruhpolding. Die Bilder zeigen Szenen aus dem deutschen Volksleben. Die landschaftliche Umgebung entspricht jeweils dem Charakter desjenigen Monats, dessen Kalender links unten in der Ecke angebracht ist. Der Lichtdruck wurde von der Firma Gebr. Deyhle & Wagner in Berlin und Paris ausgeführt und steht prächtig auf dem aus gezeichneten Karton. Die Bätter sind in einer mit hübschem Titelbild versehenen Kartonmappe untergebracht, das vom Maler Kaufmann mit Sinnbildern der Papierfabrikation und der Papierverarbeitung geschmückt wurde. Ein Medaillon in der Mitte des oberen Bildteiles umrahmt einen weiblichen Kopf, der als »Mauerkrone« einen Kollergang (?) trägt, und statt der Locken wallen von ihm Papierbahnen herab, die sich auf dem Busen zu Rollen aufgewickelt haben. Ein seitlich mit Schrauben und vorn mit einem Handrad versehener Reifen, dessen technische Bedeutung wir nicht erraten konnten, hält die Papierlocken um die Stirne fest. Da diese Kalenderblätter wohl von jedem Empfänger während des .Jahres benutzt und häufig und gern betrachtet werden dürften, so werden sie auch voraussichtlich den ohne Rücksicht auf die großen Kosten angestrebten Zweck der Ver senderin erfüllen. Conqueror-Selbstfüllfederhalter von Justin Wilhelm Bamberger in München, Neuhauserstr. 9. Dieser unter dem stolzen Namen »Eroberer« in den Handel gebrachte Füllfederhalter ist ein recht praktisches und einfaches Gerät, welches allen An forderungen, die man an einen Füllfederhalter stellen kann, entspricht. Der geschlossene Halter ist 14,8 cm, im schreib fertigen Zustands 16,6 cm lang, der größte Durchmesser be trägt etwa 11 mm. Eine Goldfeder mit Iridiumspitze sichert langjährige Brauchbarkeit. Die besondere Eigenart des »Conqueror« bildet jedoch die Art, wie er sich selbst mit Tinte füllt. Der Tintenbehälter im Innern des Haltersehaftes ist aus elastischem Gummi gefertigt und gibt jedem Druck nach. Zwischen diesem nachgiebigen Tintenbehälter und der festen Wand des Halterschaftes liegt eine flache Metallzunge, die an dem der Feder entgegengesetzten Ende des Halters durch eine Oeffnung nach außen tritt und in einen kleinen Knopf endigt. Drückt man diesen Knopf zur Seite, so bewegt sich die Metall zunge im Innern des Halters gegen den Tintenbehälter, drückt ihn zusammen, und die darin enthaltene Tinte fließt durch die Feder aus. Damit der Metallknopf nicht unabsichtlich berührt werde, ist über Knopf und Oeffnung eine Schutzkappe aus Hartgummi geschraubt. Die beschriebene überaus einfache Einrichtung, welche keine empfindlichen Teile besitzt, ist aus vorstehendem Bild kenntlich; sie ergibt für den Halter folgende Vorzüge: Füllen, Entleeren und Reinigen, drei recht unangenehme Arbeiten bei den meisten Füllfedern, erfordern bei dem »Conqueror« nur je eine Bewegung, nämlich nur einen Druck auf den beschriebenen Metall knopf. Um den leeren Halter zu füllen, nimmt man die Schutzhülse über der Goldfeder ab, entfernt die Schutzkappe über dem Metallknopf am anderen Ende des Halters, und hält die Feder so in eine Tintenflasche, daß die ganze Goldfeder und auch noch der untere Rand des Halters in die Tinte taucht. Wenn man in dieser Stellung gegen den Knopf drückt, wird der Tintenbehälter zusammengequetscht, also luftleer, und saugt sich, sobald er sich wieder zu seiner gewöhnlichen Form aus dehnen kann, mit Tinte voll. Durch Druck gegen den Knopf bei gefülltem Halter wird sämtliche Tinte herausgepreßt. Wieder holt man diese Bewegungen öfter in einem Gefäß mit Wasser, so wird der Halter gründlich gereinigt. Der Gummibehälter wird beim Zusammenpressen nicht so gequetscht, daß der Gummi darunter leidet, sondern erfährt nur seitlichen Druck. Trotz der Füllvorrichtung faßt der Halter nahezu ebensoviel Tinte wie andere Füllfedern, ist sehr reinlich im Gebrauch und gefällig ausgestattet.