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Nr. 54 PAPIER ZEITUNG 1897 ist fürs Papier immer sehr gefährlich. Nichts macht das Papier so rasch brüchig wie die geringsten Spuren von freier Säure. Natriumbisulfat hat beim Leimen von Papier alle Vorteile der freien Schwefelsäure und keinen der Nachteile. Ferner ist Bisulfat sozusagen wertlos und wesentlich billiger als Schwefelsäure. Ein Kilo Bisulfat ersetzt nahezu oder ist für die Fällung gleichwertig mit drei Kilo schwefel saurer Tonerde. Bei Papieren, die mit möglichst wenig (2,5 bis 3,5 pCt) Harz geleimt werden sollen, ersetze ich nur die Hälfte der schwefelsauren Tonerde durch Bisulfat, nehme also ein Sechstel Bisulfat für ein Halb schwefelsaure Tonerde. Harz gibt dem Papier Festigkeit, Griff und haltbare Glätte. Nun ist auch in billigsten Papieren mit Bisulfat gefälltes Harz billiger als das Papier selbst, Harz ist also ein gutes Beschwerungs mittel, welches auch die totgemahlenen Fasern sowie die Füll stoffe zurückhält. Daher ist es für den Fabrikanten gewöhn licher Papiere vorteilhafter mit mehr Harz zu leimen als mit möglichst wenig Harz. Leimt man mit 5 bis 6 pCt. Harz und darüber, so kann man drei Viertel der schwefelsauren Ton erde durch Bisulfat ersetzen oder nur mit Bisulfat leimen. Sollte der geringe Eisengehalt des Bisulfats hinderlich er scheinen, so kann, da Bisulfat immer in verdünnter Lösung angewandt wird, das bischen Eisen durch Zusatz von gelbem Blutlaagensalz ausgefällt werden. Das sich bildende Berliner blau setzt sich zu Boden und kann als Farbe Verwendung finden. Der Zusatz von Bisulfat geschieht karz vor dem Leeren der Holländer, oder man gibt es erst in die Stoffbütte, wodurch der Gefahr, dass die Holländermesser angegriffen werden könnten, vorgebeugt wird. Brennwert der Sulfitzellstoff-Ablaugen Emil Nemetby in Arad, Ungarn, gelangt auf Grund der mittleren chemischen Zusammensetzung der Sulfit-Ablaagen in Nr. 18 des Zentralblatts f. d. österr.-ungar. Papier-Industrie zu folgenden Ergebnissen: »Die brennbaren Substanzen der Sulfitetoff-Ablaugen sind imstande, 75 pCt. der zum vollständigen Eindampfen der Ablaugen nötigen Wärmemenge zu entwickeln, und zwar bei einfacher Verdampfung, bei welcher der entwickelte Dampf entweicht, ohne selbst weiter aus genutzt zu werden. Wird aber dieser Dampf wieder zum weiteren Konzentriren der Ablauge benutzt, wie dies bei Anlagen mit mehrfacher Verdampfung der Fall ist, so ist die in den Ablaugen enthaltene Wärmemenge mehr als genügend, um dieselben sozusagen mit sich selbst ein zudampfen und zu verbrennen. Immerhin wird es bei dem oben berechneten günstigen Verhältnis von 75 pCt. auch mit ganz einfachen Verbrennungs-Anlagen möglich sein, die Ablaugen fast kostenlos vollständig zu vernichten, wenn man hierzu auch die in Sulfitstoff-Fabriken sonst noch verfügbaren Wärme quellen heranzieht. Ich weise diesbezüglich nur auf die im Abdampf der Kocher und in den Abfällen der Holzputzerei disponiblen Wärme mengen hin, welche in vielen Zellstofffabriken noch garnicht oder nur unvollkommen ausgenutzt werden.« Bei dieser Berechnung ist angenommen, dass zur Ver dampfung von 1 kg Wasser aus Sulfit-Abi äuge ebensoviel Wärme nötig sei wie zur Verdampfung der gleichen Menge aus reinem Wasser. Diese Annahme erscheint nicht gerecht fertigt, denn bei fortschreitendem Eindicken gibt der Ablaugen- Rückstand das Wasser so schwer ab, dass zum Trocknen weit mehr Wärme nötig wird, als die Rechnung ergibt. Ferner dürften vergleichende Heizversuche mit dem Trockenrückstand der Ablauge und mit üblichen Brennstoffen von 4500 Kalorien Heizwert (Braunkohle, Torf, Holz) ergeben, dass der Ablaugen-Rückstand diese Brennstoffe bei weitem nicht ersetzen kann. Diese Erwägungen zeigen, dass die Schlussfolgerungen Herrn Nmethy’s über das Ziel schiessen. Es wäre weit ge fehlt, wenn auf Grund der N.'sehen Berechnungen die Gewerbe- Behörden den ohnehin vielgeplagten Sulfitstoff-Fabrikanten die »kostenlose« Vernichtung ihrer Ablaugen vorschrieben. Erfahrungsgemäss schliessen die Salfitstoff-Fabrikanten ihre Anlagen, wenn ihnen die Einäscherung ihrer Ablaugen zur Bedingung des Fortbetriebs gemacht wird, denn die Kosten der Ablaugen-Vernichtung verschlingen den Gewinn, den eine Zellstoff-Fabrik unter günstigsten Umständen erzielen kann. Fabrik-Nachrichten aus Amerika Arbeiter-Ausstand in den Holyoker Papierfabriken. Laut Be richt des »Paper Trade Journal« feierten am 16. Juni 3800 Ar beiter der Papierfabriken in Holyoke. Die Fabrikbesitzer, in erster Linie die American Writing Paper Company, die in Holyoke 8 Papierfabriken besitzt, weigern sich, über die an gebotenen Lohnerhöhungen hinauszugehen, während der Ver band der Papierfabrik-Arbeiter auf den ursprünglichen, in Nr. 52 Seite 1842 wiedergegebenen Lohnforderungen besteht. Obwohl der Unterschied gering ist, ist wenig Aussicht auf baldige Beendigung des Ausstandes. Zwei Papierfabriken haben die Forderungen der Arbeiter bewilligt, und dort fand auch kein Ausstand statt. Eine dieser Fabriken, die Chemical Paper Company, zahlt nach der neuen Vereinbarung folgende Tageslöhne: Maschinenführer 3'/« Dollar, Maschinengehilfen 13/4, Kalanderführer 13/4, Kalandergehilfen 1,45, Papierschneide rinnen 1,15, Führer von Riesbeschneide-Maschinen 1,85, Ge hilfen 1,60 Dollar, Leute im Lumpenraum 1,35, Hofarbeiter 1,35 Dollar. Die Fabriken der American Writing Paper Com pany sind bereit, alle ausständigen Arbeiter wieder einzu stellen, die Kessel werden unter Dampf erhalten, damit die Fabriken jeden Augenblick den Betrieb wieder aufnehmen können; bis zum 16. Juni hatte sich aber noch niemand zum Wiedereintritt gemeldet. Durch den Stillstand in Holyoke werden täglich rund 240 Tonnen Schreib- und Bücherpapier weniger als sonst erzeugt. Dieser Ausfall macht sich schon jetzt dadurch fühlbar, dass diejenigen amerikanischen Fabriken, die ausserhalb Holyokes diese Papiersorten herstellen, die sonst für Holyoke zugedachten Aufträge erhalten, und die Preise fest sind. 8Stunden-Schlcht. Die Leitung der St. Regis Paper Com pany wurde von den Arbeitern ihrer Papierfabrik ersucht, die 8 Stunden-Schicht mit dreimaligem Schichtwechsel für Maschinen arbeiter einzuführen. Die Leitung lehnte dieses Verlangen ab. sagte aber zu, vom 1. Juli 1904 ab den Wunsch zu erfüllen, wenn sich bis dahin die Geschäftslage nicht ändert. Die neue Einführung würde die Ausgaben für Löhne um 50 pCt. er höhen, und es wäre unmöglich, die Preise für Papier in ent sprechender Weise zu steigern, da die Erzeugung bis Mitte 1904 im Voraus verkauft sei. Diese Antwort stimmt mit der jenigen der International Paper Co. überein, vergl. Nr. 50 Seite 1753. Das Vorgehen der Northern Paper Co., die in ihrer Druckpapier-Fabrik in Millinockett seit Jahresfrist mit 8 Stunden-Schichten arbeitet, scheint Schule zu machen. Gegen 40 Schicht-Arbeiter der Champion Paper Mill in Carthage, N. Y., forderten verkürzte Arbeitszeit bei gleichem Lohn wie bisher und legten die Arbeit nieder, weil ihre Forderung nicht gewährt wurde, und die Fabrikleitung nicht mit dem Einigungs-Ausschuss des Arbeiter-Verbands sondern nur mit ihren Arbeitern selbst unterhandeln wollte. Die Ausständigen sind noch nicht zur Arbeit zurückgekehrt, die Fabrik stellte aber Papiermacher von auswärts ein und konnte so den Betrieb voll aufrecht erhalten. Wasserreichtum. Regengüsse in den letzten zwei Wochen füllten die Seen und Wasserläufe so, dass auf längere Zeit kein Wassermangel zu befürchten ist, und machten den Wald bränden ein Ende. Europäisches Papier in China China erweist sich in neuester Zeit als aufnahmefähiger Markt für billiges Maschinenpapier, das dort von Hand gefärbt wird. Die Ausfuhr erfolgt meist von österreichischen Papier fabriken über Hamburg. Der Geschäftsbericht des Vereins österr.-ungar. Papierfabrikanten enthält über chinesische Papier zölle laut »Zentralblatt für die österr.-ungar. Papierindustrie« Folgendes: Auf Grund der mit den Vertretern der Vertragsmächte ver einbarten Abmachungen trat am 81. Oktober 1902 ein neuer chinesischer Zolltarif in Kraft, welcher, gegen die frühere Gepflogenheit, für eine Reihe Artikel spezifische Zölle auf weist. Bezüglich jener Artikel, welche nach wie vor bei der Einfuhr nach China einem Sprozentigen Wertzoll unterliegen, wurde die Vereinbarung getroffen, dass auch für diese Artikel im Einvernehmen der Signatarmächte spezifische Zölle eingeführt werden können. Zu diesen Artikeln gehört auch gewöhnliches und besseres Druckpapier sowie Zellstoffpapier, be züglich welcher Papiergattungen unser Verein vom k. k. Handels ministerium zur Aeusserung aufgefordert wurde, ob auch für diese spezifische Zölle im Interesse unserer heimischen Industrie gewünscht werden. In unserer Antwort verwiesen wir darauf, dass angesichts der stetig sinkenden Papierpreise die Beibehaltung des Sprozentigen