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zur Arbeit kommenden Leuten gutes Mittagsmahl bieten zu können, war von den in Birkesdorf gelegenen Firmen Fel. Heb. Schoeller, Gebr. Schoeller und Gebr. Schüll eine Speise anstalt ins Leben gerufen worden, wo gegen geringes Entgelt ein kräftiges Mittagessen aus Suppe, Fleisch, Gemüse und Kar toffeln zu bekommen ist. Der Breis von 25 Pf. deckte kaum die Selbstkosten. Nachdem sich anfangs bis 200 Personen täglich beteiligt hatten, verringerte sich trotz gleichbleibender Güte die Zahl derart, daß die Küche außer Betrieb gesetzt werden mußte. Die Arbeitgeber wissen auch treue Anhänglichkeit und Fleiß zu belohnen, wenn die Not des Alters an die Arbeiter herantritt. Dann werden ihnen von den Fabriken Pen sionen oft bis zu zwei Drittel des Lohnes, oder gar der volle Gehalt weiter gezahlt und ihnen so ein sorgenfreier Lebens abend bescheert. Die Firma Heinr. Aug. Schöller Söhne besitzt z. B. einen Pensionsfonds von 30 000 M. Neben den erwähnten Wohlfahrtseinrichtungen bestehen in Düren öffentliche Armenpflege und ein freiwilliger Armen- verein, die geldliche wie Naturalbeihilfe bieten. Eine von Eduard Hoesch gestiftete Kinderkrippe führt zum Andenken an seine Frau den Namen Maria Apollonia und bezweckt, den im Alter von 14 Tagen bis 3 Jahren stehenden Kindern während der Arbeitszeit der Eltern Pflege und Schutz angedeihen zu lassen. Die Anstalt ist mit einem Kapital von 300 000 M. aus- gestattet, und die Aufnahme der Kinder erfolgt meist kostenfrei. Von 3 Jahren bis zum schulpflichtigen Alter werden die Kinder in Kinderbewahranstalten geschickt, welche vom katholischen und evangelischen Waisenhaus, von der Wilhelm Schüll-Stiftung in Birkesdorf, sowie dem AachenerVerein zur Beförderung der Arbeitsamkeit in den verschiedenen Teilen der Stadt unterhalten werden. Das evangelische Waisenhaus wurde gleichzeitig mit der Kinderkrippe 1885 durch Edmund Hoesch mit einer Stiftung von 300 000 M. gegründet. Eine neue Kleinkinderbewahranstalt ist auf Grund der Stiftung von Walter Hoesch zu Kreuzau eben im Bau begriffen. Die schulpflichtigen Kinder können in ihrer schulfreien Zeit im sog. Knabenhort oder im Mädchenheim untergebracht werden. Diese beiden Anstalten haben den Zweck, den Kindern in der schulfreien Zeit das Elternhaus möglichst zu ersetzen und sie zugleich in Knaben- und Mädchen arbeiten zu unterrichten. Die Aufnahme erfolgt gegen eine wöchentliche Vergütung von 20 Pfennig, die in Armutsfällen erlassen wird. Der Knabenhort, die Cäsar Schoeller-Stiftung verfügt über ein Kapital von 90 000 M., das Mädchenheim, die Alexander Schoeller-Stiftung, über ein solches von 100 000 M. Die Paulinen-Schule, eine Stiftung der Kinder von Frau Oskar Schüll, Pauline, geb. Schüll, bezweckt, jungen Mädchen Unter richt im Nähen, Handarbeiten etc. zu geben und erfreut sich regen Zuspruchs. Hierher gehören auch die Stiftung der Ehe gatten Kommerzienrat Fel. Hch. Schoeller und Maria, geb. Schüll, zum Besten der Oberrealschule, jetzt Realgymnasium, im Betrage von 60000 M., sowie die Stiftung des zum Andenken an die genannten Ehegatten von deren Erben errichteten Evangelischen Gemeindehauses im Werte von 140 000 M. Diesem reichen Kranze von Wohltätigkeitsanstalten reihen sich zwei Krankenhäuser an, von denen eines durch die Wilhelm Schüll-Stiftung in Birkesdorf ins Leben gerufen, das andere von Herrn Benno Schoeller der Gemeinde Lendersdorf zum Geschenk gemacht wurde. VI. Schlußwort Wir sehen, wie die Dürener Papierindustrie nicht nur darauf ausgeht, privatwirtschaftlich zu wirken, sondern auch für die Gemeinde wirtschaft und das Volkswohl arbeitet. So möge ihr denn auch in Zukunft unter dem Schutze einer geordneten Regierung und geregelter Handelsbeziehungen gedeihliche Entwickelung beschieden sein, möge sie das Altgewordene erhalten, befestigen und mehr und mehr ausdehnen! Gründer und Präsident derselben, Herr Garrett Schenck (früher Gründer und Leiter der mächtigen Papier- und Zellstofffabriken in Rumford Falls, welche Fabriken an die »International Paper Co.« verkauft wurden), mit seinem Genie und seiner bewunderungswerten Tatkraft nicht ein Untergebener des ebenfalls sehr genialen Präsidenten der •International Paper Co.«, des Herrn Hugh Chisholm, bleiben wollte, daher austrat und diese mächtige Konkurrenz schuf. Beide Herren sind seif made men. Schenck, ein Sohn deutscher Eltern, lief als 12jähriger Junge seinen Eltern davon, Chisholm war Zeitungsjunge mit Edison zusammen auf einer Eisenbahnlinie, er verschaffte sich nach und nach das alleinige Recht, Zeitungen auf verschiedenen Linien zu verkaufen, und hat noch heute dieses Privilegium; nur besitzt er jetzt auch etliche Eisenbahnlinien und ist Hauptbeteiligter an den Fabriken, welche das Papier jener Zeitungen herstellen. Auch die White Mountain Paper Co. mit ihren 20 Papiermaschinen, die noch vor ihrer Vollendung in Konkurs geraten ist, verdankt ihre Gründung dem Bestreben des Herrn John C. Morgan, sich aus der ungewohnten Stellung eines Untergebenen des Herrn Chisholm in eine selbständige Herrscherstellung emporzuschwingen, ähnlich der jenigen, die er früher hatte, als seine Fabrik in Niagara Falls noch nicht der International Paper Co. gehörte. Uebrigens entspricht es nicht der Wahrheit, daß dieser Herr Morgan sofort ein teures Marmor gebäude für sein Kontor errichten ließ, im Gegenteil, die Zeichner wurden in dem Heuboden eines alten Pferdestalls, und Herr Morgan mit seinen besseren Beamten, Direktoren usw., in einem sehr ärm lichen Landhäuschen untergebracht, vor allen Dingen wurde der Bau der Fabrikgebäude beschleunigt. Das plötzliche Sinken aller Aktien- Kurse in Amerika machte es bisher unmöglich, das zur Vollendung des Baues nötige Geld aufzutreiben, jetzt hat die Gesellschaft 8 Kon kursverwalter und eine Armee Rechtsanwälte, diese werden schon ihre Taschen zu füllen verstehen, ehe an Vollendung des Baues zu denken sein wird. Zu der International Paper Co. gehören auch die Fabriken der ehemaligen Remington Paper Co. Der junge Remington leitete noch eine Zeit nach dem Verkaufe diese Fabriken für die International Paper Co., jetzt hat er zwei neue schöne Fabriken selbst gebaut und seine International Paper Co.-Aktien zu gutem Kurs verkauft. Das selbe haben alle anderen Eingeweihten getan, weshalb, wie auch die Papier-Zeitung in Nr. 69 berichtet, jetzt die Aktien sehr niedrig stehen. Mr. Hosford, Generaldirektor der ebenfalls in Nr. 69 erwähnten Union Bag Co. mit ihren verschiedenen, teilweise noch geplanten Fabriken in den Vereinigten Staaten und bedeutenden Wasserfällen in Kanada, war ebenfalls ein Untergebener der International Paper Co., früher selbständiger Leiter der später an die International Paper Co. verkauften Fabriken in Berlin Falls, N. H. So erging es mehreren Besitzern von Papierfabriken, die durch den Verkauf ihrer Fabriken an die International Paper Co. ein gutes Geschäft gemacht haben, viel leicht auch gern in der Großstadt New York leben wollten, aber doch so sehr an der Freiheit und Selbständigkeit hängen, daß sie diese durch Gründung von Fabriken — zum Teil in Kanada — wieder zu erringen und ihr Geld gewinnbringender anzulegen suchen. Die gesteigerte Ausfuhr und der in Amerika bedeutend schneller als in Deutschland wachsende inländische Verbrauch haben bisher zu große Preisdrückerei verhindert, ewig kann das aber nicht anhalten, und es ist weise, daß Deutschland sich durch entsprechenden Zoll davor schützt, unter den Folgen der unklugen und sinnlosen Gründungslust der Amerikaner zu sehr zu leiden. Wünschenswert aber dürfte es sein, den Amerikanern abzugucken: ihre praktischen Einrichtungen und Maschinen, ihr Bestreben, alles Hantiren und Her umtragen von Rohstoffen und fertigem Erzeugnis zu vermeiden, ihre Gewohnheit, in jeder Fabrik nur eine bestimmte Sorte Papier zu machen und zwar diejenige, zu welcher sie ihre natürliche Lage besonders ge eignet macht. Der Deutsche soll vom Amerikaner lernen, daß es weise ist, altmodische Maschinen auf den Trümmerhaufen zu werfen und keine Ausgabe aus kleinlicher Sparsamkeit zu scheuen, die es ermöglicht, an der Spitze zu bleiben. Dann wird der Deutsche auch nicht un nötig hoher, schädlicher Zölle bedürfen. Amerika gibt uns viel zu lernen an seinen Schwächen sowohl als an seinen Vorzügen. Y. Fabrikation von Lichtpauspapieren Von Dr. Lux (Fortsetzung zu Nr. 72) I. Negatives Lichtpausverfahren *) Eiseiiblau-Verfahren Amerikanische Verbände des Papierfachs Nr. 69 der Papier-Zeitung brachte eine sehr wahrheitsgetreue und lehrreiche Schilderung der amerikanischen Verbände (Trusts) des Papierfachs. Mit Recht wurde erwähnt, daß der älteste und mächtigste Verband die »International Paper Co.« sei, doch wurde die lehrreiche Tatsache nicht hervorgehoben, daß gerade dieser Verband, welcher dazu bestimmt war, die Preise des Druckpapiers zu festigen und der Willkür der Druckereien ein Ziel zu setzen, die meisten neuen Fabriken, die in dem genannten Aufsatz auch zum Teil erwähnt werden, ins Leben gerufen hat, allerdings nicht beabsichtigt oder unmittelbar. Die »Great Northern Paper Co.« mit ihren 10 Papier maschinen in Millinnocket und wohl der gleichen Anzahl neuester Maschinen in Madison verdankt .ihr Entstehen der Tatsache, daß der Aufträgen der lichtempfindlichen Lösung. Bei fabrikmäßiger Erzeugung von Lichtpäuspapieren kommt nur das Aufträgen mittels Maschinen in Betracht. Die Handpräparation kleinerer Mengen für Versuchszwecke wurde bereits in voriger Nummer beschrieben. Der Auftrag muß ganz gleichmäßig sein, die Flüssigkeit darf weder zu tief in das Papier einsinken, noch ganz auf der Oberfläche bleiben. Auch muß das Papier nach dem Auftrag möglichst schnell getrocknet werden. Diesen An forderungen entsprechend muß auch eine gute Maschine gebaut sein, auch müssen Vorrichtungen vorhanden sein, welche ge. *) Obige Ueberschrift hätte auch zur Fortsetzung in Nr. 72 gehört, die irrtümlich anders überschrieben war.