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Nr. 76 PAPIER-ZEITUNG 2703 welche Pergamynpapiere herstellt, und ließ mir ihre Erzeugnisse zeigen. Die Leute öffneten im Bureau einen Schrank mit ziemlich vielen Fächern. Da waren Muster der farbigen, der naturfarbigen, verschiedene andere Sorten, Ausschuß- und .Lagerpartien für sich, säuberlich gefalzt und genau bezeichnet um die täglich eingehenden Anfragen sofort erledigen zu können. Gerade das Gegenteil erfuhr ich bei einer sonst sehr leistungs fähigen Kartonnagenfabrik; einzelne Muster waren unter 14 Tagen überhaupt nicht zu bekommen, und lediglich dieser Mißstand hat mich veranlaßt, diese Verbindung abzubrechen. E. R. * * * Die Empfänger der Waren dürften sich zufrieden geben, wenn von jeder Farbe oder jedem Format und Gewicht je ein Größenmuster, sowie etwa 4—5 verschiedene Sechszehntel-Bogen als Ausfallmuster eingesandt würden. Diese Bemusterung kann als »Warenprobe« erfolgen, das Porto beträgt dann 5 Pf. für je 50 g, mindestens 10 Pf., Höchst gewicht 350 g. Auf diese Weise wird richtige und wunschgemäße Bemusterung und gleichzeitig Portoersparnis erzielt. H. 8. Festschrift einer Papierfabrik Mit dem Titel „Fünfundzwanzig Jahre in der Papierindustrie, 1878—1903" versandte die Papierfabrik Hermes & Cie., G.m.b.H. hx Düsseldorf eine Festschrift anläßlich des 25 jährigen Bestehens der Unternehmung. Wir entnehmen der prächtig ausgestatteten, mit vielen fotografischen Bildern versehenen Schrift folgendes: Am 15. September 1878 wurde in Solingen die Firma Hermes & Cie. als Papier- und Packmaterialien-Großhandlung gegründet. Als Betriebskapital waren nur 2700 M. vorhanden, und nach den Kosten der nötigsten Kontor- und Geschäftsutensilien, Rundschreiben usw. blieben rund 2000 M. zur Geschäftsführung übrig. Eine Bank gewährte 3000 M. Kredit, und in dem Hause Friedensstrasse 5 standen für die ersten sieben Monate drei kleine Wohnzimmer, zusammen kaum 50 qm groß, als Lagerräume zur Verfügung. Man mußte sparen, wo nur zu sparen war. Gespart wurde aber an den richtigen Stellen, nicht bei Empfehlungen, Musteraufmachungen usw. Hierauf wurde stets großer Wert gelegt, und hierfür wurden keine Mühen und Ausgaben gescheut. Schon in den nächsten Monaten wurden die Geschäftsräume zu klein. Im Mai 1879 wurden die Lagerräume verlegt und auf 150 qm vergrößert. Doch auch diese Räume genügten nach kurzer Zeit nicht mehr, und das Geschäft wurde bald darauf in eigne, neuerbaute Kontor und Lagerräume verlegt. Jedoch schon beim Einzug erwiesen sich auch diese wieder als zu klein; in der Nachbarschaft mußten noch Läger hinzugemietet werden. 1886 wurde ein 200 Quadratruten großes Grundstück angekauft, ein 800 qm großes Lagergebäude nebst Wohn- und Kontorgebäuden errichtet und am 1. Januar 1887 bezogen. 1884 wurde in Iserlohn eine Zweigniederlassung errichtet, aber 1888 an den Geschäftsführer derselben verkauft. Mit dem kleinen Be triebskapital von 5000 M. wurde im ersten Geschäftsjahre ein Umsatz von über 66 000 M., im zweiten Jahre über 100 000 M., im dritten Jahre über 150 000 M. erzielt, und so entwickelte sich das Geschäft mit den Jahren stetig mehr. Der Aufschwung, welchen die rheinische und westfälische Eisen-, Stahl- und Textilindustrie nach 1880 nahm, hatte enormen Mehrverbrauch von Papier zur Folge, was dem Papiergroß handel ganz besonders zustatten kam. Die Hauptrohstoffe für die Papierfabrikation, Zellstoff und Holzschliff, sindbis jetzt mit jedem Jahr immer billiger geworden, ebenso die daraus gefertigten Papiere, und mit den billigeren Verkaufspreisen stieg auch der Verbrauch von Papier. Die meisten Papiere kosten heute nur noch die Hälfte wie vor 25 Jahren; dabei sind diese Papiere durch bessere Einrichtungen der Papierfa briken ansehnlicher und dadurch verkäuflicher geworden. Die größte Ausdehnung des Geschäftes trat 1887 ein, nachdem die neuen Kontor und Lagerräume zur Verfügung standen. Schon damals wurde die Anlage oder der Ankauf einer Papierfabrik erwogen, aber der hohen Kosten wegen mußte man hiervon absehen. Der Gedanke blieb aber lebendig, und 10 Jahre später, 1897, wurde er wieder ernstlich aufge faßt. Im Januar 1898 wurde der Firma die Papierfabrik des Herrn Dr. Bock in Düsseldorf mit zwei Papiermaschinen zum Kauf angeboten und ging am 1. April 1898 für 1 000 000 M. mit allen Aktiven — Passiven waren nicht vorhanden — in ihren Besitz über. Die Firma wurde nun in „Papierfabrik Hermes & Cie., G. m. b. H. in Düsseldorf“ geändert und ihr Sitz von Solingen nach Düsseldorf verlegt. Sofort nach der Uebernahme der Fabrik wurde mit Erweiterungs bauten begonnen; neue Kontor- und Lagerräume wurden geschaffen. Ferner wurde ein neuer Kalandersaal mit neuer Dampfmaschine, neuen Satinir- und Friktionskalandern sowie Längs- und Querschneidema schinen angelegt und die Fabrikation besserer Packpapiere aufge nommen. 1900 wurde ein großer Teil der Fabrik durch Brand schaden zerstört; der Betrieb ruhte zwei Monate lang. Während dieser Zeit wurde die Fabrik wieder unter wesentlichen Verbesserungen an Gebäuden und Maschinen aufgebaut. Die Jahresleistung der zwei Papiermaschinen hatte bei dem Vorgänger vom 1. April 1897 bis 1. April 1898 2 800 000 kg fertiges Papier betragen. Mit denselben Maschinen stellte die Firma im ersten Jahre 3 800 000 kg her. Im zweiten Jahre wurde die volle Leistungs fähigkeit der Maschinen erreicht, deren Jahresleistung jetzt über 4 000 000 kg fertigen Papiers beträgt. Zwei Jahre nach Uebernahme der Dr. Bock’schen Papierfabrik wurde die daneben gelegene Düsseldorfer Papierfabrik mit ebenfalls zwei Papiermaschinen pachtweise übernommen und am 5. März 1900 dem Betrieb übergeben. Zunächst wurde diese Fabrik durch die Anlage eines neuen Dampfkessels leistungsfähiger gemacht, und schon im ersten Jahre wurden über 2 000 000 kg Papier mit den beiden Papiermaschinen hergestellt. Für diese zweite Fabrik mußten zunächst neue Absatzgebiete und zum größten Teil neue Abnehmer gesucht werden, sodaß in den ersten zwei Jahren die volle Leistungsfähigkeit der Papiermaschinen nicht ausgenutzt werden konnte. Anderseits blieb auch die Papier-In dustrie von der großen Geschäftsflaue 1901/1902 nicht verschont, sodaß oft Mangel an Aufträgen vorhanden war, und die Firma genötigt wurde, große Mengen Papier auf Lager zu arbeiten. Trotzdem die Nachfrage nach Papier auch im Jahre 1902 noch recht schwach war, wurden vom 1. April 1902 bis 1. April 1903 dennoch 7 060 000 kg fertiges Papier fakturirt. Weil der Inlandmarkt in den letzten Jahren wegen der allgemeinen Geschäftsflaue nicht genügend aufnahmefähig war, nahm die Firma, um ihre Maschinen besser beschäftigen zu können, die Ausfuhr auf und stellte an den Haupthandelsplätzen der Welt Vertreter an. Jetzt beträgt ihre Ausfuhr monatlich 80000 bis 100 000 kg Papier aller Art, die nach allen Weltteilen hinauswandern. Auf den hier nur auszugsweise wiedergegebenen geschicht lichen Teil der Festschrift folgt eingehende, durch viele Ab bildungen erläuterte Beschreibung des heutigen Standes der Fabrik-Anlagen. Herr Hugo Hermes, Mitbegründer und von Anfang an Leiter des Unternehmens, ist jetzt der alleinige Gesell schafter der Firma. Saures Pergamentpapier Wir liefern seit Jahren große Mengen echt Pergamentpapier nach vielen Seiten zur allgemeinen Zufriedenheit unserer Kundschaft, was uns vielfache Anerkennungschreiben beweisen. Nun erhalten wir dieser Tage von einer einzigen Firma eine Reklamation über das von uns gelieferte Papier nach hier beiliegender Probe — wir führen nur das eine Fabrikat — dahingehend, daß dasselbe die Eigenschaft be sitzen soll, der darin zu verpackenden Butter einen sauren Geschmack mitzuteilen und zwar in einem, diese Verwendungsart ausschließenden Maßstabe. Da wir, wie eingangs erwähnt, in diesem Artikel ganz beträcht liche Quantitäten mit vielen Molkereien umsetzen und in obiger Hin sicht aus dem Kreise unserer Kundschaft seither auch nicht eine ein zige Klage zu hören bekamen, liegt uns selbstverständlich daran, dieser uns sonst rätselhaften Beschwerde auf den Grund zu gehen, und zu diesem Zwecke möchten wir an Hand der beikommenden Proben im »Briefkasten« der Papier-Zeitung um Ihr Gutachten höflichst gebeten haben. Ä. & X. Wir prüften die uns zugesandten zwei Blatt schönes, weiches, echtes Pergamentpapier, indem wir sie mit der Zunge ableckten. Hierbei 'ergab sich ein sehr starker Geschmack von Säure, und da Pergamentpapier durch Behandlung von Rohpapier mit Schwefelsäure entsteht, liegt die Vermutung nahe, daß dieselbe nach dem Pergamentiren nicht sorgfältig ausgewaschen wurde. Um festzustellen, ob dies zutrifft, oder ob der Geschmack durch ein schwefelsaures oder anderes Salz hervorgebracht ist, müßte man die anhängenden Säuren oder Salze von einer erheblichen Menge des Papiers ablösen und durch einen Chemiker unter suchen lassen. Jedenfalls ist aber das Papier zum Einwickeln von Butter nicht geeignet. Bilanz und Inventur Das Handelsgesetzbuch schreibt nach § 39 vor, daß am Schlüsse jedes Geschäftsjahres Inventur und Bilanz aufzustellen sind, daß die Inventur-Aufnahme auch alle zwei Jahre erfolgen kann, während je doch die Verpflichtung zur jährlichen Aufstellung der Bilanz hierdurch nicht berührt wird. Wir fragen an, wie in den hierbei in Frage kommenden Betrieben die Bilanz aufgestellt wird, da doch der Waren bestand einen der wichtigsten Posten in der Bilanz bildet, und insbe sondere bei offener Handelsgesellschaft die Einsetzung eines schätzungs weisen Betrages, vorausgesetzt, daß derselbe überhaupt zulässig ist, zu Differenzen führen könnte. A. Nach § 39 Absatz 3 HGB. gilt die angeführte Bestimmung nur für solche Geschäfte, von deren Warenlager nicht füglich in jedem Jahre eine Inventur genommen werden kann. Im Ernstfälle müßte der Geschäftsherr, welcher nur zweijährige Inventur macht, beweisen, daß sie nach der Beschaffenheit des Geschäfts füglich nicht in jedem Jahr genommen werden kann. Wie es der Geschäftsherr möglich macht, ohne Inventur eine Bilanz aufzustellen, dürfte von der Art des Geschäfts abhängen, jedenfalls muß er bei Aufstellung der Bilanz mit der Sorgfalt eines ordentlichen Geschäftsmannes verfahren. In welchen Ausnahmefällen nicht in jedem Jahre Inventur genommen werden kann, entzieht sich unserer Kenntnis.