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Nr. 77 PAPIER-ZEITUNG 2745 Karten auch ganz in der Form eines Kreuzes gehalten von 10 bis 20 cm Länge, das mit Hilfe einer im Rücken an gebrachten Stütze aufstellbar ist. So ist ein großes Kreuz aus weißen . Margaretenblumen züsammengestellt, die nach dem Rand hin in einen violetten Ton übergehen. Losgelöst von dem Kreuz, aber durch einen schmalen beweglichen Papier streifen daran befestigt, sieht man einen von ausgestanztem Flieder umgebenen Engel in wallendem weißem Gewand, ein Notenblatt in den Händen haltend. Eine dreiteilige Karte be steht aus glattem Karton mit zwei beweglichen Gruppen im Vordergründe. Auf dem Karton sieht man ein Kreuz aus weißen Lilien, die am Rand von kleinen rötlichen Blumen um geben sind. Die vorderen Gruppen bestehen aus zwei Engeln mit aufgeschlagenen Büchern in den Händen und violetten Anemonen, die sich ihnen zur Seite aufstellen lassen. Bei den Doppelkarten wird das vordere Blatt mitunter auch einmal in vertikaler Richtung geknifft, sodaß sie sich besser aufstellen lassen. Eine derartige Karte trägt auf dem Rückblatt einen weltlichen Spruch, dem ein Strauß weißer Veilchen zur Seite steht, während die äußere Kante des Vorderblattes an der Schmalseite mit einem den Rand teilweise überragenden, im bläulichen Ton gehaltenen Kreuz ausgestattet ist, das gleich falls von weißen Veilchen begrenzt wird. Von sehr gefälliger Wirkung ist eine Karte, die rings am Rand, in Verbindung mit Schneeglöckchen, von Rokokoformen in Gelb und Blau um geben ist und zwei schmale Teile eines Wandschirms darstellt, die durch ein Mittelglied verbunden sind. Während auf dem hohen Rückblatt ein Spruch steht, ist das vordere Blatt am linksseitigen Rand mit einer halben Medaillonform versehen, die eine Winterlandschaft in Schwarzdruck umgibt. Das sehr ausdrucksvolle Bildchen, von Schneeglöckchen umlagert, zieht sich fast ganz über das Kartenblatt hin. Eine originelle Idee offenbarte sich auch auf einer Doppelkarte, auf deren Rück blatt ein Spruch stand. In Schwarz und Blau war eine alte Mauer mit einem verfallenen Fensterrahmen dargestellt, aus welchem dem Beschauer ein Schwarm Tauben entgegen flog. Alle diese Karten tragen an einer passenden Stelle des Vorder blattes den Aufdruck in Gold: »Herzlichen Glück- oder Segens wunsch zur Konfirmation -. Das deutsche Wort »Einsegnung ist mir noch niemals vorgekommen. Unter den Formen der Wandschirme, die auch als Foto- grafieständer so vielfach Verwendung finden, ist namentlich der neue dreiteilige Ständer, der sich gleich einem Altarschrein öffnen und schließen läßt, von guter Wirkung. Dieserart ist auch der graue Karton mit den neuesten Fotografien der Kaiser lichen Familie. Auf den beiden schmalen Seitenteilen sieht man den Kaiser und die Kaiserin, ihre Bildnisse sind oberhalb mit der deutschen Kaiserkrone bekrönt, und unterhalb ist die Namensunterschrift aufgedruckt. Auf dem Mittelfeld ist die Gruppe der sechs Kaiserlichen Prinzen angebracht, die von dem Brustbild der kleinen Prinzessin überragt wird, welche aus einem Rahmen von goldenen Sonnenstrahlen dem Be schauer entgegenlächelt. Andere Rahmen, die namentlich für besonders schöne Ansichtskarten oder kleine Malereien be stimmt sind, bestehen aus einem starken .Kartonblatt, das mit sehr dünnem, echtem, ungebeiztem Eichenholz - Furnier beklebt ist. Der Ausschnitt für das Bild entspricht der Form der Karte, die hinter dem Rahmen befestigt werden soll, ist aber besonders für solche Karten, die im Tone der Delfter Fayence gehalten sind, sehr schmal und tief, sodaß es den Eindruck macht, als umfasse er eine echte Steinzeug-Malerei. Diese Kartenrahmen werden indessen auch vielfach nur mit Papier überklebt, das eine Holzart nachahmt, sie würden sich aber auch wohl durch Mosaikarbeiten aus feinen aneinander gesetzten Glasplättchen verzieren lassen. Fotografien oder -Typien zu verwenden, kommt auch bei den’ Gesellschaftskarten immer mehr in Aufnahme. So sind z. B. die neuesten Taufkarten vielfach damit versehen. Diese Bilder machen jedoch keineswegs einen so poetischen Eindruck wie die von Künstlerhand entworfenen, und man gewöhnt sich schwer daran, bei festlichen Veranstaltungen dieser Art anstelle des verklärenden Schimmers, der ihrer bildnerischen Ausstattung bisher eigen war, eine Wirklichkeit zu finden, die keineswegs immer sehenswert ist. Auf so einer Einladungskarte befand sich die Fototypie einer jungen Mutter, die ihr Kindchen im Steckkissen trägt. Unter dem Bilde stand ein Vers: »Zur Taufe laden wir freundlichst ein, um unserem . . . (Sohn oder Tochter) den Segen zu weih’n.« Eine andere Karte war links seitig mit einem großen Vogelnest in Schwarzdruck ausgestattet, in welchem drei kleine nackte Kinder saßen. Rechts daneben stand die Einladung. Hübscher war eine Doppelkarte, die auf dem Vorderblatt eine Randverzierung von grünen Stiel windungen und einzelnen dazwischen 1 gestreuten V ergißmein- nicht zeigte. Auf den Innenflächen sah man links — offenbar nach einer Fotografie — den Täufling auf dem Arm der Wär terin und daneben die junge Mutter, während auf der rechten Seite die Einladung stand. Dementsprechend sieht man auch auf den Gastkarten Fototypien kleiner Kinder oder nach Zeich nungen ausgeführte Drucke. Bei einer derartigen Karte in Form eines Steckkissens, aus welchem ein Kinderkopf hervor tritt, fiel das lange Tragekleid nach links herunter, während ein Teil des Kissens, für den Namen des Gastes bestimmt, sich nach rechts hin ausdehnte. Kleine weiße aufstellbare Wiegen in Rokokostil dienen als weiterer Tafelschmuck. H. P. Probenschau Unter dieser Ueberschrift werden alle von Beziehern der Papier-Zeitung eingesandte Muster von Erzeugnissen des Papier- und Schreibwaren-Faches, die Neues oder Bemerkenswertes bieten, kostenfrei beschrieben. Bleistiftklammer für Notizbücher von Otto Jordan in Rixdorf bei Berlin, Cannerstr. 3. Viele Notizbücher sind nur kurze Zeit im Gebrauch und haben keine Hülse zur Aufnahme des Bleistifts; auch viele Brieftaschen lassen diese stets wünschen- werte Ergänzung vermissen. In solchen Fällen wird eine Metallklammer erwünscht sein, welche ohne Handwerkszeug am Deckel des Notizbuches befestigt werden kann. Diese Klammer ist kräftig aus Metall gearbeitet und umfaßt ein Stück des Buchdeckels mit zwei Platten, die durch Federkraft gegen einander gedrückt werden. An dem Buchdeckel haftet die Klammer mittels kleiner Zähnchen, die sowohl von der oberen wie von der unteren Platte in den Deckel eindringen. Ist das Notizbuch abgenutzt oder mit Vermerken gefüllt, so kann die Klammer durch Zusammendrücken gelöst und an einem neuen Buch befestigt werden. Die Klammern sehen sehr gefällig aus und werden in verschiedenen Ausführungen geliefert, z. B. ver nickelt, bronzirt oder vergoldet, matt oder glänzend. Spezial - Lampenschirme der Stuttgarter Spitzcn/japier - Fabrik, August Alber Nachf. in Stuttgart, Hirschstr. 2. Die der Firma unter diesem Namen geschützte Neuheit besteht in einer Prägung des Papiers, welche dem Lampenschirm erhöhte Festigkeit und Federkraft verleihen soll. Die Prägung hat die Form kleiner warzenartiger Erhöhungen oder Vertiefungen, mit denen die Falten des Papiers reihenweise besetzt sind. Die Prägung ist so genau ausgeführt, daß die Erhöhungen sich gegenseitig decken und ineinander legen; infolgedessen nimmt der Spezial-Lampenschirm verpackt nur ebenso viel Platz ein, wie ein anderer Schirm ohne Prägung; er hat aber sehr viel größere Widerstandskraft gegen Verziehen. Das zur Her stellung benutzte Pergamynpapier ist halbdurchsichtig, sodaß der Schirm auf der Lampe das Licht trotz der Falten und Prägung nicht abschließt, sondern nur dämpft. Die Schirme werden in sehr verschiedenen Farben und Formen gefertigt. Gummirte Papiere von Gebr. Herzheim, G. m. b. H. in Düren. In Nr. 50 der Papier-Zeitung Von 1902 wurde unter der Ueber schrift »Bedrucken gummirter Papiere« ein Verfahren be schrieben, welches bezweckt, dem gummirten Papier das unan genehme Rollen und Falten zu nehmen und es somit für den späteren Druck geeigneter zu machen. Der Maschinen-Ihspektor Töbelmann in der Reichsdruckerei, der Erfinder dieses Ver fahrens, hat mit der Firma Gebr. Herzheim in Düren ein Ab kommen getroffen, nach welchem diese Fabrik das Verfahren ausübt und die so gummirten Papiere auf den Markt bringt. Wir erhielten Proben der verschiedenen Papiersorten, die gummirt vorrätig gehalten werden. Sie umfassen Druck- und Schreibpapier in verschiedenen Stärken und Färbungen, im Stoff gefärbte Papiere, weiß Glacepapier, Chromopapier, bunte, gestrichene Papiere mit und ohne Glanz, im ganzen 50 ver schiedene Muster, die sämtlich auf der Rückseite vorzüglich gummirt sind. Alle Papiere liegen ganz glatt und sind für den Druck besser geeignet als vor der Gummirung, da sie weichei geworden sind und den Druck besser aufnehmen. Ein ganzer Bogen weißen gummirten Druckpapiers wurde längere Zeit in die Nähe eines geheizten Ofens gelegt und blieb trotzdem ganz glatt ohne Rollen und Kräuseln.