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1932 PAPIER-ZEITUNG Nr.55 dehnungsfreier wird. Hierzu verwendet man Bogenkalander oder Satinirwerke, zwischen deren Walzen das Papier in Stössen, zwischen Zick-, Nickel- oder Kupferplatten liegend, seine Glätte erhält. Vor der Satinage muss man die Bogen manchmal noch besonders feuchten, falls keine genügende Feuchtung in Rollen vorhergegangen ist. Die Bogen müssen hierzu, ihrer Dicke entsprechend, abgezählt und gleichmässig zwischen feuchte Filztücher verteilt oder mit dem Spritzfeuchter behandelt werden. Nachher wird das Papier in Stössen auf einander gelegt und am besten in einer hydraulischen Presse einige Stunden unter Druck gehalten, damit sich die Feuchtig keit überall gleichmässig verteilt. Dann empfiehlt es sich noch, das Papier einige Tage in Haufen in einen kühlen Raum zu stellen und die Hauten in Packpapier einzuschlagen, damit kein Austrocknen der Ränder statifinden kann. Bei der Satinage, sowohl in Rollen wie in Bogen, ist sehr darauf zu achten, dass die Papierwalzen der Kalander in gutem Zustande sind, damit das Papier überall dem gleichen Druck ausgesetzt ist. Auch bei der Satinage zwischen Metallplatten muss der Druck der Satinirwalzen an beiden Seiten genau gleich sein, denn auch hier können manche Sorten noch ver dorben werden. Die bessern Sorten Mehrfarbendruck müssen nach dem Satiniren noch mindestens an zwei Seiten beschnitten werden, weil der Drucker sonst manchmal Schwierigkeit mit dem Auf einandertreffen der Farben hat. Man achte darauf, dass die Messer der Beschneidemaschine gut scharf sind, denn es kann bei stumpfen Messern Vorkommen, dass sich das Papier hier durch den Druck des stumpfen Messers noch reckt, und dass hierdurch wellige Ränder entstehen. Auch am Qaerschneider habe ich schon manchmal gefunden, dass wellige Ränder vor kamen, wenn die Quermesser stumpf waren. Nach dem Ein ziehen scharfer Quermesser verschwanden die Wellen der Ränder sofort. Von hoher Wichtigkeit ist es auch, dass die für Mehr farbendruck bestimmten Papiere gute Verpackung erhalten. Auf alle Fälle ist Verpackung in Kisten zu empfehlen. Wenn diese zu teuer wird, genügt auch gute, glatte Verpackung zwischen trockenen Brettern. Rahmenverpackung und feuchtes Packmaterial verderben manchmal viel und sollten für solches Papier nie verwendet werden. Wenn die Packpresse noch aus den Brettern Wassertropfen zum Vorschein bringt, so sind die oberen und unteren Lagen der Pakete für den Drucker wertlos. Hoffentlich geben vorstehende Ausführungen manchem Fabrikanten Fingerzeige, wie er unter Umständen die Fehler seines Fabrikats vermeiden und die Abnehmer zufriedenstellen kann. Mancher Fachmann wird einsehen, wie schwierig es ist, gutes Mehrfarbendruck zu machen, und sich noch mehr hüten, die Marktpreise dieses Erzeugnisses zu drücken und so den bescheidenen Gewinn zu verringern, den der gewissenhafte Fabrikant für seine Auslagen, Sorgen und Mühen zu erwarten berechtigt ist. Wenn nun auch mancher Drucker und Verbraucher zur Einsicht gelangt, dass es für ihn vorteilhafter und sicherer ist, erfahrenen Fabrikanten einen auskömmlichen Preis für tadel lose Ware zu zahlen, als zweifelhaftes Erzeugnis einige Pfennige billiger zu kaufen, so werden alle Teile zufrieden- gestellt sein. -i-. Zellstoff-Nassspinnverfahren In den Fachzeitschriften erscheinen seit etwa Jahresfrist von Zeit zu Zeit sensationelle Nachrichten über die angebliche Entdeckung eines nenerfunder en Textil-Produktes, für welches Herr Rudolf Kron jun. in Gölzern als Erfinder bezeichnet wird, und das den Namen »Silvalin« als Aushängeschild trägt. Für dieses Verfahren soll nach den Zeitungsnachrichten ein inter nationaler Silvalin-Trust in Amsterdam, Paris, Brüssel, Berlin, Wien, New York usw. ents’anden sein, und im April berichtete das »Berliner Tageblate u. a., dass für Deutschland bereits 3 Silvalin-Lizenzen mit deutschen Textil-Industriellen für je 20 t Jahresproduktion abgeschlossen worden seien. Diesen geschäftlichen Reklame-Notizen könnte man, soweit das Ausland in Frage kommt, teilnahmslos gegenüber stehen, da aber nunmehr auch von Fachblättern, wie z. B. in Nr. 52 der Papier-Zeitung und Nr. 27 der Holzstoff-Zeitung Dar stellungen gebracht weiden, welche die sogenannte Silvalin garn-Fabrikation als ein selbständiges, neues Verfahren schildern und Silvalingarn sogar als ein neuerfundenes Textil erzeugnis bezeichnen, so muss im Interesse grösserer Interessentenkreise festgestellt werden, dass weder in Berlin ein Silvalin-Trust zu ermitteln ist, noch in Deutschland ein Patent für sogenanntes »Silvalingarn« besteht. Äusser dem »Namen« Silvalin, für welchen ein Schutz leicht erhältlich war, sind in Deutschland wohl zwei Patentanmeldungen des Herrn Kron jun. in Gölzern auf Herstellung und Benutzung von so genannten »Sammelrollen« unter K. 23 200 und K. 23 887 Kl. 76c zu ermitteln. Gegen diese Anmeldungen liegen aber von der »Patentspinnerei Actien-Gesellschaft«, welche die Kellner-Türk’schen und Leinveber'schen Patente besitzt, Ein sprüche vor, und die Erteilung eines Patentes dürfte noch lange auf sich warten lassen. Ausserdem werden die be treffenden Anmeldungen auf dem Prozesswege von der »Patent spinnerei Actien-Gesellschaft« in Anspruch genommen. Es ist interessant, festzustellen, was ein »Silvalingarn« im technischen Sinne ist, wenn man von dem Namen »Silvalin« absieht und das verbleibende Zellstoffgarn betrachtet. Hierbei ergibt sich das Resultat, dass Silvalingarn ein einfach ver sponnenes Zellstoffbändchen bildet, während das Kellner- Türk’sche Nassspinnverfahren bereits vor 12 Jahren die Mög lichkeit gezeigt hat, nicht nur Papierstreifen zu groben Garnen direkt zu verspinnen, sondern auch mit Hilfe des Nassspinn verfahrens gleichmässige, feinste Garne durch Einschaltung des Nitschelprozesses für hohe Ansprüche an die Garn-Qaalität zu erzeugen. Dass die Verspinnung von Papierstreifen ohne Würgelung, d. i. Nitschelung, nach dem Kellner-Türk’schen Nassspinnverfahren keinerlei Schwierigkeiten bereitet, haben überdies die Herren Kron Vater und Sohn anlässlich ihrer Besuche in der Patentspinnerei Actien-Gesellschaft vor Jahren erfahren, und der Ausgang der vorliegenden Prozesse der Patentspinnerei Actien-Gesellschaft dürfte bald erweisen, wie es um das neuerfundene Textilprodukt in Wirklichkeit steht. Die grosse praktische Bedeutung des Kellner-Türk’schen Nassspinnverfahrens war im übrigen Herrn Rudolf Kron Vater schon im Jahre 1899 bekannt, denn nach seinem am 25. August 1899 den Interessentenkreisen vorgelegten Expose über das Kellner-Türk’sche Nassspinnverfahren berechnete Herr Rudolf Kron bereits damals für einen Umsatz von nur 10 00 kg per Tag, d. h. 3000 Tonnen jährlich, nach dem Kellner-Türk’schen Nassspinnverfahren erzeugten Garnen einen Betriebsüberschuss von 400 000 bis 500 000 M. per Jahr, eine Summe, welche jedem Zellstoff-Fabrikanten auch heute noch verlockend erscheinen dürfte. Dass das heute nach mehr als zweijährigem praktischem Fabrikationsbetriebe ausgebildete Nassspinnverfahren System Kellner-Türk-Leinveber nicht hinter dem damals von Herrn Kron angebotenen Nassspinnverfahren znrückstehen kann, dürfte jedermann einleuchtend sein! Gustav Türk Dampfleitungen aus Kupferrohr Am 4. Januar 1903 riss im Kesselhause eines Steinkohlen bergwerks im Oberbergamtsbezirk Breslau ein zwischen zwei Dampfsammlern befindlicher kupferner Längenausgleichkrümmer von 450 mm lichtem Durchmesser in der Lötnaht auf, und der massenhaft ausgeströmte Dampf verbrühte einen Kohlenfahrer tötlich. Die kgl. preussische technische Deputation für Handel und Gewerbe prüfte die Ursachen des Unfalls genau und erstattete darüber an den Handelsminister einen ausführlichen Bericht, den der Minister an die Gewerbe-Aufsichtsbehörden weitergab. Die für jeden Besitzer von Dampfanlagen wichtigen Schluss folgerungen dieses Berichts lauten: 1. Lötverbindungen für die Nähte von kupfernen Dampfrohren sind wegen ihrer Unsicherheit auszuschliessen. Es sind etweder naht lose oder mit Doppellaschen genietete Kupferrohre zu verwenden. 2. Mit Rücksicht auf die Ergebnisse der jüngsten Dauerzerreiss versuche von Stribeck (vergleiche Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure 1908, Seite 567) an Kupferstäben in hohen Temperaturen, wobei von 100° C. bis 200° C. eine Verminderung der Zugfestigkeit um 10 bis 12pCt. und bis zu 800° C. eine Verminderung sogar bis zu 60,8 pCt. ermittelt wurde (die Dehnung nahm bei 800° C. sogar um mehr als 100 pCt. ab), sind Kupferrohre für überhitzten Dampf selbst verständlich auszuschliessen. Für Dampf von mehr als 7 Atm. Höchstspannung empfiehlt sich ebenfalls im Allgemeinen ihre Ausschliessung. Bei vorhandenen An lagen kann man sich dadurch helfen, dass man nach den Vorschriften der Kaiserlich deutschen Marine die Rohre mit Stahldrahttauwerk umwickelt. (Vergleiche Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure 1895, Beite 780.)