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Nr 68 PAPIER-ZEITUNG 2407 die Maschine eigens gebaut, um den Portugiesen zu zeigen, was deutsche Fabrikanten liefern. Ferner sind vorhanden 2 Glättwerke, 1 Papierschneidmaschine ans Paris und 1 Pappenschere von Karl Krause-Leipzig. Zum Antrieb ist Gasanlage und Gasmotor aus Eng land vorhanden. Der Besitzer ist portugiesischer Marine-Ingenieur. Ich hatte grossen Respekt vor diesem Titel, ehe ich wusste, dass er hier zu Lande käuflich ist. Am 18. April früh ging ich mit dem Besitzer nach der Fabrik. Das Fundament für die Pappenmaschine war schon errichtet und das vordere Gestell der Pappenmaschine aufgestellt. Mit Stolz zeigte mir der Herr Ingenieur seine Leistung und rief: »Born, Born« (gut)! Ich klatschte in die Hände und rief auch Born! Der Herr Ingenieur hatte nämlich die’ Maschine verkehrt aufgestellt, d. h. die linke Seite auf die rechte und die rechte auf die linke. Dadurch waren aber sämtliche Walzen um etwa 8 cm zu kurz. Da dadurch der Antrieb statt auf die linke auf die rechte Seite kam, dies aber nach der Fabrik anlage nicht anging, so waren die 2 Söhne des Besitzers und ein Arbeiter beschäftigt, für den Lagerbock in die falsche Seite des Maschinengestells zwei Löcher zu bohren. Ich gab ihnen zu ver stehen, sie sollten damit aufhören, ich werde ihnen alles ins Gleis bringen. Dem wurde mit Vergnügen Folge geleistet. Ich ging nun zuerst an die Aufstellung des Sandfanges, Knotenfängers und Schöpf rades. Nach 2 Tagen reiste der Besitzer auf 4 Tage nach Lissabon; darauf hatte ich nur gewartet. Ich liess das Gestell hinwegnehmen und neue Löcher für die Steinschrauben bohren. Da kamen die zwei erwachsenen Söhne des Besitzers und baten mich, ich sollte doch die Maschine stehen lassen, wie sie war, ihr Vater hätte sich Monate lang damit grosse Mühe gegeben, was ich in einem Tag demolirte. Ich arbeitete trotzdem weiter. Nach 4 Tagen kam der Besitzer zurück; die Maschine stand fertig zum Filzeinziehen und Riemenauf legen. Er drückte mir die Hände, warf mir Kusshände zu und rief »Born, Born«! Ich glaube aber, er ist heute noch der Ansicht, ich habe so weiter montirt, wie er angefangen hat, denn seine Söhne haben ihm gewiss nicht gesagt, dass ich seine Arbeit verworfen habe. Die portugiesischen Kinder ehren nämlich ihre Eltern über alles, und wenn diese Fehler machen, so schweigen die Kinder aus Ehrfurcht vor ihren Eltern. Ich habe dies hier vielfach erfahren. Nunmehr fragte ich den Besitzer: Wo ist der Antrieb für Pappen maschine, Glättwerke und Schneidmaschine? Er zeigte nach der Decke. Ich gab zur Antwort: Ganz recht, Herr, aber Ihre Haupt transmission ist ja um 2 m zu kurz! Jetzt ging die Messerei und Berechnerei an, das Ergebnis gab mir Recht. Tags darauf reiste der Besitzer nach Lissabon, um die 2 m Welle und Kuppelung herstellen zu lassen. Ich machte mich während dieser Zeit an den Rührbottich. Dieser ist liegend und zementirt, nach Zeichnung von C. Joachim & Sohn erbaut, aber für Schöpfbecher waren nur 9 cm Raum gelassen. Die Zeichnung von C. J. & S. war richtig; der Inhaber hatte sich um 9 cm verrechnet. Es kostete eine Heidenarbeit, diesen Fehler wieder gut zu machen. Jetzt kam von Lissabon ein »ingönieur de gaz«, um die Gasanlage in Betrieb zu setzen. 6 Tage war er hier, die Kohlen wurden ver brannt, aber von Gas keine Spur. Darauf reiste er ab und erklärte, es seien nicht die richtigen Gaskohlen vorhanden. Am andern Tage reiste der Chef hinterher, um einen andern Ingenieur zu holen und bringt einen ganz einfachen Mann mit. Der Chef will den Kessel an heizen lassen, der einfache Mann aber erklärt: nein, der Gasentwickler muss erst demontirt werden, auf dass ich sehe, ob er in Ordnung ist; da ging die Streiterei stundenlang an. Das Ende war, der einfache Gasmensch setzte seinen Kopf durch, der Gasentwickler wurde auf geschraubt. Unterdessen kommt Herr Reddelin aus Lissabon hier an und besichtigt die Anlage der Fabrik und erklärt mir: der Herr kann ja kein Gas bekommen, denn anstatt dass der Dampf unterhalb der Roste einströmt, befindet sich der Dampfzulass oberhalb! Dasselbe erklärte der Gasmensch. Neue Streiterei! Jetzt studirte ich erst die Zeichnung der Gasanlage und fand, dass Herr R. und der Gasmensch Recht hatten. Nun nahm ich die Zeichnung, legte sie dem Chef vor und erklärte sie ihm. Darauf sagte mir derselbe, ich habe Born ge baut, aber die verdammten Engländer haben mir eine falsche Zeich nung gesandt. Jetzt konnte ich nicht mehr an mich halten, ich warf mich auf einen in der Nähe liegenden Haufen Stroh und lachte wie ich in meinem Leben noch nie gelacht habe. Der Chef reiste noch an demselben Tage nach Lissabon und liess die Dampfeinströmung unterhalb der Roste herstellen. Nach 5 Tagen kam er zurück, die Maschinenteile wurden an den Gasentwickler ge schraubt, der Kessel angeheizt, und es gab Gas die Menge. G. L. Festigkeitsprüfer für Papier Herr Prof. Nicolaus Teclu von der Wiener Handels-Akademie, über dessen Arbeiten auf dem Gebiet der Papier-Prüfung wir schon früher berichteten, erdachte nachstehend beschriebenen Prüfer, der gestatten soll Festigkeit und Dehnung von Papier rascher und doch ebenso genau zu ermitteln wie mit den bis her bekannten Prüfern. Das Wesen des neuen Prüfers besteht darin, dass auf ein in einem Pendel befestigten Papierblättchen von bekanntem Quadratmetergewicht in seinem Mittelpunkt Druck ausgeübt wird, der das Pendel aus seiner Ruhelage bringt. Je grösser der durch diesen Druck bewirkte Ausschlag ist, ohne dass das Papier reisst, desto grösser ist die Reiss festigkeit des Papiers, und der Erfinder stellt Formeln auf, welche gestatten sollen aus der Grösse des Ausschlags Reiss länge und Dehnung der Papierproben zu berechnen. Die vom Verfasser im »Zentralblatt f. d. österr.-ungar. Papier-Industrie« veröffentlichte Beschreibung lautet im wesentlichen wie folgt: Der Apparat wird von Anton Schuda, Mechaniker in Wien, aus Metall hergestellt und besteht im wesentlichen aus zwei zum Teil ge zahnten Rädern a und b, die hintereinander auf einer gemeinsamen Achse frei beweglich sind. Jedes dieser Räder besitzt je einen oberen und einen unteren Speichenansatz. Die oberen c, d haben die Form von Zeigern, die auf einer gemeinsamen Skala spielen, während der untere Speichenansatz e des Vorderrades als Klemmschraube zur Befestigung der Papierproben dient und überdies ein Gewicht g trägt; der untere Speichenansatz f des Hinterrades dagegen mündet, nachdem er sich rechtwinklig gebogen hat, in eine vernickelte Kugel h, welche durch eine Kurbelvorrichtung k beweglich ist. Die Papierproben sind Blätter von beiläufig 4 cm 2 und werden bei arretirter Klemmschraube, nachdem der Apparat wagrecht gestellt wurde, zwischen zwei Messingplatten, welche mit gleich grossen kreisrunden Oeffnungen versehen sind, derart befestigt, dass von der Papierprobe nur eine Papierkreisfläche von einem Durchmesser von 60 mm freibleibt, wodurch stets gleiche Dimensionen des Papiers der Prüfung unterzogen werden. Anfangs berührt nur das nach der Be festigung in senkrechter Lage sich befindende Papierblatt in seinem Mittelpunkte die vernickelte Kugel. Wird aber die Arretirung gelöst und die Kurbel gedreht, so presst sich die Kugel an das Papierblatt, welches hierdurch samt Klemmschraube und dem darunter an gebrachten Gewichte in der Richtung des Kreisbogens bewegt und gehoben wird. (Der Kreisbogen ist in Grade eingeteilt, jeder Grad in drei Teile zu 1 mm.) Diese Bewegung erfolgt stets bei allen Proben mit gleicher Geschwindigkeit, da die Kurbel gerade so schnell ge dreht wird, dass der Sekundenschlag eines Metronoms und der Schlag des über die Zähne des gezahnten Rades gleitenden Sperrhakens n gleichzeitig erfolgen. Durch das Heben des Gewichtes vergrössert sich immer mehr der Druck auf das Papier, bis dieses schliesslich zerreisst, und da eine Gegenbewegung der Speichenansätze durch das Eingreifen der Sperrhaken verhindert wird, gelangen die Zeiger zur Ruhe; ihre Stellung ermöglicht dann, die Zerreissfestigkeit und Dehnung der Papierprobe durch Rechnurg zu ermitteln. (Versuche haben ergeben, dass nur ein Sperrhaken erforderlich ist, und zwar an dem Rade, welches das Gewicht trägt, da man bei beginnendem Zer reissen des Papiers und Einschlagen des erwähnten Sperrhakens hin-