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Nr. 67 PAPIER ZEITUNG 2373 weder durch Gärung noch durch andere Einflüsse an ihren guten Eigenschaften Einbusse erlitten haben. Echten Zellstoffschleim erhalten wir also durch Zerlegung der hierfür geeigneten Fasern in feinste Spaltungen, und Hanf und Flachs und überhaupt die Nesselarten sind dafür am besten geeignet. Wenn man die Fasern dieser Pflanzen mit Sach kenntnis und Vorsicht behandelt, so kann man stets besten Zellstoffschleim in beliebiger Menge in das Papier bringen. Bei dem Surrogat des Zellstoffschleims haben wir es wahr scheinlich mit ähnlichen Faserbildungen zu tun wie bei den Nesselfasern. Nur sind bei den Surrogatstoffen die Verkittungen der Faserzellen durch die Einflüsse der Bodenbeschaffenheit, des Klimas und der Zeit fester und widerstandsfähiger ge worden als die Zellen selbst, ähnlich wie sich bei alten Bauten der Mörtel oft härter und dauerhafter erweist als die Steine, woraus jene Bauten bestehen, -i- Verbesserung der kaufmännischen Fortbildungsschulen Von Harry Bostell, Düsseldorf-Oberkassel. Probenschau Unter diesez Ueberschrift werden alle Ton Besiehezn der Papiez-Zeitung eingesandten Muster von Erzeugnissen dea Papier- und Sohreibwaren - Faches die Neuer oder Bemerkenswertes bieten, kostenfrei beschrieben Sammel-Alben für Postkarten, Liebigbilder, Amateurfotografien usw. von C- Ruff in Kirchheimbolanden (Rheinpfalz). Die kürzlich erschienenen Neuheiten dieser rührigen Firma zeichnen sich durch feinen Geschmack und gute Arbeit aus. Sämtliche Muster von Postkarten-Alben haben das gefällige Hochformat von 38X22 cm, die Decken sind mit Künstlerleinen von grauem, bläulichem, braunem, grünem oder rotem Farbton überzogen, und auf solchem Grunde wurden die weiteren Verzierungen meist in recht ansprechender Art aufgedruckt. Das Album Nr. 102 trägt z. B. auf grünem Leinenüberzug in schwarzem Druck das Bild der Ruine Rheinstein. Dieses Bild wurde von einem Klischee gedruckt, das nach kräftiger Federzeichnung geätzt wurde. Auf solche Weise wurde eine eigene Art des Buchdeckelschmuckes, geschaffen; der fertige Deckel sieht aus, als wäre er mit einer starkstrichigen Radirung bedeckt. Ein anderes Album ist auf dem Deckel durch einen prächtigen Die Kaufmannschaft hat die Mängel in der praktischen Ausbildung der jungen Leute seit Jahrzehnten erkannt und infolgedessen Fort bildungsschulen ins Leben gerufen. Obwohl selbst Praktiker, sind die Kaufleute von altbewährten praktischen Grundsätzen völlig abgewichen, als sie die Leitung von Fortbildungsschulen Volksschullehrern anvertrauten anstatt erst klassigen Praktikern (Prinzipalen oder Angestellten), welche man hierzu am besten ausbilden lassen könnte. Die Kaufmannschaft wusste also bislang immer noch nicht so recht, mit welchen Mitteln die beste Ausbildung für die Praxis geschaffen werden könnte. Daher ergriffen Pädagogen die Zügel zur Ausbildung von Kaufleuten zu Praktikern! Sind denn die Erfolge der heutigen Ausbildung an den kauf männischen Fortbildungsschulen so hervorragend, und wurden sie bislang von vorurteilslosen Prinzipalen und höheren Angestellten auf ihren wahren Wert genau geprüft? Es soll voll anerkannt werden, dass — schon mit Rücksicht auf die im allgemeinen so mangelhafte Ausbildung der jungen Kaufleute in der Praxis — die Ausbildung an den heutigen Fortbildungsschu’en gut ist; doch ist sie immerhin verbesserungsbedürltig. Die praktische Ausbildung könnte man immer noch mit einer reparaturbedürftigen Maschine vergleichen. Zur Reparatur derselben sind indessen keine Männer der Praxis herangezogen worden, welche mit dem Aufbau der Maschine und mit dem betriebsmässigen Inein andergreifen aller einzelnen Teile vollkommen vertraut sind, sondern Theoretiker ohne genügende Fachkenntnisse. — Ist eine Maschine instand zu setzen, so bringt man sie nicht in eine technische Hoch schule, sondern in eine Maschinenwerkstätte, und zieht im Notfall Theoretiker als Berater hinzu. Die Kaufmannschaft bat den Grundstein zu ihrem Beruf, die Aus bildung, von sich gestossen: Der kaufmännische Praktiker fehlt an der Fortbildungschule entweder ganz oder wird mit seinen praktischen Erfahrungen beiseite gestellt. Jeder Kaufmann sollte doch aus Er- fahrung wissen, dass aus den wissenschaftlich gebildeten Ständen die schlechtesten und unpraktischsten Kaufleute hervorgehen! Kann ferner ein Volksschullehrer alle aus der Praxis kommenden Fragen, die von Schülern gestellt werden, sofort richtig beantworten? Ist ein solcher Lehrer allen Schülern an praktischen Erfahrungen überlegen? Das Fehlen des kaufmännischen Praktikers unter den Lehrern der Fortbildungsschule wird schlimme Folgen für die Kauf mannschaft haben! Möge der Volksschullehrer den theoretischen Unterricht in gewissen Fächern weiter erteilen, den praktischen Unterricht aber muss ein Kaufmann erteilen, der also den Schülern mit Lehren und Ratschlägen an die Hand gehen kann, welche der Praxis entnommen sind. Kaufmannsstand und Volksschullehrerstand stehen sich heute schroff gegenüber. Warum? Ist denn gemeinschaftliches Wirken un möglich? — Könnten sich nicht beide Stände im Fortbildungswesen die Hand reichen und mit vereinten Kräften der Sache dienen? Möchten sie eich doch gegenseitig ergänzen: Der Volksschullehrer gebe dem Praktiker Unterricht in der Methodik, und der letztere dem ersteren Autklärung über die kaufmännische Praxis! — Jedenfalls sollte jeder Vorsteher einer kaufmännischen Schule, mag er Kaufmann oder Lehrer sein, grosse praktische Erfahrungen besitzen; denn nur dann kann der Unterricht den Anforderungen der Kaufmannschaft ent sprechend geleitet und sein praktischer Erfolg richtig beurteilt werden! Der Vorsteher muss im Interesse der Sache Praktiker und Theoretiker voll zu Worte kommen lassen und stets unparteiisch ver fahren ! Nicht zuletzt muss die Kaufmannschaft auch für Ausbildung der jungen Leute in der Praxis selbst nach Kräften sorgen. In dem grossen deutschen Industriestaate, in dem der Kaufmann einen der ersten Plätze einnehmen sollte, bleibt er ruhig im Hinter gründe! Kann es dabei besser werden? farbig gedruckten Eichenzweig geschmückt, während ein drittes farbenschillernde Schmetterlinge, Bienen und Käfer zeigt, die sich um einen blühenden Weidenzweig tummeln. Nach dem* Grundsatz, dass der Geschmack verschieden sei, finden sich unter den Einbänden auch recht bunte und grelle Drucke. Sie sind für die Landkundschaft bestimmt, welche im Gegen satz zu den Städtern kräftige Farben vorzieht. Bei allen Aus führungen ist der Ueberzug aus Leinen gefertigt und auf Druck und Abstimmung der Farben äusserste Sorgfalt ver wandt. Die Firma versendet an ihre Kunden eine Mappe mit mustergiltig ausgeführten Probedrucken der neuesten Deckel verzierungen. Unter diesen Blättern aus starkem Karton be finden sich prächtige Buntdrucke, naturalistische und stilisirte Verzierungen, die von der Leistungsfähigkeit der Firma vor zügliche Proben abgeben. Ansichtskarten mit Bildern aus Berlin und Umgebung. Verlag von Alfred, Schulze, Berlin - Ba'ensee, Kurfürstendamm 115. Die nach neuen fotografischen Aufnahmen angefertigten bunten Lichtdruckkarten wurden schon wiederholt in der Papier- Zeitung beschrieben. Kürzlich erschien eine Nachtrags - Serie von 32 Karten, wodurch die Zahl der Berliner Ansichten dieses Verlages auf 64 gestiegen ist. Äusser verschiedenen Strassen- Ansichten, die durch den hohen Standpunkt des aufnehmenden Fotografen bemerkenswert sind, z. B. die Leipzigerstrasse von der Friedrichstrasse bis zum Spittelmarkt, eine Ansicht Potsdams vom Brauhausberge aus, das Cafe Bauer mit der Friedrich strasse und den Linden, sind auch viele recht malerische Bilder aus Berlin, dem Tiergarten und der näheren und weiteren Umgebung Berlins bemerkenswert. Viele Karten bilden Stadtteile und Gebäude von Potsdam ab. Die Aus führung der Bilder ist nicht gleichmässig, doch hat die über wiegende Zahl frische lebendige Farben, und einzelne Karten sind sogar so sorgfältig gearbeitet, dass man die Sonnen strahlen auf dem Laub zu sehen glaubt. Äusser Postkarten verlegt die Firma auch fotobunte Bilder von etwas grösserem Format, 11X16 cm. Auch diese Bilder schildern Berlin, und ihre Ausführung übertrifft diejenige der Postkarten an Farben pracht und Feinheit.