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Buchgewerbe Buchbinderei * * Buchdruck * * * *** Buchhandel *** Steindruck Eingesandte Werke finden Besprechung Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung 2630 ~ Sachliche Mitteilungen finden kostenfreie Aufnahme Berliner Typographische Gesellschaft Die verehrlichen Mitglieder 'werden höflichst eingeladen, an der nächsten Sitzung recht zahlreich teilzunehmen. Es gilt Vorbereitungen zu treffen, um den in letzter Sitzung ge faßten wichtigen Beschluß würdig in die Tat umzusetzen. Unsere Gesellschaft wird die Ehre haben, am 26. und 27. Sep tember Vertreter fast aller typographischen Vereinigungen Deutschlands im Berliner Buchgewerbesaale zu begrüßen. Es ist das erste Mal, daß eine solche Zusammenkunft stattfindet! Wer bereit ist, zur Unterhaltung unserer verehrlichen Gäste beizusteuern und für deren Bewirtung mit zu sorgen, wolle sich in der Sitzung beim Vorstande melden. Näheres geht den Mitgliedern noch später zu; heute nur soviel, daß für Sonn abend, den 26. September, ein Empfangs- und Begrüßungsabend, für Sonntag, den 27. September, Beratungen, gemeinsamer Mittagstisch und Besichtigungen vorgesehen sind. Helfe jeder, den Tag zu einem eindrucksvollen, denkwürdigen zu gestalten! Unsere Sitzung wird am Dienstag, 15. September, abends 9 Uhr, im Buchgewerbesaale abgehalten. TAGES-ORDNUNG: 1. Eingänge. — Aufnahme neuer Mitglieder. 2. Besprechung der ausgestellten Wettbewerbsarbeiten der Mün chener Typographischen Gesellschaft, der Johannisfest- und der übrigen Drucksachen. Referent: Herr G. Erler. 3. Der erste Vertretertag der deutschen typographischen Ver einigungen und Wahl unserer Abgeordneten. 4. Technische Fragen. — Verschiedenes. Gäste herzlich willkommen! NB. Der Saal ist von 8 Uhr ab geöffnet, außerdem täglich von 11—2 Uhr; die neuesten Fachschriften liegen aus. Der Vorstand Kunst für Schule und Haus Noch vor wenigen Jahren wurden die Bilder Arnold Böcklins in den Kunstausstellungen belacht, und das süßliche Genrebild war das alleinseligmachende. Während man früher in den Stuben des Städters wie des Provinzlers an Wänden nichts anderes fand, aisba nale Oelbilder oder schlechte und triviale Holzschnitte und bis zur Widerlichkeit sentimentale Kupferstiche neben den vergilbten Familienfotografien, ist der ästhetische Geschmack und das künstlerische Empfinden des deutschen Volkes von der mächtig vorwärtsdrängenden Kunst und Literatur zwar nicht bis zur höchsten Feinheit gebildet, aber doch von manchem Vorurteil befreit und ein gut Teil zur künstlerischen Kultur erzogen worden. Die Zeitschriften selbst sind ein Beweis dafür, denn alle, die noch aus jener Zeit herübergekommen sind, haben ein mo dernes Gewand angelegt oder, wo aus Gründen der Pietät und des Herkommens die äußere Erscheinung nicht verändert werden durfte, doch im Innern der modernen Kunst Baum gegebeji. Wir haben jetzt eine schöne Anzahl Kunst- und Familienzeit sehriften, die ihren Lesern nicht nur getreuliehen Bericht in Wort und Bild über die Strömungen und Errungenschaften der Kunst, des Kunstgewerbes und der Literatur erstatten, sondern die auch in verschiedenen Zeitabständen selbst gute und vor treffliche Kunstbeilagen darbieten. Daß die letzteren sich viel fach vorzüglich für Wandschmuck eignen, mag auch dazu bei getragen haben, die alten Oeldruckbilder zu verdrängen. Das größte Verdienst dürften die Künstler aber wohl selbst in Anspruch nehmen. Denn nachdem sie wieder, wie früher die Meister der Renaissance, sich mit den verschiedenen Tech niken der Reproduktion bekannt gemacht haben, die natürlich heutigen Tages teilweise bedeutend verbessert und vefcirert sind, nachdem sich an verschiedenen Orten Künstler ver einigten, um in' eigenen Werkstätten gesammelte Erfahrungen zu neuen Versuchen zu verwerten oder die heut geübten Hand werkstechniken für künstlerische Zwecke zu veredeln und zu erweitern, jist in einigen Jahren ein Born für künstlerischen Wandschmuck geschaffen worden, aus dem zu schöpfen eine Freude ist. Von der Heliogravüre, die nie als Original-Kunstwerk im gewissen Sinne gelten kann, soll hier nicht die Rede sein. Ich will zunächst von dem sprechen, was auf einer Ausstellung in Charlottenburg von Kunstblättern für Schule und Haus vor handen war. In Charlottenburg, das in künstlerischer Hinsicht vielfach segensreich wirkt, hatte die Buch- und Kunsthandlung Golde es unternommen, im Verein mit den städtischen Behörden in verschiedenen Schulen periodisch Kunstblätter vorzuführen, die teils vorzüglich geeignet sind, die Leere und das öde Grau der Klassenzimmer zu beleben und das künstlerische Empfinden, den ästhetischen Sinn, die Farbenfreudigkeit der Kinder zu wecken und zu erziehen, teils aber durch ihre Billigkeit berufen sind, das Schlechte und Banale selbst aus den bescheidensten Wohnräumen zu verdrängen. Das emsige Schaffen des Karlsruher Künstler-Bundes hat der Lithografie, die im täglichen Handwerksdienst fast auf das Niveau der Maschinenarbeit herabgedrückt wurde, wieder jenen geheimnisvollen Glanz verliehen, den man Kunst nennt, und den Karlsruher Künstlern verdanken wir denn auch die ersten Steinzeichnungen. Was der Verlag Teubner inzwischen im Verein mit den Karlsruher und anderen Künstlern Schönes an Original-Lithografien herausgegeben hat, ist so erfüllt vom Dufte der Heimat, spricht so sehr die Sprache unseres Volkes, daß einem beim Anblick der einzelnen Bilder all die lieben Erinne rungen an Kindheit und Reisen, an Märchen und Lieder wieder wach werden. Ob wir durch weite Heide wandern, an einsamen Hünengräbern vorbei, oder durch dunkle Tannen- und Buchen wälder, ob wir im Hafen sind, an der Werft, am Strande oder auf hoher See, ob wir den Rhein entlang wandern, an alten Burgen und Schlössern vorüber, oder an sonnengoldigen Korn feldern liegen und träumen, ob wir zu Füßen der Alpen mit Ehrfurcht die Größe und Schönheit der schneeigen Höhen be wundern oder von hoher Warte herab zu Füßen Schlösser und Täler überschauen, überall leuchtet uns die Liebe zur Heimat entgegen, überall das Leben und Weben unserer Scholle, unserer Herzen. Gerade diese Künstler-Steinzeichnungen sind der beste Schmuck für Schule sowohl wie fürs Haus. Sie haben Leben, weil sie nicht nur farbig sind, sondern die Farben bergen, wie sie der Künstler zeichnete. Auch die farbigen Reproduktionen des Mappenwerkes »Hundert Meister der Gegenwart", die der rührige Verlag E. A. Seemann in Leipzig herausgibt, eignen sich ganz vor trefflich zur Ausstattung der Zimmer, wenn sie für diesen Zweck auch nicht ausschließlich gedacht sind. Sie zeigen gleichzeitig, auf welcher Höhe der Mehrfarben-Buchdruck steht, und wie fein die Harmonie und Tiefe der Farben selbst in der verkleinernden Reproduktion dem Original nahe kommt. Meist in derselben Technik hergestellt sind auch die Sonderdrucke der »Jugend», von denen bereits eine stattliche Sammlung vorliegt. Die Auswahl ist durchaus glücklich: ein zelne Blätter entzücken geradezu durch Innigkeit und seelische Tiefe der Motive sowohl als auch durch die sichere Kompo sition, durch die bildmäßige Wirkung. Es wäre zuviel, aus diesen beiden Sammlungen Einzelnes hervorzuheben; das per sönliche Empfinden der verschiedenen Künstler wird auch auf das der verschiedenen Liebhaber seine besonderen Wirkungen ausüben. Von Schwarzweiß-Blättern seien besonders die Unter nehmungen des Kunstwart« hervorgehoben, der teils in Holz schnitt, teils in Autotypie die Werke der alten und neueren Meister bis Schwind, Alfred Rethel, Ludwig Richter und Böcklin unserem Volke in guten und dabei sehr billigen Blättern bietet. Man vergleiche ein Blatt »Der Tod als Freund» von Rethel oder die »Mona Lisa» Lionardo daVinci’s, die Blätter