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Stoffmühle Diese Erfindung, für welche Frank J. JHarskall in Torners Falls, Staat Massachusetts, das amerikanische Patent Nr. 725 349 erhielt, bezweckt eine Verbesserung der demselben Erfinder durch das amerikanische Patent 342 802 geschützten Stoffmühle, welche in Hofmanns Handbuch der Papierfabrikation, II. Auf lage, Band I, Seite 491 beschrieben und dargestellt ist, sowie der durch das amerikanische Patent 411251 geschützten Er findung. Bei der Marshall’ Stoffmühle findet bekanntlich nicht nur, wie bei der Jordan’ Stoffmühle (vergl. Hofmann Seite 472), ein mit Messern besetzter Kegel und ein entsprechendes Ge häuse Anwendung, sondern der Stoff wird danach noch zwischen einer sich drehenden und einer feststehenden, aber in der Achsenriohtung verstellbaren Scheibe oder einem Scheibenring gemahlen. Vorliegende Erfindung soll hauptsächlich die Zugänglich keit der inneren Teile der Maschine verbessern und zugleich die Arbeitsflächen der sich drehenden und der feststehenden Scheibe vergrössern, ohne den äusseren Durchmesser der Scheiben grösser zu machen. In Bild 1 zeigt A das kegel förmige Gehäuse der Stoffmühle. An dem weiteren Ende ist Bild 2 Bild 3 es mit äusserem Gewinde C versehen, in welches das Mutter gewinde eines Ringes 0 eingreift. Mittels einer mit Handrad FL ausgestatteten Schraubspindel N, welche in die Verzahnung des Ringes 0 eingreift, kann der Ring 0 gedreht und dadurch in der Längsrichtung der Achse B der Stoffmühle verstellt werden. Der Ring 0 ist durch Klammern E, welche den Flansch D des Hohlkörpers G übergreifen, mit diesem Hohl körper G derart in Verbindung gesetzt, dass bei Verschiebung des Ringes 0 in achsialer Richtung auch der Hohlkörper G in gleicher Richtung verschoben wird. Der Hohlkörper hat an der einen Stirnfläche Messer H (vergl. auch Bilder 2 und 3, welche den Hohlkörper gesondert in Stirn- und Seitenansicht darstellen), welche den Messern H1 auf der umlaufenden Scheibe G1 gegenüberstehen und mit diesen zusammen arbeiten. Ein Gehäuse K schliesst die Messer H und H' in üblicher Weise ein. Damit nun das Innere der Mühle leichter zugänglich werde, ist der Hohlkörper G aus zwei Teilen hergestellt, die durch Keile J gegen Längsverschiebung zu einander gesichert und durch Schraubenbolzen I zusammengehalten werden, sodass sie sich leicht von der Achse B der Stoffmühle entfernen lassen. Briefe eines Pappenmachers aus Portugal I. Ein Scheiterhaufen Das erste, was mir im Innern von Portugal auffiel, waren die auf den Strassen der Städte herumliegenden Schrenzlumpen und Papier späne. Leinen-Lumpen, sogenannte line, werden von herumziehenden Spaniolen gekauft. Schrenzlumpen und Papierspäne sind aber wertlos und werden auf die Strasse geworfen, denn da die Portugiesen keine Oefen und keine Aborte besitzen, wohin damit? Alle 2 Tage werden die Strassen von städtischen Arbeitern gekehrt, und da bringen die Kaufleute ihr altes Papier und werfen es auf Maultierfuhrwerke, welche den Kehricht abfübren. Am 12. Juni war ich mittags in der Stadt B. Auf dem Marktplatz war ein grosses Feuer angezündet. DieNeugierde leitete auch mich dahin, und ich sah, dass lauter Papier- spane verbrannt wurden. Diese Stadt von 4—-5000 Einwohnern besitzt nämlich ein grossartiges Munizipalitätsgebäude, darin sind Gericht (tribunal), städtische Verwaltung, Gefängnis und Postauszahlungsfiliale vereinigt, und da heraus brachten die städtischen Arbeiter altes Papier, Telegrafenrollen, alte Akten und dergl., und die anwohnenden Kaufleute ihr altes Papier auf den Scheiterhaufen. Ich schätze die so verbrannten Papierspäne auf 30—40 Zentner. Als der Herr Postverwalter, der beim Feuer stand, mich bewill kommnete, gab ich ihm zu verstehen, dass ja hier Geld verbrannt würde. Er gab mir zur Antwort: Wohin damit? Wenn Sie alemän (Deutscher) das Zeug brauchen, so können Sie es jederzeit umsonst haben. Dio Herren vom tribunal stimmten lachend bei. II. H'ie eine Strohpappenfabrile in Betrieb gesetzt wird. Am 1. April 1908, abends 1/26 Uhr, verliess ich mit dem Dampfer Lisboa den Hamburger Hafen um im Auftrag der Firma C. Joachim & Sohn in Schweinfurt für die Einfuhrfirma Dröge & Reddelin in Lissabon eine Pappenmaschine zu montiren, die Fabrik in Betrieb zu setzen, das Personal anzulernen und eine Zeit lang den Betrieb zu leiten. Da ich von der Seekrankheit nicht zu leiden hatte, so trachtete ich vor allem danach, herauszubringen, ob dieser Dampfer Papier und Pappen an Bord habe. Wie ich erfuhr, hatte der Dampfer an Bord für Porto: 13 680 kg Pack- und Druckpapier, österreichisches Fabrikat, 10160 „ Holzzellstof, 10 160 „ braunen Holzschliff, schwedisches Fabrikat, 1 379 „ Schreibpapier und 180 „ Asbestpappe, deutsches Fabrikat. Für Lissabon:. 20 320 kg braunen Holzschliff aus Schweden, 16 Ballen = 4500 kg Strohpapier, 10 » — 3000 » Schreibpapier, 34 Rollen Druckpapier aus Deutschland und 30 „ „ aus Oesterreich. Am 10. April legte der Dampfer in Lissabon an; hier hatte ich Gelegenheit, Einblick in die Ladung eines englischen Dampfers zu gewinnen, dieser hatte zwar weniger Papier, aber lauter Schreib papier an Bord. Da das deutsche Fabrikat in Portugal sehr beliebt ist, so könnte von Deutschland mehr hierher ausgeführt werden. Eingeführt werden Schreib-, Druck-, Pack- und Strohpapiere, sowie Strohpappen, diese in den Formaten 60 X 80 und 61X86 cm. Eingeführt werden hierher ausserdem viel Cigarettenpapiere und zwar weisses, der Firma Duc & Cie. aus Lyon, unter der Marke Duc und braunes unter der Bezeichnung »papel de alcatrac norwegoe von Joseph Bardou et fils in Perpignan; das ist sehr beliebt. Strohpappen und Strohpapiere kommen sehr viel aus Holland, sind aber nicht beliebt, deutschem Erzeugnis wird der Vorzug ge geben. Für die deutschen Papier- und Pappenfabrikanten wäre Portugal ein gutes Feld. Portugal wurde in Deutschland durch die Romanschreiber in Verruf gebracht, man glaubt, der Portugiese sei träge und betrügerisch. Ich erkläre, dies ist nicht wahr! Der portu giesische Arbeiter ist fleissig, zuverlässig, treu und ehrlich, und die hiesigen Arbeiterinnen sind die besten, die ich kenne. Die höheren Stände sind freundlich, zuvorkommend und gastfreundlich im höchsten Grade. Die portugiesischen Frauen werden häufig so hingestellt, als ver brächten sie ihr Leben in süssem Nichtstun. In Wirklichkeit führen sie ihren Haushalt so gut wie eine deutsche Frau. In jedem bessern Haus ist eine Nähmaschine vorhanden, Singer oder Deutsch-Adler, erstere zum Preise von 36 Milreis, letztere zu 881/2 Milreis, aber in der ordinärsten Ausstattung. Am 12. April kam ich hier in B. an. Die Fabrik ist ein massiver Neubau am Rio Sorrail. Dieser Fluss ist schiffbar, also kann die fertige Ware zu Wasser nach Lissabon versandt werden. Stroh kostet fast nichts, die Arbeiter sind sehr fleissig und tüchtig; der Lohn für einen männlichen Arbeiter beträgt 240 Reis, Frauen erhalten 160 Reis im Tage. (1 M. ist jetzt 274 Reis wert.) Gearbeitet wird von früh 6 bis abends 7 Uhr. 100 kg Strohpappen kosten 6000 Reis. Demnach kann ein Strohpappenfabrikant hier schon bestehen, zumal Stroh pappen sehr gesucht sind. Die Fabrik soll 600 kg Pappen in 12 Stunden erzeugen, ist aber so gebaut, dass darin auch Strohpapier oder nach Bedarf mehr Pappe hergestellt werden kann. An Maschinen sind vorhanden 2 Kollergänge (alt), 1 Holländer für 80 kg Stoffeintrag (alt), 1 sehr schöne, neue Pappenmaschine von C. J. & S. in Schweinfurt. Man kann fast denken, die Firma habe