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Welt-Ausstellung St. Louis 1904 Wir hören aus Amerika, daß diese zweite amerikanische Welt-Ausstellung ihre Vorgängerin (Chicago 1893) an Groß artigkeit noch übertreffen wird. An Mitteln sind 25 Millionen Dollar vorhanden, die aus folgenden Quellen stammen: Ver. Staaten, v. Amerika . . . 10 Millionen Dollar Staat Missouri 5 „ „ Stadt St. Louis 5 „ „ Andere Staaten, Privatleute . . 5 „ ,, Mit 105 Millionen Mark läßt sich schon etwas leisten! Kunstdruckpapier in Amerika Vor kurzem hatten wir den Besuch des Herrn Peter G. Thomson, Präsident der Champion Coated Paper Co. in Hamilton, Ohio, der die Gesellschaft gegründet hat und den größten Teil der Aktien besitzt. Die Fabrik in Hamilton er zeugt ihr Papier auf 6 Maschinen von 130" (3.25 m) Breite und versieht dasselbe mit Chromostrich, größtenteils auf beiden Seiten, weil es in Amerika zum Druck illustrirter Zeitschriften dient. Sie liefert 250 000 Pfund (110 000 kg) Kunstdruck papier und erzeugt 12 000 Pfund (5000 kg) Kasein täglich. Letzteres gewinnt sie im Westen Amerikas aus dort beinahe wertloser Magermilch. Sie setzt in London, England jährlich für etwa 500 000 Dollar (2 200 000 M.) von ihren Erzeugnissen ab, kann aber nach Deutschland wegen des Eingangszolls und der guten inländischen Erzeugung nichts verkaufen. Da sie im Jahre 3’/ Millionen Dollar (15 000 000 M.) umsetzt, ist sie jedenfalls die bedeutendste Fabrik von Kunstdruckpapier und dürfte mit ihren 6 Papiermaschinen auch zu den leistungs fähigsten Fein-Papierfabriken gehören. Fotografisches Papier Seit ungefähr einem Jahrzehnt hat sieh in der Fabrikation fotografischer Papiere eine großartige I Jmwälzung vollzögen. In der frühesten Zeit der Fotografie war sie nur wenigen dienstbar. Jede Aufnahme lieferte unter großen Schwierig keiten ein Bild, das den Besitzer in negativer Erscheinung darstellte, denn das positive Bild erschien erst, als man gelernt hatte, das Glasnegativ zu vervielfältigen. Als Ver vielfältigungsträger verwendete man Papier, das man durch geeignete Behandlung mit Chlorsilber vorbereitete. Das Papier wurde mit einem Stärkekleister (Arrow-root), der mit Chlor salzen versetzt war, überstrichen, dann ließ man .dieses Papier auf einer Lösung von salpetersaurem Silber mit der gestrichenen Schicht nach unten schwimmen, und das hierbei in der Schicht gebildete Chlorsilber bildete die lichtempfindliche Schicht für das zu kopirende Bild. Man kannte zu jener Zeit die Negativ- Retusche noch nicht, und so war die Herstellung der einzelnen Kopien immerhin zeitraubend und kostspielig. Außerdem wurden diese Kopien nur in größeren Formaten hergestellt, und man verlangte von dem Retuschör eine außerordentliche Geschicklichkeit. Eine Wendung trat ein, als man die negative Retusche einführte, und von großer Bedeutung hierfür war die Erfindung des Albuminpapiers. Die negative Retusche ge stattete weitgehendste Verwendung des Albuminpapiers, und die Fotografie gelangte durch Verbilligung in die breiteren Schichten des Volkes. Die Fabrikation des Albuminpapiers geschieht in der Weise, daß geeignete Rohpapiere mit einer oder mehreren Schichten von mit Chlorsalzen versehenem Albumin überzogen werden. Als Unterlagspapiere nimmt man größtenteils Rives- oder Steinbachpapiere, über die ich in Nrn. 28 und 32 von 1901 unter dem Titel »Fotografische Roh papiere« berichtete. Nachdem das Eiweiß vom Dotter getrennt ist, schlägt man es zu Schaum und läßt es einige Tage zur Klärung in großen Gefäßen stehen. Einige Fabriken- ver wenden dieses geklärte und gereinigte Eiweiß nun sofort, andere tun dies erst, wenn es eine Art Gärung durchgemacht hat. Man benötigt zu 1000 Bg. Albuminpapier im Formate 50x62 cm etwa 10 Liter Albuminlösung, die man aus 330 bis 350 frischen Eiern gewinnt. Die gereinigte Albuminlösung versetzt man mit Chlorsalzen, Farben usw. und trägt sie auf das Papier auf. Man verwendet größtenteils Chlorammonium oder Chlornatrium, seltener Chlorbarium. Die Güte des Chlorides hat jedoch weniger Einfluß als seine Menge. Während Albumin mit großem Chloridgehalt sehr empfindlich ist und weiche Kopien gibt, liefert solches mit geringerem Chloridgehalt weniger empfindliches aber feuriger kopirendes Papier. Man setze der Albuminmasse wenn nötig etwas Zitronensäure zu, um sie flüssiger zu machen und die Haltbarkeit des Papiers nach dem Silbern zu erhöhen. Je weniger Wasser man dem Albumin zusetzt, desto größeren Glanz bekommt die Schicht, jedoch wird das Ueberziehen des Papiers schwieriger. Die Färbung erfolgt mit möglichst licht beständigen Anilinfarben (Methylviolet, Methylenblau usw.). Beim Schwimmenlassen des Papiers auf der Albuminlösung muß man sich vor Luftbläschen sorgfältig in Acht nehmen. Etwa entstehende Bläschen läßt man durch ruhiges Stehen an die Oberfläche aufsteigen und streift sie mit Fließpapier ab. ' Dann nimmt man das Papier vorsichtig ab, läßt es abtropfen und hängt es zum Trocknen auf. Diese Trocknung muß zur Erzielung schönen Glanzes möglichst rasch erfolgen. Hierauf satinirt man das Papier zwischen polirten Zinkplatten unter hohem Drucke und behandelt es nochmals wie beschrieben mit der Albuminlösung. Nach nochmaligem Satiniren wird das Papier beschnitten, sortirt und verpackt. Beobachtung der größten Sauberkeit bei den beschriebenen Arbeiten ist uner läßlich. Wenn das Papier an einem kühlen, nicht zu trockenen Platz aufbewahrt wird, hält es sich sehr lange unverändert. Als Verpackungsmittel tut Wachspapier gute Dienste, da hierin das Papier an den Rändern nicht austrocknet und ausbleicht. Flache Verpackung ist dem Rollen vorzuziehen, da gerolltes Albuminpapier leicht Risse bekommt, die störend wirken. Ist man gezwungen, dasselbe zu rollen, so nehme man die Albuminschicht nach außen. Das Papier muß vor Gebrauch erst gesilbert werden, kommt jedoch auch schon gesilbert in den Handel. Jahrzehnte hindurch wurde die Fabrikation hauptsächlich von Dresdner Fabriken betrieben, die sich später zu einer Aktien-Gesellschaft vereinigten. Die Mängel des Albuminpapiers führten schließlich zu dem Bestreben, an seine Stelle ein Papier zu setzen, das den notwendigen Ansprüchen mehr entsprach. Schon in den 60er Jahren kamen Emulsionspapiere in den Handel, die dem Albuminpapier in jeder Beziehung überlegen waren. Neue Mängel waren aber vorhanden, sodaß man an allgemeine Ein führung nicht dachte, und so lebte dieses neue Verfahren im Ver borgenen weiter. Das Haupthindernis des V orwärtskommens war der Mangel geeigneten Unterlagpapiers, das die fotografische Emulsionsschicht in den verschiedenen Bädern und Wässern des fotografischen Prozesses fest hielt, die Schicht schwamm größten teils ganz oder stückweise davon. Jahrelange Bemühungen der beteiligten Fabriken brachten es Anfang des vergangenen Jahrzehnts dahin, daß ein taugliches Papier in der Form von passendem Barytpapier geschaffen wurde. In Nr. 44 von 1900 wurde über Barytpapier berichtet. Wir zählen heute in Deutschland wohl 30 Fabriken, die Emulsionspapiere aller Art herstellen, und selbst die Albuminpapier-Fabriken mußten sich zur Aufnahme des neuen Verfahrens entschließen. Der außer ordentlich gestiegene Bedarf, der hauptsächlich durch die Amateurfotografie herbeigeführt wurde, hat in allen Ländern Fabriken fotografischer Papiere entstehen lassen. Die jährliche Erzeugung fotografischerPapiere zählt heute nach vielen Millionen von Mark und ist noch in steter Zunahme begriffen. Wenn man bei Beginn der Fabrikation von Emulsionspapieren deren Herstellung in einzelnen Bogen vornahm, die man mit Hand guß herstellte, so kam man doch bald darauf, das Papier in ganzen Rollen herzustellen und baute hierfür passende Maschinen. Diese Maschinen wurden von Aug. Koebig, Rade beul-Dresden, und von Ford. Flinsch, A.-G., Offenbach a. M. geliefert. Beide Systeme unterscheiden sieh dadurch, daß das erstere mit Tauchvorrichtung, das letztere mit Gieß vorrichtung arbeitet. Am meisten sind wohl die Tauch- maschinell von Koebig angewendet. Außer vielen praktischen Vorzügen half dem Emulsionspapier seine leichte Verarbeitung zur schnellen Einführung. Der Verbraucher kann seine Kopien auf dem fertig zum Gebrauch bezogenen Papier an fertigen. Er kann auch seine fertigen Kopien erst am Schlüsse der Woche tonen, ohne befürchten zu müssen, daß ihm die Kopien bereits am zweiten Tage gelb werden, was beim Albu minpapier der Fall ist. Außerdem fehlt der unangenehme Ge ruch, der dem Albuminpapier anhaftet. Das Emulsionspapier ist mindestens eine Woche lang gut haltbar, läßt sich aber auch später noch gut verarbeiten, gewährt also bedeutende Vorteile. Frisch bereitetes Papier kopirt etwas schneller als älteres. Die Aufbewahrung muß an einem kühlen, nicht zu trockenen Raume gut verpackt geschehen. Die Herstellung der Emulsion, mit der das Barytpapier über-