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106 PAPIER-ZEITUNG Nr. 4 hältnisse, den Zahnrädern Eingriff von oben zu geben, so läßt sich die Turbine in leichtester Weise durch Heben der Welle samt Laufrad zur Reinigung bloßlegen. Wenn nicht die Raumverhältnisse zur Anwendung einer Doppelturbine zwecks Ausnutzung der zu ermittelnden prak tisch größten Verbrauchswassermenge zwingen, hat deren höhere Umlaufzahl für eine Holzsehleiferei keinen besonderen Wert. Können Wellen und Triebwerk auch etwas leichter aus geführt werden, so ist Anlage und Unterhaltung (Reinigung) der Doppelturbine doch stets verwickelter und schwieriger. Größere Umlaufzahlen erfordern auch entsprechend sorgfältiger ausgeführte und unterhaltene Zahntriebe. G. Ein Pfadfinder der Industrie Wir geben nachstehend eine kurze Uebersicht des tech nischen Lebenslaufs sowie das Bild eines Mannes, welcher der deutschen Zellstoff-Fabrikation wertvolle Dienste geleistet hat und am 20. Januar sein 70. Lebensjahr vollendet. Adolph Frank aus Kloetze i. d. Altmark widmete sich, nach dem er die damals übliche pharmazeutische Vorbildung erlangt und von 1854 bis 1857 Naturwissenschaften studiert hatte, der Chemie und Technologie. Nach Beendigung des Studiums war Dr. Frank zunächst in einer Tuchfabrik mit Wiedergewinnung von Fetten aus den Woll waschwässern und der Verarbeitung der Fettrückstände zu Leuchtgas beschäftigt. Infolge einer Untersuchung über Reinigung der Rüben säfte mittels Tonseifen wurde Frank 1858 von der Firma C. Bennecke-Hecker in Staßfurt als Chemiker für ihre Rüben zuckerfabrikation und Raffinerie angestellt. Dort führte er die damals neue Fabrikation der Superphosphate aus Knochen kohle und die Gewinnung von Pottasche aus Melasseschlempen ein und machte teils selbständig, teils in Gemeinschaft mit dem Pflanzenphysiologen Professor Schacht in Bonn ausgedehnte Untersuchungen über die Krankheiten der Zuckerrübe. Liebigs Forschungen über Pflanzenernährung und Bodenerschöpfung boten ihm Anregung zu Studien über die seinerzeit als Rüben müdigkeit bezeichneten Rückgänge des Ackerertrages. Inzwischen waren in Staßfurt durch Eröffnung des Stein salz-Bergbaues bedeutende Ablagerungen von Kali- und Magnesiasalzen gefunden, für welche man infolge ihrer Un genießbarkeit zunächst keine Verwendung hatte, und die man deshalb als »Abraumsalze« bezeichnete. Durch Untersuchung dieser Abraumsalze stellte Dr. Frank fest, daß aus denselben das Kali, dessen Mangel im Boden er als eine der Haupt ursachen der Fehlernten erkannt hatte, mit Vorteil und in technisch einfacher Weise gewonnen werden könnte. In einem im Oktober 1860 der preußischen Bergverwaltung einge- reichten Schrift wies er die große Bedeutung der Kalisalzlager für Landwirtschaft und Industrie nach. Der zu jener Zeit in folge der Finanzkrisis von 1857 herrschende Mangel an Unter nehmungslust bildete aber ein Hindernis für die Entwicklung neuer Industrien, und erst nach vielen vergeblichen Bemühungen gelang es 1861, das zur Errichtung einer kleinen Kalifabrik notwendige Kapital zusammenzubringen. Nachdem aber diese erste Anlage durch raschen und günstigen Erfolg die von Frank gemachten Angaben bestätigt hatte, fand er bald zahl reiche Nachfolger. 1864 waren schon 18 Kalifabriken im Gange, und 1872 wurden in 33 Fabriken 514 000 Tonnen rohe Kalisalze verarbeitet. Als 1901 das Königliche Salzwerk in Staßfurt das Jubiläum des ersten Schachtabtäufens feierte, betrug die jährliche Förderung sämtlicher Kalisalzbergwerke 3 400000 Tonnen und der Wert der gewonnenen Erzeugnisse 59 Millionen M. Die Menge der bis 1902 überhaupt gewonnenen Kalisalze erreichte 50 Millionen Tonnen im Werte von 900 Mil lionen M. Deutschland versorgt mit seinen Kalisalzen jetzt die Industrie und Landwirtschaft der ganzen Welt. Die von Frank bereits 1865 im Großen durchgeführte Ge winnung von Brom aus den Mutterlaugen der Kali-Fabrikation kam hauptsächlich der damals im Entstehen begriffenen Anilin- farben-Industrie zustatten. Ganz besonders war aber Frank um Ausbreitung der Kalidüngemittel nach allen Weltteilen be müht. Für Begründung der Staßfurter Kali-Industrie erhielt er auf der Pariser Weltausstellung 1867 die große goldene Me daille und daneben die silberne Mitarbeiter-Medaille für wissen schaftliche Leistungen, auf der Weltausstellung in Wien 1873 das Ehrendiplom. 1876 verließ Frank das Feld seiner bisherigen Tätigkeit und ging nach Berlin-Charlottenburg, wo er sich neben wissen schaftlichen Studien dem Betrieb einer Glasfabrik widmete. Ein Ergebnis seiner glastechnischen Arbeiten waren die von ihm in Gemeinschaft mit Professor Max Müller und Professor Schwarz ausgeführten Untersuchungen über die Wetterbe ständigkeit und Zusammensetzung der venetianischen Glas pasten fondi d’oro, durch welche die Grundlage für die deutsche Glas-Mosaik-Industrie in Deutschland geschaffen wurde. Zu jener Zeit stellte Frank auch die ihm patentierten porösen Kieselguhrmassen her, welche zu bakteriendichten Filtern aus gedehnte Verwendung fanden und für die ihm das Franklin- Institut in Philadelphia die John-Scott-Medaille verlieh; eben falls unter Benutzung der Kiesel guhrmassen wurde von Frank die Anwendung des Broms als Desinfektionsmittel eingeführt. Von 1882 an bis jezt wirkte Frank als beratender Chemiker und Zivil-Ingenieur. Neben Arbeiten über die Verwertung der Thomasschlacke als Düngemittel machte er in Gemeinschaft mit Hofrat Ludwig in Wien die Vorarbeiten für verbesserte Gewinnung der Brunnensalze in Karlsbad und Marienbad und lieferte die Pläne für die dort errichteten neuen Salzsudwerke. Die in der zweiten Hälfte der 80er Jahre erfolgte Ein führung der Sulfitzellstoff-Fabrikation eröffnete ihm ein weites Feld für wissenschaftliche und praktische Betätigung. Auf Grund sorgfältiger Untersuchung der Vorgänge beim Kochen von Holz mit doppeltschwefligsaurem Kalk gab Frank das jetzt allgemein benutzte wissenschaftliche Verfahren zur Unter suchung der Sulfitlauge an und konstruierte eine Einrichtung zur Herstellung wirksamer Sulfitlaugen mit geringem Schwefel verbrauch. Weitere Studien auf diesem Felde galten der Wiedergewinnung der in den Abgasen und Ablaugen enthal tenen schwefligen Säure und namentlich der Beseitigung der durch die Abwässer erwachsenden Schwierigkeiten. Nach Franks Angaben, sowie unter seiner Beihilfe wurden viele Sulfitstoff - Fabriken in Deutschland, Oesterreich, Schweden, Norwegen, Finland, Rußland und den Vereinigten Staaten neu errichtet, umgebaut und verbessert. 1891 erhielt Frank von dem preußischen Ministerium für Landwirtschaft und dem Handelsministerium den Auftrag, die ostpreußischen Forst- und Industrieverhältnisse darauf zu prüfen, ob dort für Einführung der Sulfitstoff-Fabrikation und Holzschleiferei ein geeignetes Feld sei. In Verfolg seiner Be richte und Anregungen wurden die Schleiferei zu Pinnau bei Wehlau und die Königsberger Zellstoff-Fabrik unter seiner Mitwirkung gebaut, später entstanden auch die Fabriken in Tilsit und Memel. Den größten Teil seiner Zellstoff betreffenden Forschungen veröffentlichte Frank in der Papier-Zeitung. Ein Besuch der Weltausstellung 1893 in Chicago bot ihm Anlaß zu einer Studienreise, die ihn durch das ganze nördliche Gebiet der Vereinigten Staaten bis nach Kalifornien und Portland in Oregon führte; an letzterem Ort wurde seine Tätigkeit eben falls für die Zeljstoff-Fabrikation in Anspruch genommen. Die Untersuchung über das chemische Verhalten von Zeil-