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© 2518 Buchgewerbe Buchbinderei * * Buchdruck *** *** Buchhandel *** Steindruck Eingesandte Werke finden Besprechung Sachliche Mitteilungen finden kostenfreie Aufnahme Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung Moderner Satz »Herr Z., bitte veranlassen Sie unseren Akzidenzsetzer Y., sich auch • mit den neueren Bestrebungen in seinem Fache vertraut zu machen«, sagt der Buchdruckereibesitzer X. zu seinem Disponenten. »Von überseeischen Geschäftsfreunden bekommen wir oft neuartig ausgestattete Kataloge oder Prospekte, die bei aller Einfachheit durch frische Farben, zweckmäßige und schöne Satzanordnung, und ich weiß nicht wodurch sonst noch, einen eigenartigen, anheimelnden Reiz ausüben; ich wünsche, daß wir ähnliche Arbeiten liefern, da ich aus Aeußerungen von Bekannten schließen kann, damit eher unter unserer besseren Kundschaft Beifall zu finden. Von unseren Arbeiten aus den letzten Jahren möchte ich nicht eine eingerahmt haben.« — Nichts leichter als das, denkt der Akzidenzsetzer, als ihm die Weisung übermittelt wird, schon im voraus überzeugt, daß der Chef von seiner »verrückten Amerikamaniee, wie im letzten Heft der einzigen Fach schrift, die er seit 15 Jahren hält, so schön ausgeführt war, geheilt wird. Unter den Manuskript-Eingängen befindet sich der Jahresbericht erscheint die Leistung von Beispiel 3, die in der verkleinerten Aus führung nur ähnlich wiedergegeben werden kann. Auch diese Arbeit befriedigt den Auftraggeber nicht; man wünsche nicht die veraltete, sondern eine vornehme, kaufmännische Ausführung. Der Chef, wenn auch nicht Fachmann, fühlt die Berechtigung dieser Wünsche sehr wohl; er beschließt, insgeheim einmal den Urheber des Titels um Rat zu bitten. In liebenswürdiger Weise ist Herr Architekt H. hierzu bereit und schreibt nach der Schriftprobe der Gießerei — in dem Buche sind die vorhandenen »Schriftfamilien« an gegeben, ein Druckereiprobenbuch ist nicht vorhanden, es sei dies eine unrentable Arbeit, sagte Herr X. — für die einzelnen Zeilen bestimmte Grade einer Schrift vor und klebt mit den erhaltenen Abzügen ein Schema, das in der Setzerei mit einem geringschätzigen Lächeln aufgenommen und mit gönnerhafter Miene ausgeführt wurde. Der Handelskammer gefiel die Arbeit, der Chef fand Titel und Plakat sogar echt amerikanisch, ganz seinem Gefühl entsprechend. Bei der modernen Richtung muß von Regeln abgesehen und die Schönheit als Gesetz aufgestellt werden, ich unterlasse es deshalb, Beispiel 1 JAHRESBERICHT DER Römifche... q t o li f d? e n Gemeinde . . SA CHSENHA US EN HERAUSGEGEBEN VON DR. ABT. 7 Beispiel 2 Jjabresbericbt der Römisch-Katboliscben Gemeinde Sachsenhausen * fierausgegeben von Dr. Hbt einer Kirchengemeinde. Das Textmanuskript wandert zum Kollegen an der Setzmaschine, den Titel übernimmt Y. selbst, um denselben nach berühmten Mustern »amerikanisch« zu setzen. Nach kurzer Zeit liegen Abzüge vor, auf denen vorstehendes Arrangement sichtbar ist. Dem Chef erscheint die Arbeit allerdings etwas sehr amerikanisch, trotzdem läßt er die Abzüge weitergehen. Aber schon mit der Post am nächsten Morgen kommt der Abzug zurück mit der Bemerkung, die Form sei für den Zweck doch zu wenig würdig, es sähe zu ge zwungen aus, man möge doch eine dem kirchlichen Charakter sich anpassende Schrift wählen und die Zeilen aus einer entsprechenden Größe setzen, das Arrangement wolle ein Architekt aus dem Presbyterium bewerkstelligen. Der Genannte brachte das Schema Beispiel 2. Der Akzidenzsetzer fand die Sperrung falsch, weil nicht den Regeln entsprechend, denn der Text müsse doch auf dem Raume verteilt werden, auch sei das nicht amerikanisch, kurz und gut, die Arbeit gefiel Keinem, bloß dem Chef. Dann kam ein Plakat für die Handelskammer. »Recht hübsch setzen« hatte der Chef auf dem Auftrag-Begleitzettel vermerken lassen, weil er den Einfluß der, mit guter Ausführung hierbei verbundenen Geschäftsempfehlung nicht unterschätzte. Der Setzer nimmt die schönste Einfassung zu Hilfe, baut einen zweifarbigen Satz, und es aus vorstehenden Ausführungen Folgerungen zu ziehen, weil einer der größten Stilisten der Neuzeit, Friedrich Nietzsche, schrieb: »Es ist nicht artig und klug, seinen Lesern die leichteren Einwände vorweg- zunehmen, aber sehr artig und sehr klug, ihnen zu überlassen, die letzte Quintessenz der Weisheit selbst auszusprechen.« 0. Pester Anlegeapparate oder Punktur? Jede Neuheit, selbst die beste, muß sich ihre Geltung erst erobern, das bestätigt sich auch bei den Anlegeapparaten. In einem Betriebe macht man mit diesen die besten Erfahrungen und ist froh, gegen die Willkür der Anlegerinnen und andere Unannehmlichkeiten geschützt zu sein, während man in anderen Betrieben nach kurzen Versuchen, auf die Behauptung der Maschinenmeister hin, mit den Anlegeapparaten sei bei mehr maligem Anlegen kein passendes Register zu erzielen, von der Anschaffung absieht. Die »Fehler« haben aber nicht im Apparate ihren Grund, sondern in deren unrichtiger Be dienung. Wie kann man mit einem Anlegeapparat unbedingt genaues