Volltext Seite (XML)
Handelskammer-Berichte 1902 Lüneburg. Papier-Industrie. Die Absatzverhältnisse haben sich gegen 1901 unwesentlich gebessert. Das Ausfuhrgeschäft war flauer als im Vorjahr. Die Erzeugung musste durch wiederholte kürzere Betriebseinstellung eingeschränkt werden. Die Verkaufspreise waren niedriger als im Jahre 1901. Die Tapetenfabriken waren im Berichtsjahre stark beschäftigt. Die Uebererzeugung, der Kampf mit den Fabrikanten und Händlern, welche ausserhalb des Zusammenschlusses deutscher Tapeten-Fabri- kanten und Händler stehen, der wirtschaftliche Tiefstand im Inlande und als Folgeerscheinung der Massenabsatz verschiedener Fabriken nach dem Auslande zu jedem Preise, um die Generalunkosten des Betriebes zu decken oder zu verringern, macht noch fernerhin die Geschäftslage im allgemeinen schlecht und ernst, sowohl für Fabri kanten wie Händler. München. Hadern und Lumpen. Das Jahr 1902 gestaltete sich nicht günstiger als das vorhergehende. Die Hadern verarbeitenden Papierfabriken klagten wieder über schlechten Absatz und unlohnende Preise, und Rohstoffe konnten nur sehr schwer und ohne nennenswerten Nutzen verkauft werden. Die Papierabfälle, welche voriges Jahr bei guten Preisen schlanken Absatz fanden, erzielten so niedrige Preise, dass jeder Verdienst aus geschlossen war. Im Dezember waren Papierabfälle und Hadern wieder besser gesucht und auch die Preise eher zufriedenstellend. Die Arbeitslöhne blieben unverändert, auch an Arbeitern und Arbeiterinnen war durchaus kein Mangel; doch machte sich bei neu eintretenden Arbeiterinnen ein grosser Wechsel bemerkbar. Die Ausfuhr liess sehr zu wünschen übrig. Papier. In der Papier-Industrie war Nachfrage und Absatz ausser ordentlich gering; erst gegen Ende des Jahres trat Besserung ein. Die Preise gingen infolge ungenügender Beschäftigung vieler Fabriken durch fortgesetzte Unterbietungen noch weiter zurück und sind grösstenteils unlohnend, da die Rohstoffe nur teilweise und nicht entsprechende Preisermässigung erfahren. Gold- und Silberpapier. Der Gang des Geschäftes während 1902 war zufriedenstellend; obgleich dieses Jahr auf einzelnen Gebieten geschäftlich ruhiger war, blieb der Umsatz nicht gegen die beiden vorhergegangenen Jahre zurück. Die Preise für Roh- und Hilfsstoffe gingen etwas zurück, und die Preise der fertigen Erzeugnisse konnten sich infolgedessen auch nicht behaupten. Trotz des Preisrückganges blieben die Arbeitslöhne denen der Vorjahre gleich. Lithografie. Der Gang des Geschäfts war im Jahre 1902 noch un günstiger als im Vorjahre. Bis einschliesslich Novemher wurde unter grossen Anstrengungen und bei Rückgang der Preise eine mässige Steigerung des Umsatzes gegen das Vorjahr erzielt, jedoch wird der Nutzen voraussichtlich kleiner sein. Ein Teil der Rohstoffe, wie Firnisse, Terpentin, Farben, sowie auch die Seidenwaren und Bänder, Leinengewebe und Filze zeigten erhebliche Preissteigerungen, während Papier und Metall im Preise unverändert blieben. Kartell - Vereinigungen haben, abgesehen von dem Zusammen schluss eines Teiles der französischen Abnehmer, nicht stattgefunden; der Markt wurde dadurch nicht beeinflusst. Die Löhne bewegten sich im allgemeinen auf der Höhe des Vor jahres. Kunstverlag. Bei den Verlags- und den Reproduktionsanstalten unterscheidet sich das Jahr 1902 nicht vom vorhergehenden. Im Verlagsgeschäft hängt der Erfolg fast mehr von Verlags objekten ab «als von Gunst oder Ungunst der Verhältnisse. Es ist also schwer, hier von gutem Geschäft oder von Niedergang im allgemeinen zu sprechen; die auch in 1902 sehr starke Erzeugung, die grosse Zahl neuer Mitbewerber lässt auf das erstere schliessen. Die grafischen Anstalten waren im allgemeinen gut beschäftigt. Auch hier drückt eine starke Konkurrenz die Preise, während die Löhne guter Arbeiter auf diesem Gebiete fo twährend steigen. Von Rohstoffen sind nur die Papierpreise, namentlich in den billigeren Sorten, zurückgegangen. Die hohen Einfuhrzölle, welche Russland auf Drucke aller Art, auf Einbände und dergleichen erhebt, erschweren ungemein die Aus fuhr dahin, die sonst gute Aussichten hätte. Die Beziehungen zu England leiden etwas unter der Abneigung dortiger Kaufleute gegen Deutschland. Fotografie. Ganz fraglos ist ein starker Rückgang des foto grafischen Kunsthandwerks zu verzeichnen; das beweisen nicht allein die anormalen Gescbäftsverhältnisse in den Grossstädten mit ihrem fortwährenden Wechsel der Ateliers, auch die Provinz meldet Ueber- wucherurg der ansässigen Betriebe durch allerlei unlauteren Wett bewerb. Die Warenhäuser, welche Fotografien herstellen und zum Teil als Geschenke kostenlos den Kunden mitgeben, sind der grösste Schaden des Gewerbes; dem -gerellen sich noch hausirende Ver- prösserungsanstalten zu, welche mit unglaublichen Anbietungen die Geschäfte ganzer Bezirke im Absatz grösserer Bilder einfach lahm gelegt haben. Insbesondere sind Pforzheim und Umgegend zu nennen, wo die Klagen über diese hoffnungslose Lage nicht verstummen wollen. Buchhandel. Auch im Jahre 1902 befand sich der baierische Sortiments-Buchhandel in schwieriger Lage. Während nach wie vor in den grösseren Städten der Wettbewerb der Warenhäuser mit ihren grösstenteils minderwertigen, aber billigeren Artikeln das Publikum abzieht, wird der Buchhandel der kleineren Orte teils durch die in grösseren Städten bestehenden Spezial-Sortimente, teils durch den Wett bewerb der Buchbindereien und verwandter Geschäfte beeinträchtigt. Der Verlags-Buchhandel hatte zwar teilweise Vorteil durch den mässigen Preis der Werkpapiere, musste aber dafür höhere Druck preise bezahlen. Auch die Preise der Buchbinder sind beträchtlich in die Höhe gegangen; in vielen Fällen wird es den mit geringen Vorteilen arbeitenden Verlegern von gebundenen Schulbüchern schwer werden, die bisherigen Preise zu halten. Buchdruckerei. Entsprechend den gedrückten Verhältnissen, welche im Berichtsjahr auf Handel und Industrie im allgemeinen lagen, hat man im Jahre 1902 auch im Buchdruckgewerbe vielfach Klagen über unzureichende Beschäftigung und infolge der dadurch noch mehr an gespornten Konkurrenzlust über schlechte Preise gehört. Es wird jedoch festgestellt, dass schon in der ersten Hälfte des folgenden Jahres wesentliche Besserung eingetreten ist. Die Anerkennung des Deutschen Buchdrucker-Tarifs hat wieder' wesentliche Fortschritte gemacht. Indem zuletzt ausgegebenen Verzeichnis der tariftreuen Druckereien des Deutschen Reichs ist nachgewiesen, dass am 30. April 1903 di r Tarif in Deutschland in 1315 Städten von 4250 Betrieben, in welchen 39 464 Gehilfen beschäftigt sind, anerkannt wurde. Es be deutet dies gegenüber dem Vorjahr, in welchem wir 1013 Städte mit 3464 Betrieben und 36 527 Gehilfen melden konnten, eine wesentliche und sehr erfreuliche Steigerung. üebor weitere Einführung von Setzmaschinen liegen zur Zeit keine zuverlässigen Mitteilungen vor, und eine Statistik wird vom Tarifamt erst in den nächsten Monaten ausgegeben werden. Es ist jedoch an zunehmen, dass die im Vorjahr gemeldete Zahl von 390 Setzmaschinen auch im Berichtsjahr entsprechend gestiegen ist und jetzt 450 beträgt. Ein Ereignis für viele Buchdruckereien Baiern s war die in den letzten Monaten ausgeschriebene Submission auf die Dienstpapiere der Generaldiektion der Kgl. Baier. Posten und Telegrafen. Es ist dabei dankend zu erwähnen, dass die maassgebende Behörde die Vorbersitungen zu dieser Submission mit grosser Umsicht getroffen hat. Um den oft unerhörten Unterschieden in der Preisstellung, welche bei früheren Submissionen zum grossen Teil auf nicht ge nügend sicheren Unterlagen bezüglich der Papierqualität beruhten, zu begegnen, hat die Generaldirektion dieses Mal in dieser Beziehung noch genauere Unterlagen für die in Betracht kommenden Papiere beschafft und veröffentlicht, dass Lieferungen, welche den Mustern nicht entsprechen, rücksichtslos zurückgewiesen werden. Auch der Termin für Einreichung der Offerten war weit genug hinausgeschoben, und jede gewünschte Auskunft wurde bereitwilligst erteilt. Die Zahl der zur Submission Eingeladenen war wesentlich höher als bisher und verteilte sich auf das ganze Königreich. Um den Klagen über die geradezu unbegreiflichen Unterbietungen bei früheren Postsubmissionen vorzubeugen, hat es der Verein Mün chener Buchdruckereibesitzer unternommen, unter den zur Submission herangezogenen Firmen eine Einigung bezüglich der Preise auf Grund eingehender fachmännischer Berechnung herbeizuführen. Zunächst wurde dieser Versuch bei den Münchener Druckereien, welche sich an der Postsubmission beteiligten, angestellt, und es war die Absicht vorhanden, wenn hier eine Einigung erzielt sei, auch an die Nicht münchener Firmen mit dem Vorschlag heranzutreten, sich dem Angebot des Münchener Vereins anzuschliessen. Nahezu am Abschluss sind jedoch einige wesentlich in Betracht kommende Firmen wieder abgesprungen und haben dadurch den im Interesse vieler und gewissermaassen auch im Interesse des Ganzen angestellten Versuch zunichte gemacht. Sie tragen aber auch ferner die Verantwortung, wenn die hier gebotene Gelegenheit, die Druck preise zu heben, verpasst wurde; denn die Preise einer so bedeutenden Menge von Arbeit, wie sie die Postarbeiten erfordern, haben auch Einfluss auf die Preise aller übrigen Druckarbeiten. 141536] Bitte Preishefte zu verlangen Leitz-Registratoren Leitz-Briefordner Leitz-Schnellhefter Biblorhaptes Louis Leitz, Briefordner-Fabrik FEUERBACH bei Stuttgart Nordhäuser Strreichwveiss in matt weisser Farbe, besser als Blanc fixe, aber wesentlich billiger» ferner alle Füllmaterialien für geringere Papiere bis zu den geringsten Zuckerpapieren offerirt [149541 EDUARD GOSSEL, Nordhausen