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1930 PAPIER-ZEITUNG Tapeten, nicht besondes aufgeführte Zweige der Papier-Ver arbeitung, Spielkarten, Kalender, Bücher, Karten, Musikalien, Zeitschriften, Farbendruckbilder, Kupferstiche usw. hatten 1902 Ausfuhr 233,3 Millionen M. Einfuhr 35 8 ■■ Zu unsern Gunsten: 197,5 Millionen M. Zu der Bereicherung um 250 Millionen, welche Deutsch land, wie oben gesagt, durch die Papier-Industrie 1902 erfuhr, trugen daher bei: Die Papier-Erzeugung . . 52,3 Millionen Die Papier-Verarbeitung . 197,5 „ Londoner Papiermarkt London, 30. Juni Das ganze hiesige Geschäftsleben litt wärend des grössten Teils vom Monat Juni empfindlich unter ungemein ungünstigen Witterungs verhältnissen, und auch der diesmonatliche Papierhandel war trüb selig und gedrückt. Selbst mit Aufbietung aller Findigkeit und Energie liessen sich keine Geschäfte zustande bringen, weil kein Bedarf vorlag. Das Los der Reisenden, die täglich Kunden nach Kunden erfolglos besuchten, war nicht beneidenswert. Wenngleich wir jetzt am Ende der Frübjahrssaison stehen, und der Zeitpunkt gekommen ist, wo sich die geschäftliche Tätigkeit in unserm Gewerbe abschwächt, so ist doch ein bereits Anfang Juni eintretender Ge schäftsschluss ungewöhnlich und verfrüht. Am ärgsten sind die Vertreter betroffen, da bereits seit einigen Monaten Anfertigungs-Aufträge ausserordentlich spärlich und wenig belangreich sind. Die Provisions-Aufstellungen für das zweite Viertel jahr werden besonders den Vertretern auswärtiger Fabriken manchen Seufzer abringen. Aber auch die Lage der Grosshändler ist nicht besser. Bei der anhaltenden Flauheit brachte das Juni-Geschäft nicht einmal die Unkosten auf. Diese sind recht hoch, da Lagerräume im Mittelpunkt der Stadt sehr kostspielig sind, und die mit dem Lager halten verknüpften Ausgaben eich auch in der flauen Zeit nicht er- mässigen lassen. Bei der so früh einsetzenden Sommerstille ist es nur ein schwacher Trost, dass es um andere Erwerbszweige ebenso schlecht bestellt ist. Die unmittelbare Folge dieser bösen Zeit ist der Druck, der mehr wie je auf den Preisen ruht. Wer ein paar Tage für Weiss Formatdruck oder Satinirt Braunholzpapier die billigsten Notirungen abgeben kann, ist schon in der nächsten Woche durch das niedrigere Angebot eines Mitbewerbers verdrängt. Für Weiss Druck scheint 1 penny das Pfund englisch, netto frei Haus, der jetzt übliche Preis zu sein; satinirt Braunholzpapier steht laut letzter Notirung auf 8 Lstr. 12 sh. 6 d. die Tonne von 1016 kg, weniger 5 pCt. Ich lasse es bei diesen zwei Beispielen bewenden, fast alle Sorten sind in ähnlicher Weise in Mitleidenschaft gezogen, die beharrliche Spärlich keit der Bestellungen spornt Händler und Fabriken an, das Un mögliche zu ermöglichen, und man hört von Fällen, wo sich der Agent mit 1 pCt. und noch weniger Verdienst begnügt hat, nur um seine Mitbewerber fernzuhalten. Unter solchen misslichen Zuständen bleibt den Fabriken nichts übrig als die ernstesten Anstrengungen zu machen, und dies tun namentlich die englischen Fabrikanten. Musterbücher in kostbarer Ausstattung und höchst geschmackvoller Form werden mit niedrigst gestellten Angeboten ausgesandt und Zugeständnisse bei Lieferungen in kleinen Teilsendungen gern eingeräumt, auch auf Abruf nach Wunsch des Käufers. In der Leistungsfähigkeit der englischen Fabriken wurden grosse Fortschritte gemacht. Wer hätte je daran gedacht, einheimischen Fabriken Bestellungen auf satinirt Weiss Druck zu 11/4 d. weniger 6 pCt. anzubieten, und auf satinirt farbig zum gleichen Preis! Aber gegenwärtig sind diese Preise feste Notirungen, sie gelten durchaus nicht nur für Spezial-Anfertigungen oder grosse Abschlüsse, und die Güte der Papiere stellt die der aus ländischen Mitbewerber gehörig in den Schatten. Welcher Fabrikant in Deutschland oder Oesterreich würde es unternehmen ein holzschliff freies Konzeptpapier zu l’/ 8 d weniger 5 pCt. frei Haus London zu liefern? Es blieb den Engländern überlassen dies fertig zu bringen, und wenn es in diesem Tempo weitergeht, werden sich die aus wärtigen Fabrikanten bald nach ihren Lorbeeren umzuschauen haben. Es verlautet, dass die Prager Pergamentpapierfabrik Emil Hirsch & Co. am hiesigen Platze eine eigene Verkaufsstelle errichten wird. Der Inhaber der Firma war hier, wohl um die nötigen Vor kehrungen zu treffen. Dies wäre also neben Leykam-Josefsthal und P. Piette bereits die dritte österreichische Fabrik, die sich in dieser nachdrücklichen Weise um das englische Geschäft bewirbt. A Fortschritte bei der Bereitung und Lösung von Harzleim In dem Bericht über meinen Vortrag in Nr. 49, Seite 1716, vierter Satz von unten soll es heissen: Herr A. hat für den Gedanken der Zer stäubung von Harz durch Dampfstrahl die Priorität in Anspruch ge nommen, aber usw. Fünfter Satz von unten muss heissen: Die geschmolzene Seife usw das in ein Gefäss mit einer unter der Schmelztemperatur des Harzes gelegenen Temperatur mündet (nicht: mit kaltem Wasser). Dr. Paul Klemm in Gautzsch Papier für Mehrfarbendruck Es gibt kaum einen Papierfabrikanten, welcher nicht bei der Herstellung von Druckpapieren, die zum mehrfachen Passiren der Druckpresse geeignet sein sollen, Anstände und Misshelligkeiten gehabt hat. Auch gibt es wohl kaum eine Papierart, an die so vielfache und eigenartige Anforderungen gestellt werden, wie an Papier für Mehrfarbendruck. Dieses muss unbedingt flach liegen, weil sonst beim Bedrucken Aus schuss und Falten entstehen, wodurch das Erzeugnis wertlos wird. Auch darf es sich beim öfteren Passiren der Druck presse nicht dehnen oder verlängern, weil sich sonst die Um risse der einzelnen Farben nicht decken. Es muss auch ge nügende Festigkeit besitzen, um beim Bedrucken mit klebrigen Farben nicht an den Pressen anzukleben und zu raufen (rupfen). Für bessere Farbendruckpapiere wird hübsch weisse oder ge tönte lichtechte Farbe, für manche Sorten gute gleichmässige Durchsicht verlangt, namentlich, wenn die Papiere zur Her stellung von Transparentbildern dienen sollen. Grosse Reinheit ist ebenfalls erforderlich, weil Flecke und Unreinigkeiten ein Bild wertlos machen können. In der Regel wird hohe gleich mässige Glätte verlangt, doch wird auch vielfach leichte Satinage und in einzelnen Fällen sogar möglichst rauhe, aber vollkommen gleichmässige Oberfläche vorgeschrieben. Auf alle Fälle darf die Oberfläche weder knotenförmige Erhöhungen noch Vertiefungen aufweisen, weil namentlich letztere im be druckten Bilde als weisse Punkte erscheinen. Die Anforde rungen an die Leimung sind verschieden. Es werden sowohl ganz geleimte Farbendruckpapiere verlangt, als auch solche, die weniger oder sogar ganz ungeleimt sind. Aus vorstehendem geht zur Genüge hervor, dass die Her stellung guter Mehrfarbendruckpapiere nicht leicht ist, und dass sie grosser Erfahrung und sorgfältiger Ueberwachung der Fabrikation bedarf. Diese Fabrikation ist beute umso schwieriger, als der Wettbewerb die Preise auch dieser Papier art sehr gedrückt hat. Erfahrene und einsichtsvolle Ver braucher zahlen indes lieber etwas mehr und halten an den jenigen Lieferanten fest, von welchen sie gut bedient werden, und von denen sie wissen, dass sie die zur Herstellung guter Farbendruckpapiere erforderlichen Erfahrungen und Einrich tungen besitzen. Für gute Farbendruckbilder werden stets Preise erzielt, gegen welche der Papierpreis fast verschwindet. Wenngleich der Drucker auch dafür kein Geld wegwerfen soll, so wird er doch stets höheren Gewinn erzielen, wenn er darauf bauen kann, dass sein Papierfabrikant ihn bei Bedarf mit gutem Papier zu versorgen imstande ist, dessen Eigen schaften ihm bekannt sind. Die durch Stillstände der Ma schinen, Faltenwerfen, Dehnen und Raufen des Papiers in einer Kunstanstalt entstehenden Verluste werden stets be deutend höher sein als der Mehrpreis, den der gewissenhafte und erfahrene Papierfabrikant für sein Erzeugnis fordern muss. Bei Herstellung erwähnter Papiersorte ist die Auswahl und richtige Zusammensetzung der Rohstoffe ebenso wichtig, wie deren geeignete Verarbeitung durch Mahlung, Verfilzung, Trocknen, Feuchten, Satiniren, Beschneiden und Verpacken. Für ganz geringe Bilderdrucke nimmt man als Rohstoff viel Holzschliff, bis zu 80 pCt. Diesem Stoff fügt man ge bleichten oder auch ungebleichten Zellstoff, manchmal auch ge ringere Hadernstoffe bei. Man erzielt daraus bei Zusatz von 20 bis 30pCt. Füllstoffen ganz hübsche flachliegende und dehnungsfreie Papiere. Kleben an den Steinen der Druck presse kommt bei holzschliffhaltigem Papier kaum vor. Für bessere Farbendruckpapiere ist Holzschliff ungeeignet, da die Oberfläche des Papiers nicht schön weiss ausfällt. Das Papier selbst ist mürbe und vergilbt leicht, namentlich wenn es dem Licht ausgesetzt wird. Um diesen Uebelstand zu beseitigen und dem Papier besseres Aussehen zu geben, wird vielfach holzhaltiges Papier zu Kunstdruck geeignet ge macht, indem man es auf Streichmaschinen mit einer Lage erdehaltiger Stoffe überzieht. Für manche Zwecke mag dies Fabrikat geeignet sein, auch wird auf solchem Papier hübscher, klarer Druck erzielt, namentlich wenn guter, splitterfreier Holz schliff oder holzfreies Rohpapier verwendet würde. Für bessere Chromodrucke und Etiketten wird aber stets Naturpapier vor gezogen. Wer die Holzschlifffasern unter dem Mikroskop betrachtet, bemerkt, dass sie selbst nach längerem Mahlen im Holländer gerade und starr liegen. Bei Verarbeitung holzschliffhaltiger Papiere auf der Papiermaschine bemerkt man, dass die Papier-