Volltext Seite (XML)
Nr. 4 PAPIER-ZEITUNG 107 stoff leiteten Frank auf das Gebiet der Sprengstoffe, und er war mehrere Jahre Ratgeber großer Sprengstoff-Fabriken. Als 1895 die ersten Berichte über technische Gewinnung von Calciumcarbid und Acetylen erschienen, wandte sich Frank dem Studium dieser interessanten Körper, sowohl betreffs deren Verwendung für Beleuchtungszwecke, als für Herstellung weiterer chemischer, Verbindungen zu. Auf Grund theoretischer Erwägungen über die Bildung des Blutlaugensalzes begann er mit seinem damaligen Assistenten, Dr. Caro, Versuche, durch direkte Anlagerung von Stickstoff an die Carbide zunächst Cyankalium zu gewinnen, für welches infolge seiner im Großen von Mc. Arthur durchgeführten Ver wendung für die Goldextraktion auf nassem Wege lebhafte Nach frage herrschte. Diese Forschungen, denen sich Frank seit 1895 mit voller Kraft -widmete, erlangten große Bedeutung, als weitere Versuche ergaben, daß nach dem gleichen Verfahren durch Bindung von Luftstickstoff an Calciumcarbid eine Her stellung von Ammoniak und anderer stickstoffhaltiger Dünge mittel möglich ist, welche vollkommenen Ersatz für die bisher vom Ausland • eingeführten Stickstoffdünger bieten können. Welche Bedeutung diese Errungenschaft hat, geht aus der Tatsache hervor, daß die deutschen Landwirte jährlich mehr als 100 Millionen M. für Stickstoffdünger an das Ausland zahlen, und daß behufs ausreichender Ernährung unserer In dustriearbeiter durch den heimischen Landbau die Verwendung künstlicher Düngemittel täglich gesteigert werden muß. Die Rohstoffe für den neuen Kalkstickstoffdünger können sämtlich im Inlande gewonnen werden. Da billige elektrische Kraft für den Erfolg dieser neuen Industrie Grundbedingung ist, so empfahl Frank im Anschluß an seine früheren Arbeiten über die Kultur der Moore bereits 1897 die Nutzbarmachung der ausgedehnten deutschen Torflager für Errichtung großer elek trischer Kraftstationen und hat diese Vorschläge neuerdings durch einen der deutschen Zentral-Moor-Kommission vorgelegten Bericht über Torfgasmotoren vervollständigt. Neben all diesen Leistungen war er bei vielen wissen schaftlichen Werken als Mitarbeiter tätig und nimmt regen Anteil an zahlreichen technischen Vereinen. In Charlottenburg ist er seit über 25 Jahren bei der Stadtverwaltung ehrenamtlich tätig und als Stadtverordneter besonders mit der Verwaltung der Gas anstalten betraut, welche unter seiner Mitwirkung von 1200000 cbm Erzeugungin 1877 auf 33 000 000 cbm in 1903 er weitert wurden und technisch sowohl wie hygienisch als Muster anlagen gelten. Die wertvollen Dienste, welche er der Zellstoff- und Papier- Fabrikation geleistet hat, sichern ihm auch bei diesem Industrie zweig dauernde Erkenntlichkeit. Möge es dem bald Siebzig jährigen vergönnt sein, die Früchte seiner Arbeiten noch lange zu genießen! Tarifierung von Papier auf deutschen Eisenbahnen Der Verein Deutscher Papierfabrikanten richtete dieser Tage an den Unterausschuß der Ständigen Tarifkömmission der deutschen Eisenbahnen und des Ausschusses der Verkehrs-Interessenten zur Beratung der Frage der Tarifierung des Papiers auf deutschen Eisenbahnen folgende Eingabe: Wie wir erst jetzt erfahren, hat der Verein icestfälischer Papier-, Pappen- und Papierstoffabrikanten an den Preußischen Herrn Minister der öffentlichen Arbeiten eine Eingabe gerichtet, in der er sich gegen die vom Verein Deutscher Papier fabrikanten gestellten Anträge auf Ver setzung aller nicht weiter verarbeiteten Papiere mit Ausnahme der in Kisten verpackten in den Spezialtarif I ausspricht. Der Verein schlägt vor, in der jetzigen Fassung der Position: »Papiere. 1. Packpapier, folgendes« des Spezialtarifs I die Bezeich nung ^Holzstoffpapier« durch »Braunholzpapier* zu ersetzen und das ^Druckausschußpapier* zu streichen. Der Verein behauptet, daß mit der Bezeichnung »Holzstoffpapier* nur- das jedem Laien leicht erkennbare Braunholzpapier hätte getroffen werden sollen. Ferner gibt der Verein an, daß Druckausschußpapier, das bei der Sortierung des immer seltener werdenden Formatdruck papiers entstände, nur noch geringe wirtschaftliche Bedeutung hätte. Die Streichung dieses Papiers aus dem Spezialtarif I empfehle sich zur Vermeidung von Frachthinterziehungen. Es würde in Westdeutsch land mit Verwunderung bemerkt, daß von weither kommende Druck papiersendungen fast ausnahmslos an Spediteure adressirt würden, wodurch erhebliche Mehrkosten entständen. Es wäre daher nur an zunehmen, daß hierdurch verheimlicht werden sollte, daß Druckereien die Empfänger des Papiers wären. Die weitere Begründung dieser Vorschläge ist uns nicht bekannt, da der Verein westfälischer Papier-, Pappen,-- und Papierstoffabrikanten uns seine Eingabe nicht zugänglich gemacht hat. Was den Antrag betrifft, die Bezeichnung »Holzstoffpapier* durch »Braunholzpapier* zu ersetzen, so ist es zunächst unrichtig, daß mit der Bezeichnung »Holzstoffpapier* allein »Braunholzpapier* getroffen werden sollte. Hiergegen spricht die . historische Entwicklung der Tarifverhältnisse des Papiers, wie wir sie in unserer Denkschrift vom November 1903 dargestellt haben. Hiergegen sprechen auch be sonders die verschiedenen deklaratorischen Beschlüsse der Ständigen Tarifkommission, wonach Zellstoffbeimischungen ausdrücklich für Papiere des Spezialtarifs I zugelassen worden sind. Hiergegen spricht vor allem die jetzt 25 Jahre währende Praxis in der Verfrachtung des Packpapiers. Abgesehen von der Unrichtigkeit dieser Behauptung, würde durch den Ersatz des Wortes »Holzstoffpapier* durch »Braunholzpapier* der überwiegende Teil der deutschen Papierfabrikation schwer geschädigt werden. Wie ebenfalls in unserer Denkschrift ausgeführt worden ist, hat sich die Verteilung der Absatzgebiete der deutschen Papierfabriken auf Grund der Tatsache vollzogen, daß heute alle holzschliff- und zell stoffhaltigen Packpapiere nach Spezialtarif I verfrachtet werden. Den Absatzverhältnissen ist selbstverständlich auch die Produktion der einzelnen Fabriken angepaßt worden. Sollten den aus Mischungen von Holzschliff und Zellstoff hergestellten Packpapieren durch Fort fall des allerdings unklaren Begriffs »Holzstoffpapier* und Ersetzung desselben durch das Wort »Braunholzpapier* die Sätze des Spezial tarifs I entzogen werden, so würde eine Verschlechterung in den Produktions- und Absatzverhältnissen der deutschen Papierfabrikanten herbeigeführt werden, wie sie in gleicher Weise noch niemals vor gekommen, und der gegenüber die von den westfälischen Papier fabrikanten von der Annahme des Antrages des Vereins Deutscher Papierfabrikanten angeblich befürchteten Verschiebungen, selbst wenn sie vollständig zum Ausdrucke kämen, überhaupt nicht ins Gewicht fallen würden. Wie wir ausgeführt haben, glauben wir aber überhaupt nicht, daß die Annahme unseres Antrages irgend einer Papierfabrik Abbruch tun könnte. Welche Mehrbelastung an Frachten der deut schen Papierfabrikation durch die Annahme des Antrages der west fälischen Papierfabrikanten erwachsen würde, geht daraus hervor, daß die Gesamtproduktion des Jahres 1901 an Braunholzpackpapier nach Auskunft der Verkaufsstelle für diese Papiersorte auf 4250 Doppel wagen veranschlagt wurde, während die Erzeugung an holzschliff haltigen Packpapieren, die jetzt nach Spezialtarif I verfrachtet werden, ein Vielfaches dieser Menge beträgt. Es kann nicht in der Absicht der Tarifbehörden liegen, der Gesamtheit einer Industrie eine un geheure Mehrbelastung an Frachten aufzuerlegen, trotzdem sie an und für sich bereits Frachtsätze bezahlen muß, die im Verhältnis zum Werte und zur volkswirtschaftlichen Bedeutung ihres Erzeugnisses viel zu hoch sind, nur um der Angst einiger Papierfabrikanten vor ihrer nicht einmal unter günstigeren Verhältnissen arbeitenden Kon kurrenz Konzessionen zu machen. Was ferner den Antrag auf Zurückversetzung von Druckausschuß papier in die allgemeine Wagenladungsklasse anbetrifft, so beehren wir uns, darauf hinzuweisen, daß diese Papiersorte erst im Jahre 1902 in den Spezialtarif I aufgenommen worden ist, und daß die Gründe, die hierfür maßgebend waren, heute noch unverändert fortbestehen. Der Wert von Druckauschußpapier ist eben so gering, daß diese Papiersorte zu den billigsten überhaupt gehört. Die Unterstellung des Vereins westfälischer Papier-, Pappen- und Papierstoffabrikanten, daß die Be zeichnung »Druckausschußpapier« zur Vornahme von Frachthinter ziehungen diene, ist für den Verein Deutscher Papierfabrikanten um so betrübender, als sie von Berufsgenossen und auch von Firmen aus gesprochen wird, die zum Teil dem Verein Deutscher Papierfabrikanten angehören. Ihre Widerlegung ist mit der Tatsache gegeben, daß überhaupt nur geringe Mengen dieser Papiersorte deklariert werden, wie die Eisenbahndirektionen durch eine Statistik leicht feststellen können, sodaß hierin größere Mengen von Zeitungsdruckpapier gar- nicht enthalten sein können. Wir beehren uns ferner, auf die als Anlage I beigefügten Ausführungen des Verbandes Deutscher Druck papierfabrikanten ergebens! hinzuweisen. Schließlich bemerken wir, daß sich nach Drucklegung unserer Denkschrift vom November 1903 nachstende wirtschafllichen Vereine und Handelskammern unseren Anträgen befürwortend angeschlossen haben: 1. Direktorium des Centralverbandes Deutscher Industrieller, Berlin. 2. Verein der Industriellen des Regierungsbezirks Köln, Köln a. Rh. 3. Verein der Industriellen Pommerns und der benachbarten Gebiete, Stettin. 4. Handelskammer zu Plauen. 5. Handelskammer zu Harburg a. Elbe. 6. Handelskammer zu Hirschberg. 7. Potsdamer Handelskammer zu Berlin. 8. Handelskammer zu Breslau. 9. Handelskammer zu Duisburg. 10. Handelskammer zu Schwerin i. Mecklenburg. • Der Verein Deutscher Papierfabrikanten Der Vorsitzende: Der Geschäftsführer: Albert Niethammer Ditges Geheimer Kommerzienrat * * * Den zum Schluß obiger Eingabe erwähnten Ausführungen des Verbandes Deutscher Druckpapierfabriken, G. m. b. H. in Berlin, entnehmen wir folgendes: