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Nr. 69 PAPIER-ZEITUNG 2443 Um den gereinigten Zellstoff genau zu wägen, sollte man die Probe in einem Exsikkator über Phosphorpentoxid bei 60° C. trocknen. Für die Ermittlung des Zellstoffgehalts in verholzten Fasern, ist Müllers Verfahren, d. h. abwechselnde Behandlung mit Bromwasser und Ammoniak, besser als Schultzes Verfahren. Will man jedoch vollkommen reinen Zellstoff erhalten, so muss die Müller’sche Behandlung 8 Tage lang fortgesetzt werden. Auch wird der Zellstoff von Brom angegriffen. Verfasser empfiehlt hierfür eine Korrektur im Betrag von 3 pCt. Da die bisher bekannten genauen Zellstoff-Bestimmungs- Verfahren so umständlich und zeitraubend sind, dass man sie in der Fabrik-Praxis nicht anwenden kann, schlägt Verfasser für rasche Ermittlung des Zellstoffgehalts ein kolorimetrisohes, d. h. solches Verfahren vor, bei dem die Reinheit eines Zell stoffs nach der Bräunung einer bestimmten Menge konzentrirter Schwefelsäure durch eine bestimmte Menge des Zellstoffs be urteilt wird. Je grösser die Bräunung, umso unreiner der Zellstoff. Die Prüfung wird wie folgt ausgeführt: 22 Milligramm der Probe (entsprechend 20 mg absolut trocknet Faser) werden unter Umrühren in 20 cbcm konzentrirter Schwefelsäure ge löst. Vergleichsfarben werden hergestellt durch Lösung in gleicher Art vön Fasern, deren Zellstoffgehalt nach einem der genauen, aber umständlichen Verfahren bestimmt wurde. Man verdünnt die Lösung der zu untersuchenden Probe mit Alkohol so lange, bis sie dieselbe Farbe hat wie das Muster von be stimmtem Zellstoffgehalt. Man berechnet dann aus dem Ver hältnis der Rauminhalte den Prozentgehalt an Zellstoff oder Nicht-Zellstoff (Verunreinigungen) usw. Die Ergebnisse sollen auf 0,1 pCt. genau sein. Maschinenglätte von Rotationsdruckpapier Wir haben trage 4411 in Nr. 49 (Fehler in Rotationsdruckpapier) gestellt und erwidern auf die Antwort Ihres Fachmitarbeiters wie folgt: Je weicher und klangloser Zeitungsrotationsdruckpapier aus fällt, desto begehrter ist es von unserem Hauptabnehmer, welcher mit 2 Rotations-Zwillingsmaschinen mit sehr raschem Gang monatlich 12 Doppelwaggons von unserem Papier verarbeitet. Unser Kon kurrenzfabrikat, das besser geleimt ist. und mehr Klang hat, ist weit weniger begehrt, da es weniger druckempfänglich ist als unser Fabrikat. Als Muster wurde uns s. Zt. das Papier der Münchener Neuesten Nachrichten vorgelegt, welches bekanntlich ausserordentlich weich und lappig aber sehr druckempfänglich ist. Unsere Trocken partie ist in bester Ordnung, die Zylinder und die Glattwalzen sind absolut blank, Zeichnung derselben legen wir bei, ebenso Muster unserer Harzseife nnd unseres Harzleimes. Wir leimen mit 1550 g amerik. E. Harz und 1600 g la Schwefels. Tonerde auf 100 Kilo Papier bei kalkfreiem Fabrikationswasser. Angenehm wäre es uns, wenn Ihr Herr Mitarbeiter in die Trocken partie-Zeichnung einskizziren wollte, wo und wie die Andrückwalzen, die er erwähnt, zu montiren wären, damit sie die Filze nicht kauen. Papierfabrik X. Antwort eines Fach-Mitarbeiters: Das erwähnte Zeitungsdruckpapier der M. N. N., welches der Abnehmer als besonders gut druckfähig erklärte, habe ich nebst dem Erzeugnis des Fragestellers geprüft und folgendes festgestellt: Das Papier der M. N. N. enthält feineren, schmierigeren Holzschliff; Leimung und Füllstoffgehalt beider Papiere sind nur unmerklich verschieden. Die bessere Druck fähigkeit des Konkurrenz-Fabrikates dürfte demnach dem Ge halt an geeigneterem Holzschliff zuzuschreiben sein, vielleicht wird das M. N. N.-Papier ausserdem mit einem dem Verwen dungszweck besser entsprechenden Feuchtigkeitsgehalt ver sehen. Dies vermute ich aus dem Grunde, weil das Papier der M. N. N. zwar keine besonders schöne, jedoch durchwegs gleichmässige Maschinenglätte aufweist und sich zart, sammet artig anfühlt. Diese Eigenschaft ist bei Druckpapier nur er reichbar, wenn die Papierbahn gleichmässig dick, möglichst mit Anwendung eines Egoutteurs gearbeitet, egal getrocknet, gut geglättet und dann entsprechend gefeuchtet wird. Aus der mir vorliegenden Zeichnung der Trockenpartie ergibt sich, dass die Trockenfläche vor der Feuchtglätte (6 Zylinder von 1200 und 1250 cm Dm.) zu gross und hinter der Feuchtglätte (1 Zylinder von 1500 cm Dm.) zu klein ist. Dadurch wird es unmöglich, die Papierbahn beständig mit dem erforderlichen Feuchtigkeitsgehalt durch die Feucht glättwalzen zu führen. Meist wird die Papierbahn auf dieser Maschine, wenn sie die Feuchtglätte passirt, schon zu trocken und zu hart sein, sodass die Wirkung der Feuchtglätte nicht mehr voll zur Geltung kommt. Ferner führt Fragesteller die Papierbahn, ohne sie vorher zu feuchten (wenigstens ist aus der Zeichnung keine Feucht vorrichtung ersichtlich), vom letzten Trockenzylinder durch das Satinirwerk. Dadurch wird die Wirkung des Satinirwerks vereitelt. Das Papier muss den letzten Zylinder völlig trocken verlassen, nimmt aber in diesem Zustande, weil hart und spröde, selbst bei Anwendung von hohem Druck keine oder nur geringe Glätte an. Vor allem muss demnach Fragesteller, da die Trockenfläche vor und hinter der Feuchtglätte nicht ohne weiteres geändert werden kann, zwischem den letzten Trockenzylinder und das Satinirwerk eine gute Feuchtvorrichtung einschalten. Dadurch wird die Wirkung des Satinirwerkes sehr unterstützt, die Maschinenglätte besser und gleichmässiger. Dem Wunsche entsprechend skizzirte ich beistehend in die schematische Darstellung von Fragestellers drei ersten Trocken zylindern Andrückwalzen an jenen Stellen, an welchen die Maschinenglätte am wirkungsvollsten zu heben ist und wo die Andrückwalzen örtlichen Verhältnissen entsprechend am wenigsten hinderlich sind. Die Andrückwalze I auf dem obern, nackt laufenden Zy linder soll eine Papierwalze sein und muss mit einem leicht anliegenden Schaber versehen werden, damit sie stets rein bleibt und sich beim Aufführen usw. nicht mit Papier um wickeln kann. Walzen II und III, die auf dem Trockenfilz liegen, nimmt man aus Eisen (etwa ausrangirte Presswalzen), und überzieht sie mit dickem Manchon. Man muss alle Andrückwalzen mittels Schutzleisten an ihrer Einlaufstelle abdecken, damit Unglücks fälle vermieden werden. Sehr wichtig ist zweckmässige Lagerung der Andrückwalzen, davon hängt ihre befriedigende Wirkung hauptsächlich ab. Nach allgemeinen Grundsätzen der Mechanik können Papierbahn und Trockenfilz nur dann mit gleichmässiger Spannung zwischen zwei Walzen hindurchgeführt werden, wenn deren Mittellinien parallel sind, und der Druck der beiden Walzen gegen einander längs ihrer ganzen Berührungslinie gleichmässig verteilt ist. Bliebe diese Tatsache bei Einschal tung von Andrückwalzen unberücksichtigt, so müssten die Trockenfilze »kauen« und die Papierbahn Falten bilden. Um die Vorteile der Anwendung von Andrückwalzen ge niessen zu können, ohne von störenden Begleiterscheinungen belästigt zu werden, müssen demnach die Andrückwalzen wie folgt gelagert sein: a) Die Mittellinien der Trockenzylinder und der Andrück walzen müssen sich genau und ohne Zeitverlust parallel stellen lassen. b) Die Andrückwalzen dürfen nicht zwangsläufig gelagert sein, damit unnötige Reibung vermieden wird, und der Walzen körper seiner ganzen Länge nach einen gleichmässigen Druck auf seine Unterlage ausübt. c) Der Druck, der durch das Eigengewicht der Andrück-